Die Bibliothek war mit Schülern überfüllt, was zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich war, da die Prüfungen kurz bevor standen.

Rose saß an einem ihrer Lieblingstische, nahe dem Fenster wo sie auf die Schlossgründe blicken konnte. Ihre Augen ruhten auf den Buchstaben eines alten Buches und sie las flüsternd vor sich hin. Sie tat das schon seit einer ganzen Weile und sie fragte sich wann er etwas sagen würde. Nach weiteren zehn Minuten begann sie mit einem Fuß zu wackeln und nach weiteren fünf seufzte sie leise vor sich hin.

„Rose, bitte", sagte Scorpius und sah von seinem Buch auf.

„Oh, hab ich dich mit meinem Fuß erwischt", fragte sie unschuldig. „Tut mir leid, Scorp." Und sie wand sich wieder ihrem Buch zu, seufzte erneut, biss kurz auf ihrer Unterlippe herum und las flüsternd weiter.

„Rose", ermahnte Scorpius erneut „Hör auf zu flüstern, das stört MICH beim lesen."

„Entschuldige", klimperte sie mit den Wimpern und lächelte ihm zu. Sie sah wohlwollend, dass seine Wangen einen rosigen Ton annahmen.

Erneut senkte sie ihren Blick auf die Zeilen vor sich, atmete tief ein und las weiter. Ihre Lippen formten stumme Wörter. Sie strich sich mit der Hand durch ihr Haar und legte sie zurück auf den Tisch neben ihr Buch. Ihre Fingerspitzen berührten die von Scorpius und sie spürte wie seine Hand zitterte.

Nach weiteren fünf Minuten blätterte sie um und erlöste ihn von seinem Leiden.

Rose beugte sich nach vorne um ein Wort in der obersten Zeile lesen zu können, der oberste Knopf ihrer Bluse war geöffnet und sie wusste das man nichts sah, doch es ließ sich erahnen. Sie schaute auf als sie seinen Blick auf sich spürte.

„Was ist", fragte sie besorgt, denn sein Gesicht war ganz rot und er schluckte hörbar. Seine Augen bohrten sich in ihre und er stotterte.

„Du...du..."

„Ja, was hast du Scorpius", wollte sie erneut wissen und tätschelte ermutigend seine Hand. Er zog sie unter ihren Fingern hervor, als hätte sie ihn verbrannt.

„Hör...hör auf damit."

„Mit was?"

„Da...damit!" Und er deutete auf ihr Gesicht.

„Was meinst du?" und Rose strich über ihr Gesicht. Scorpius seufzte als er sah wie ihre Finger ihre Wange berührten und an ihren Lippen verharrte.

„Dein Mund, deine Lippen", krächzte er.

„Was ist mit ihnen", fragte sie alarmiert und leckte mit ihrer Zunge über ihre Unterlippe. „Hat sie jemand verzaubert?"

Scorpius stöhnte auf. „Nein, sie sind wie immer."

„Aber was ist mit meinen Lippen", beugte sie sich über den Tisch, ganz nah, zu ihm hinüber.

Er blickte hinab auf den Tisch, wo seine Hände lagen die wieder zitterten.

„Scorpius, was hast du? Schau mich an", sagte sie und drückte sein Kinn sanft mit einem Finger nach oben.

Sie sahen einander an und im nächsten Moment drückte Scorpius seine Lippen gegen ihre.

Es waren ein paar Sekunden vergangen, als er plötzlich zurück schreckte, seine Tasche nahm und davon rannte als wäre der Teufel hinter ihm her. Rose schaute ihm lächelnd nach.

„Du hast ihn verrückt gemacht", flüsterte Lily vom Nachbartisch beschuldigend.

„Das habe ich nicht", grinste Rose zurück.

„Was hast du dann gemacht?"

„Ich hab auf den Rat meiner Mutter gehört", lachte sie und lehnte sich zufrieden zurück.