"Ich hoffe, du hast schöne Ferien. Grüße an Ron!
Alles Liebe, Hermine"
Sie blies sacht über das Papier, um die noch glitzernde Tinte zum Trocknen zu bringen. Dann faltete sie das Pergament zusammen und übergab es der weißen Schneeeule, die neben ihr saß. Diese breitete die Flügel aus, ließ sich kurz den Kopf kraulen und flog dann durch das offene Fenster davon. Hermine blickte ihr nach, bis ein Klopfen an der Haustür sie aus ihren Gedanken riss.
Sie hörte die schweren Schritte ihres Vaters, der die Tür öffnete und den Gast (die Gäste?) hereinbat. Von Neugier getrieben schloss sie das Fenster, löschte das Licht in ihrem Zimmer und schlich über die ausladende Treppe in die Halle des großen Hauses.
Die Stimmen ihrer Eltern drangen aus dem Nebenzimmer und manchmal war ein Lachen zu hören. Ihre Eltern mussten den Gast – es war nur einer, Hermine hörte ihn leise sprechen – gut kennen.
Sie zügelte den Wunsch, zu erfahren, wer der fremde Mann war und stieg die Treppe wieder hinauf. Ihr Blick viel auf die große Standuhr am Treppenabsatz. Es war spät und sie war müde. Sie würde schlafen gehen. Hermine gähnte laut und öffnete ihre Zimmertür, als sie die Stille im Haus bemerkte. Die ganze Zeit war das Gespräch der Erwachsenen schemenhaft zu hören gewesen, doch jetzt hörte Hermine nur das leise Heulen des Windes, der um das Haus strich.
Sie drehte sich um und ging erneut die Treppe hinunter, unfähig, ihre Neugier zu zügeln.
Sie hörte eine männliche Stimme, die etwas schrie, dann einen hohen, spitzen Schrei voller Panik. Etwas stieß gegen die Tür des Zimmers. Ein erneuter Schrei. Ein Blitzen, das durch den Spalt unter der Tür schien und ein leises Lachen. Dann – Stille. Lange Stille.
Hermine saß zitternd auf der untersten Treppenstufe. Sie hatte Angst, in ihr Zimmer zu gehen, weil sie nicht wusste, was mit ihren Eltern passiert war. Und sie hatte Angst, die Tür zu öffnen, denn sie wollte nicht sehen, was der Fremde angerichtet hatte. Er war immer noch in dem Zimmer, sie konnte seine Schritte hören. Gleichmäßige, ruhige Schritte, die ihre Panik verhöhnten.
Und dann flog die Tür auf und der Fremde trat heraus. Hermine sah zwei undeutliche Schemen auf dem Teppich liegen. Sie schlug die Hand vor den Mund und versuchte, ihren Schrei zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht.
Der Kopf des Mannes ruckte herum und seine Augen richteten sich auf sie. Ein Lächeln kräuselte seine Mundwinkel. Ein spöttisches, grausames Lächeln.
Hermine presste die zitternden Hände ineinander und starrte mit großen Augen den Mann an. Er machte einen Schritt auf sie zu. Sie sah, wie seine rechte Hand unauffällig in die Manteltasche glitt. Er ließ sie keinen Moment aus den Augen. Wahnsinnige Gedanken flackerten in ihrem Kopf auf und verschwanden wieder. Einer blieb.
Warum sollte sie es nicht tun? Wenn sie an ihm vorbeilief, hatte er genug Zeit, den Zauberstab zu ziehen. Aber andererseits – ihre Eltern waren tot. Was machte es, wenn sie auch starb? Jetzt, auf der Stelle? Und früher oder später würde er sie sowieso töten. Warum also sollte sie es nicht versuchen?
Sie spannte sich an. Da sie aus Gewohnheit den schweren Hogwarts - Umhang trug, bemerkte er es nicht.
Nebel umfing ihre Gedanken und sie hörte nur noch ein „Tu es!"
Sie sprang auf, rannte an ihm vorbei, öffnete die Haustür und lief. Rannte. Um ihr Leben. Der perplexe Mann stand nur da. Eine Sekunde. Zwei Sekunden. Dann schnellte er herum und rannte ihr nach.
Hermine kannte den Weg nach London. Sie hatte keinen anderen Gedanken mehr. Sie wusste, dass ihre Eltern tot waren, aber sie war nicht bereit, es zu akzeptieren. Sie wusste, dass sie keine Chance hatte, aber sie weigerte sich, sich einfach so töten zu lassen. Sie rannte und rannte und rannte. Schweiß lief über ihren Rücken, ihre Knie zitterten und ihre Haare hingen wirr in ihr Gesicht, klebten an ihrem Hals. Sie keuchte und es fiel ihr schwer, so unendlich schwer, weiterzuatmen und dem Mann hinter ihr, wer immer er auch war, davonzulaufen. Sie hörte ein Schnaufen und eine Stimme keuchte irgendetwas. Sie duckte sich instinktiv und ein grünes Leuchten schoss über ihren Kopf davon. Sie rang nach Luft und versuchte verzweifelt, sich wieder aufzurappeln. Die Welt drehte sich um sie und schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen. Sie hörte seine Schritte und sah, wie sich zwei Stiefel neben ihrem Kopf in den Boden gruben.
Das Dunkel griff mit feingliedrigen Händen nach ihr und alles verlor sich in Bedeutungslosigkeit.
So, das war der Anfang. Und sobald wir ein paar nette Reviews bekommen, schreiben wir auch weiter! lol
Liebe Grüße,FlyingOwl
