** Hallo! :) Vielen Dank, dass ihr euch dazu entschieden habt, unsere Geschichte zu lesen und dem ungewöhnlichen Pairing eine Chance zu geben. Über Kommentare & konstruktive Kritik freuen wir uns natürlich immer. Viel Spaß beim Lesen! **
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Kapitel 1
Ich wusste nicht, ob meine Finger wegen der Kälte zitterten, oder wegen dem Schmerz, der mich überkam, als ich den Schnee von der rauen Oberfläche des Grabsteines wischte, und der Name darunter zum Vorschein kam.
TOM RIDDLE.
Es war also wirklich der richtige Friedhof, der, von dem Harry mir so oft erzählt hatte, der ihn bis in seine Träume verfolgt hatte. Hier war Cedric also gestorben.
Genau hier? Zögerlich sah ich mich um. Wieso hatte ich Harry nie gefragt, wohin genau sie der Pokal damals gebracht hatte? Ärgerlich wischte ich die Tränen weg, die über meine Wangen liefen. Zum Weinen hatte ich in den letzten Monaten wirklich genug Zeit gehabt. Jetzt war es an der Zeit, Rache zu nehmen. Der Anblick des Friedhofes, die Gewissheit, dass es wirklich hier geschehen war, dass ich den Ort gefunden hatte, an dem Cedric gestorben war, hatte meinen Beschluss nun vollends gefestigt. Wenn ich in der Lage gewesen war, den Friedhof zu finden, würde ich auch ihn finden, Lord Voldemort.
Ich wandte mich ruckartig von dem Grabstein ab, und stapfte durch den Schnee von ihm weg, um mich am Rande des Friedhofes zurück in das Zimmer zu apparieren, das ich in einer kleinen Siedlung in der Nähe von Little Hangleton gemietet hatte. Von dort aus würde ich dann mein weiteres Vorgehen planen – auf der Suche nach dem momentanen Aufenthaltsort des dunklen Lords würde ich um einiges vorsichtiger vorgehen müssen, als auf der Suche nach dem Ort, an dem seine Mutter gelebt hatte.
Ich drängte mich gerade durch zwei hohe, schräg stehende Grabsteine hindurch, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Was war das? Ich blieb wie eingefroren zwischen den beiden Steinen stehen, plötzlich froh, dass sie mich durch ihre schiefe Stellung zum größten Teil verdeckten, und beobachtete den kleinen, untersetzen Mann, der hektisch über den Friedhof eilte.
Wurmschwanz. Der Name, den Harry so oft ausgespien hatte, als würde es sich eher um eine Krankheit als um einen Menschen handeln, sprang mir in den Kopf. Ich war dem Mann nie begegnet, hatte nie ein Bild von ihm gesehen, und doch meinte ich, Harrys Beschreibungen zu erkennen, in der gebückten Haltung, in der er lief, und in den ängstlichen Blicken, die er über seinen krummen Rücken warf. Der Mann – die Kreatur – blieb vor eben jenem Grabstein stehen, vor dem ich noch vor einigen Minuten gestanden hatte. Unwillkürlich wich ich weiter in den Schatten zurück. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ihn jemand bereits so früh wieder besuchen würde. Es war der einzige Grabstein, bei dem der Schnee über dem Namen entfernt worden war, und die Fußabdrücke führten direkt zu mir. Der Mann sah sich um, hob fast witternd die Nase. Wie eine Ratte. Ja, er war es ganz sicher. Ich hielt den Atem an, war wie gelähmt, obwohl jede Zelle meines Körpers mich dazu drängte, zu rennen.
Abrupt drehte er sich um und bahnte sich seinen Weg weiter durch den Friedhof, weg von mir, schneller als zuvor, dafür aber weniger vorsichtig. Offenbar hatte er wichtigeres im Sinn, als ein wenig fehlender Schnee vor dem Grab des Vaters seines Herren. Ob er wohl gerade auf dem Weg zu ihm war? Ich biss mir auf die Unterlippe. Es wäre dumm, ihm jetzt nachzugehen. Ich hatte nichts bei mir, außer meinem Zauberstab, ich hatte keinerlei Plan, ich wusste nicht einmal, wohin er mich führen würde. Es war aber wahrscheinlich auch eine einmalige Chance. So etwas würde mir nicht wieder passieren. Wenn er mich jetzt zu dem Versteck des dunklen Lords führen würde, würde mir das Monate an Arbeit ersparen.
Ich holte tief Luft und trat entschlossen hinter dem Grabstein hervor. Jetzt oder nie.
Ich sprintete etwa zwei Meter weiter, zu einem hohen, flachen Grabstein, und duckte mich dahinter. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich einen Blick auf den Mann wagte. Er hatte mich offensichtlich nicht bemerkt, er bahnte sich noch immer eilig seinen Weg durch den Friedhof. Ich überquerte erneut einige Meter des mit Schnee bedeckten Bodens, um den nächsten Stein zu erreichen, und runzelte die Stirn. Wie konnte ein Mann, der dem dunklen Lord so nahe stand, nur so unvorsichtig sein? Naja, immerhin hatte Harry ihn nie als besonders intelligent beschrieben.
Ich fluchte leise, als ich bemerkte, dass der Abstand zwischen uns immer größer wurde. Ich würde einen Zahn zulegen müssen, wenn ich ihn nicht aus den Augen verlieren wollte. Ich machte kaum mehr Halt, als ich ihn fast schon etwas leichtsinnig weiter von Grabstein zu Grabstein verfolgte.
Ich zögerte erst wieder, als ich das Ende des Friedhofes erreicht hatte, und mich hinter dem letzten Grabstein zusammenkauerte. Es würde auf dem Hügel, den er gerade hinaufstieg, kaum mehr Versteckmöglichkeiten geben, ich wäre absolut ungeschützt. Entschlossen umklammerte ich meinen Zauberstab. Es war eine einmalige Chance, und im Notfall würde ich mich schon zu verteidigen wissen. Ich hatte immerhin mehr als fünf Jahre in Hogwarts verbracht, und in der DA hatte ich alle wichtigen Verteidigungssprüche gelernt – zusätzlich zu denen, die ich mir selbst schon während der Ferien mithilfe meiner Bücher beigebracht hatte. Ich war bereit, und wenn ich mich nicht mal gegen jemanden wie Wurmschwanz wehren könnte, wäre ich gegen Voldemort ohnehin verloren. Trotzdem wünschte ich mir, einen Zauber zu beherrschen, der mich unsichtbar machen würde, und wollte mich am liebsten ohrfeigen, weil ich nicht nach einem solchen Spruch gesucht hatte. Aber dafür war es jetzt wohl zu spät.
Ich nahm einen alten Baum, der etwa auf der Hälfte der Erhöhung stand, ins Visier, und lief einfach darauf zu. Es hatte keinen Sinn, vorsichtig zu sein, wenn ich eh so leicht zu sehen war. Mein Herz sprang mir fast aus dem Brustkorb, als ich endlich bei dem knorrigen Stamm angekommen war. Ich konnte es kaum glauben, dass er mich noch immer nicht entdeckt hatte. Langsam beschlich mich der Verdacht, ich könnte direkt in eine Falle laufen. Aber warum sollten die Todesser mir eine Falle stellen? Bestimmt wussten sie nicht mal, wer ich war. Cedric war für sie schon bedeutungslos gewesen, da würden sie seiner Freundin keine solche Aufmerksamkeit schenken.
Ich warf einen Blick hinter dem Baum hervor und sah, wie der Mann auf die Villa zusteuerte, die sich auf dem Hügel befand. Er schien nervöser zu werden, je näher er dem Gebäude kam, sich öfter umzusehen. Verdammt.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich musste ihm nach, sonst wäre die gesamte Verfolgung umsonst gewesen. Wenn ich es bis zu der Hecke schaffen würde, die das Grundstück umgab, ohne gesehen zu werden…
Wurmschwanz blickte sich ein letztes Mal um, bevor er das Tor öffnete und sich hindurchquetschte. Ich begann zu rennen. Ich durfte ihn auf keinen Fall aus den Augen verlieren. Mein Atem ging stoßweise, als ich mich gegen die Thuja-Hecke presste, und vorsichtig einen Blick um die Ecke warf. Er war gerade dabei, die große Eingangstür zu öffnen. Blitzschnell schlüpfte ich durch das Tor und suchte erneut Schutz im Schatten der Hecke. Ein Glück, dass sie so hoch war, dass kaum Licht in den Innenhof des Grundstücks gelangte.
Ich musste zu dem Haus kommen. Ich wusste nicht, wie es von innen aussah, und wenn er erst einmal in das riesenhafte Gebäude gelangt war, würde es fast unmöglich sein, ihn wieder aufzuspüren. Dankbar für die halbhohen Sträucher, die die Einfahrt säumten, schlich ich weiter.
Als die Tür sich hinter Wurmschwanz schloss, lief ich so leise, wie ich konnte, die Treppe hoch, um ihm zu folgen. War es hier? Das Versteck des dunklen Lords? Ich zog die Türe gerade so weit auf, wie es nötig war, damit ich hindurchpasste, und betrat den dunklen Flur des Hauses. Es war stickig, und eine dicke Staubschicht bedeckte den Boden. Es sah nicht so aus, als würde irgendjemand oft vorbei kommen, geschweige denn sich um das Haus kümmern.
Ein lautes Klirren ertönte von rechts. Ich hielt die Luft an. Mein ganzer Körper stand unter Spannung, als ich mich in die Richtung des Geräusches bewegte. Ich presste mich an die Wand und spähte in den Raum, in dem ich den Mann, den ich verfolgte, zum ersten Mal von nahem sah. Er war so abstoßend, dass der Vergleich mit einer Ratte wahrscheinlich ein Kompliment für ihn war. Angeekelt beobachtete ich, wie er wahllos Schränke öffnete und das darin enthaltene Geschirr auf den Boden schmiss. Offenbar suchte er etwas. Unter erneutem Klirren zerbrachen einige Gläser vor meinen Füßen, als er plötzlich inne hielt. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, aber ich konnte sein abscheuliches Grinsen fast spüren, als er seine Hand nach einem kleinen, angelaufenen Silberkelch ausstreckte.
Danach hatte er gesucht? Nach eine Trinkbecher? Was wollte er denn mit… ich sog scharf Luft ein, als ich es verstand. Ein Portschlüssel. Es war genau wie damals bei dem trimagischen Tunier. Ohne nachzudenken machte ich einen Satz nach vorne und packte den kleinen Mann an der Kapuze, gerade noch rechtzeitig, denn in diesem Moment begann die Welt, sich zu drehen…
Unsanft kamen wir auf und ich wurde über den harten Steinboden geschleudert. Wurmschwanz gab ein erschrecktes Quieken von sich, als er mich erblickte.
