Disclaimer: Sherlock is owned by BBC and others; this is an original story that does not intend to infringe on their copyright. This story is written without the aim to make profit, it is written in recognition to the show and the idea behind.

I

Nachdem die Glocke geläutet hatte und alle Kinder ruhig in geordneten Reihen nach der Pause wieder in ihren Klassenräumen verschwunden waren, breitete sich eine geschäftige Stille in dem alten Gemäuer aus. Überall aus den unterschiedlichen Klassenräumen war leises Gemurmel von Lehrern oder Schülern zu hören und in der Ferne konnte man die Instrumente aus dem Musikunterricht aus einem anderen Flügel des Gebäudes hören. Im obersten Geschoss der alten Schule lagen die Räume der Verwaltung und die des Rektorates.

Die Tür des Rektorzimmers öffnete sich und heraustraten eine kleinere Frau mittleren Alters, die einen blonden Jungen an der Hand hielt. Der Junge sah schüchtern auf den Boden, die Schuluniform ein wenig zu groß und hörte still dem Ende des Gesprächs zu, das der Direktor seiner neuen Schule mit seiner Mutter geführt hatte.

„Ich bringe den jungen Mann jetzt zu seiner Klasse, er wird sich hier schon schnell einleben und ein wertvolles Mitglied unserer Gemeinschaft werden."

Die Frau bedankte sich nochmals beim Direktor und kniete sich dann neben ihren Sohn, der immer noch schüchtern und ängstlich den Boden anstarrte. Sie schob im liebevoll die Hand unters Kinn und hob seinen Kopf leicht an.

„Das ist eine großartige Chance für dich, mein Schatz. Dir wird es hier gefallen und du findest bestimmt schnell neue Freunde. Ich gehe jetzt, wir sehen uns heute Abend zu Hause. Und benimm dich!"

Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn, verabschiedete sich nochmals dankend vom Direktor und ging mit eiligem Schritt Richtung Treppe. Ihr Sohn blieb einsam zurück und schaute ihr mit Tränen in den Augen nach. Er schrak zusammen, als er plötzlich eine Hand auf seinem Rücken spürte, die in leicht in die andere Richtung des Flures drückte.

„Komm, John. Ich zeige dir deine Klasse, wir müssen uns beeilen, der Unterricht hat bereits angefangen." John nickte nur und folgte seinem neuen Direktor.

„Guten Morgen, Herr Direktor!"

Die Klasse setzte sich wieder und alle Augenpaare waren auf den Neuen gerichtet, der neben dem Direktor stand.

„Das hier ist euer neuer Mitschüler, John Watson. Er hat sich hier an unserer Schule für ein Stipendium beworben und hat in den Prüfungen hervorragend abgeschnitten. Daher wird er von Beginn dieses Schuljahres einer von uns. Seit nett zu ihm und helft ihm, sich bei uns einzugewöhnen."

Mit diesen Worten verließ der Direktor die Klasse.

„So, ich bin Mr. Winston, Dein Klassenlehrer. Jetzt haben wir Mathematik. Erst einmal müssen wir einen Platz für dich finden."

Mr. Winston ließ seinen Blick durch den Klassenraum schweifen, bis er an dem einzig noch freien Platz hängen blieb.

„Dann setze dich einmal in die letzte Reihe, neben Sherlock ist noch ein Platz frei."

John folgte dem Blick seines neuen Lehrers und sah einen großen, blassen Jungen mit dunklen, zersausten Haaren, der ihn kurz musterte, dann aber seinen Blick wieder nach draußen Richtung Parkplatz richtete. John sagte nichts und schlüpfte schnell nach hinten auf seinen neuen Platz.

Er fühlte sich nicht wohl, er hatte gar nicht auf diese Schule gewollt, er wollte auf seiner alten Schule bleiben. Zwar hatte er auch da eigentlich keine richtigen Freunde gehabt, aber er hatte irgendwie dazu gehört. Hier war er nur dank seiner Leidenschaft für das Lernen und Lesen gelandet. Seine Mutter hatte darauf bestanden, dass er sich auf das ausgeschriebene Stipendium bewirbt. Er sollte seine Chance nutzen und eine gute Schule besuchen. John war das egal, er hatte sich die ersten zwei Jahre auf seiner alten Schule recht wohl gefühlt, hier würde das nicht so werden.

John hing seinen Gedanken nach und merkte nicht, wie schnell die erste Stunde in seiner neuen Klasse vorbeigerauscht war. Die Glocke läutete und kündigte die erste große Pause an. Seine Klassenkameraden gingen langsam nach draußen auf den Schulhof.

John folgte ihnen unsicher, kaum hatte er die Tür zum Schulhof erreicht, wurde er von hinten geschupst und fiel auf die Knie. Als er sich umblickte standen die Jungs seiner Klasse um ihn herum und kesselten ihn ein.

„Guck mal, seine Uniform ist ja viel zu groß!"

„Dann wächst er nicht so schnell raus, seine Mami kann ihm bestimmt keine neue kaufen, sonst kriegt er nichts mehr zu essen."

John stand wieder auf und klopfte sich die Hose ab. Einer der Jungen stieß in wieder in den Dreck.

„Stipendiaten wollen wir hier nicht, du Arbeiterkind. Geh wieder in die Gosse, wo du hingehörst."

Die Jungs traten nach ihm und bewarfen in mit Erde, bevor sie lachend in eine andere Ecke des Schulhofes abzogen.

John sah ihnen nach, dann stand er auf, klopfte sich noch mal ab und zog er seine Hemd und Jacke zurecht, dabei an sich runter. Seine Uniform war tatsächlich zu groß, die Hose zweimal umgeschlagen und die Jacke an den Schultern viel zu weit. Aber so eine Uniform war teuer und seine Eltern konnten sich das kaum leisten, also hatte seine Mutter sie extra zwei Nummern größer gekauft.

Er gehörte hier nicht er, er wusste es ja selbst und trotzdem musste er sich sehr beherrschen, um keine Tränen zu vergießen. Aber diese Genugtuung wollte er den anderen Kindern nicht geben. Er ließ den Kopfhängen und ging über den Hof, versuchte dabei Abstand zwischen sich und die anderen, besonders seinen Klassenkameraden, zu bringen.

Der Schulhof war groß, mit mehreren Spielgeräten und Bäumen. Weiter hinten war ein Zaun, der den Schulhof der Grundschule von dem der älteren Schüler trennte. John hing weiter gedankenverloren auf dem Schulhof umher, als er plötzlich einen Jungen entdeckte, der wie gebannt auf den Parkplatz vor der Schule starrte. John erkannte, dass es sich um seinen neuen Tischnachbar handelte. Erst jetzt viel ihm auf, dass er vorhin nicht bei den anderen Kindern dabei gewesen war, als sie in gehänselt hatten. John beobachtete ihn ein paar Sekunden und überlegte, sollte er was sagen, anscheinend war der Junge nicht wie die anderen.

„Hallo, was macht du da?" brachte John heraus. Der andere Junge reagierte gar nicht. John wartete noch kurz und seufzte innerlich. Anscheinend würde er hier gar keine Freunde finden. John war erleichtert , als die Pausenglocke läutete und er endlich wieder in das Klassenzimmer konnte. Da hänselte ihn wenigstens niemand.