Tödlicher als Fiktion
Staffel 9, Episode 12
Geschrieben von SeriesTherapy und Meg Moore
Übersetzt von AnChager
Gegengelesen von crazysecondname
Der nachfolgende Text ist eine fiktive Geschichte von Autoren ohne jegliche Beziehung zur ABC-Sendung "Castle". Erkennbare Charaktere sind Eigentum von Andrew Marlowe und ABC. Namen, Orte und Geschehnisse sind Produkt der Kreativität des Autors oder werden fiktiv genutzt. Jegliche Ähnlichkeit zu tatsächlichen Personen, lebend oder tot, Unternehmen, Firmen, Ereignissen oder Örtlichkeiten ist rein zufällig.
Kapitel 1
Jeden Tag war es das gleiche. Ernsthaft… jeden Tag. Immer genau das gleiche. Einmal um den Block gehen. Darauf warten, dass Alfie endlich sein Geschäft verrichtet. Nach Hause zurückkehren. Tagein, tagaus. Es war immer das gleiche.
Und nicht zum ersten Mal bedauerte Lucy den Tag, an dem sie ihren Eltern versprochen hatte, dass sie jeden Tag mit dem Hund rausgehen würde, wenn sie einen hätte. Wenn sie es irgendwie einrichten konnte, liebte sie es in den nahegelegenen Park zu gehen, um ein wenig Abwechslung zu haben. Sie hatte jedoch keine Zeit diesen Morgen, außerdem wurde sie durch das Erscheinen eines wilden Abras aus ihrer Pokémon-Go-App abgelenkt. Nach kurzer Zeit war das Pokémon jedoch wieder verschwunden und mit ihm die Möglichkeit guter Laune. Es schien, dass sie heute Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden war.
Ihre schlechte Stimmung hatte letzte Nacht begonnen, als ihr dummer Freund ihre Textnachrichten ignoriert hatte. Vielleicht sollte sie noch einmal nachschauen. Sie nutzte den Moment, in dem ihr Hund anhielt, um sich zu erleichtern und öffnete Twitter um einen Blick auf seine Timeline zu werfen. Und da war er, ein Tweet, den er heute Morgen gepostet hatte. Aha, sie hatte es gewusst. Er hatte sein Telefon benutzt, aber hatte es vorgezogen, ihr nicht zu antworten.
Um sich von dem Problem abzulenken, schaute sich Lucy die letzten Posts ihrer Instagram-Freunde an, weil die Facebook-App sich zu langsam lud und später konnte sie ihren Freunden vielleicht noch ein Foto ihres Hundes senden. Immerhin war das Gesichtswechsel-Feature auf Snapchat immer ein Hit.
Sie wurde in ihren Gedanken durch einen starken Zug an der Leine unterbrochen, die sie locker in der Hand hielt. Sie griff fester zu und zog in die entgegengesetzte Richtung in dem Versuch Alfie zu stoppen. Aber es half nichts. Das Tier wollte sie scheinbar unbedingt in die Gasse führen, an der sie gerade vorbeigekommen waren. Lucy schüttelte ihren Kopf und schlenderte nachgebend hinter dem Hund her. Sie konnte der Stärke des Hundes nichts entgegensetzen.
„Manchmal bist du eine echte Nervensäge, Alf."
Der Hund bellte als Antwort oder zumindest war es das, was du Lucy zuerst dachte. Dann folgte sie Alfies Blick und was sie sah, lies sie anhalten.
Es war ein Turnschuh. Immer noch an einem Bein dran. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass es nicht nur eine obdachlose Person war, die hier übernachten wollte. Ihr erster Gedanke war es den Notruf zu wählen und sie machte genau das, während sie zu der am Boden liegenden Person lief um zu sehen, welches Problem vorlag. Und das erste, was die Notrufzentrale hörte, war ein durchdringender Schrei.
Kate stand vor dem Badezimmer und beobachtete Castle aus dem Schatten heraus, als er sein tägliches Pflegeritual absolvierte. Natürlich hatte sie es unzählige Male vorher gesehen, aber heute war etwas anders. Er war heute anders. Fasziniert beobachtete sie, wie er sein Aftershave ein zweites Mal aufnahm, seinen Kopf schüttelte und es wieder weg stellte. Aber er nahm ein zweites Mal sein Gel zur Hand und verteilte es unsicher in seinem Haar. Kate unterdrückte es über sein Verhalten zu kichern, aber ihre Belustigung wurde schnell durch einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen ersetzt, als sie seine offensichtlichen Selbstzweifel sah.
Worum ging es überhaupt?
Und in diesem Moment bemerkte sie, dass er die Tube Gel ein weiteres Mal beäugte und sie realisierte, dass sie sich bemerkbar machen müsste.
„Guten Morgen Babe, du siehst richtig prima heute aus. Gibt es einen besonderen Anlass?"
Sie drückte ihm den Kaffee in die Hand, den sie für ihn gemacht hatte. Eigentlich mehr um ihn von seinen Styling-Produkten abzulenken. Dankbar lächelte er. Er war offensichtlich erfreut darüber, dass sie gelernt hatte seinen üblichen Kaffee bis zur Perfektion zuzubereiten. Aber sein Gesicht blieb angespannt und sein Lächeln verschwand so schnell wie es erschienen war.
Die Hände ihres Ehemannes schlossen sich um den warmen Becher und so konnte er sich nicht weiter stylen. Er nahm einen langen Schluck und summte vor gefallen. „Als wenn du nicht genau wüsstest, wohin ich diesen Morgen gehe, Beckett.", äußerte er sich verschnupft.
Ihr eigenes Lächeln verschwand bei seinem Kommentar. Es war der zweite Tag der CrimeCon, einer Convention, die sich um Krimis drehte und während er heute keine Termine für irgendwelche Veranstaltungen hatte, plante er dorthin zu gehen, um mit seinen Fans Zeit zu verbringen. Aber sie wusste auch, dass seine Nervosität sich aufgrund des morgigen Ereignisses steigerte. Er war der geplante Gast eines ausverkauften Panels von Krimi-Autoren. Sie würden Schreibtechniken und -methoden diskutieren und seine Schreibblockade belastete ihn.
Es schmerzte sie, ihn so kämpfen zu sehen. Er hatte es auf solchen Events in der Vergangenheit stets genossen mit seinen Fans von Angesicht zu Angesicht zu kommunizieren und verrückte, unerwartete Fragen während der Panels gestellt zu bekommen. Er kam gewöhnlicher Weise gut mit solch einer Spontanität klar, aber im Moment schien er eher unsicher, zerstreut und bedacht und das war er sonst so gar nicht.
„Hey", sagte sie sanft, trat vor ihn hin und umfasste seinen Oberarm um seine volle Aufmerksamkeit zu erhalten. „Was ist los? Du bist doch nicht nervös wegen des Panels morgen, oder?"
Seine Augen schlossen sich sofort und als er sie wieder öffnete, war so viel Sorge in ihnen, wie bei einem kleinen, in Panik geratenen Jungen. „Wie kann ich nicht nervös sein? Ich war in letzter Zeit nicht sehr produktiv. Wie soll ich aufstrebenden Autoren erzählen, wie sie schreiben sollen, wenn ich es nicht einmal selber kann?"
Ihr Herz schlug stark gegen ihre Rippen, ihre Beschützerinstinkte kamen hervor. Sie war sich seiner Kämpfe mit dem Schreiben seit der Schießerei bewusst, war sie doch die einzige Person, die sein Stöhnen und das Zuklappen des Laptops vor Frustration mitbekam. ‚High Heat' war so gut wie fertig, als er seine Verletzungen erlitten hatte. Weswegen er auch nicht darauf angesprochen wurde, dass er nicht viel geschrieben hatte in letzter Zeit, aber sie verstand seine Ängste. So ein großer Teil seiner Identität war es, ein Schriftsteller zu sein und wenn er darum kämpfen musste, das zu tun, was ihn am meisten ausmachte, wohin führte es ihn dann?
Aber sie würde ihn nicht aus dem Haus gehen lassen, ohne dass er sicher sein konnte, dass sie unerschütterlich an ihn glaubte. Nicht, wenn sie etwas dazu zu sagen hatte. Er war sonst immer ihr Fels, wenn ihre Stimmungsschwankungen während ihrer Schwangerschaft sie auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt hatte. Und nun, nachdem ihre Stimmungen nicht mehr wie ein Jo-Jo waren, war es das mindeste, dass sie ihm die gleiche Unterstützung bot. Es war nichts einfacher als das, besonders, da sie darauf vertraute, dass er am Ende triumphieren würde.
„Hör zu. Ich weiß, dass du zögerst über deine Schreibblockade zu reden, mit der du zu kämpfen hast. Aber du bist in der Therapie mit Dr. Burke so weit gekommen und du solltest das anführen. Du hast wirkliche Fortschritte gemacht." Er seufzte, aber bevor er mit etwas Negativem kommen konnte, fuhr sie fort: „Und noch etwas, was du im Kopf behalten solltest. Vielleicht ist da auch ein aufstrebender Schriftsteller im Publikum, der ebenfalls daran arbeitet, seine Schreibblockade zu überwinden. Wenn er von dir hört, dass es selbst den erfahrensten Autoren passiert, macht es vielleicht für jemanden einen großen Unterschied."
Er starrte sie nur an und ein sanftes Lächeln machte sich in seinem Gesicht breit. „Danke."
„Nicht dafür. Und du schaust sehr attraktiv aus. Auch die Männer wollen bestimmt ein Autogramm auf ihrer Brust haben wollen." Sie zwinkerte spielerisch in dem Bestreben seine Stimmung weiter zu verbessern, bevor er losging.
„Ha, Schmeicheleien werden dich nicht weiterbringen. Und außerdem. So ticke ich nicht mehr." Er zuckte mit den Achseln, stellte seinen Becher hin, machte einen Schritt nach vorne, griff nach ihren Hüften und zog sie mit seinen warmen Händen an sich heran. „Ich signiere jetzt nur noch die Brust meiner Ehefrau", fügte er hinzu und lehnte sich vor, bis er ihr einen sanften Kuss geben konnte.
„Mmmm, eine gute Antwort", murmelte sie, atmete seinen Duft ein und entspannte sich in seiner Umarmung. Es war natürlich genau in diesem Augenblick, in dem ihr ungeborenes Kind sich bemerkbar machte. Es trat hart gegen die Bauchdecke, wo sie beide sich berührten.
Castle keuchte leise und lehnte sich gerade so weit zurück, dass er Kate in die Augen sehen konnte, seine Augenbrauen in Erstaunen hochgezogen. Die Bewegungen seines Babys zu spüren, verblüfften ihn immer wieder und sie hatte das Bedürfnis, ihn für die unendlich Hingabe an seine Familie unbedingt küssen zu wollen.
„War das...?", fuhr er fort.
„Auf jeden Fall", bestätigte sie mit einem breiten Lächeln, als sie ihn beobachtete wie er auf die Knie ging, ihren Bauch mit den Händen umfasste und ihrem Kleinen süße Hallos zuflüsterte. „Ich denke, sie wollte ihrem Daddy guten Morgen sagen."
Castle stupste ihre Taille an und sie hörte und spürte sein leises „Guten Morgen kleines Mädchen" auf ihrer Haut. Er küsste sie dort kurz, bevor er ihr wieder in die Augen schaute. Seine Augen waren so blau und gelassen, ruhiger als sie den ganzen Morgen geblickt hatten. Mission erfüllt, dank ihres Kindes. „Ich kann es nicht erwarten, dieses Kind zu treffen."
„Ich auch nicht", seufzte sie und biss die Zähne zusammen um ihre Tränen zurück zu halten, um ihr bereits aufgetragenes Makeup nicht zu verwischen. Dumme Schwangerschaftshormone.
„Noch irgendwas zum Namen?", fragte er, als er aufstand und sie zusammen das Badezimmer verließen. „Ich meine, ich habe einige Ideen, aber ich denke immer, dass sie zu verrückt sind, oder…wie war das Wort, das du neulich Nacht benutzt hast? Exotisch?"
„Castle. Wir nennen unsere Tochter nicht ‚Gnocchi'."
„Spielverderber", murmelte er, als er ein blaues Hemd anzog, dass sie besonders mochte, weil es seine Augen betonte. „Meine Vorschläge sind einzigartig. Du musst ihnen nur etwas offener gegenüber stehen."
„Mein Verstand ist sehr offen. Immerhin habe ich zugestimmt dich zu heiraten, nicht wahr?", stichelte sie, nicht ernstgemeint. Sie machte einen Schritt nach vorne, richtete seinen Kragen und verschränkte ihre Hände hinter seinem Nacken. Die Zufriedenheit ihres Ehemannes ihre Finger in seinem Haar zu spüren, durchlief seinen ganzen Körper. „Aber auf keinen Fall werden wir unser Kind ‚Gnocchi' nennen."
Castle wollte gerade den Mund aufmachen, um einen neuen, noch einzigartigeren Namen vorzuschlagen, als das Klingeln seines Telefons in seiner Hose, ihn stoppte.
„Einen Moment", murmelte er, als er sein Telefon hervorholte und mit einem Stirnrunzeln darauf schaute.
„Was ist los?"
Er drehte das Telefon, so dass sie es sehen konnte. Warum rief jemand vom 12. Revier ihn und nicht sie an?
„Ich wundere mich, in welchen Schwierigkeiten ich dieses Mal stecke?", grübelte er, bevor er sich meldete. „Castle."
„Hey, was haben wir?", fragte Beckett, sobald Castle und sie sich unter dem Absperrband hindurch geduckt hatten und Ryan in Sicht war. Sie ging nicht mehr sehr oft zu den Tatorten. Aber als die Anwesenheit ihres Ehemannes besonders gewünscht wurde, war auch ihr Interesse geweckt.
„Wir glauben, dass das Opfer Lauren Grant ist. Lanie sagt, dass sie wie Anfang Zwanzig aussieht. Gefunden wurde sie von einer Frau, die ihren Hund ausführte.", erklärte er und zeigte zu dem Körper einer jungen Frau, die von einer Plastikfolie abgedeckt war. Dr. Parish kniete an einer Seite der Leiche und machte sich Notizen.
„Wissen wir die Todesursache?", fragte Castle sie.
„Stumpfe Gewalt gegen den Kopf", antwortete Lanie und erhob sich aus der Position in der sie den Körper untersucht hatte. „Sie wurde von einem schweren Objekt getroffen, aber die Jungs haben mir erzählt, dass bei der Suche in der Umgebung keine Tatwaffe gefunden wurde. Ich werde vermutlich genauer wissen, was es gewesen sein könnte, wenn ich sie in der Pathologie untersucht habe."
„Es werden außerdem einige Gegenstände vom Tatort vermisst.", sagte Esposito, als er mit einem Rucksack in den behandschuhten Händen an die Gruppe herantrat. „Wenn das Opfer eine Handtasche und ein Telefon hatte, sind diese nirgends zu finden. Und schaut euch das an." Er öffnete den Rucksack und zeigte ihnen den Inhalt. „Eine Laptop-Hülle und ein Ladegerät, aber kein Laptop."
„Könnte ein Raubüberfall gewesen sein.", schloss Castle daraus.
„Das werden wir sehen", sagte Beckett ihnen und untersuchte vorsichtig den Rucksack. „Wie haben wir den Namen des Opfers erfahren?"
„Es war dort ein kleines Notizbuch mit ihrem Namen in der Manteltasche.", erklärte Esposito und zeigte ihr das Teil.
„Wir müssen ihre Identität sicherer bestätigen, bevor wir ihre Familie kontaktieren", bemerkte Beckett und drehte sich zu Lanie.
„Ich lasse ihre Fingerabdrücke so schnell wie möglich durch das System laufen und schaue, ob wir einen Treffer haben. Und ich bestätige den Todeszeitpunkt so schnell wie möglich. Aber nach der Körpertemperatur und den Totenflecken zu urteilen, würde ich sagen, dass sie letzte Nacht zwischen 19:00 und 21:00 Uhr umgebracht wurde."
„Danke Lanie", sagte Beckett und war bereits dabei den Tatort zu verlassen.
„Ich befürchte, das ist noch nicht alles", rief Ryan mit traurigem Gesichtsausdruck hinter ihr her. „Das Opfer hatte noch etwas in seinem Rucksack."
„Und das ist, warum wir eigentlich dich riefen, Castle", fügte Esposito hinzu und machte einen Schritt nach vorne.
„Was ist es?", fragte der Autor.
„Es ist ein Manuskript", begann Ryan, aber er hatte zu schlucken, bevor er fortfuhr. „Es nennt sich ‚Glühende Hitze'."
Castle tauschte einen verwirrten Blick mit Beckett aus, bevor er den Packen Blätter nahm, den Ryan ihm entgegen hielt. Der Titel war feinsäuberlich in Großbuchstaben auf der ersten Seite gedruckt.
„Es tut mir leid, Castle, aber sieht aus, als wenn jemand den Roman gestohlen hat, an dem du gerade gearbeitet hast", erzählte der Detective ihm. „Wir wollten deinen Verleger kontaktieren, aber es dir vorher mitteilen."
In die Stille, die daraufhin folgte, kam Beckett einen Schritt näher an ihren Ehemann heran um einen besseren Blick auf die Blätter zu haben, die er stirnrunzelnd überprüfte.
„Aber… du hast nie ein Buch mit dem Titel ‚Glühende Hitze' geschrieben", sagte sie und schaute ungläubig auf den Ausdruck.
Ryan blinzelte einige Male nervös, kratzte sich am Kopf und starrte auf das Manuskript, dass der Autor durchblätterte.
„Aber wir haben es überprüft. Die Namen der Charaktere, die Orte, es schaut authentisch aus."
„Jungs, das ist keins meiner Bücher", unterbrach Castle sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „Das ist Fanfiktion."
