Das ist eine ältere Fanfiction von mir. Sie spielt zeitlich nach „Tall Tales", 2x15.

Die Story ist teilweise sehr brutal, also bitte nicht weiterlesen, wenn euch das stört oder ihr nicht alt genug seid ;)

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Folter

Kapitel 1

„Das ist widerlich, Dean."

Sam hielt die schlabberige, nasse Socke an den Fingerspitzen hoch und streckte sie Dean entgegen.

„Kannst du deine Socken nicht zumindest wieder aus dem Waschbecken rausnehmen, wenn du sie schon darin waschen musst?"

Dean verdrehte die Augen.

„Nun nerv' mich nicht schon wieder, nur, weil du einen Putzfimmel hast."

„Leck' mich", murmelte Sam, nahm seine Jacke, ging aus dem Motelzimmer und schlug die Tür ein wenig heftiger als normal hinter sich zu.

Dean sah seinem jüngeren Bruder einen Moment lang nach. Was war bloß los mit ihnen? Ständige Reibereien, gereizte Unterhaltungen… Klar, sie waren Brüder und da giftete man sich auch mal an, aber die letzten Wochen waren anders gewesen.

Angefangen hatte es natürlich, als sie dem Trickster zum ersten Mal begegnet waren. Er hatte sie geschickt gegeneinander ausgespielt, Sams Laptop, sein Wagen… Und doch hatten sie ihm das Handwerk gelegt, nicht zuletzt Dank Bobbys Hilfe.

Das war nun zwei Wochen her. Sie waren weitergezogen, einem neuen Fall auf den Spuren. Doch noch immer war es Dean, als würde er Sam am liebsten eine reinhauen, wenn er ihn auch nur ansprach. Und auch, wenn er nicht mit Sam darüber geredet hatte, wusste er, dass es Sam genauso erging wie ihm. Jeden zweiten Satz von Dean bedachte Sam mit einem Augenverdrehen oder dem typischen Sam-Schnauben.

Dean seufzte und zog den Stapel an Ausdrucken näher zu sich heran. Er würde sich einfach auf ihren Fall konzentrieren, irgendwann würden sich die Spannungen zwischen ihm und Sam schon wieder geben. Immerhin, was erwartete er? Sie waren nun seit gut eineinhalb Jahren ununterbrochen zusammen, 24 Stunden am Tag. Kein Wunder, dass man den anderen da auch mal satt hatte und etwas überreagierte.

Die Tür flog mit einem Krachen zu, Sam schloß den Reißverschluß seiner Jacke und zog den Kragen gegen den eisigen Wind etwas höher. Dann ging er schnellen Schrittes in Richtung Stadtpark. Dieser Weg war nichts Ungewöhnliches mehr, denn obwohl sie erst seit einer Woche hier waren, war er schon ein Dutzendmal hierhin gelaufen und hatte auf den See hinausgestarrt.

Diese Spaziergänge schienen der einzige Weg zu sein, einer erneuten Rauferei zwischen Dean und ihm zu entgehen.

Stinkende Socken im Waschbecken, halb vergammelte Essensreste im Kühlschrank, eine Zahnpastatube, die geradezu vergewaltigt aussah…

Sams Miene verfinsterte sich erneut und er dachte zurück an die Zeit vor Jessicas Tod, in der sein Leben so geordnet und geregelt, ja fast normal gewesen war. Er liebte seinen Bruder, aber von Motel zu Motel mit ihm zu ziehen und seinem Chaos hinterherzuräumen, nein, das war nicht seine Vorstellung von Spaß. Und dazu noch dieser Fall…

Diese Morde waren das Grausamste, was ihnen bisher auf ihrer Reise durchs Land begegnet war. Die drei Opfer, zwei Männer und zuletzt auch eine Frau, konnten von ihren Angehörigen kaum noch identifiziert werden, so schlimm waren sie zugerichtet worden. Laut den Zeitungsberichten, die Sam und Dean in die Hände gefallen waren, hatten sie alle fürchterliche Verletzungen davongetragen, die auf brutale Folter hinwies. Die Schmerzen, die sie vor ihrem Tod durchlitten haben mussten, konnte und wollte Sam sich nicht näher vorstellen.

Sam sah auf den See hinaus und atmete tief ein. Hoffentlich fanden sie heute Abend im Leichenschauhaus einen Hinweis darauf, wer oder was diese Menschen so verletzt hatte, denn wenn es nach Sam ging, konnten sie diese Stadt nicht schnell genug verlassen.