Danke an J. K. Rowlings für die zauberhaften Charaktere. Hab sie mir nur ausgeborgt. Alle Rechte bleiben selbstverständlich beim Spiritus Rector. Verfolge keinen kommerziellen Zweck. Die Geschichte allerdings gehört mir :o).
Ende und Anfang
Es war dunkel. Die Kälte der Nacht kroch über die schmutzigen Dielen herein. Kein Laut, nur ab und an ein Knarren des alten Hauses und der Wind, der leise um das baufällige Gemäuer strich. Der Mond sandte seine silbernen Strahlen durch die schmutzigen Scheiben des kleinen Fensters und beleuchtete ein gespenstisches Bild:
In einer großen Blutlache lag ein Mann regungslos am Boden. Es war nicht auszumachen, ob er tot oder ob doch noch ein kleiner Funken Leben in ihm war.
Nach langer Zeit aber durchschnitt ein langgezogenes Stöhnen die unheimliche Stille. Der Mann am Boden regte sich. Er öffnete die Augen und starrte in die Dunkelheit.
Er zitterte heftig, Krämpfe schüttelten ihn. Seine Stirn glühte. Schmerzen quälten ihn, machten es ihm unmöglich, einen klaren Gedanken zu fassen. Er keuchte. Wie konnte er es nur ertragen? Unsicher tasteten seine Hände über den schmutzigen Boden. Jede Bewegung tat ihm weh, jeder Atemzug brachte neue Qualen mit sich, ganz so, als würden unablässig Messer in seine Brust gestoßen.
Unter unendlicher Anstrengung gelang es ihm, den Arm zu heben. Mit einem tiefen Stöhnen fühlte er die Wunden auf seiner Brust. Warmes Blut rann durch seine Finger. Er wollte sich bewegen, doch der Blutverlust hatte ihn geschwächt. Kraftlos sank der Arm zu Boden.
Wo bin ich?
Eine Frage, die sich unablässig in sein Hirn hämmerte. Selbst das Nachdenken bereitete ihm nie gekannte Qual. Doch dann sah er sie wieder. In fratzenhaften Bildern schoben sich die Erinnerungen in seinen Geist. Ein geschmeidiger Körper - stark, Zähne - gefährlich. Sie schlagen zu, immer und immer wieder. Ein Lachen, entsetzte Gesichter und Verzweiflung. Er erlebte es noch einmal voller Qual, sein Ende?
Ein angstvoller Schrei entrang sich seiner Kehle, laut und kraftvoll.
Gleichzeitig wurde es ihm bewusst, er war nicht tot! Er lebte!
Ächzend versuchte er sich aufzurichten, doch der Blutverlust nahm ihm die Kraft. Unter größter Anstrengung gelang ihm nur ein kleiner Dreh auf die Seite, dann sank er erschöpft nieder. Der Staub auf dem Boden wurde durch seinen schweren Atem aufgewirbelt. Er konnte ihn nicht sehen, aber er konnte ihn riechen, so wie sein heißes Blut.
Warum war er nicht schon vor Stunden gestorben?
Vor Stunden!
Er erinnerte sich und seufzte leise auf. Er hatte ihnen alles gegeben, was ihm je etwas bedeutete. Er hatte ihnen gezeigt, was ihm zu dem gemacht hatte, was er war und hoffte im vermeintlich letzten Augenblick seines Lebens, dass es Erklärung genug sein würde.
Und doch war neben all dem Schmerz, neben all dem Hass, den er empfand und neben all der Gleichgültigkeit etwas, das ihn begleitet und getröstet hatte. Jemand hatte seine Hand gehalten und er sah wieder die Augen, die ihn sein Leben lang verfolgten. Er hatte sie gesehen, solange bis ihn die Dunkelheit mit sich zog.
Und jetzt lag er hier auf dem kalten schmutzigen Boden, in seinem Blut. Es war gar nicht mehr schlimm. Die Kälte half ihm, den Schmerz zu ertragen, zu verdrängen, nur für einen Moment. Doch dieser Augenblick genügte, um ihm seine Lage deutlich vor Augen zu führen:
Er war nicht tot! Und keiner wusste es.
Jetzt war es gewiss. Jetzt würde er sterben, so wie er gelebt hatte, einsam. Er lachte laut auf. Es tat weh. Zum ersten Mal griff die Verzweiflung nach ihm. Er war vergessen worden! Nicht einmal ein Grab würden sie ihm schenken.
Die Kälte kroch ihm in die Glieder. Seine Wunden brannten, bescherten ihm unendliche Qual. Er schloss die Augen und wartete. Die Müdigkeit senkte sich über ihn, hüllte ihn ein und nahm ihm endlich den Schmerz, der ihm die Sinne rauben wollte.
Da, ein Geräusch!
Er riss die Augen auf und starrte in die Dunkelheit, lauschte angestrengt in die Stille hinein. Hatte er sich getäuscht?
Da war es wieder. Zaghafte Schritte. Knarrende Stufen. Ein schwacher Lichtschein.
Ein Funken Hoffnung schlich sich in sein Herz, ganz leise. Es war die Hoffnung auf Leben. Einen Moment lang wollte er rufen. Doch er blieb still. Wofür sollte er denn leben wollen? Es war alles gesagt, es war alles getan.
Das Licht drang durch die Ritzen der Tür, ganz sanft und tröstlich. Es kam näher, wurde heller.
Träumte er? Würde er jetzt weitergehen?
Mühevoll hob er den Kopf und starrte auf die Tür.
Die Schritte wurden lauter.
Sollte er rufen?
Kein Laut kam von seinen Lippen. Sein Kopf sank kraftlos zurück auf den harten Boden. Ganz still lag er da und wartete.
Die Tür wurde aufgestoßen. Lichtstrahlen erhellten den Raum und blendeten ihn. Eine Gestalt trat ein. Nur schemenhaft nahm er sie wahr.
Sie kam heran und beugte sich zu ihm hinab. Er fühlte eine warme Hand auf seiner Wange. Ein leises Stöhnen entrang sich seiner Brust, als er ihr den Kopf zuwandte.
Unendlich sanfte Hände. Ein leise gemurmelter Zauberspruch, der seine Schmerzen linderte. Sein Blick wurde klar. Er griff nach den Händen, die seine Wunden versorgten und hob den Kopf. Er erkannte seinen Retter. Nie hätte er mit ihr gerechnet. Sein Herz war voller Zweifel und Ungläubigkeit. Er schüttelte leise den Kopf. Konnte es sein? Es war ein stummes Fragen, er war nicht fähig es auszusprechen.
Ein warmer Blick aus großen dunklen Augen und eine Stimme, die er unter tausenden erkannt hätte, flüsterte atemlos: „Vertrauen Sie mir."
Sein Herz klopfte laut, sein Blut rauschte, Schweiß stand auf seiner Stirn. Er sank zurück und gab ihre Hände wieder frei. Ja, er wollte vertrauen. Es gab nichts, was er in diesem Augenblick mehr wollte.
„Für mich?", brachte er mühevoll hervor. Seine Stimme war heiser.
Sie legte ihm die Hand auf die Stirn. Es war ein Traum! Es konnte nicht sein, nicht für ihn.
„Es ist Wirklichkeit", sagte sie so leise, dass er Mühe hatte es zu verstehen.
Er sah ihr in die Augen, ganz still und endlich verstand er. Jetzt musste er nicht mehr kämpfen, nicht gegen sich und nicht gegen andere. Jetzt durfte er kämpfen, nur für sich und es gab jemandem, der ihm dabei helfen würde. Dieses Mal würde er vertrauen, dieses Mal würde er die Hand nicht wegschlagen, die ihm gereicht wurde.
Kein Vergessen! Nie wieder.
Er war am Ende seiner Kraft.
Er schloss die Augen und ließ sich fallen.
Jetzt würde er leben!
Fortsetzung folgt...
