Disc: Nix mir und Geld kriege ich auch keines.

Letzte Urlaubstage by YuryJulian

Durch das Krächzen der Möwen erwachte Nathan. Seine Hand wanderte auf die andere Seite seines Bettes, sie war leer. Natürlich, Kristin musste die Woche bereits wieder arbeiten, er aber würde noch einige Tage Landurlaub haben. Es war schön sie da gehabt zu haben. Verschlafen sah er auf die Uhr auf seinem Nachttisch. Schon fast elf. Am gestrigen Abend war es gar nicht so spät gewesen und er hatte dennoch so lange geschlafen. Seit Lucas vom Urlaub bei seinen Eltern zurückgekehrt war, musste er sich nicht mehr jeden morgen um Darwin kümmern, der schon zu gottlosen Zeiten am nahen Ufer die halbe Nachbarschaft der anderen Inseln aus den Betten pfiff. Der Teenager kam sofort wenn Darwin rief. Manchmal fragte man sich echt wer von beiden wen kommandierte.

Bridger kuschelte sich noch ein wenig in seine Kissen bis er bei dem Gedanken an frisch geröstetes Toastbrot nicht mehr widerstehen konnte und doch aufstand. Sein Schlafzimmer lag am Ende des Ganges im ersten Stock, zwei Zimmer weiter war das von Lucas. Die Tür stand offen und der Captain hörte schon beim Verlassen seines Schlafzimmers, dass das Computergenie wohl schon länger auf den Beinen war. Eigentlich erwartete er den Jungen am Computer vorzufinden oder zumindest bei einer Bastelei an eben jenem Gerät, um so mehr erstaunte es ihn, als er in den Türrahmen trat und die ganzen Plastikplanen am Boden vorfand. Das Bett war zur Seite gerückt und auch das Aquarium hatte einen anderen Platz bekommen. Der blonde Teenager war gerade dabei einige Farbtöpfe zu öffnen. Vor ihm lagen verschieden dicke Pinsel.

„Morgen!"machte sich Bridger bemerkbar.

Lucas sah auf. „Guten morgen!"Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln.

Verwirrt blickte der Captain weiterhin auf die Plastikplane und die Farbeimer. „Was hast du vor?"fragte er dann doch, als Lucas sich nicht weiter stören lies und ihn unbeachtet ließ.

„Diese eine Wand stört mich ein wenig. Dort drüben steht der Schrank und hier ist nichts."

„Dann häng dir doch ein Poster oder ein paar Bilder hin."

„Sollten die hier rein passen, nachdem ich fertig bin, dann mache ich das."Das Genie fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar. Erst gestern Nachmittag war er endlich seinen Gips losgeworden und man hatte einen ganz normalen Verband angelegt. Den Arm hatte er sich kurz vor Weihnachten bei seiner Mutter in Buffalo gebrochen, als er ausgerutscht und eine kleine Treppe hinunter gefallen war. Nicht aber aus eigener Unachtsamkeit, sondern aus Sturheit der Leute, die kurz vor dem Fest Einkäufe erledigen mussten. Ein kleiner Stoß hatte genügt und der Knochen war gebrochen. Er sollte den noch schwachen Knochen schonen. Doch so wie es aussah, tat der Besitzer des Knochens dies nicht. Sein Bett war von der Wand gezogen worden und auch der Schreibtisch stand nun vor dem Kleiderschrank.

„Gefällt dir die Farbe etwa doch nicht?"

Der Teenager war die ganze Zeit in der Hocke gewesen, richtete sich nun aber auf. „Doch, das ist hervorragend. Dieses helle Blau lädt einen sogar direkt dazu ein. Nur sie müssen auch zugeben, wenn sie mir hier schon ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen und darauf drängen, dass ich mich wohl fühlen soll, dann muss ich mich auch entsprechend einrichten können. Tja, und ich fand eben, diese beiden Seiten hier sind viel zu kahl!"

Der Captain verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Türrahmen. „Wann hat dein Vater gesagt, schickt er dir den neuen Computer?"

„Sollte diese Woche kommen, aber ich glaube nicht, dass wir heute damit rechnen können."

„Ich glaube ich werde ihn anrufen und darum bitten diesen so schnell wie möglich zu schicken. Ohne dieses Ding hast du mir eindeutig zu viel Unsinn im Kopf!"

Lucas hatte von seiner Mutter zum letzen Weihnachten einen Laptop geschenkt bekommen, der leider bei dem Silversterausflug seiner Eltern auf der Jacht mit dieser verbrannt war. Sein Vater versprach ihm einen neuen zu besorgen, doch bis dahin musste dieser ohne auskommen. Nicht besonders leicht für jemanden, der ohne Computer nicht leben konnte. Die ersten Tage nach seiner Rückkehr zu Bridger ging es auch ganz gut. Darwin und Dr. Westphalen, die für kurze Zeit bei ihnen war, sorgten für genug Abwechslung. Nur jetzt war die ehemalige Ärztin nicht mehr an Bord und Darwin brauchte keine vierundzwanzig Stunden Betreuung. Also wurde dem Teenager langweilig. Das bemerkte der seaQuest Captain schon am Vorabend als dieser plötzlich eine kreative Schaffensphase hatte und eine Schale mit Sand vom Strand holte und diesen auf ein Blatt Papier mit Klebstoff rieseln lies. Anschließend verteilte er Muscheln und klitzekleine getrocknete Seesterne. Das Endprodukt war schon sehenswert, doch ein Großteil des Sandes landete auf dem Fußboden, den Bridger dann sauber machen musste. Lucas war unter der Dusche verschwunden und anschließend ins Bett. Sein Vidlink hatte der Junge auch schon ordentlich auseinander genommen. Nun ging dieses als schlechterer Computer durch, reichte für seine Bedürfnisse jedoch nicht aus.

Leider war auch keiner von seinen Freunden da. Der einzige der könnte, musste sich um seine noch immer kranke Tante und Cousine kümmern, der Rest verbrachte seinen Landurlaub bei seinen Familien.

„Wieso Unsinn? Da auf dem Schreibtisch stapeln sich meine Bücher. Ich habe gestern ein tolles Regal entdeckt, das ich nachher kaufen werde. Ist ebenfalls aus einer Art Edelstahl und wird daher super hier rein passen." Gemeint war die Wand links neben der Tür.

Bridger sah neben sich. „Du willst hier ein Regal rein stellen?"

„Genau. Das ist doch kein Unsinn. Ich kann meine Bücher ja wohl schlecht in den Kleiderschrank mit stecken. Wobei ich da gerade überlege, ob ich nicht den dort hin stellen soll, wo ich das Regal gerne hätte und dieses aber dann gegenüber vom Bett."

„Und was willst du mit der Farbe?"fragte Bridger nun endlich. Der Teenager erzählte die ganze Zeit etwas vom Umstellen der Möbel, einem neuen Regal, aber nicht was er mit der Farbe hier vor hatte.

Lucas winkte den Captain herein. „Von dort sieht man es wohl nicht. Sehen sie sich mal an, was ich hier gemacht habe."

Nathan betrat die Plastikplane und stieg über zwei der Farbeimer drüber. An der Wand wurden leichte Bleistiftlinien sichtbar. Als er davor stand, bemerkte er, dass es sich dabei um einen Delphin handelte. „Hast du das gemalt?"

„Ja"nickte der blonde Teenager stolz. „Ist doch richtig gut geworden. Ich überlege, ob ich da hinten noch eine Insel machen soll, aber ich glaube das passt farblich nicht so ganz. Die grünen Palmenblätter zu dem ganzen grau, blau und silber hier im Zimmer. Da bekommt der Doc beim nächsten Besuch nur Augenkrebs. Allerdings könnte ich versuchen hier drüben die seaQuest hinzusetzen. Die wäre nur ein wenig zu klein."

„Oder du malst erst einmal deinen Delphin aus und entscheidest nach Fertigstellung, ob es notwendig wird mehr zu machen."Der ältere Mann legte ihm die Hand auf die Schulter.

„Das ist natürlich auch eine Idee. Das hellblau der Wände machte dieses Motiv einfach ideal!"Lucas blickte den Captain forschend mit seinen blauen Augen an. „Sie sind doch nicht etwa sauer?"

Bridger erwiderte diesen Blick. „Wieso sollte ich das."

„Na, sie haben sich schließlich die Mühe mit dem Zimmer hier gemacht und nun räume ich hier kurzerhand alles um und versuche mich sogar selbst als Künstler."

Kopfschüttelnd antwortete Nathan. „Mach dir da mal keine Sorgen. Mir ist es wichtig, dass du dich wohl fühlst und an dieser kleinen Veränderung kann ich keinerlei Einwände sehen, die nicht nachvollziehbar wären. Ich geh jetzt runter und frühstücke. Danach kann ich dir helfen, wenn du das möchtest."

„Ich brauche tatsächlich Hilfe. Nicht beim malen, das würde ich gerne selber machen, aber nachher beim Regal kaufen. Ich glaube nicht das alleine hierher schleppen zu können."Er nickte mit dem Kopf in Richtung Kleiderschrank. „Und der muss ja auch noch seinen Platz wechseln."

„Willst du ihn wirklich neben die Tür haben?"

„Ja, so habe ich dann auf der Seite dort mehr Platz. Das Aquarium kommt zischen den Kleiderschrank und das Bett, der Schreibtisch wieder an seinen alten und der Delphin ist direkt über meinen Kopf wenn ich schlafe." grinste Lucas zufrieden.

„Na gut, viel Spaß mit deiner Arbeit."Er ließ den Jungen allein und hoffte keine böse Überraschung zu erleben. Der Bleistiftdelphin sah schon mal nicht schlecht aus.

Lucas zog das Baumwollhemd aus, warf es locker über den Stuhl am Tisch und schnappte sich einen Pinsel. Er würde zuerst die graue Fläche ausmalen.

********

„Können wir kurz zum Dock fahren?"Sie waren gerade auf dem Rückweg vom Baumarkt. Lucas' neues Regal lag noch in Kartons verpackt in seine Einzelteile zerlegt auf der Rückbank des Wagens.

„Das ist eine gute Idee. Ich müsste nämlich auch zum Hauptquartier und mich nach den neuen Befehlen erkundigen."

„Sehr gut."

Sie standen gerade an einer roten Ampel. Bridger betätigte den Blinker. Wenn sie zum UEO Hauptquartier wollten, mussten sie jetzt links abbiegen. Dann sah er zu seinem Beifahrer. „Brauchst du was?"

„Nicht direkt, aber ich wollte mir einige Sachen holen."

Sie hielten in einer Seitenstraße nahe des großes UEO Komplexes. Bridger ging in das Gebäude und Lucas zum Dock wo die seaQuest majestätisch in der Sonne lag. Die Wachleute kannten ihn und ließen ihn aus diesem Grund auch ohne große Schwierigkeiten hindurch.

Da niemand auf dem Boot war konnte er schnell durch die Gänge laufen und die Treppen hinunter springen. In seiner Kabine angekommen suchte er schnell einige Bücher zusammen. Die in seinem neuen Zimmer waren alle schon gelesen. Dann fiel ihm noch etwas ein und er ging zur Brücke.

„Soll ich dich nun auslachen oder bemitleiden?"fragte er den diensthabenden Offizier auf der Brücke, der auf dem Commandosessel saß und die Stellung hielt.

„Willst du es herausfinden?", kam bissig die Antwort des Lieutenant.

„Komm schon, Jim. So schlimm ist es doch nicht. Ich habe ganz genau gesehen, dass du bis gerade eben noch mit dem Computerspiel beschäftigt warst, das du nun unter der Konsole versteckst."

Lieutenant Brody holte das Spiel hervor. „Wehe du verrätst mich. Es ist einfach stinklangweilig hier drinnen. Nichts passiert. Meinst du es würde jemanden stören, wenn ich mir einen Billiardtisch hier aufstellen lasse?"

„Mich nicht, aber auf mich kommt's ja auch nicht an. Nimm es nicht so schwer! Einer muss den Job ja machen und dieses Mal hat es eben dich erwischt."

„Ja.", stieß Brody verächtlich auf. „Diejenige, die Urlaub haben, haben schön reden."

„Du hattest doch auch welchen."

„Was willst du eigentlich hier? Kannst du deinen Urlaub nicht genießen ohne ihn mir unter die Nase zu reiben?"

Lucas schüttelte den Kopf. „Nein, das hatte ich nicht vor. Ich wollte nur etwas herausfinden."

Jim zog die Augenbrauen hoch. „Das wäre?"

„Das ist es ja gerade, was ich raus finden muss."Er ließ sich bei der rechten Kontrollstation neben dem Commandosessel nieder und begann den Computer für seine ganz eigenen Interessen Zweck zu entfremden.

„Was tust du da?"

„Ich will wissen, was ein ehemaliges Mitglied dieser Mannschaft wieder zur UEO zurückgetrieben hat. Oder besser, wieso die UEO sich freiwillig erneut diesen Mann antut."Er hatte die Akte gefunden und durchsuchte dort die entsprechenden Dateien. „Das gibt's doch nicht."meinte er dann erstaunt.

„Bist du nun schlauer?"

Lucas lachte. „Allerdings. Wenn das stimmt was hier steht, dann haben wir ab der nächsten Tour wieder jemanden an Bord der sich hervorragend mit dem Commander versteht."

„Ein Freund von Ford?"

Das Computergenie schaltete die Systeme wieder auf den Normalmodus um. „Das wäre zuviel des guten. Ben ist nicht gerade ein absolut gern gesehener Mensch. Zumindest nicht bei denen, die mit seiner Art nicht klarkommen."

„Wie meinst du das?"

Lucas zögerte mit seiner Antwort. „Ich glaube das findest du besser selbst heraus. „Für mich wird es Zeit zu gehen, ich muss noch mein Zimmer bis heute Abend fertig bekommen und Ortiz anrufen. Den wird das auch brennend interessieren."

Ohne sich von dem leidenden Brody zu verabschieden, düste der Teenager von der Brücke. Bridger erwartete ihn bereits. „Was treibst du so lange?"

„Hab mich nur noch kurz mit Brody unterhalten."

„Brody? Ist er der arme Kerl, der dieses Mal die Stellung halten muss."

„Ja und er kommt vor lauter Langeweile auf schlimmere Ideen als ich."

Auf den fragenden Blick Bridgers fügte Lucas noch hinzu. „Er hat zumindest nicht vor die seaQuest neu zu streichen, soviel ist schon mal sicher."

„Mehr verrätst du mir nicht?"

Lucas schüttelte den Kopf und stieg in den Wagen. Zu Hause angekommen, wollte Darwin ihnen beiden unbedingt beim Zusammenbau des Regals helfen. Nachdem man zu dem Entschluss kam, das neue Möbelstück auch im Ganzen in das Zimmer des Computergenies tragen zu können, wurde es auf dem Steg zusammen geschraubt. Herunter gefallene Schrauben brachte Darwin mit Freuden zurück. Kurz vor Vollendung schaffte der Delphin es doch tatsächlich den Schraubenzieher zu entwenden. Wie verrückt suchten Bridger und Lucas nach dem Werkzeug, bis ihnen einfiel, wo es stecken könnte. Es kostete die beiden eine ganze Stunde, den Meeressäuger davon zu überzeugen eben jenes Stück dringend zu benötigen. Doch Darwin interessierte sich nicht dafür. Er wusste genau, sobald das Regal fertig war, würde Lucas nicht mehr draußen sein, da er sein Zimmer weiter einrichten wollte und der Delphin wäre dann ganz allein. Kurzerhand schloss Bridger mit ihm dann den Deal, bei ihm zu bleiben bis der Teenager fertig sei. Als von dem jungen Genie noch ein Versprechen auf einen ganz leckeren Fisch kam, stimmte Darwin zu und brachte den Schraubenzieher zurück. Ein kleiner Tintenfisch hatte es sich auf dem Griff bequem gemacht. Der blonde Junge fand es eine gute Idee, dem Captain diesen in einem unbeobachteten Moment auf die Schulter zu setzen. Erst als das Tier Nathan ins Hemd kroch, merkte er den Scherz. Vor der Rache fliehend versteckte sich Lucas auf der anderen Seite der Insel und wartete einen Moment bis sich der ältere Mann wieder beruhigt hatte. Durch die Hintertür kehrte er nach einigen Minuten zurück. Auf dem Tisch lagen die Fotos, die der Captain vom Entwickeln zurück geholt hatte. Seiner Neugier konnte Lucas nicht wieder stehen, denn er wollte unbedingt die Bilder sehen, die er gemacht hatte, als Darwin all das Zeug aus dem Meer angeschleppt hatte. Besonders überrascht war er dann aber, als er sich schlafend auf dem Steg entdeckte und von Darwin mit Meerespflanzen und Muscheln und was der Meeressäuger noch so fand voll geworfen hatte. Das konnte doch nicht wahr sein! Der Captain hatte ihn doch tatsächlich beim schlafen fotografiert.

„Welches soll ich davon größer machen lassen?"

Vor lauter Schreck fielen dem Teenager die Bilder aus den Händen. „Können sie sich nicht bemerkbar machen, wenn sie sich von hinten an mich heranschleichen?"

Lachend ging Nathan in die Knie und half dem Teenager beim Aufsammeln der Bilder. „Das war doch genau Sinn und Zweck der Sache. Ich bin eindeutig für das mit dem Seestern auf dem Kopf."

„Ich wette sie haben ihrem Kumpel da draußen noch geholfen mich schön her zu richten. Wehe von den Dingern taucht irgendeines auf dem Boot auf. Ich werde die hier jetzt alle konfiszieren!"Schnell sammelte der blonde Junge ausschließlich die Bilder auf, auf denen er am Steg schlief, ein. An die, die der Captain schon an sich gebracht hatte, kam er jedoch nicht ran.

„Keine Sorge, das ist mein ganz privater Schatz."

Zweifelnd sah das junge Computergenie den älteren Mann an. „Ich traue ihnen nicht."

„Das kannst du aber. Wollen wir dein Regal jetzt hoch schleppen?"

Lucas sah zum Fenster hinaus. „Ja, das wird das Beste sein. Je schneller es drinnen ist umso schneller kann ich mit Darwin spielen."

Fortsetzung folgt....

.... sobald mein Rücken in Ordnung ist, der verhindert das Tippen im Sitzen und stehend geht das schlecht.