Die Finger der linken Hand schlossen sich um die der rechten, das Gefühl der Taubheit fast vertreibend. Noch immer wollte die Kälte jedoch nicht verschwinden, selbst als die Ärmel des Pullovers über das Handgelenk rutschten.

Die Dunkelheit war absolut, kein einziger Lichtstrahl fand seinen Weg durch die Vorhänge, auch wenn draußen die morgendliche Sonne von den weißen Schneeflocken reflektieren mochte. Den Hinterkopf gegen die steinerne Wand hinter sich sinken lassend, die Arme nun um den Körper geschlungen, verlor der Körper mit einem Male sämtliche Spannung. Jegliche Kraft, die noch einen Augenblick zuvor vorhanden gewesen zu sein schien, einfach verschwunden wie der letzte Funke eines zu schwachen Zaubers.

Heiße Tränen, unkontrolliert und unerwünscht, fanden ihren Weg über die Wangen, obwohl die Handballen gegen die geschlossenen Augen gedrückt waren- als würde dies den Schmerz zurück drängen. Jeder kleine Satz, die Verzweiflung der letzten Woche hatte sich zu einer großen Welle zusammengefunden und nun war sie gebrochen. Ein Sturm, der begann, obgleich alles andere so wunderbar perfekt schien, aus dem Nichts. Das Wissen darum, dass der Wind irgendwann aufhören würde, dass das kleine Boot trotz allem nicht kentern könnte, war die einzige Hoffnung.

Wie paradox der Gedanke war, dass die gleiche Person, die für diesen Schmerz mitverantwortlich war, mit einem einzigen Lächeln, mit einem Wort, diesen auch verschwinden lassen konnte, war allgegenwärtig. Wann diese als Abhängigkeit zu bezeichnende Situation entstanden war, war unklar. Nur, dass es sich nicht zu ändern schien.

Die Angst, die Person zu verletzten- sie durch bloßes Sein zu verlieren- drängte sich stets in den Vordergrund. Nicht mit Absicht, nicht durch Böswilligkeit, sondern einfach durch die Unfähigkeit, Worte so aneinander zu reihen, dass sie für einen Fast-Fremden Sinn ergäben. Emotionen überfluteten ein Herz und die Gedanken, die zu lange in einem Käfig hatten leben müssen, wunderschön und schrecklich zugleich.

Ein Name für dieses Chaos ließ sich nicht finden, als könnte man es nicht in rationale Formen drängen. Doch war das vielleicht nicht nötig, gar nicht gewollt, aber wie kann man damit umgehen?

Loslassen? Das loslassen, das einen wie ein Rettungsring vorm Ertrinken rettet- das, was die Dunkelheit erträglicher macht.

Mit beiden Händen festhalten? Was aber, wenn man zu fest klammert, obwohl die Kraft dazu fehlt. Wenn der Rettungsring so nicht schwimmen kann, nicht schwimmen will.

Der Gedanke, das Land zu erreichen, gemeinsam, war es, der ein Lächeln hervorbrachte, trotz allem. Weil diese Möglichkeit, es zusammen zu schaffen, überhaupt existierte. Es würde nicht leicht werden, dazu waren sie zu weit draußen, aber sobald Land in Sicht käme, würden sie wissen, weshalb sie das scheinbar Unmögliche gewagt hatten. Nicht ertrinkend oder rettend, sondern als Menschen, die beides zugleich sein würden, ein Team.

Nun, in solch rückblickender Betrachtung- ohne die Verzweiflung als ergrauender Schleier- war es doch möglich, dem Chaos einen Namen zu geben. Einer, der nicht leicht zu vergeben war, nicht leicht verdient, aber doch so passend.

Das Herz zu verlieren, sich zu verlieben, war stets ein Risiko, doch gab es nichts Schöneres als zu erleben, dass es das wert gewesen war.

Hallo Du da,

Ich weiß, dass das eine Fanfic der anderen Art war, aber ich hoffe, sie hat Dir trotzdem gefallen.

Ein kleines Häppchen für zwischendurch, dass möglicherweise ein wenig zum Nachdenken anregt- zumindest hoffe ich das. Falls Du mehr in dem Stil lesen möchtest, lass Wünsche und Anregungen gerne in den Kommentaren.

Mach Dir noch einen angenehmen Tag,

LG,

Roxanne