Braune Augen
Die erste echte Veränderung ging, glaube ich, von Gibbs aus. Irgendwann begann er, seinen Kaffee nicht mehr ganz auszutrinken, als wolle er etwas für dich drinnenlassen. Ich erinnere mich, wie er dort an seinem Platz saß, nur wenige Tage, nachdem du gegangen warst, und in seinen Becher mit kaltem Kaffee starrte, nur um nicht auf deinen leeren Platz sehen zu müssen. Wir anderen taten es, in der Hoffnung, du würdest hineinkommen und uns einen guten Morgen wünschen. Aber du kamst nicht.
Auf deinem Platz lag ein Bild. Weder ich, noch Gibbs oder jemand anderes aud dem Team hat besonders viel Ahnung von Kunst, aber ich wusste, dass es ein gutes Bild war. Es zeigte eine lächelnde Frau, die an einem Fenster saß und zum Himmel schaute, ein beschriebenes Stück Papier in der Hand. Daneben ein einziger Satz, für keinen von uns deutbar: 'Wir treffen uns Dienstag.' Es war das letzte Blatt im Block. Ich erinnere mich noch gut, wie du dich immer gefreut hast, wenn du das letzte Blatt bemaltest, und wie du dich dann am nächsten Morgen mit einem neuen, noch eingeschweißten Block an deinen Schreibtisch gesetzt, die Folie abgerissen und dann an dem Papier gerochen hast, bevor du dann selig lächelnd das erste Blatt bemaltest. Deine Freude, deine ganz allein, etwas, was ich nie werde begreifen können. Das Papier schien ein Geheimnis für dich zu sein, eines, das selbst du nicht ganz lüften könntest. Sobald du einen Stift in die Hand nahmst, änderte sich die ganze Welt und eine neue öffnete sich, von der ein Zauber ausging.
Dein Leben war gewissermaßen so wie deine Zeichnungen; nicht einfach dahingekritzelt, sondern sorgsam durchdacht, selbst die Skizzen, jedoch mit einem feiner Humor, der es auflockerte. Du potraitiertest einen Menschen wie eine Karikatur und maltest dir dein Leben in den schillernsten Farben aus. Ich mochte es, wenn dein Haar etwas durcheinander war - es machte dich ein bisschen weniger perfekt, und das beruhigte mich. Deine Souveränität verunsicherte uns alle.
Kein Mensch könnte je so geplant sein, wie du es warst. Und doch...
Und doch habe ich es gespürt. Die feinen Wellen, zwischen dir und habe in meinem Leben viel Liebe gesehen: familiäre, freundschaftliche, amuröse, zärtliche, gestellte und gewünschte. Verbotene. Tragische. Ich habe auch genug Liebende gesehen, um einen solchen zu erkennen. Du hast ihn geliebt, vom ersten Moment an.
Man konnte es an deinen Augen sehen.
Wärst du glücklich, wüsstest du, dass er tot ist? Nein, ich glaube nicht. Es war nutzlose Rache. Kein Liebender sieht den Geliebten gerne tot.
Ich liebte dich immer, oder wenn es keine Liebe war, war es eine starke Imitation davon. Auch das habe ich erlebt, doch es ist zu spät, um es zu überprüfen. Nicht, dass ich je auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätte. Du warst so hoch über mir, dass ich dich mir belanglosen Gesprächen und vulgären Witzen so gerade noch erreichen konnte.
Nun sitzt Ziva auf deinem Platz. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, dass du nicht mehr da bist, obwohl ich mich noch dabei ertappe, wie ich ausversehen deinen Namen in ihre Richtung rufen will.
Doch so sehr Ziva und du doch verscheiden seid, eins habt ihr doch gemeinsam:
Sooft ich in ihre Augen sehe, bilde ich mir ein, auch du blicktest daraus hervor.
Ende
So, das isses. Ehrlich gesagt bin ich mir garnicht sicher, ob Kate überhaupt braune Augen hatte, aber was soll's! Künstlerische Freiheit! Genau so wie mit den Ungenauigkeiten *hüstel*, was die Storykline angehen.^^
Ich persönlich bin ja dafür, dass wir Proteste gegen CBS starten... Mein Gott, sie haben Kate kaum noch erwähnt nach ihrem Tod! Nur als Gibbs sein Gedächtnis verloren hatte! Shame on them! *grummel*
AL, Black Gin
