Titel: Ich habe Red John getötet
Summary: Red John ist tot und zur Hölle mit den Konsequenzen.
Disclaimer: The Mentalist gehört mir nicht und Red John würde ich auch gar nicht haben wollen.
oOo
Ich habe Red John getötet und ich bin stolz darauf.
Teresa Lisbon, der gesetzestreue Agent, den ich bisher kannte, wäre entsetzt. Doch wenn ich nun aufschaue, sehe ich in ihren Augen nur grimmige Genugtuung, obwohl für die alte Teresa Lisbon nur eine akute Notsituation den Tod eines Menschen gerechtfertigt hätte.
Und es war keine Notsituation. Red John hatte sich mir freiwillig gestellt, sich völlig in meine Gewalt begeben.
Warum?
Bestimmt nicht aus Reue.
Wir waren ihm nahe gekommen. Gefährlich nahe. Also hatte er die Flucht nach vorne angetreten. Aber nicht, um sich vor der Rache eines Patrick Jane zu schützen. Oh nein, das wäre unter seiner Würde gewesen. Nein, für ihn war es nur der lange vorbereitete nächste Schritt seines perfiden Spiels. Der Schritt an die Öffentlichkeit. Sein Prozess sollte zur Bühne seiner Selbstdarstellung werden. Er wollte sich erklären, sein Gift verspritzen, Anhänger gewinnen. Ich sehe ihn jetzt noch vor mir sitzen. Selbstgefällig wie eine dicke Spinne auf seinem lederbezogenen Chefsessel in seinem eichengetäfelten Büro thronend. Der ganze Mensch ätzende, ekelerregende Zuversicht. Eine Einschätzung, die ich zu meinem Erschrecken teilte. Ich war schon zu lange ein Rädchen in der Justizmaschinerie um nicht zu wissen, wie aus jedem Prozess mit viel Geld, Freunden in der richtigen Position und skrupellosen Anwälten eine Farce gemacht werden konnte. Und genau das hatte er vor. Er wollte die amerikanische Justiz wie einen Stier an seinem Nasenring vorführen, seine Macht und Unantastbarkeit demonstrieren und uns ganz nebenbei zerstören. Nicht nur mich, sondern auch das Team – die Menschen, die mir im Laufe der letzten Jahre eine zweite Familie geworden waren, Van Pelt, Rigsby, Cho – und natürlich den einen Menschen, der mir mehr als alle anderen bedeutet. Oh ja, er ließ keinen Zweifel daran, wie sehr er sich darauf freute. Dass von unser aller Leben zum Schluss nicht einmal mehr ein Häuflein Scherben übrig sein würde.
Das war der Moment, in dem ich zum Ankläger, Richter und Henker zugleich wurde. Ich dachte an all die Menschen, deren Leben er bereits zerstört hatte, Angela und Charlotte, Wainright, Bosco und Kristina Frye. Und ich entschied, dass die Sache ein Ende haben musste. Jetzt.
Er hatte sich sicher gefühlt. Er glaubte, ich würde niemals Hand an ihn legen, solange er sich hilflos in meiner Gewalt befand. Red Johns erste Fehleinschätzung – und seine letzte. Das überhebliche Grinsen war noch nicht aus seinem Gesicht gewichen, als er von meiner Kugel getroffen wurde.
Ich erinnere mich noch an die Gesichter der anderen, als sie mich wegbrachten. Risby erschüttert, Van Pelt mitleidig, Cho mit einem Hauch von Anerkennung hinter seiner stoischen Mine – und Jane. Einsam, verloren und voller Schmerz. Keiner wusste besser als er, dass mein Leben das letzte war, das durch Red John zerstören werden würde.
Nun ist es fast vorbei. Ich sitze hier auf der falschen Seite des Verhörraumes und zwei FBI-Agenten geben ihr Bestes, mir eine Aussage zu entlocken. Ich sehe geradeaus in den Spiegel und versuche, mich in der Frau dort wiederzuerkennen.
„Egal, was Sie für ein Spielchen spielen, irgendwann werden Sie Ihr Schweigen brechen und mit uns reden. Agent Teresa Lisbon, Sie werden für diese Tat vor Gericht gestellt und verurteilt werden. Ist Ihnen das klar?"
Ich zucke mit den Schultern. Red John ist tot und zur Hölle mit den Konsequenzen.
