Zeichen der Liebe
Kapitel 1: Hitze
John rieb sich die Augen und klappte den Laptop zu.
Zu lange schon saß er daran und die Ergebnisse waren ernüchternd.
Noch viel schlimmer war die Tatsache, dass er seiner Mutter Morgen dies alles irgendwie erklären musste.
„John, diese drei Punkte sind auf der Wand. Alles auf der Wand steht dort aus einem Grund. Die Punkte stehen da, es ist ein Hinweis!", würde Sie ihm erwidern und dazu auffordern nochmals und noch gründlicher zu recherchieren.
Zunehmend musste er Derek, seinem Onkel, Recht geben:
Seine Mutter jagte einem Hirn-Gespinst hinterher, einer Illusion, die sie für wahr hielt.
„Du hast dich irreführen lassen. Du dachtest, es wäre ein Hinweis und bist mit aller Härte vorgegangen. Du hast daran geglaubt und immer härter danach gesucht, sodass du Indizien missdeutet hast. Es passiert. Du hast dich geirrt – wir alle haben uns geirrt. Willkommen in der menschlichen Rasse...", hallte Dereks Stimme in Johns Kopf.
Er war so tief in Gedanken versunken, dass er die Tritte, welche zweifelsohne von Camerons Lederstiefeln kommen mussten, erst bemerkte als sie ganz nah waren.
Vor Schreck drehte er sich um und erstarrte.
Sein Blick viel dort hin wo er wusste, dass er nicht hinfallen durfte.
Cameron hatte nichts an, außer einen lilanen BH mit passend farbenen Slip.
Sein Atem stockte. Er fühlte wie die Hitze in ihn aufstieg, seine Gedanken vernebelte und er anfing zu schwitzen.
Die Tatsache, dass Cameron jetzt ganz nah war, machte es nicht besser.
Er musste sich förmlich dazu zwingen, seinen Blick abzuwenden.
„Warum hast du nichts an", fauchte er sie wütend an – bestimmt tat sie es mit Absicht, um ihn zu testen, um zu wissen, ob er etwas für sie empfand. Die Reaktion seines Körpers gab ihr jetzt bestimmt die wahre Antwort, die Wahrheit, von der er so fürchtete, dass sie ans Licht geriet. Die Wahrheit, welche er mit Riley verdrängen wollte...
„Weil ich heiß bin", erklärte Cameron in einem Hauch, der kaum lauter war als ein Flüstern. John musste, wegen des Kloß in seinem Hals schlucken. Sein Blick blieb an ihren leidenschaftlichen Lippen haften. Seine Hände krallten sich in die Armlehnen des Drehstuhls in dem er saß.
Sie beugte sich vor, war nun noch näher und stützte sich mit ihrer linken Hand an der Rückenlehne ab.
Johns Herz klopfte und es rannte noch schneller, als Cameron ihren rechten Zeigefinger nahm und auf seiner Brust damit entlang fuhr.
Johns Augen weiteten sich, auf seinen ganzen Körper bildeten sich kleine Schweißperlen und er fühlte in einer Weise, die er eigentlich vor Cameron verstecken wollte.
„Du könntest mein sein...", säuselte sie ihm leise ins Ohr.
„Was?", stotterte John der nicht glauben konnte, was er gerade gehört hatte.
Cameron stand auf, ließ aber ihren Zeigefinger auf Johns Brust und tickte dagegen: „Du könntest mein sein", sagte sie ihm emotionslos, „Es steht auf deinem T-Shirt."
John blickte verwundert hinab auf den Schriftzug seines T-Shirts:
Guns N' Roses - You Could Be Mine
„Oh..", sagte er halb enttäuscht, halb erleichtert.
„Es scheint dein lieblings T-Shirt zu sein. Du trägst es häufig. Warum?", fragte sie mit einem Hauch von Interesse.
„Weil es mich an die Zeit erinnert, in der ich nicht an meine Bürde glaubte und ich somit frei von ihr war.", antwortete er, noch immer außer Atem während Cameron kurz den Kopf neigte.
„Du schwitzt", stellte sie monoton fest und musterte ihn dabei von oben bis unten.
„Ja, es ist heiß hier drin", log er hastig, doch seine flatternden Augen verrieten ihn.
„Die Raumtemperatur beträgt 20° Celsius. Es ist nicht heiß", widersprach sie ihm.
„Hat dir meine Mom nicht gesagt, dass du nicht in Unterwäsche herumlaufen sollst?!", raunte er sie an, um so schnell wie möglich das sensible Thema zu wechseln.
„Ich könnte sie ausziehen, wenn du möchtest", erklärte sie ihm.
Johns Kopf wurde rot vor Scham. Seine Gedanken drifteten in eine Richtung die ihm zutiefst unangenehm war und ihn deshalb wütend machten – wütend, dass es Cameron schaffte ihn verlegen zu machen, kamen seine Augen bösartig aus den Augenhölen hervor.
Sein Kopf quoll an, seine Pulsadern stießen hervor und er knirschte mit den Zähnen:
„Raus!", schrie er sie an, „Wehe wenn Mom vorbeikommt und dich so sieht", sagte er wütend weiter, „Ich werde keinen Finger rühren um es ihr zu erklären. Ich werde sie nicht stoppen..."
„Es ist unwahrscheinlich, dass Sarah vor dem Morgengrauen zurückkommt. Wir sollten sicher sein", unterbrach sie ihn mit schneller Stimme.
John blickte sie bösartig an:
„Das ist nicht der springende Punkt! Warum bist du hier?! Was willst du?!", fragte er sie mit solcher Wut, dass beim Schreien ein bisschen Speichel mit flog.
„Sarah hat mir die Aufgabe gegeben die Wäsche zu machen. Diese Aufgabe beinhaltet als ersten Arbeitsschritt, die dreckige, verschmutzte Wäsche einzu...", erklärte sie und wurde von Johns erhobener Hand gestoppt:
„Schön, dann tue es und verschwinde!", erklärte er ihr in einem Zischen.
„Du solltest mir dein T-Shirt geben, es ist verschwitzt", sagte sie und hielt ihre rechte Hand aus.
„Ich werde mich nicht jetzt umziehen!", erklärte er zugleich wütend und verlegen.
Cameron blieb regungslos stehen und betrachtete ihn.
Er hasste es, wenn ihn jemand anstarrte – seine Mutter hatte es immer getan, während er schlief. Er hasste es.
Genervt schaute er nach einer Minute auf die Uhr und danach in ihre schönen braunen Augen, die ihn einfach nur anschauten.
„Schön, dann gib ich dir das T-Shirt halt", gab er wütend klein bei und stand auf.
„Los, dreh dich um!", befahl er ihr, während seine Hände zu dem Saum des T-Shirt griffen.
Cameron hielt jedoch bloß die Hand vor ihr Gesicht, sodass John zuerst mit den Augen rollte, bevor er genervt das T-Shirt auszog.
„Ich kann durch meine Hand sehen", erklärte Cameron selbst erstaunt über diese Entdeckung.
John warf ihr vor Wut rauchend das T-Shirt zu, welches sie mit einer blitzschnellen Armbewegung fing und lief mit ausgestrecktem Zeigefinger zur Tür deutend auf sie zu:
„Raus!"
Cameron blieb verwundert stehen, sodass John sie am Arm packte und versuchte sie zur Tür zu bewegen. Trotz der Tatsache, dass das Gewicht Camerons Körpers etwa dem eines Mädchen ihrer Statur und Größe entsprach, konnte er sie keinen Zentimeter bewegen.
Vielleicht war es aus Respekt vor der Maschine, oder aber eher weil ihre Hülle die eines so unglaublich schönen, hübschen Mädchens war, der er keine Gewalt antun wollte.
Ihr Blick flog von seinem festen Griff an ihrem Arm über seine nackte Brust in sein Gesicht.
Sein Blick folgte ihrem und für eine kurze Zeit blickten sie sich gegenseitig in die Augen. Er in ihre schönen Braunen, sie in seine anziehend wirkenden Grünen...
Beide waren sich ganz nah. In der Tat waren sie sich sogar näher als vor ein paar Minuten.
Er spürte einen Hauch ihres falschen Atem auf seiner Haut und merkte wie ihr Blick zu seinen Lippen huschte.
Automatisch fielen seine Pupillen zu den sinnlichen Lippen ihres Mundes, den sie ein klein wenig geöffnet hielt.
Seine Atmung wurde schneller, sein Puls stieg. Die Hitze in ihm wurde unerträglich und er schwitzte sehr stark.
Kaum nahm er wahr wie instinktiv seine andere Hand zu ihrem wunderschönen, gut und anziehend duftenden Haar glitt, um dieses zu streicheln.
Als er es bemerkte weiteten sich seine Pupillen vor Schreck und durch den kleinen Schock ließ er sie augenblicklich los.
Nach Luft ringend, stolperte er einige Schritte rückwärts und starrte sie an.
Nur langsam öffnete sie ihre Augen, die sie voller Erwartung auf das vermeintlich kommende geschlossen hatte.
John konnte ihrem fragenden Blick nicht länger standhalten.
Seine Pupillen flatterten nach rechts und links, bevor er sich schämend nach unten blickte und bei dem Anblick ihres Körpers tief schlucken musste.
Die Hitze kehrte wieder in ihm zurück.
John schloss schnell atmend seine Augen, drehte sich um und lief durch die zweite Türe in das Bad, welches sein Zimmer mit Camerons verband, mit dem Vorhaben, eine eiskalte Dusche zu nehmen.
