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Kurzum: Figuren gehören der guten JKR. Wenn ich mit ihnen fertig bin, bekommen sie vermutlich Hausarrest :)

Kommentar: Noch so eine uralte Sache, die ich in den Untiefen meiner Festplatte gefunden habe. Und falls jetzt jemand behaupten sollte, ich würde alles tun, um nicht mit dieser bösen, bösen Snape/Hermione weitermachen zu müssen … damn right you are. Zur Ablenkung wollte ich eine schöne H/D lesen – und die hat mich irgendwie an zwei meiner alten Stories erinnert.

Ich erinnere mich dunkel, sie für eine Challenge geschrieben zu haben, an der ich mich ursprünglich gar nicht beteiligen wollte. Dann hatte ich es mir kurzfristig anders überlegt – kurzfristig, wie in: noch ein paar Stunden bis zum Abgabetermin. Entsprechend gehetzt entstand die Story aus einer Idee, die zu dem Zeitpunkt schon eine Weile auf meiner Platte geschlummert hatte.

Also seid gewarnt: Uralt, Kitsch as Kitsch can be, Interpunktion fragwürdig, Handlung sonderbar und Slash included. Gut, Letzteres ist keine Warnung, sondern ein Versprechen!

Summary: Ein Tag kann ein Leben ändern und ein weiterer kann es zerstören. Aber was, wenn ein dritter Tag folgt?

~oO Oo~

„Sei leise, verdammt noch mal, oder willst du etwa alle aufwecken?", fragte Harry leise und legte den Zeigefinger seiner rechten Hand auf seine Lippen. Dabei schaute er den jungen Mann neben sich mahnend an. Draco Malfoy, um einige Zentimeter größer als er, und wenn man Harry fragte, wohl das Attraktivste, was Hogwarts derzeit zu bieten hatte, verdrehte die Augen und legte den Kopf ein Stück zur Seite. Ein Lächeln umspielte die schmalen Lippen und seine Augen funkelten. Manchmal erschien Harry immer noch alles wie ein Traum, aus dem er im nächsten Moment erwachen würde. Er konnte nicht glauben, dass aus dem ehemaligen Feind der Mensch geworden war, mit dem er den Rest seines Lebens verbringen wollte. Solche Sachen gab es bestenfalls in den kitschigen Filmen, die Tante Petunia so gerne sah.

„Bloß nicht. Wenn das Wiesel mich hier in eurem Gemeinschaftsraum findet, bin ich ein ziemlich toter Slytherin", erwiderte Draco und versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. Stattdessen beugte er sich ein Stück vor, um die Worte seines Freundes mit einem Kuss zu ersticken. Draco wusste ganz genau, was Harry davon hielt, wenn er Ron, Harrys besten Freund, Wiesel nannte, aber er konnte es sich einfach nicht abgewöhnen. Auch wenn er längst keinen Hass gegen Harrys Freunde verspürte, alte Gewohnheiten konnte man nun mal nicht so einfach ablegen. Da halfen auch die Nächte nicht, die er seit über einem Jahr mit Harry verbrachte.

„Also, wenn er uns hier so eng zusammen im Gemeinschaftsraum findet, wird er wohl eher in Ohnmacht fallen", stellte Harry ein wenig kurzatmig fest, nachdem er aus dem kleinen Duell als klarer Sieger hervorgegangen war. Er zupfte den Tarnumhang zurecht und zog seinen Freund durch den Gemeinschaftsraum, seinen Blick jetzt auf sein Ziel, ein unscheinbares Porträt am anderen Ende des Raumes, gerichtet.

„Und Hermione würde vermutlich gleich erst mal in die Bibliothek rennen und etwas über schwule Zauberer suchen", ergänzte Draco Harrys Aussage und musste bei der Vorstellung lachen.

Harry schauderte ein wenig bei dem Gedanken an seine besten Freunde. Sie waren Freunde, aber genau genommen wussten sie verdammt wenig von ihm. Ihm war allerdings klar, dass es einzig seine eigene Schuld war, hatte er ihnen doch nie mehr als nötig von sich selber erzählt. Ron und Hermione konnte er keinen Vorwurf machen. Sie waren seine Freunde und würden es immer bleiben, aber sein Herz hatte er Weihnachten vor einem Jahr verloren. Ausgerechnet an einen Slytherin. Und eben diesen Slytherin schmuggelte er gerade mal wieder in sein Zimmer. Ein Zimmer, für das er dem Schulleiter dankbar war. Er wusste bis heute nicht genau, warum er dieses Zimmer bekommen hatte. Er war kein Schulsprecher, ja nicht mal Vertrauensschüler. Die anderen Gryffindor waren schnell zu dem Entschluss gekommen, dass es wohl etwas mit Voldemort zu tun haben musste und Harry hatte ihnen nicht widersprochen. Damals war er einfach dankbar für einen Ort gewesen, an dem er seine Ruhe hatte, wenn er sie brauchte.

„Irgendwann wirst du es ihnen sagen müssen, Harry", flüsterte Draco seinem Freund ins Ohr. Draco wusste, dass Ron und Hermione ein wichtiger Bestandteil in Harrys Leben waren und er wollte ganz sicherlich nie zwischen Harry und ihnen stehen. Er hatte die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben, eines Tages ein normales Leben mit Harry zu führen und das hieß fauch, dass er Frieden mit seinen Freunden schließen musste. Wenn er ehrlich war, wollte er auch genau das, aber es war an Harry, den Ort und die Zeit dafür zu bestimmen.

„Du weißt ganz genau, dass es besser ist, wenn es niemand weiß, Draco. Wenn es nach mir geht, würde ich Zettel in der Schule aushängen, aber dann wäre es nur eine Frage der Zeit, bis dein Vater es erfahren würde." Harry wusste, dass es in Dracos Leben nur zwei Menschen gab, die der Slytherin fürchtete: Voldemort und Lucius Malfoy. In welcher Reihenfolge, darüber war sich Harry weniger sicher. Nur eines war den beiden Schülern klar: Würde Lucius Malfoy je erfahren, dass sein eigener Sohn die Nächte mit Harry Potter verbrachte, wären Dracos Tage gezählt. Dann würde niemand Draco schützen können, nicht der Orden des Phönix und auch kein Harry Potter. Lucius Malfoy hatte es geschafft, trotz aller Beweise Askaban binnen kürzester Zeit als freier Mann zu verlassen. Es würde ihm nicht besonders schwer fallen, seinen Sohn in die Finger zu bekommen. Also spielte Draco weiterhin den arroganten Malfoy-Sprössling, den jeder kannte. Dass er währenddessen Harry, und damit auch den Orden mit allerhand Informationen versorgte, hatte bisher niemand erfahren. Auch wenn Albus Dumbledore mehr als einmal hatte wissen wollen, wie Harry an diese Informationen gekommen war.

„Aber eines Tages, wenn dieser ganze Horror vorbei ist, dann werden wir es ihnen sagen. Ich habe langsam genug von diesem Versteckspiel", sagte Draco, als sie vor dem Porträt angekommen waren. Leise murmelte er das Passwort, dass Harry ihm kurz nach ihrem ersten Treffen verraten hatte. Das Bild schwang zur Seite und gab den Blick auf eine kleine Steintreppe frei, dessen Ende in der Dunkelheit verschwand. Fackeln flackerten auf, als Harry und Draco den Aufgang betraten und nach ein paar Stufen konnte man eine alte Holztür erkennen. Harry zog seinen Freund die Treppe rauf und durch die Tür. Als ein lautes Knarren verriet, dass das Porträt hinter ihnen wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückgeglitten war, zog er den Tarnumhang zur Seite um ihn achtlos auf den Sessel zu werfen.

Draco ließ sich auf die Couch fallen, die unter dem kleinen Turmfenster stand, und streckte seine Hand aus. Harry griff zu und ließ sich von Draco auf die Couch ziehen. Er legte die Beine auf die Armlehne und seinen Kopf auf Dracos Schoss. Wieder einmal sah er seinen Freund an und fragte sich, womit er jemanden wie Draco verdient hatte. Es war ein langer Weg gewesen, für beide und manches Mal wünschte er sich, seine Freunde könnten sehen, wer Draco wirklich war. Wenn sie alleine waren, gab es den gefühlskalten, ja fast schon böswilligen, jungen Mann nicht mehr. Dann konnte Draco lachen, zärtlich sein und romantisch. In diesen Momenten war er wirklich er selber und nicht der Mensch, den alle anderen sahen.

„Worüber denkst du nach?", fragte Draco und ließ seine Finger durch Harrys Haare gleiten. Er hatte längst gelernt, dass Harry selten über das sprach, was ihn wirklich belastete. Harry hatte viel zu lange alleine mit seinen Problemen gelebt, hatte sich viel zu lange einreden lassen, dass er für alle nur eine Belastung oder sogar Gefahr war. Es war nicht weiter verwunderlich gewesen, dass zu Beginn ihres sechsten Schuljahres niemand gemerkt hatte, was mit Harry wirklich los gewesen war. Harrys Schauspiel war nahezu perfekt gewesen und hatte auch Draco für eine Weile getäuscht. Es war nur einer Feier, einer Flasche Whiskey und einem dummen Zufall zu verdanken, dass Draco den Gryffindor eines Nachts durchschaut hatte. Ein nüchterner Harry wäre nie bereit gewesen mit dem Slytherin zu reden, mit dem er sich seit Jahren gestritten hatte. Aber er war an diesem Tag betrunken gewesen als Draco auf der Suche nach Ruhe im obersten Raum des Astronomieturmes auf ihn gestoßen war. An diesem Abend waren nicht viele Worte gefallen, aber die wenigen, die gefallen waren, hatten gereicht. Sie waren der Anfang gewesen. Bis heute konnte Draco nicht verstehen, wie er es am Abend vor Weihnachten geschafft hatte, dem Gryffindor seine wahren Gefühle zu gestehen. Sein Leben lang war im eingebläut worden, dass Gefühle falsch sind, dass Gefühle einen verletzbar machen. Draco hatte wieder und wieder versucht, diese Gefühle für Harry zu verdrängen, hatte die ungewöhnliche Freundschaft, die sich entwickelte, nicht zerstören wollen. Bis er einsehen musste, dass es nicht mehr ging. Er konnte sie nicht verdrängen aber er hatte Angst vor Harrys Reaktion gehabt. Nie hätte er damit gerechnet, dass die einzige Reaktion ihr erster Kuss sein würde, an den er sich noch heute erinnerte und an den er sich auch in vielen Jahren noch würde erinnern können.

„Ich habe Angst vor morgen, Draco", riss Harry ihn aus seinen Erinnerungen. Harry schloss für einen Moment die Augen. Niemand anderem hätte er diese Worte gesagt, er konnte es sich nicht erlauben Schwäche zu zeigen. Albus Dumbledore hatte ihm mehr als einmal gesagt, dass die Zukunft der Welt von ihm abhing. Nur Draco kannte die Wahrheit. Die letzten Informationen von Draco konnten der Schlüssel zu Voldemorts Ende sein und damit auch endlich das Ende ihres Versteckspiels bedeuten. Ein Spiel, das Harry genauso wenig mochte wie Draco. Der Orden wusste mittlerweile, wo Voldemort sich versteckt hielt. Alle Pläne für den morgigen Angriff waren gemacht und nun hieß es nur noch abwarten. Auf der einen Seite sehnte Harry den Tag herbei, weil dieser wirklich sein Leben verändern könnte, auf der anderen Seite fürchtete er die Begegnung mit Voldemort, denn er wusste genau, wie stark der Magier war.

„Dann bleib verdammt noch mal hier und lass die anderen den Job erledigen", fauchte Draco. Er war wütend auf die Menschen, die Harry immer wieder dazu zwangen, sich gegen einen übermächtigen Voldemort zu stellen. Dank seines Vaters kannte Draco den machthungrigen Magier besser als die meisten anderen und er wusste, wozu Voldemort fähig war. Der Zauberer würde nicht eine Sekunde zögern und Harry töten, wenn er die Chance dazu hatte. Im Gegensatz zu Harry war Voldemort es gewohnt, Menschen zu töten. Draco war überzeugt, dass Harry hingegen es nicht konnte. Der Gryffindor war viel zu gutmütig. Zu töten, einem anderen Wesen Schmerzen zuzufügen, das passte einfach nicht zu Harry. Draco war sich sicher, dass er im entscheidenden Moment zögern würde und genau dieses Zögern würde Voldemorts Chance sein. Eine Chance, die der grausame Magier nutzen würde.

„Du weißt ganz genau, dass ich es nicht kann. Entweder er oder ich, so sagt es diese verdammte Prophezeiung, die mein ganzes Leben bestimmt hat." Draco hört die Worte seines Freundes nicht zum ersten Mal und wie immer hoffte er, dass es im Ende wirklich Harry war, der siegen würde.

Seit einem Jahr wusste Draco, dass das Leben viel mehr zu bieten hatte, als er bis dahin kennengelernt hatte, und konnte sich sein Leben ohne Harry nicht mehr vorstellen. Er wusste, dass es nicht einfach werden würde und das er ganz bestimmt nicht derjenige war, den die Welt gerne an Harrys Seite sehen würde, aber er war überzeugt, dass Harry zu ihm stehen würde. Schon oft hatten sie über die Zukunft gesprochen und es war immer eine gemeinsame Zukunft gewesen.

Draco griff in die Tasche seiner Hose und seine Finger fanden, was er suchte. Unsicher tasteten sie die kleine Schachtel ab, die er seit heute Mittag mit sich herumtrug. Auf einmal fühlte er sich wieder wie an dem Tag, an dem er Harry seine Gefühle gestanden hatte. Damals hatte Harry ihn geküsst.

Entschlossen zog Draco die Schachtel aus der Tasche und verbarg sie in seiner Faust. Er blickte den Gryffindor an, dessen Kopf noch immer in seinem Schoss lag. Harry hatte die Augen wieder geschlossen und einen Moment lang glaubte Draco er würde schlafen, bis ihn zwei grüne Augen anblickten. Draco strich eine schwarze Strähne aus Harrys Gesicht und sah in die Augen, die ihn schon immer fasziniert hatten.

„Jetzt hör auf so ernst zu gucken, Draco. Morgen um diese Zeit ist schon alles vorbei und wir können der Welt zeigen, dass wir zusammengehören", sagte Harry, legte seine Hand in den Nacken des Freundes und ihn zu sich runter. Harry seufzte leise, als sich ihre Lippen berührten und er zitterte. Noch immer verursachten Berührungen seines Freundes das gleiche Gefühl wie bei ihrem ersten Kuss und Harry hoffte, dass es sich in den nächsten Jahren nicht ändern würde. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er zum ersten Mal begriffen hatte, dass Zukunft nichts anderes für ihn bedeutete, als ein Leben mit Draco und seine größte Angst war, dass Draco andere Pläne hatte.

Draco löste sich nur widerwillig von Harry und sah im in die Augen. „Ich gucke nicht wegen morgen so ernst. Na, doch auch. Aber eigentlich wollte ich dich was fragen." Draco zögerte, während Harry sich erstaunt aufsetzte. So ernst wie heute Abend hatte er Draco schon lange nicht mehr erlebt. Wenn er es recht überlegte, hatte er ihn bisher nur einmal so ernst erlebt und dieses eine Mal war der Anfang ihrer Beziehung gewesen. Harry wurde unruhig und sah in die grauen Augen seines Freundes. Sie waren wie immer, nur vielleicht ein bisschen ernster als sonst.

„Harry, ich weiß, wir kennen uns noch nicht wirklich lange und sind auch noch nicht wirklich lange zusammen ...", begann Draco zögernd, wurde aber von Harry unterbrochen. „Wir kennen uns schon unsere ganze Schulzeit, was willst du damit sagen?", wollte der Harry wissen. Er wurde langsam wirklich nervös. Was auch immer Draco sagen wollte, schien ihm nicht leicht zu fallen und Harry wurde das Gefühl nicht los, dass es etwas mit ihnen zu tun hatte.

„Harry, lass mich bitte ausreden, ich weiß nicht, ob ich den Mut noch mal aufbringe", versuchte Draco seinen Freund zum Schweigen zu bringen und Harry schluckte trocken, während alle Alarmglocken in seinem Inneren zu läuten begannen.

„Wir sind jetzt gerade mal ein Jahr zusammen und haben uns bisher eigentlich nur versteckt", fuhr Draco leise fort und sah Harry dabei in die Augen. „Ich habe keine Ahnung, was passiert, wenn die Welt erfährt, mit wem du schläfst aber ich kann es mir ziemlich gut vorstellen. Aber eines weiß ich ganz genau, Harry. Ich liebe dich mehr als alles auf der Welt und ich will dich nicht mehr verlieren. Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen und ich wollte wissen, ob du es auch willst." Während Draco die letzten Worte sprach, öffnete er ganz langsam seine Faust und öffnete mit der anderen Hand die kleine Schachtel. Die zwei Ringe darin reflektierten den Schein des Feuers, das in dem Kamin flackerte.

Harry sah immer wieder von Dracos Gesicht zu dessen Hand. Er wollte soviel sagen, aber ihm fehlten die Worte. Alles in ihm spielte verrückt. Er hatte mit allem gerechnet, ja sogar damit, dass Draco sich aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen von ihm trennen wollte. Nur damit hatte er nicht gerechnet.

Draco sah Harrys erstauntes Gesicht und wurde mit jeder Sekunde unsicherer. Als sein Freund nach einigen Minuten immer noch nichts gesagt hatte, begann er zu ahnen, dass er zu weit gegangen war. Er hatte immer gehofft, dass Harrys Worte über eine gemeinsame Zukunft ehrlich gemeint gewesen waren aber langsam begann er zu begreifen, dass sie wohl einfach nur daher gesagt worden waren.

„Es ... es tut mir leid. Ich hatte gehofft ... ich hatte gedacht", stotterte Draco und zog die Hand mit der kleinen Schachtel langsam zurück. Er warf noch einen Blick auf die beiden Ringe und wollte gerade den Deckel darüber legen, als eine Hand ihn davon abhielt. Er sah auf und blickte in die grünen Augen von Harry, der ihm die Schachtel aus der Hand nahm. Vorsichtig nahm er die beiden Ringe heraus und betrachtete sie. Die Ringe glänzten silbern und sahen unscheinbar aus, aber er kannte Draco viel zu gut, um zu glauben, dass es nur einfache Ringe waren. Mal davon abgesehen, dass sie vermutlich ein Vermögen gekostet hatten, steckte sicherlich mehr in ihnen als auf den ersten Blick zu erkennen war. Er nahm den kleineren der beiden Ringe, der zweifelsohne nur auf Dracos schlanken Finger passen würde und griff nach dessen Hand.

„Halt! Harry, bist du dir wirklich sicher?", fragte Draco leise. „Da gibt es noch etwas, was ich dir sagen sollte." Er hielt die Hand seines Freundes fest. „Es sind keine gewöhnlichen Ringe und einmal an dem Finger, können wir sie erst wieder abnehmen, wenn der andere tot ist. Der Ring wird zwar keinen von uns daran hindern den anderen zu verlassen, aber er wird uns immer an den anderen erinnern."

Harry hielt einen Moment inne und sah auf den Ring, den er in seiner Hand hielt, dann blickte er Draco in die Augen, während er ihm langsam den Ring auf den Finger schob. „Ich war mir noch nie über etwas so sicher, wie über das hier, Draco."

Harry spürte wie Draco nach seiner Hand griff, fühlte den kühlen Ring an seinem Finger und beugte sich vor. Zärtlich ließ er seine Lippen über die des blonden Slytherin streichen und für einen Moment konnte er alles um sich herum vergessen. Er lehnte sich an Draco und hoffte, dass diese Nacht nie zu Ende gehen würde.

~oO Oo~

Aber alles Hoffen war vergebens gewesen und irgendwann hatte auch diese Nacht ihr Ende gefunden. Jetzt waren Draco und seine Berührungen nur noch eine Erinnerung. Harry rutschte unruhig auf einem Stuhl hin und er, der vor dem Schreibtisch des Schulleiters stand. Neben ihm saß Remus Lupin, nachdenklich mit einem Faden aus dem Saum seines Umhanges beschäftigt. Ein ganzes Stück von ihnen entfernt stand Severus Snape, den rechten Arm im Bord eines Regales abgestützt, in der linken Hand ein Buch. Der Tränkemeister blätterte um, ohne dabei den Kopf zu heben. Er schien wenig beeindruckt von seiner Umgebung. Albus Dumbledore sah alle Augenblicke zum Kamin. Sie warteten auf ein Zeichen.

Harry sah zum Fenster. Es war noch dunkel und er wusste, dass Draco noch immer in seinem Bett lag und schlief. Harry hatte es nicht über das Herz gebracht seinen Freund zu wecken, um sich von ihm zu verabschieden. Wenn alles gut ging, dann würde er vielleicht sogar zurück sein, bevor Draco aufwachte. Falls er überhaupt zurückkehren würde. Harry hatte den Tarnumhang und einen kleinen Brief zurückgelassen. Draco würde den Weg zurück in seinen eigenen Gemeinschaftsraum finden, er war ihn in dem letzten Jahr oft genug gegangen.

„Es ist soweit", riss Albus Dumbledore den Schüler aus seinen Gedanken. Harry zuckte zusammen. Die Worte des Schulleiters hallten laut in seinem Kopf und Harrys Angst machte sich wieder breit. Angst, die er niemanden sehen ließ, Angst, von der nur ein einziger Mensch wusste. Der Gryffindor konnte nichts sagen, die Angst schnürte ihm die Kehle zu und so nickte er nur stumm und stand auf.

Schweigend verließ die kleine Gruppe das Büro, lief durch die noch ruhigen Gänge der Schule. Sie gingen bis hinunter nach Hogsmeade. Da standen sie und warteten: Ordensmitglieder und Auroren. Menschen, die Harry in den vergangenen Jahren kennengelernt hatte und von denen einige viel mehr als nur Bekannte waren. Er warf Arthur Weasley einen kurzen Blick zu. Der Vater seines Freundes Ron sah besorgt aus und die Ruhe, die der Mitarbeiter des Ministeriums sonst immer ausgestrahlte, schien verschwunden. Seine Frau Molly, fast schon so etwas wie ein Mutterersatz für Harry, konnte er nicht entdecken. Harry atmete tief durch. Vielleicht war es war auch gut so. Keiner wusste, wie all das hier heute enden würde und im schlimmsten Fall sollten Ron und seine Geschwister nicht beide Eltern an einem Tag verlieren. Harry ließ seinen Blick über die anderen Hexen und Zauberer schweifen. Hier und da nickte ihm jemand zu oder lächelte sogar. Harry erwiderte das Lächeln, obwohl ihm eine Stimme in seinem Inneren immer wieder zurief, umzukehren.

Von irgendwoher kam das Signal zum Aufbruch und Harry sah, wie einer nach dem anderen verschwand. Nach und nach disapparierte jeder der Menschen um ihn herum, bis nur noch Severus Snape neben ihm stand. Harry sah auf den Lehrer, mit dem er sich nie verstanden hatte. Immer wieder hatte Severus Snape ihn seine Abneigung spüren lassen, hatte ihm gezeigt, dass er für den Lehrer niemand anderes war, als der Sohn von James Potter und Severus Snape hatte gute Gründe James Potter nicht zu mögen.

„Harry?", hörte er und war erstaunt. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass der Lehrer ihn je bei seinem Vornamen genannt hatte und vor allem hatte Severus Snape nie freundlich geklungen. Harry schluckte. Offensichtlich schien der Lehrer nicht allzu optimistisch zu sein, was den Ausgang der Aktion betraf und Harrys Angst wuchs, als er die Augen schloss und gemeinsam mit Severus Snape aus Hogsmeade verschwand.

Harry wusste nicht genau, was er zu sehen erwartet hatte. Als er die Augen wieder öffnete, sah er auf ein großes, weißes Haus, das friedlich in der winterlichen Landschaft lag. Nichts deutete auf die Anwesenheit eines dunklen, bösartigen Magiers hin. Das Grundstück war menschenleer. Für einen Augenblick hoffte Harry, dass es alles nur falscher Alarm gewesen war. Er wartete auf den Befehl zum Rückzug. Doch dann kam plötzlich der Schmerz und Harry griff sich an die Stirn. Es war kein falscher Alarm gewesen, Voldemort war irgendwo hier in der Nähe und Voldemort war wütend. Harry hatte gelernt die Schmerzen, mit denen seine Narbe auf den Magier reagierte, zu erkennen und im Moment war Voldemort stinksauer.

„Deine Narbe?", fragte Severus Snape und griff ohne auf eine Antwort zu warten in seinen Umhang um eine kleine, unscheinbare Phiole herauszuholen. „Trink das!" Er hielt seinem Schüler die Phiole hin und wartete aber Harry schüttelte den Kopf. So sehr die Schmerzen ihn auch behinderten, sie würden ihm den Weg zu Voldemort zeigen. Severus Snape murmelte ein paar unverständliche Worte und drückte dem Schüler die Phiole in die Hand. Dann wandte der Lehrer sich ab und ging zu den Auroren rüber, die sich nur wenige Meter von ihnen entfernt gesammelt hatten.

Harry kam sich überflüssig vor. Auf der einen Seite erwartete man von ihm, dass er Voldemort vernichtete aber auf der anderen Seite schloss man ihn immer wieder aus. Er würde vermutlich nie erfahren, was die Menschen ein paar Meter weiter zu besprechen hatten, er würde irgendwann losgeschickt werden und entweder lebend aus der ganzen Sache herauskommen oder auch nicht. Er hatte längst begriffen, dass er für die meisten Menschen ganz einfach nur der Mensch war, der Voldemort besiegen sollte. Der eigentliche Mensch, der hinter dem Namen Harry Potter steckte, interessierte die wenigsten von ihnen. Aber genau dieser Mensch wollte Voldemort vernichten. Nur wollte er ihn nicht vernichten, weil die Welt es von ihm erwartete. Harry hatte längst aufgehört, sich um die Welt um ihn herum zu kümmern. Sie wahr ihm mittlerweile sogar ziemlich egal. Er würde alles daran setzen diesem grausamen Krieg ein Ende zu setzen und er würde es für einen einzigen Menschen tun. Noch einmal blickte er auf den Ring an seinem Finger, dann schritt er langsam auf die Gruppe zu. Bevor er sie jedoch erreichte, kam Remus auf ihn zu und drängte ihn von den anderen weg.

„Sie gehen vor und wir folgen in ein paar Minuten", erklärte er Harry und wirkte niedergeschlagen. Harry hatte nichts anderes erwartet. Anweisungen, Befehle und keine Erklärungen. Es war schon immer so gewesen. Er zuckte zusammen, als ein erneuter Schmerz seinen Kopf durchzog. Was auch immer gerade in diesem Haus vor sich ging, er konnte nur hoffen, dass niemand in der Nähe Voldemorts war und wenn doch, wollte Harry auf keinen Fall in dessen Haut stecken.

Harry beobachtete die Ordensmitglieder und Auroren, die sich auf das Haus zu bewegten. Noch immer war alles ganz ruhig. Voldemort schien wirklich keine Ahnung von dem zu haben was vor seinem Haus passierte sonst würde es hier schon längst vor Todessern nur so wimmeln. Aber weit und breit war keine dieser Gestalten in ihren Kapuzenumhängen zu sehen. Die Auroren konnten ungehindert bis zum Haus vordringen, konnten sich um das Haus herum verteilen. Niemand kam heraus, um sie daran zu hindern.

Harry sah Nymphadora Tonks durch die Tür des Hauses verschwinden. Noch immer war es ruhig. Harry hielt die Luft an.

Dann brach mit einem Mal der Lärm los. Rufe kamen aus dem Haus, gefolgt von Schreien und Harry ahnte, dass es in diesem Moment die ersten Opfer gegeben hatte. Er konnte nicht sehen, was in dem Haus vor sich ging und fürchtete um die Menschen, die ihn in der Vergangenheit beschützt hatten Auch wenn es ganz sicherlich nie um ihn persönlich gegangen war, sie waren da gewesen. Harry konnte nicht mehr ruhig zusehen. Ohne auf die lauten Rufe des Werwolfes zu hören, stürmte er auf das Haus zu und mit jedem Schritt wurden die Schmerzen auf seiner Stirn schlimmer. Etwas Warmes lief über seine Stirn. Er wischte es mit dem Handrücken weg. Das tiefe Rot auf dem Rücken seiner Hand bestätigte seine Vermutung. Blut. Er ignorierte es.

Er betrat das Haus und stand in einer großen Halle, um ihn herum Hexen und Zauberer, die Zauberstäbe aufeinander gerichtet. Harry duckte sich, wich einem Fluch aus. Menschen lagen am Boden, regungslos. Harry erstarrte für einen kurzen Moment, als er in die leblosen Augen von Kingsley Shacklebolt blickte. Dann riss er sich los und suchte Deckung hinter einer Statue, die in der rechten Ecke der Halle stand. Er musste sich konzentrieren. Es gab nichts, was er für die Toten in diesem Moment tun konnte, aber es gab etwas, was er für die Lebenden tun konnte. Doch dazu musste er Voldemort erst einmal finden.

Vorsichtig sah Harry in alle Richtungen, konzentrierte sich auf seine Narbe, dann hatte er sie gefunden. Er starrte zu der Tür auf der anderen Seite der Eingangshalle. Es waren mindestens zwanzig Meter bis dorthin und es gab keine Möglichkeit ungesehen zu ihr zu gelangen. Harry atmete tief durch und beobachtete die Menschen in der Halle. Jeder von ihnen schien abgelenkt und niemand schien ihn zu beachten. Dann rannte er los, duckte sich immer wieder, um Flüchen auszuweichen, die überall um ihn herum in die Wände einschlugen.

Er hatte es geschafft. Er stand vor der Holztür und legte die Hand auf die Klinke, dann drückte er sie vorsichtig herunter und öffnete die Tür. In diesem Moment zog er seinen Zauberstab aus seinem Umhang. Er hoffte, Voldemort überraschen zu können. Harry trat durch die Tür und starrt auf die Situation, die sich am anderen Ende des Raumes abspielte. Sein Verstand wollte nicht glauben, was er dort sah, weigerte sich zu begreifen, was passiert. Als es endlich zu ihm durchdrang, drohte sein Herz stehen zu bleiben. Er sah Voldemort, der den Zauberstab auf einen Mann am Boden gerichtet hatte, erkannte Severus Snape, der hinter Voldemort stand. Wieder sah Harry auf den Mann am Boden. Er hätte ihn immer und überall wieder erkannt. Die blonden Haare, die zierliche Gestalt. Es gab keinen Zweifel und doch war es unmöglich. Draco lag in seinem Bett und schlief, er konnte nicht hier sein und doch war er es. Er war es der dort am Boden lag und sich nicht rührte.

In diesem Moment brach alles in Harry zusammen. Er sah den Blick seines Lehrers, der traurig auf die Gestalt des blonden Schülers blickte, erkannte, dass Voldemort ihn immer noch nicht bemerkt hatte. Ohne darüber nachzudenken, hob Harry seinen Zauberstab und richtete ihn auf Voldemort. Er hatte früher immer daran gezweifelt, dass er wirklich in der Lage sein würde einen Menschen zu töten. Jetzt wusste er, dass er sehr wohl in der Lage dazu war. 'Du musst es wirklich wollen', hatte mal ein Lehrer zu ihm gesagt. In diesem Moment gab es nichts, was Harry mehr wollte.

„Avada Kedavra", hörte Harry sich selber laut sagen und er sah den grünen Lichtblitz, der seinen Zauberstab verließ. Voldemort drehte sich in diesem Moment um riss die Augen auf, als das grüne Licht seine Brust traf. Dann griff er sich mit einem lauten Schrei an die Brust und sackte zusammen. Harry bewegte sich nicht, starrte von Voldemort zu Draco und dann zu Severus Snape. Er verstand nicht, was hier vor sich gegangen war. Wie hatte Snape zulassen können, dass einem Schüler etwas passierte. Harry hörte Stimmen hinter sich, erkannte Remus Lupin. Die Welt um ihn herum fing an, sich zu drehen. Schneller und schneller. Mit verschwommenem Blick beobachtete er Severus Snape, der sich jetzt über Draco beugte. Harry schrie auf, als der Lehrer nur traurig den Kopf schüttelte. Dann wurde die Welt um ihn herum dunkel.