Harry Potter 7 :
Harry Potter und die Burg von Arbagadon
Kapitel 1
Charlie McCaughs Tod
Strömender Regen schüttete aus den tiefschwarzen Wolken am Himmel, während grelle Blitze die Landschaft in ein fahles Licht tauchten. Die dicken, schweren Regentropfen prasselten auf einen asphaltierten Weg, der rechts und links von hohen, windgepeitschten Pinien gesäumt war, und zu einem altertümlichen Gebäude in nicht allzu weiter Entfernung hinführte. Dieses Gebäude war der Landsitz der Familie McCaugh.
Eine schemenhafte Gestalt, den Umhang mit einer Hand fest an sich gepresst, und mit der anderen Hand den Hut zum Schutz gegen den beißenden Regen tief ins Gesicht gezogen, eilte diesem diesen Landsitz entgegen.
Kaum war sie am Eingang angekommen, schwang die Tür sofort auf, und die Gestalt trat hinein auf den Hausflur und schloss die Tür wieder hinter sich, um den strömenden Regen fernzuhalten.
Die Gestalt setzte zuerst ihren Hut ab, um danach den triefenden Mantel an den Kleiderständer zu hängen. Diese Gestalt war ein Mann namens Charlie McCaugh, der gerade von seinem langen Arbeitstag nachhause zurückgekehrt war.
Charlie McCaugh arbeitete in der Abteilung für Magische Strafverfolgung im Ministerium für Zauberei. Die magische Strafverfolgung hatte ihn schon immer fasziniert, schon seit seiner Jugend und er hatte vor, auch weiterhin dort tätig zu sein, bis er irgendwann einmal in Rente gehen musste. Dass dieser Tag, an dem er seine Arbeitsstelle zum letzten Mal sehen würde, recht bald bevorstand, munterte ihn ganz und gar nicht auf. Einzig und allein sein anderes Hobby, seine andere Leidenschaft, rettete ihm noch seine Stimmung. Denn Charlie McCaugh war ein begeisterter Sammler antiker und mystischer Fund- und Bruchstücke. Besonders reizvoll waren für ihn die letzten Einkäufe, bei denen er eine alte, vermoderte Holztruhe erworben hatte, in der eine Art altes Amulett oder Medaillon enthalten war, ein alter Ring mit einer feinen Gravur auf der Innenseite, in einer Sprache die niemand lesen konnte, und auch ein funkelnder Edelstein, der, wie man ihm nachsagte, einige verborgene dunkle Fähigkeiten besaß.
„Schatz, ich bin wieder zuhause!" rief McCaugh in Richtung Wohnzimmer, während er den Flur entlang darauf zu schritt.
Aber seine Frau kam ihm bereits entgegengelaufen.
„Hallo Charlie, Schatz- du, 'Schuldigung, aber ich muss noch mal weg. In die Winkelgasse. Du weißt ja, das Fest. Ist schließlich nicht mehr lange und wir sind eben auch eingeladen, und ohne Geschenk möchtest du wohl auch nicht dort auftauchen, oder Schatz? Also, ich geh' nur was Nettes für die beiden besorgen, und dann machen wir uns 'nen schönen Abend…bis dann, Charlie."
„Okay. Ich warte auf dich."
Nachdem seine Frau mit Hilfe von Flohpulver in die Winkelgasse verschwunden war, setzte sich Charlie McCaugh zuerst einmal in seinen Lieblingssessel im Wohnzimmer nahe dem wohlig warmen Kaminfeuer, und langte nach der neusten Ausgabe des Tagespropheten. Abends am Kamin sitzen und lesen, so konnte McCaugh am besten abschalten und sich von dem meist stressigen Büroalltag im Ministerium entspannen.
Draußen wurde das Unwetter, das sich vorübergehend beruhigt hatte, wieder stärker. Erneut prasselten dicken Regentropfen und Hagelkörner gegen die Scheiben. McCaugh lehnte sich nach vorne und warf einige dicke Holzscheite in das Feuer. Einige Funken stoben und das holz knackte und zischte in der Glut.
Plötzlich vernahm Charlie McCaugh durch das Rauschen des Regens einige Stimmen, die vom Hof kommen mussten.
Seine Frau konnte es nicht sein, dachte McCaugh. Sie war schließlich erst seit einigen Minuten weg. Besuch? Auch schwer vorstellbar, denn viele Verwandte hatten sie nicht mehr. Außerdem hätte sich der Besuch wohl vorher angekündigt. Dann blieb also nur noch eine Möglichkeit. Charlie McCaugh erhob sich und trat an das Fenster, von dem man gut aus dem Wohnzimmer hinaus auf den Hof blicken konnte. Was er dort in der zunehmenden Dunkelheit erspähte, ließ ihm fast das Herz stehen.
McCaugh konnte noch erkennen, dass mehrere in Kapuzenumhänge gehüllte Gestalten, er zählte fünf, sich auf den Hauseingang zu bewegten. Zwei der Gestalten waren kleiner als die anderen und auch etwas schmaler, einer davon schien vielleicht sogar noch ein Jugendlicher zu sein. Die anderen drei waren von großer und bulliger Statur, wobei einer der drei anscheinend auch der Anführer der gesamten Gruppe war. Alle hatten sie ihre Gesichter mit Masken verhüllt, die Augen, die durch die Augenschlitze der Masken hindurchschimmerten, waren das einzige, was man von den Gesichtern der Gestalten erblicken konnte.
McCaugh war sofort klar, dass er es hier mit Lord Voldemorts treuesten Dienern zu tun hatte, den Todessern. Panik stieg in ihm hoch und befahl seinen Muskeln sich anzuspannen und bereit zu machen, aber was sollte er tun? Weglaufen, fliehen aus seinem Heim, das er schon seit Jahren sein Eigen nannte? McCaugh wandte sich vom Fenster ab, aber seine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, da einer der Todesser draußen zu sprechen begonnen hatte.
„Gut, dass der uns verraten hat, ob er es verhökert hat, und vor allem wo hin- auf jeden Fall gut für ihn…". Der Todesser ließ ein raues Lachen hören.
‚Bitte, bitte mach, dass sie mich nicht gesehen haben…' fuhr es McCaugh durch seinen Kopf.
Er wollte sich gerne umdrehen, um zu sehen, wo die Todesser jetzt waren, aber seine Angst entdeckt zu werden war zu groß. Man hatte ja schreckliches von den Todessern gehört, was, was nur, wollten sie hier bei ihm? Wieder sprach einer der Männer draußen, derselbe wie kurz zuvor.
„Also… erledigen wir es schnell und verschwinden dann hier. Ich will nicht hier sein, wenn irgendwelche Aurorenschweine auftauchen, nicht wahr Crabbe?" Der angesprochne Todesser murmelte zustimmend, und wollte auch gerade zum Sprechen ansetzen, als er unterbrochen wurde. Die Stimme des Todessers, der jetzt sprach, war kalt und höhnisch.
„Seid still. Wir haben einen Auftrag zu erledigen. Kein Gerede mehr."
Daraufhin wagte keiner der Todesser mehr weiter zu sprechen.
McCaugh hatte es geschafft sich herumzudrehen und starrte nun vorsichtig aus dem Wohnzimmerfenster. Doch er konnte keinen der Sprecher, noch irgendjemand anderes erkennen. Wo sind sie hin?
Charlie McCaugh schlich zurück in den Hausflur, in Richtung der Wohnungstür. Einmal hielt er inne und schaute sich um, da er glaubte gehört zu haben, wie in einiger Entfernung Glas zersprang. Doch als nichts weiter passiert, schlich er sich zu Wohnungseingangstür. Glücklicherweise hatte er dort einen Spion angebracht, und als er hindurchblickte, sah er nichts als die verregnete Dunkelheit.
„Du blickst in die falsche Richtung, McCaugh."
Der Todesser mit der kalten Stimme hatte gesprochen, und seine höhnische Stimme hörte McCaugh hinter seinem Rücken ertönen. Er fuhr herum und in diesem Moment geschahen mehrere Dinge zugleich.
Einer der Todesser schrie: „IMPEDIMENTA!", während McCaugh mit gezücktem Zauberstab selbst einen Fluch auf die Todesser losschickte. Doch McCaughs Fluch wehrte der in vorderster Reihe stehende Todesser mit kalter Stimme lässig ab, der Fluch prallte nutzlos gegen die Flurdecke. Aber der Lähmzauber traf Charlie McCaugh mitten in die Brust. Er brach zusammen und blieb liegen, unfähig sich zu bewegen, aber wohl noch fähig zu sprechen.
McCaugh erinnerte sich, man hatte ihn im Ministerium davor gewarnt: Lieber tot sein, als von Todessern gefangen genommen. Denn von ihnen gefangen genommen zu werden ist schlimmer als der Tod.
Und so war es auch.
„Wo hast du es versteckt?", fuhr der Anführer der Todesser ihn an.
„W-was meinen- was meinst- ich, nun, ich w-weiss nicht was von mir wollt…", stammelte er, die Angst ihm ins Gesicht geschrieben.
„LÜG DOCH NICHT!", schrie der andere, während fast alle restlichen Todesser zustimmend murmelten.
„Wir wissen, dass du es besitzt, wir haben uns gut umgehört. Also her damit, dann lassen wir dich vielleicht auch, du- ". Jetzt hatte ein anderer Todesser gesprochen, einer der beiden kleineren.
„Und wenn nicht dann- …, nun, ja…", flüsterte ihm wieder der Anführer zu, während er seinen Zauberstab langsam auf McCaugh richtete.
„A-also, daas…", erinnerte sich McCaugh in seiner Angst, und fuhr ein wenig trotziger fort, „das habe ich nicht mehr."
„Nicht die Wahrheit, oder?", drohte der große Todesser. „Und wenn doch, wer hat es…sag uns die Wahrheit!"
Nun war es so weit. Charlie McCaugh wusste, dass er nicht die Wahrheit ausplaudern konnte, denn sonst würde auch noch andere Leben in Gefahr bringen.
„Ich hab es den Crashfords geschenkt", stammelte er, und bemühte sich, dabei so auszusehen, als würde er die Wahrheit sprechen.
„Nun… Gut", schloss der Wortführer der Todesser. „Dann brauchen wir dich hier nicht mehr. Malfoy… töte ihn." Dabei drehte er sich zu einer der kleineren in Kapuzenumhängen gehüllten Gestalten um, und deutete auf den am Boden liegenden McCaugh.
Doch der angesprochene Malfoy wirkte überrascht.
„Ähm, ich?", fragte er zweifelnd.
„Also, nicht dass ihr irgendwie denkt ich- aber bitte doch nicht heute… kann das nicht, ähm…", er blickte sich unter den Todessern um, verstummte dann aber.
„Nun, ich werde mir deine Zweifel merken, Draco Malfoy. Ich will hoffen, dass es das letzte Mal war, an dem du gezweifelt hast. Schließlich war es nicht das erste Mal…", sagte der Todesser mit einem knappen Nicken zu Malfoy, bevor er fort fuhr:
„Dolohow, dann töte du ihn eben…"
Einer der großen, bulligen Todesser trat nach vorne, hob den Zauberstab und richtete ihn auf den am Boden liegenden.
„Ist mir eine Ehre, Cr-"
„STOPP!"
McCaugh sah, dass Dolohow sich noch einmal umwandte, da der Anführer, dessen Name vermutlich Crabbe lautete, ihn gestoppt hatte.
„Was denn noch?", fragte Dolohow.
„CRUCIO!", schrie der Anführer der Todesser und richtete seinen Zauberstab auf Charlie McCaugh. Schmerzensschreie drangen durch den gesamten Landsitz.
„Mir machst du nichts vor, McCaugh…", rief der Anführer über die Schreie hinweg.
„An wen hast du es wirklich verkauft? Sprich schnell!"
„A-a-an, e-es, i-ich;", stammelte McCaugh unter Schmerzen , bevor er gepeinigt schrie, „WEASLEY! ES WAREN DIE WEASLEYS! Bitte, verschont mich…b-bitte."
Doch nachdem die Todesser ihre Informationen hatten, ließ der Anführer von McCaugh ab, und ließ Dolohow ausführen, was er ausführen sollte.
Zwei Worte später war Charlie McCaugh tot.
Weasley…es waren die Weasleys. Diese Worte ließ sich der Anführer nicht aus dem Kopf gehen, als er und die anderen Todesser flohen.
Er wusste nicht, dass ihn McCaugh schon wieder in gewisser Weise getäuscht hatte.
Es waren die Weasleys… gewesen.
