Titel: Nach dem Kampf ist noch nicht alles vorbei
Autor: Vivianne
Kapitel: Kapitel 1 - Weißer Marmor
Rating: PG-13
Charaktere: Hermine, Harry, Millicent, Draco
Sonstiges: Hmm, irgendwie schlummert der Anfang dieser Kurzgeschichte schon seit Jahren auf meiner Festplatte herum. Mittlerweile ist die Geschichte fast beendet, es gibt als regelmäßig Updates. Ob ihr einen Epilog bekommt, hängt von euch ab evilgrins
Sprache: Deutsch
Datum: 26.05.2008
Fandom: Harry Potter
Genre: Romance
Zusammenfassung: Harry hat sich nach dem letzten Kampf zurückgezogen und spricht nicht mehr. Bisher vermag es nur Hermine, an ihn heranzukommen. Und so muss er sich seiner Vergangenheit stellen und vielleicht, aber nur vielleicht, wird er wieder reden.
Disclaimer: Mir nix, bis auf die Handlung, der Rest gehört einer gewissen JKR verneig

Nach dem Kampf ist noch nicht alles vorbei.

Kapitel 1 - Weißer Marmor

"Plopp!"

Wie aus dem Nichts erschien ein junger Mann vor dem großen schmiedeeisernen Tor, über dem in einem Wappen vier Tiere dargestellt wurden, ein Dachs, ein Adler, ein Löwe und eine Schlange. Schwermütig durchschritt er den Torbogen. Schon seit Jahren war er nicht mehr hier gewesen. Damals hätte er es nicht ertragen, nicht nach dem letzten schweren Kampf, der das Schloss fast in Schutt und Asche gelegt hätte. Doch davon war nun nichts mehr zu sehen. Hogwarts erstrahlte in seiner altehrwürdigen Pracht, wie eh und je. Kaum etwas zeugte von dem letzten Angriff, den Voldemort geführt hatte. Langsam schritt er den Weg hinauf zum Schloss am Verboten Wald vorbei, der sich zu seiner Rechten erstreckte. Wenn man allerdings wusste, wer dort lebte, so war der Wald nicht mehr wirklich unheimlich. Verboten war er weniger deswegen, dass man sich in seiner unendlichen Weite verlaufen könnte, obwohl, wenn man sich falsch verhielt, konnte dies durchaus zutreffen. Nein, dieses Verbot sollte den Bewohnern des Waldes als Schutz dienen. Wehmütig dachte er an Firenze, war er es nicht gewesen, der ihn gelehrt hatte, die Gestirne zu deuten, und auch seinen Träumen einen Sinn gab? Durch ihn hatte er die Zeichen erkannt und konnte sich auf das Unausweichliche vorbereiten. Aber alles konnte man sowieso nicht vorhersehen.

Wehmütig dachte er an seine Freunde, die ihn auf seinem Weg begleitet hatten. Wie von allein fanden seine Füße den schmalen Pfad hinunter zum See. Oft war er diesen Weg gegangen und da stand es ganz in weiß, das Grabmal Dumbledores. Vorsichtig glitten seine Fingerspitzen über den Marmor und wieder spürte er die Macht seines alten Mentors. Ja, in der letzten Schlacht hatte er ihm die Kraft gegeben weiterzukämpfen, wo doch alles sinnlos geworden war. Er wusste, dass die Opfer, die gebracht worden waren, nicht umsonst gewesen waren. Und dennoch war der Verlust so viel größer gewesen, mehr als er verkraften konnte.

Gemächlich lief er weiter, ließ Dumbledores letzte Ruhestätte hinter sich, und erblickte hinter einer Wegbiegung eine Marmortafel, die in einen Hügel eingelassen war. Blumen lagen zu ihrem Fuße. Er wusste von Hermine, dass ein solcher Gedenkstein errichtet worden war, ihn zu sehen und die Namen all jener zu lesen, die in dem letzten großen Kampf ihr Leben ließen, war etwas vollkommen anderes. So fand er fast Namen von Schülern, wie er am Geburtsjahr festmachen konnte, die er nicht kannte. Namen von Viert- und Fünftklässlern, die den Morgen nach der Schlacht nicht mehr erlebt hatten. Aber auch Namen von Schülern, die er trainiert hatte. Und seine große Liebe.

iHannah Abbott, Malcolm Baddock, Susan Bones, Eleanor Branstone, Michael Corner, Gregory Goyle, Terence Higgs, Luna Lovegood, Ernie MacMillan, Natalie McDonald, Pansy Parkinson, Parvati Patil, Lisa Turpin, Ginny Weasley, Ron Weasley, Blaise Zabini /i

Selbst die Slytherins hatten auf ihrer Seite gegen den Dunklen Lord gekämpft. Er atmete noch einmal tief durch und ging weiter hinunter zum See. Schon jetzt konnte er die Tische sehen, die am Ufer standen. Eine kleine Bühne schwamm wie eine Insel auf dem Wasser. Es wimmelte nur so von Menschen. Ihm schauderte es. Es war lange her, dass er unter so vielen Menschen gewesen war. Meist mied er größere Veranstaltungen, hasste sie regelrecht. Es würde ihm wieder so viel Kraft kosten. Wie hatte er sich nur von Hermine überreden lassen können?

Nur wenige Meter von den Tischen entfernt blieb er stehen und konnte seine Freundin schon erkennen. Sie, die nichts unversucht gelassen hatte, ihn hierherzubekommen, ja selbst mit der Kündigung ihrer Freundschaft hatte sie gedroht. Und dass war es schlussendlich, was ihn mehr oder minder überzeugt hatte, sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Und nun stand er hier und wäre am liebsten wieder umgekehrt.

"Harry, schön, dass du da bist", wurde er von Hermine angesprochen und fand sich auch schon in einer herzlichen Umarmung wieder, die er über sich ergehen ließ.

"Oh, der Retter der Zauberwelt erbarmt sich und erscheint nun endlich. Und wie immer ein Extraauftritt, Potter", vernahm Harry eine ihm nur zu vertraute schneidende Stimme, die ihren Ursprung hinter seiner Freundin hatte.

Hermine sah nur, wie er den Kopf schüttelte. Er war dessen müde. Er wollte nicht von allen nur als der bRetter/b gesehen werden, sondern als Harry. Doch es gab Dinge, die änderten sich nicht, auch wenn Jahre vergingen.

'Er hat sich nicht verändert', hörte sie seine Gedanken in ihrem Kopf widerhallen.

Und nun brauchte er auch all seine Kraft. Es fing schon an, als er die Ländereien betreten hatte, aber je näher er dem Ufer kam, desto lauter wurden die Stimmen in seinem Kopf. Er hörte sie alle, jeden Gedanken der hier Anwesenden. Harry atmete tief durch und konzentrierte sich- die Stimmen wurden leiser, bis er nur noch ein gedämpftes Rauschen vernahm.

"Wie? Ist der Goldjunge zu stolz, um den Mund aufzumachen? Hey, ich rede mit dir, Potter!", schnarrte ihm Draco erneut, der nun fast neben Hermine stand, entgegen.

"Malfoy, halt einfach deine Klappe", sagte Hermine, hackte sich bei Harry ein und ging mit ihm zum Ufer hinunter.

Draco wusste nicht, was er davon halten sollte. Er setzte schon an, Harry etwas hinterher zu schreien, als er einen sanften Druck auf seiner Schulter spürte.

"Lass gut sein, Draco. Er wird dir nicht antworten."

Irritiert sah er Millicent an.

"Er sagt schon seit dem letzten Kampf kein Wort mehr."

"Alles unter Kontrolle?", fragte Hermine, als sie schon fast den Tisch, an dem Neville und Dean saßen, erreicht hatten.

Ein Nicken von Harry reichte ihr als Antwort.

'Warum bin ich überhaupt hier?'

"Damit du mal rauskommst. Du kannst dich nicht ewig verstecken."

"Hallo, Harry, altes Haus", wurde er von Dean begrüßt und herzlich umarmt.

Neville stand dem in nichts nach und zog Harry in seine Arme. Erst jetzt merkte er, dass Hermine Recht hatte. Ihm tat es gut, unter Menschen zu sein, die ihn so nahmen wie er war, die es ihm nicht nachtrugen, dass er sich zurückgezogen hatte, sondern ihn mit offenen Armen empfingen. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, er hatte seine Freunde vermisst.

Er hatte sich nach dem letzten Kampf aus der Welt der Zauberer zurückgezogen. Zu viele quälende Erinnerungen verband er mit ihr, zu viele Menschen hatte er sterben sehen. Schlussendlich wollte er nur noch seine Ruhe haben. Hermine allerdings wusste, wo er wohnte und was er machte. Obwohl es da nicht viel zu wissen gab. Durch kleine Geschichten in verschiedenen Zeitungen verdiente er sich seinen Lebensunterhalt. Eine kleine möblierte Wohnung in einer abgelegenen Gegend unweit von London war sein Zuhause. Dies genügte ihm. Er hätte im Luxus leben können, aber das Geld seiner Eltern lag noch im Verließ bei Gringotts und er wollte keinen Fuß mehr auf die Schwelle der Zaubererbank setzen, wollte die Zaubererwelt hinter sich lassen. Aber schon allein Hermine ließ das nicht zu. Und er war froh, dass sie seine beste Freundin war. Nur durch sie hatte er neuen Lebensmut gefasst.

War er nicht nach dem letzten Kampf bereit gewesen, sein Leben zu beenden? Hatte er nicht alles und jeden verloren, für den es sich lohnte, zu leben? Musste sich seine Liebe unbedingt für ihn opfern? Ja, er hatte den Dunklen Lord besiegt, aber wie hoch war der Preis gewesen? Hatte er nicht danach frei sein sollen? Frei, endlich lieben und leben zu können, ohne den Schatten, der immerwährenden Bedrohung zu spüren? Sie hatten schon angefangen gemeinsame Zukunftspläne zu schmieden, wollten beide Auror werden, wollten zusammen mit Hermine und Ron ein Haus mieten. Wollten sie nicht... Aber zu all dem sollte es nie kommen.

Harry schüttelte den Kopf, um sich wieder im Hier und Jetzt zurechtzufinden. Eine ältere Frau mit strenger Frisur, auf der ein grün karierter Hexenhut thronte, stand auf der Bühne und hob ihre Hände, um die Aufmerksamkeit der Anwesenden zu erlangen.

"Guten Tag, liebe Ehemaligen", begann Professor McGonagall und die Gespräche verstummten. "Ich freue mich, dass Sie an dem heutigen Tage nach Hogwarts zurückgekehrt sind, um mit Ihren ehemaligen Weggefährten ein wenig zu feiern. Dennoch möchte ich nicht die vergessen, die leider nicht an unserem Fest teilnehmen können. Gedenken wir ihnen."

Nach einer Minute des Schweigens erhob die Schulleiterin erneut das Wort.

"So, nun lasst uns aber mit dem Fest beginnen."

Sie trat zur Seite und hinter ihr erschien eine Band. Sofort begann diese auch zu spielen.

Harry ließ seinen Blick über das Ufer wandern. Zu seiner Rechten sah er eine große Tafel, die, für Hogwarts üblich, mit den leckersten Speisen so gefüllt war, dass nur die Tische durch Zauberkraft das Gewicht halten konnten.

Hermine stand auf. "Jungs, ihr entschuldigt mich", sagte sie und ging ein paar Tische weiter. Hinter einer jungen Frau blieb sie stehen und legte ihre Hand auf deren Schulter.

"Was willst du hier, Schlammblut?", zischte Malfoy, der auch am Tisch saß.

"Draco, lass sie in Frieden", sagte seine Tischnachbarin und wandte sich Hermine zu. "Hallo, meine Liebe."

"Kommst du mit tanzen?", fragte Hermine, Draco ignorierend.

Da legte Milicent ihre Hand auf Hermines Hand, drückte diese leicht und sagte:

"Draco, du entschuldigst uns."

"Milli, Milli...", hörte sie ihn noch sagen, als sie aufstand.

Sie wandte sich Hermine zu und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen, ehe sie gemeinsam, Hand in Hand, zur Tanzfläche gingen.

'Malfoy, Mund zu', waren die Worte, die langsam in Dracos Bewusstsein wanderten.

Die beiden Frauen steuerten mit leicht geröteten Wangen zielstrebig auf die Tanzfläche zu.

"Aber... das... ist...", stammelte er.

'Sie sind glücklich. Finde dich damit ab', hörte er auf einmal Worte in seinem Kopf.

Hastig drehte er sich um. Was oder wer war das? Seine Augen überblickten die Tische. An einem blieb sein Blick hängen. Ein pummeliger junger Mann, Longbottom, wenn er sich recht erinnerte, gestikulierte wie wild mit den Armen. Der Farbige neben ihm hielt sich schon den Bauch vor Lachen und der dritte am Tisch, Potter, saß unbeteiligt daneben, als wenn ihn die Sache nichts anginge. Draco schüttelte den Kopf. So abwesend hatte er Potter noch nie erlebt. Er war doch sonst nie Herr seiner Gefühle gewesen.

'So schlimm sind Gryffindor nun auch wieder nicht. Und sie heißt Hermine, nicht Schlammblut.'

"Warum hast du nichts gesagt?", fragte Draco, als sich Millcent wieder an den Tisch setzte.

"Das fragst du noch? Sieh dich doch an, wie du reagiert hast. Obwohl, ich hab's mir schlimmer vorgestellt."

"Seit wann bist du mit diesem Schl..." Draco stockte.

'Hermine, Hermine Granger'

"... mit dieser Hermine Granger... was?"

Millcent lächelte. Dieses Lächeln irritierte ihn.

"Fühle dich geehrt, Draco. Er redet nicht mit jedem."

Draco sah sie verwirrt an und sie erwiderte seinen Blick.

"Vielleicht schaffst du ja, was wir nicht können", sagte sie und ließ einen verwirrten Draco Malfoy allein am Tisch zurück.