Disclaimer: JKR, die Großmeisterin, hat mir immernoch keine der Figuren, Schauplätze oder Flüche geschenkt und so bin ich weiterhin darauf angewiesen zu klau...borgen, nur borgen natürlich ;)
A/N:Tata! Geschafft! Da ist sie: die Fortsetzung zu "Runaway Train". Grüße hier mal alle ganz lieb, die diese Story gelesen haben und auch hier wieder abei sind °knuddel°
Alle, die neu mit an Bord sind: Seid mir gegrüßt und herzlich Willkommen! Keine Angst. Die Story beißt nicht, auch wenn ein Werwolf drinn vorkommt ;) Vorkenntnisse sind, so hoffe ich, nicht verpflichtend. Löst sich alles im Laufe der Geschichte. Also bloß keine Scheu!
Für alle Elfen-Fans: Hier kommt eine Extraportion Elfe! Ja, die kann nicht nur Wölfe retten, die kann auch gut ins Gewissen reden ;)
So, wünsche euch viel Vergnügen und mir die eine oder andere Rückmeldung :)
So close, no matter how far
Couldn't be much more from the heart
Forever trusting who we are
and nothing else matters
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(Nothing Else Matters - Metallica)
Ich betrachte die Weide auf dem Grimmauldplatz, die ich von meinem Zimmerfenster aus sehen kann, und nippe an meinem Tee. Es ist Frühling. Die ersten grünen Spitzen der jungen Blätter sind schon zu erkennen. Als ich hier vor ein paar Monaten ankam verlor der Baum gerade seine Blätter, um sich für den Winter bereit zu machen.
Die Weide ist nicht das einzige, das sich in den letzten Monaten am Grimmauldplatz verändert hat. Ich lächle und nehme den letzten Schluck Tee. Die leere Tasse stelle ich auf den Schreibtisch, wie jeden Morgen. Es ist schon beinahe so etwas wie ein Ritual geworden.
Dann schnappe ich mir meine Robe, schlüpfe hinein und verlasse mein Zimmer. Ein Geräusch an der Nebentür zeigt mir, dass hier noch jemand auf dem Weg nach unten ist.
"Morgen Moony.", sage ich auch schon, kaum das die Tür sich geöffnet hat. "Morgen Jo.", kommt es etwas verschlafen zurück. Schweigend gehen wir die Treppe zur Küche hinunter. Die Ordenssitzung gestern Abend scheint also doch etwas länger gewesen zu sein. Ich hatte gestern leider eine andere Sitzung, die zu meinem Glück nicht ganz so lange gedauert hat. Dafür darf ich mich heute über das Protokoll hermachen. Und nach Remus' Gesicht zu urteilen ist das meterlang.
Ich öffne die Küchentür und der Duft von Frühstück weht mir entgegen. "Guten Morgen, Miss.", begrüßt mich Gwen, die kleine Hauselfe, fröhlich, während sie damit beschäftigt ist Sirius' Tasse mit Kaffee zu füllen. Der Tasseninhaber wischt sich müde über die Augen und gähnt.
"Guten Morgen, Gwen.", sage ich und setze mich in einen der Stühle an den Küchentisch. "Morgen Pads."
"Nacht.", grummelt mein Cousin zurück und nimmt einen Schluck Kaffee. Schwarz. Remus lässt sich neben mir auf einen Stuhl fallen, während Gwen mir mein Frühstück vorsetzt. "Tee, Master Lupin?", fragt sie ihn dann fröhlich. "Ja, bitte.", antwortet er und unterdrückt seinerseits ein Gähnen.
"War die Sitzung gestern so schlimm?", frage ich und lasse Honig auf mein Brötchen tropfen.
"Frag nicht.", grummelt Sirius in seinen Kaffee.
"Moody musste unbedingt sein Sicherheitsprogramm Punkt für Punkt durchgehen.", erklärt mir Remus und nimmt seinen Tee von der glücklich strahlenden Gwen in Empfang.
"Verstehe.", sage ich und schiebe mir das Brötchen in den Mund. Gwen wuselt inzwischen hin und her und tischt Moony ein mittleres Festessen auf. Ich grinse und lecke mir den Honig von den klebrigen Fingern. Gwen hat einen ganz schönen Narren an Remus gefressen. Sie verwöhnt ihn nach Strich und Faden und versucht ihm praktisch jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
"Herzlichen Dank, Gwendolyn.", sagt Remus als sie mit auftischen fertig ist und beißt in eines der Schinkenbrötchen. Gwen zieht sich mit glücklich funkelnden Augen zurück.
"Du erlaubst doch.", meint Sirius, greift quer über die Tischplatte und stibitzt eines der Schinkenbrötchen vom Brötchenberg.
"Würde es etwa daran ändern, wenn ich nein sage?", fragt Remus grinsend.
"Nein.", meint Sirius nur und beißt auch schon ins Brötchen. "Es sei denn, du magst deine Brötchen ein wenig angesabbert."
Remus verzieht nur das Gesicht. "Danke. In diesem Falle kannst du es behalten."
"Das dachte ich mir.", grinst Sirius, zupft den Schinken vom Brot und isst ihn so. Remus schüttelt nur den Kopf und widmet sich seinem Tee.
Die Küchentüre wird aufgestoßen und ein Mann mit schulterlangem, schwarzen Haar und gut geschnittenem Anzug betritt den düsteren Raum. Er lächelt stahlend in die Runde und man könnte meinen, die Frühlingssonne selbst habe den Raum betreten.
"Einen wunderschönen guten Morgen.", sagt er zu mir, und als ich meine Hand ausstrecke, um seine zu schütteln, beugt er sich hinunter und küsst sie galant.
"Dir auch einen guten Morgen, Dorian.", antworte ich grinsend. "Du bist ja bester Laune heute."
"Bei dem schönen Wetter kann man doch nur bester Laune sein.", strahlt er mich an und dreht sich dann zu meinen beiden Tischgenossen um. "Guten Morgen, Gentleman."
Sirius würdigt ihn keines Blickes, sonder langt noch einmal über den Tisch und bedient sich von Moonys Teller. Remus grüßt Dorian gequält lächelnd und nimmt dann einen großen Schluck Tee.
"Ich will auch nicht lange stören.", fährt Dorian fort, ohne auf das wenig herzliche Verhalten der beiden zu achten. "Ich wollte mir nur schnell das Protokoll der letzten Sitzung besorgen, bevor ich ins Ministerium flooe."
"Ich hole ein Exemplar für Sie.", sagt Remus und steht auf.
"Herzlichen Dank, mein Freund.", lächelt Dorian und setzt sich. Remus schenkt ihm einen undefinierbaren Blick und beeilt sich dann aus der Küche zu kommen.
"Tee?" frage ich den Neuankömmling.
"Da sage ich gewiss nicht nein.", antwortet Dorian. Kaum hat er den Satz beendet klappert es im Hintergrund.
"Es ist wirklich zu schade, dass du nicht mehr bei uns im Ministerium arbeitest, Josephine.", meint er, als Gwen die volle Tasse vor ihm abstelle. Sirius gibt ein schnaubendes Geräusch von sich und greift nach den Tagespropheten.
"Jetzt, da wir dich als Informanten haben, ist es nicht mehr nötig mich dort einzusperren.", meine ich, Sirius ignorierend. Dorian lacht. Dann nimmt er seine Tasse hoch, nippt daran und verzieht das Gesicht.
"Oh.", sagt Gwen und klimpert mit den Augen. Ihre Überraschung klingt nicht ganz überzeugend für mich. "Gwen hat den Zucker vergessen. Gwen tut das sehr Leid."
Sie wuselt davon, um Zucker zu holen. Mir entgeht nicht, dass Sirius nur mühsam sein Lachen im Kaffee ertränken kann.
"Bittesehr.", verkündet Gwen und gibt einen riesigen Löffel Zucker in den Tee. Den Teelöffel, dem sie Dorian in die Tasse gibt, bleibt darin wie eine Schaufel im Sand stecken. Diesmal muss ein Schinkenbrötchen Sirius' Lachkrampf ersticken.
Die Türe öffnet sich abermals. Remus ist zurück und reicht Dorian wortlos eine Pergamentrolle. Dorian nickt ihm zu und steht auf. "Länger will ich auch gar nicht stören." Er wendet sich wieder mir zu. "Danke für den Tee. Einen schönen Tag in St.Mungo wünsche ich dir noch."
"Danke.", lächle ich. Dorian nickt in die Runde. Remus erwidert die Geste. Dorian schenkt mir noch ein letztes Lächeln, dann verschwindet er zur Küchentür hinaus.
Kaum hat sich die Tür hinter ihm geschloßen bricht Sirius auch schon in heilloses Gelächter aus. "Gwen.", gluckst er. "Gwen, du bist sensationell!" Gwen lächelt nur und nimmt Dorians Tasse vom Tisch.
"Was habt ihr nur alle gegen ihn?", frage ich kopfschüttelnd.
"Er ist ein elender Schleimer.", antwortet Sirius, als wäre es das selbstverständlichste auf der Welt. "Wie er um dich herumschleicht...das ist ja widerlich."
Die Tasse, die ich bis eben in der Hand gehalten hatte, trifft etwas härter auf den Tisch, als beabsichtigt. "Fängst du schon wieder an?"
"Womit?", fragt Sirius unschuldig.
"Du weißt genau wovon ich rede.", fauche ich.
"Irgendjemand muss doch auf dich aufpassen."
"Ich bin kein kleines Mädchen mehr, Sirius! Ich schaffe es sehr wohl mir die Männer selbst auszusuchen!"
"Oh ja. Ich sehe deinen erlesenen Geschmack.", zischt Sirius, dessen gute Laune wieder verschwunden ist.
"Was, im Merlins Namen, ist so falsch an ihm?", frage ich.
"Er ist ein reinblütiger, arroganter, besserwisserischer..."
"Ich fragte was ist falsch an IHM! Ich sprach nicht von DIR!"
"Treibs nicht zu weit.", knurrt Sirius.
"Dann hör auf dich wie ein eifersüchtiges Kleinkind zu benehmen. Schon damals in Hogwarts war dir keiner gut genug für mich!"
"Das, meine Liebe, ist so nicht ganz richtig.", korrigiert mich Sirius mit einem Seitenblick zu Remus, der seinen Tee nicht aus den Augen lässt.
"Weißt du, Sirius. Vielleicht wäre es ganz gut für dich, wenn du endlich mit der Vergangenheit abschließen würdest. Wir sind nämlich alle keine zwanzig mehr, falls dir das entgangen sein sollte.", entgegne ich, verpasse meinem Stuhl einen tritt und stürme aus der Küche. Scheit ja ein wundervoller Tag zu werden.
°°°
Als ich am späten Abend zurückkomme liegt der Grimmauldplatz wie ausgestorben da. Fast erwarte ich in der Küche einen vollkommen in Feuerwhiskey versunkenen Sirius anzutreffen. Doch nichts dergleichern ist vorzufinden. Die Küche liegt leer und still da, bis auf Gwen, die den Rest des Abendessens verschwinden lässt. Sie hat eine ganze Menge Arbeit mit dem riesigen Haus. Aber sie betont immer wieder, dass sie mehr als froh ist, dass Kreacher jetzt nicht mehr hier sondern in Hogwarts lebt. Sie konnte ihn nie leiden, selbstsüchtig und faul wie er war.
"Guten Abend, Gwen."
"Oh, guten Abend, Miss.", begrüßt sie mich fröhlich. "Gwen macht Miss gleich eine Suppe. Miss soll sich setzten."
"Danke Gwen, aber ich hab keinen Hunger.", sage ich gähnend.
Gwen stemmt nur die Hände in die Hüften und sieht mich drohend an. "Miss muss essen.", sagt sie mit einer Stimme die keine Widerrede duldet. "Gwen hat heute schon Master Lupin dazu gebracht gute Suppe zu essen. Gwen kann das nochmal."
Seufzend füge ich mich und lasse mich in einen Stuhl fallen. "Wo sind eigentlich die anderen?", frage ich die Hauselfe, während sie einen Teller bis zum Rand mit Suppe füllt. "Heute war Grimmauldplatz recht still.", erzählt sie. "Nur Master Snape war da. Und Mrs. Weasley. Sind aber beide schnell wieder gegangen. Master Black hat sich bei Hippogreif eingeschlossen. Master Lupin hat immer wieder versucht ihn rauszuholen." Der Suppenteller schwebt auf mich zu und stellt sich sanft vor mir auf dem Tisch ab.
"Ist er noch immer dort drinnen?", frage ich und greife nach dem Löffel. Gwen seufzt und nickt. "Master Black ist manchmal wie stures Kind."
Da hat sie nicht Unrecht. Ich rühre in der Suppe herum. Gwen nimmt ihren Blick nicht von mir. Also nehme ich einen Löffel voll in den Mund. Die Suppe ist gut und wärmt auf wohltuende Weise.
"Was findet Miss nur an Master Lennox?"
Gwens Frage trifft mich vollkommen unvorbereitet. Das warme Gefühl der Suppe verschwindet augenblicklich. "Was, bei Merlin..."
"Master Lennox umwirbt Miss. Gwen kann nicht glauben, dass Miss das nicht auffällt. Nur warum lässt Miss das zu?", fragt sie weiter.
"Nun.", beginne ich langsam und lege den Löffel beiseite. "Dorian ist ein netter Mann..."
"Netter Egoist, allerhöchstens."
"Kann schon sein.", murmle ich. Ich weiß, dass sie Recht hat. Dorian ist ein wenig selbstverliebt. Aber es tut trotz allem gut, wenn ein Mann einem Aufmerksamkeit schenkt.
"Gwen fragt sich nur, warum Miss Master Lennox' Werbung beachtet, aber Master Lupins Blicke nicht sieht."
"Blicke?", frage ich etwas perplex. Gwen nickt.
"Blicke, Miss. Gwen kennt sie. Gwen hat sie schon einmal an Master Lupin gesehen. Gwen kann sich gut erinnern, auch wenn Zeit lange Jahre zurückliegt."
Ich schlucke. Gwen legt ihre kleine, braune Hand fürsorglich auf meine. "Vertraue Gwen, Miss. Blicke sind voll Liebe."
"Nein.", flüstere ich in die Stille der Küche und starre auf die Tischplatte. Bilder meiner Vergangenheit steigen in mir hoch. Dinge, die ich längst verdrängt hatte. Glück, das ich nicht mehr haben werde. Ich habe mich damit abgefunden. Ich schüttle den Kopf um die Bilder wieder zu vertreiben so wie ich es jahrelang erfolgreich gemacht habe. "Das ist alles zu lange her."
Gwen legt ihre andere Hand unter mein Kinn und zwingt mich so sie anzusehen. "Miss hat viel verloren. Gwen weiß das. Aber Miss kann nicht immer weglaufen."
Ich kann den eindringlichen Blick ihrer großen, grünen Augen nicht mehr standhalten und schließe die meinen. Gwen lässt mich los.
"Wovor hat Miss solche Angst?", flüstert sie.
Davor, dass sich alles wiederholt. Dass ich das alles kein zweites Mal durchstehe. Dass ich ihn entgültig verliere.
"Ich will ihm nicht wieder weh tun.", flüstere ich. Meine Stimme klingt heiser.
"Das wird Miss nicht. Miss hat gelernt aus ersten Mal. Miss muss aufhören sich für Tod von Freunden zu bestrafen. Master Black ist nicht der einzige, der muss abschließen mit Vergangenheit. Einige Dinge sind verloren unwiederbringlich, andere aber kann man retten."
Eine kurze Stille folgt. Dann zeigt sie auf die Suppe, schnippt mit den Fingern und augenblicklich ist sie wieder heiß. "Nun iss, bevor Suppe wieder kalt wird. Danach Bett wird Miss gut tun."
Ich nehme artig den Löffel. Stimmt schon. Wenn ich hier nicht entgültig durchdrehen will, dann muss ich wohl meinen eigenen Rat befolgen. Denn Gwen hat Recht, ich kann nicht ewig davonlaufen. Weder vor mit, noch vor meiner Vergangenheit. Dass mir beides gründlich misslungen ist, sieht man schon allein an der Tatsache, dass ich mich seit über vier Monaten im Hauptquartier des Phoenixordens befinde. Zum zweiten Mal in meinem Leben. Der zweite Krieg gegen Voldemort. Zum zweiten Mal in vorderster Front gegen die Todesser. Bleibt nur zu hoffen, dass sich andere Dinge nicht auch exakt wiederholen.
