Ich schreibe die Geschichten nicht selbst, die Autorin ist LauraDiggory und bei HarryPotter-Fans angemeldet. Sie hat mich gebeten, ihre Geschichten hier reinzustellen. Sollte es irgendwelche Fragen geben, schickt eine Mail an lauradiggory AT gmx PUNKT net
Ich werde vorerst immer jede Woche ein Kapitel uploaden.
Die Autorin verdient an dieser Geschichte absolut kein Geld, alles gehört JKR, außer die von der Autorin selbst erfundenen Personen und Orte.
Kapitel 1
"Tom!", rief Melinda barsch,
„Tom, komm jetzt!"
Die junge Frau schlug ungeduldig auf
die Küchenspüle.
„Ich bin ja schon da", rief Tom
und stieß die Tür auf.
Melinda zuckte zurück. Sie
konnte sich einfach nicht an diesen Jungen gewöhnen. Sie
arbeitete jetzt schon über sechs Monate in diesem Waisenhaus,
doch dieser Junge jagte ihr immer noch jedes Mal einen Schrecken ein,
wenn sie in seine funkelnden Augen sah.
„Hier, ich hab deinen
Rucksack gepackt", sagte sie und reichte dem siebenjährigen
eine zerschlissene Tasche. Wortlos nahm er ihr sie ab und wandte sich
wieder zum gehen.
„Wie sagt man?", fragte Melinda mürrisch,
bevor er aus der Küche verschwinden konnte. Der kleine Junge
drehte sich langsam um und sah Melinda in die hellblauen Augen. Ihr
lief eine Gänsehaut über den Rücken.
„Danke",
sagte Tom ausdruckslos. Er sah sie einen langen Augenblick an.
„Na
los, verschwinde", sagte Melinda unwirsch und riss sich mühsam
von seinen Augen los.
Tom drehte sich um und verließ die
Küche. Melinda schauderte, als die Küchentür ins
Schloss fiel.
Dieser Junge kann einem wirklich Angst einjagen,
dachte Melinda und schnappte sich das Geschirrtuch. Doch bevor sie
sich wieder dem Abwasch widmen konnte, ging die Tür schon wieder
auf.
„Melinda", rief Mrs. Cole die Waisenhausleiterin,
„Wo
bleiben sie denn? Sie hatten sich doch gemeldet, um uns Ausflug zu
begleiten!"
„Hatte ich?", fragte die siebzehnjährige
verwirrt.
„Wenn nicht macht es auch keinen Unterschied. Wir
haben eine Begleitperson zu wenig. Also los, ziehen sie sich an!"
Melinda warf das Geschirrtuch beiseite und stolzierte wütend
an ihrer Chefin vorbei.
Immer blieben die unangenehmen Aufgaben
an ihr hängen! Doch wenn sie sich beschwerte, war sie ihren Job
los und obwohl die Stelle ja nicht mal gut bezahlt war, war sie für
Melinda lebenswichtig.
„Ja, ja", grummelte sie und schlüpfte
in ihre zerschlissene Jeansjacke. Mrs. Cole schloss die Tür
hinter ihr. Es war ein warmer und windiger Julitag. Die
Kinder hüpften über den von der Sonne erhitzten Asphalt.
„Hast du schon gehört", hörte Melinda, die Frau
neben sich sagen,
„Mrs. Johnson hat ihren Sohn in die
Militärschule geschickt! Weil er der Nachbarin die
Fensterscheibe eingeschlagen hat, weißt du, dieser große
Schwarze. Ich denke, dass war schon längst fällig, nach
dem, was er in der Schule angestellt hat..."
Melinda
interessierte sich nicht für das Geschwätz der anderen
Erzieherinnen. Sie diskutierten immer die neusten Gerüchte aus,
doch Melinda glaubte nicht, dass auch nur die Hälfte von dem
stimmte, was sie sich erzählten.
In dem halben Jahr das sie
schon in dem Waisenhaus arbeitete und lebte, hatte sie sich mit ihren
Arbeitskolleginnen nicht so recht befreunden können.
Rose
war eine aufdringliche Person ohne jegliche Liebe zu Kindern, die den
Job nur angenommen hatte, um aus ihren Schulden herauszukommen.
Charline war noch schlimmer. Sie verhielt sich zwar im Gegensatz zu
Rose relativ ruhig, aber sie war die Verlogenheit in Person, rauchte
und betrank sich des Abends heimlich in ihrer Kammer, erledigte die
lästigen
Aufgaben nicht oder schob sie auf andere ab,
stellte sich dreimal im Monat krank und schlug die Kinder hinter Mrs.
Coles Rücken.
Melinda hatte sich schon oft gefragt warum
keines der Kinder zu der Waisenhausleiterin ging, aber immer wieder
kam sie auf die selbe, unangenehme Antwort: Mrs. Cole würde
ihnen keinen Glauben schenken.
Melinda strich sich nachdenklich
das schmutzigblonde Haar aus dem Gesicht und ließ sich ein
wenig zurück fallen. Sie wollte sich nicht weiter die
Lügengeschichten von Mrs. Johnsons Sohn anhören müssen.
Sie sah einem kleinen Mädchen zu, es war kaum fünf
Jahre alt, wie es versuchte einen Schmetterling zu fangen. Immer
wieder sprang das Mädchen in die Luft und streckte die Arme nach
dem bunten Falter aus, doch sie bekam ihn nicht zu fassen.
Schließlich gab sie auf und trottete mit im Wind flatternden
Zöpfen hinter der Gruppe her.
Die Waisen verschiedenen
Alters liefen in Grüppchen auf dem Parkweg. Alle Kinder von fünf
bis zwölf Jahren waren mitgekommen.
Als sie über die
Straße gingen ,drehte sich Melinda um, um zu prüfen ob
keiner zurück geblieben war und sah, wie der kleine
schwarzhaarige Tom weit hinter den Anderen hertrottete.
„Tom",
rief sie,
„komm schon, beeil dich ein bisschen!"
Tom
zuckte mit den Schultern und ging ein bisschen schneller.
Die
Erzieherin seufzte und ließ sich dann ebenfalls ein bisschen
zurück fallen bis sie schließlich neben Tom herlief.
„Alles in Ordnung?", fragte sie freundlich.
„Das
interessiert sie doch gar nicht", antwortete Tom so tonlos, wie
immer.
„Natürlich interessiert mich das", sagte Melinda
mit ehrlicher Stimme und Tom blickte sie überrascht an.
Plötzlich, mit dem Ausdruck des Erstaunens darauf, sah er
viel menschlicher und viel mehr wie ein Kind aus.
Melinda musste
lachen, doch gleich darauf bereute sie es wieder, denn Toms
Gesichtszüge wurden sogleich wieder hart und das kindliche
schwand aus seinen Augen.
„Ich lache nicht über dich",
sagte Melinda rasch, „Ich lache über das Mädchen da
vorne! Sie ist niedlich, oder?"
Die Erzieherin deutete auf das
kleine Mädchen, dem sie schon zuvor zugesehen hatte, wie es dem
Schmetterling nachjagte.
„Ich weiß nicht", antwortete
Tom, ohne aufzublicken, „Ich mag sie nicht besonders."
„Warum
nicht?", fragte Melinda rasch.
„Eigentlich mag ich
niemanden." Toms Stimme wurde leiser und er starrte zu Boden.
Melinda seufzte.
„Wie lange bist du schon hier?", fragte sie
ihn nach einer Weile.
„Mein ganzes Leben lang", antwortete
der Junge.
„Es ist nicht schön, oder?", fragte Melinda
leise.
Tom sah wieder auf. Er blickte skeptisch.
„Warum
fragst du das?"
„Nun, ich finde es nicht so toll hier",
gestand Melinda dem kleinen Jungen ein und wusste selbst nicht so
ganz, warum sie ihm das erzählte.
„Ich wollte eigentlich
in einer Schule arbeiten, aber stattdessen bin ich hier gelandet. Na
gut, Kinder gibt es hier auch, aber es ist alles so trostlos und Mrs.
Cole ist vielleicht in Ordnung, aber Rose und Charline sollte man
nicht mal in die Nähe von Menschen geschweige denn, Kindern
lassen!"
Tom sah sie an und auf für einen Augenblick
breitete sich Verständnis auf seinem Gesicht aus. Melinda
lächelte und ergriff seine Hand. Und Tom zog sie nicht weg.
