Disclaimer: Alle in dieser Story verwendeten Charaktere und Grundkonzepte sind Eigentum der jeweiligen Rechtinhaber. Sie werden einzig und allein zu Unterhaltungszwecken genutzt. Eine Copyright-Verletzung ist weder beabsichtigt noch impliziert. Ich verdiene hiermit kein Geld. Mein Lohn ist einzig und alleine das Lesevergnügen euerseits. Zum Schluss noch einen riesigen Dank an Akira Toriyama, dessen Dragonball-Epos mir eine wunderbare Kindheit beschert und mein Selbstbewusstsein in jungen, aber schwierigen, Jahren gestärkt hat.
Was wird noch geschehen, bis du das höchste Level schaffst?
Wie viele Gegner rauben dir noch deine Kraft?
Du hast keine Chance, wenn in dir nur der Zorn regiert.
Es kommt nur darauf an, was in deinem Kopf passiert.
Bleib dir selber treu, sei stark und hör auf dein Herz.
Du hast alles in dir, glaube daran und du vergisst den Schmerz.
Dragonball Z, Du wirst unbesiegbar sein / Fred Röttcher
- Kapitel eins -
Bulmas Geheimnis
Die Dämmerung hatte sich vor wenigen Stunden langsam über Vegeta-Sei gelegt und obwohl sie schon so viele Bücher über Fabelwesen, die sich in der Dunkelheit fürchteten, gelesen hatte, war Vegeta-Sei gerade während der Finsternis schön anzusehen. Die vielen Farbnuancen, die sich am Himmel widerspiegelten, wenn der Mond aufging, waren faszinierend und beängstigend zugleich und doch war es die liebste Zeit, in der sich Bulma aus dem Haus schlich. Noch eben hatte sie sich vergewissert, dass kein Vollmond erscheinen würde, bevor sie die Ranke an ihrem Fenster hinunter geklettert war und sich auf leisen Sohlen kichernd davon schlich.
Oh, wie würden Kakarott und Radditz schimpfen, wenn sie wüssten, wie oft sie sich schon hinaus geschlichen hatte, um den Mond zu bestaunen oder durch den Wald zu rennen. Für wie verrückt würden sie ihre kleine Schwester erklären, wenn sie erfuhren, wie oft sie schon dem Mond gewunken und sich vorgestellte hatte, dass dort – wie in ihren Büchern – der Mann im Mond lebte? Nach dem Tod ihrer Eltern vor sieben Jahren, war sie gerade elf Jahre, Kakarott bereits fünfzehn und Radditz siebzehn. Seitdem lebten sie zu dritt und bisher waren sie auch immer ein eingespieltes Team – solange sie nicht die nächtlichen Spaziergänge Bulmas enträtselten.
Sie gehörte zu den weniger friedliebenden Saiyajins und trotz ihrer Abstammung, trotz ihrer Vergangenheit, verspürte sie nie den Drang, sich mit anderen Saiyajins zu messen oder gar jemandem ein Leid zuzufügen. Nein, sie zog ihre Bücher und die Liebe zu Flora und Fauna dem Kampf vor, zumal ihre Kampfkraft bedauerlicherweise unter hundert lag.
Oft fühlte sie sich diesem Planeten so fremd. Sie fühlte sich oftmals hilflos und verlassen, aufgrund ihrer Andersartigkeit und dazu zählte sie nicht einmal ihre türkise Haarfarbe oder ihren türkisfarbigen Schweif, der stets um ihre Hüfte geschlungen war, weswegen sie oft dem Spott und Hohn der anderen Saiyajins ausgesetzt war, aber ihre Interessen unterschieden sich substanziell von denen der anderen. Über die Anzüglichkeiten und den Zynismus, den man ihr entgegenbrachte, konnte sie schon lange hinwegsehen. Zumindest in der Regel, denn manchmal passierte es durchaus auch, dass sie sich verletzt und getroffen zurückzog.
Aber sie wusste - nein, sie war sich sicher - dass keine Dunkelheit auf der Welt, das Licht einer einzigen Kerze auslöschen konnte.
Radditz sagte immer, dass genau diese Andersartigkeit etwas besonderes wäre, gefolgt von einem aufmunternden Lächeln, das selten Radditz' Gesicht überzog. Er und Kakarott dienten dem König der Saiyajins – einem jungen, recht eigensinnigen König, wie Kakarott des Öfteren verlauten ließ, wenn er während des Essens von ihm sprach. Auch ließ er durchsickern, dass der König von seinem Stolz zerfressen war und Radditz ihn daraufhin immer wieder murrend unterbrach und ihn zurechtwies, nicht so über den König zu sprechen.
Und immer dann, wenn Radditz sich zurückzog, lehnte Kakarott sich mit vorgehaltener Hand zu Bulma hinüber und erzählte ihr weitere Merkwürdigkeiten, was den Charakter des Königs anging. Ach, wie oft hatten sie sich darüber schon amüsiert? Es musste schon hunderte Male passiert sein.
Ja, Radditz nahm seine Bestimmung, die Familie und den König zu schützen, sehr ernst, was ihm das ein oder andere Mal im Weg stand, da er nicht in der Lage war, seine Zuneigung Kakarott oder Bulma gegenüber zu zeigen. Auch er war zu stolz, um etwas so schwachem, wie etwa Gefühle, Platz in seinem Innern zu machen. Der Tod der Eltern, seine Ausbildung und die Schlacht gegen Freezer hatten ihn kalt werden lassen und das war es, was Bulma so leid tat. Radditz ließ sein Herz in die tiefsten Regionen seines Körpers sperren. Er legte es in Stahlketten, um es vor einem weiteren Riss zu bewahren - offensichtlich aus Selbstschutz ihm und seiner Familie gegenüber.
Nachdenklich ging sie über die Felder, dessen Gras hüfthoch war und ihr über die Hüften kitzeln konnte. Ihre Finger strichen behutsam über die nach oben stehenden Halme, während sie nach oben gen Himmel sah und die nach und nach auftretenden Sterne mit Begeisterung beobachtete. Schon immer übten sie eine Faszination auf sie aus, weshalb sie auch daher den Drang, nachts – trotz Kakarotts und Radditz' Warnung – nach draußen zu gehen, vermutete.
Da sie keinerlei Interesse für den Kampf zeigte, und somit der gnadenlosen Ausbildung eines Saiyajins entkam, konnte sie demzufolge auch nicht fliegen, aber das hinderte Bulma zum Beispiel nicht daran auf Bäume zu klettern. Nein, es motivierte sie viel mehr.
Der laue Sommerwind wehte durch ihre Haare und als sie die langen Strähnen hinter ihr Ohr schob, sah sie nach rechts und seufzte, als sie die Berge weiter abseits sehen konnte. Gerne würde sie einmal dorthin gehen, um den herrlichen Ausblick genießen zu können, der sich ihr dort bot, aber sie würde es demnach nicht schaffen, wieder rechtzeitig zuhause zu sein. Nur einmal, kurz nach dem Tod ihrer Eltern – die in der Schlacht gegen Freezer gefallen waren – flog Kakarott mit ihr zu den Bergen, um ihr etwas, wie er sagte, atemberaubendes zu zeigen und er behielt recht. Zwar war sie damals noch klein, aber sie hatte diesen Ausblick nie vergessen können.
An ihrem Lieblingsplatz angekommen, lehnte sie mit dem Rücken gegen einen Baum, zog ihre Beine an und schlug ihr Buch auf. Hier draußen war das Lesen viel angenehmer als zuhause – alleine wegen der Stille und der Kulisse.
Nicht ahnend, dass sie beobachtet wurde, konzentrierte sie sich auf die Seiten und war so vertieft in das Buch, dass sie nicht einmal die sich ihr nähernden Auren, die unweigerlich nach ihrem Entdecken gelöscht wurden, wahrnahm.
Weiße Handschuhe zogen einen der Äste des Gebüschs zurück und Nappa erkannte sie sofort. Wer würde dieses Weib nicht erkennen? Ihre Haare und ihr Schweif würden sie jederzeit verraten.
„Wer ist das?", wollte Vegeta wissen, der mit Nappa auf einem seiner unzähligen Streifzüge unterwegs war. Oft, um zu trainieren oder das Gelände auszukundschaften. Seit Freezers Angriff, bei dem sein Vater ums Leben kam, hatte er sich geschworen, nicht auch so töricht zu sein und das Gelände besser im Auge zu behalten. Vorsicht war besser als Nachsicht. Außerdem boten sich in der Einöde immer brauchbare Plätze zum Trainieren.
„Das ist Bulma. Die Schwester von Kakarott und Radditz", beantwortete er ehrfürchtig. Seine Augen klebten an Bulma, während er ihr Profil aus der Ferne musterte.
„Die Schwester von Kakarott und Radditz sagst du? Interessant." Darauf achtend, kein Geräusch von sich zu geben oder in eine Lichtquelle des Mondes zu geraten, erhob er sich mehrere Zentimeter vom Boden, um sich ihr zu nähern. Jedoch nur soweit, dass die Distanz noch groß genug war und sie ihn nicht bemerkte. Mit Argusaugen betrachtete er ihr Seitenbild, scannte ihre Konturen und die blauen Haare, sowie der blaue Schweif, fielen ihm rasch auf, weswegen er sich wieder, ohne den Boden zu berühren, mit geneigtem Kopf Nappa zuwandte. „Warum ist sie nicht schwarzhaarig?" Er war erstaunt und erschrocken zugleich. Wie konnten Kakarott und Radditz ihm das jahrelang verschweigen?
„Das... Das weiß ich nicht, Majestät", gluckste Nappa, der sich stirnrunzelnd mit der Hand über seine Glatze rieb. Er schien angeregt darüber nachzudenken, denn davor hatte er sich noch nie darüber Gedanken gemacht. Er selbst hatte sie nur wenige Male gesehen, wenn er ihre Brüder besuchte.
„Eine üble Laune der Natur vielleicht?", überlegte Vegeta dumpf. „Liest sie etwa? Kneif mich einer." Nicht sicher, ob er sich täuschte, hob er verwundert die Augenbraue. Mit der Betätigung eines Knopfes an seinem Scouter, ließ er ihre Kampfkraft berechnen und zu der ersten hochgezogenen Braue gesellte sich die zweite. „Ihre Kampfkraft liegt bei 67. Miss nochmal nach, Nappa", verlangte er mürrisch, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
Auch Nappa kam zu dem selben Ergebnis, was Vegeta missgelaunt nach unten zum Boden zurückkommen ließ. Grundgütiger, dieses Weib war eine wahre Schande für sein Volk. Er kannte keine weibliche Saiyajin, deren Kampfkraft unter zweihundert lag. Aber das war auch egal. Die Gewissheit - morgen während des morgendlichen Appells eine Menge Spaß zu haben, wenn er auf Kakarott und Radditz stieß - ließ ihn schmunzeln. Ob sie wussten, was ihre Schwester in der Nacht tat? Vermutlich wussten diese Trottel gar nichts, aber er würde sie über diesen Zustand gerne aufklären. Im gleichen Atemzug würde er dann auch erfahren, wieso er von ihrer Existenz bisher im Ungewissen gelassen wurde.
Ungesehen zogen sich der König und sein Begleiter zurück, jedoch schmiedete Vegeta bereits Pläne für seine neuste Agenda...
XxX
Wie jeden Morgen zog sich Vegeta den Brustpanzer, auf dessen rechter Seite das königliche Emblem prangte, über seinen schwarzen Kampfanzug. Die Schulterflügel trug er aus obligatorischen Gründen, um den schwarz roten Umhang daran zu befestigen. Heute würde ein guter Tag werden, wenn er daran dachte, Kakarott und Radditz zu sich rufen zu lassen. Oh ja, man würde das Weib vermutlich zurechtweisen, weil ihr Verhalten dem König aufgefallen war.
Was diese zwei Primaten allerdings nicht wissen würden, war, dass ihre Erscheinung ihm alles andere als negativ in Erinnerung blieb.
Gemächlich durchquerte er den - ihm zu Ehren errichtete - Torbogen, als er den Thron bestieg, und sah seine Krieger, die in Reih und Glied vor ihm standen – aufrecht, aber gleichzeitig ehrfürchtig und ihm das Gefühl gebend, nicht über ihm zu stehen. Ja, er verlangte Stolz, Disziplin und Kampflust. Allerdings nur soweit, dass niemand seine Kraft überstieg und das würde auch niemand, da Vegeta viel zu hart trainierte. Niemand konnte ihm das Wasser reichen. Oft brachte er sich an seine äußersten Grenzen, dachte er, bis er eines besseren belehrt wurde und ständig seinen Horizont erweiterte.
Ohne einen Soldaten eines Blickes zu würdigen, blieb er vor ihnen stehen und sah bewusst zu zwei großgewachsenen Kriegern, die verwundert aufsahen. Gleichwohl fassten sie sich recht schnell und fanden in ihre eigentliche Haltung zurück. Ja, sie sollten sich ruhig Gedanken machen, weswegen er die beiden während des Appells ansah. Vegeta genoss es, den Ruf eines kaltblütigen Regenten inne zu halten und den Respekt, der ihm gebührte, zu erhalten.
Er ließ Nappa vortreten, der die Aufgaben und jeweiligen Punkte des einzelnen Tages vortrug, ehe er die Pergamentrolle zurück in seine Panzerung schob.
Ohne Kakarott und Radditz noch einmal anzusehen, verschwand Vegeta im Innern des Palastes und steuerte das Beraterzimmer an, in das er sich zurückzog. Seine behandschuhten Fingerspitzen fuhren wenige Millimeter über der polierten Tischplatte entlang, bis er seinen Platz am Ende der Tafel erreichte und sich ungeduldig auf seinem Stuhl niederließ. Wie oft hatte er hier schon die letzten Jahre gesessen? Unzählige Male. Oft fand er sich zwischen streitenden Beratern wieder, was ihn das ein oder andere Mal in den Wahnsinn trieb und er diese hitzigen Diskussionen dank seiner Unberechenbarkeit unterbrechen konnte.
Wo blieben sie nur? Er hatte Nappa ein deutliches Zeichen gegeben und er wusste, dass Vegeta ungern wartete. Ungeduldig tippten die Finger seiner linken Hand auf die Tischplatte, während seine rechte Hand sein Kinn stützte. Es vergingen zehn Minuten, ehe es an dem Tor klopfte und er die Ankömmlinge mürrisch herein bat.
Na endlich! Zwar wusste er auch, dass das Gras nicht schneller wuchs, wenn man daran zog, aber... Scheiße, er war zu neugierig.
Vegeta lehnte sich angespannt nach vorne und sah ihnen zu, wie sie ebenfalls den Tisch umrundeten. Bevor sie sich auf die ihnen zugewiesenen Plätze setzten, begrüßten und verbeugten sie sich vor ihrem König und die unsicheren Auren Radditz' und Kakarotts schwebten unheilvoll durch den Raum, wie Vegeta auffiel.
Es brach förmlich aus ihm heraus, als sie ihn ansahen. „Könnt ihr euch vorstellen, weswegen ich euch habe rufen lassen?", eröffnete Vegeta das Gespräch – neutral, völlig unverbindlich. So, um ihnen gleichzeitig aber mitzuteilen, dass das nur die Ruhe vor dem Sturm war. Ja, seinen Worten, so ruhig sie auch klangen, die gewisse Schärfe zu verleihen, war eine seiner vielen Königsdisziplinen.
„Majestät, uns ist es unbekannt", ergriff Radditz das Wort.
Mit zusammengefalteten Hände lauschte er den Worten von Radditz. Nur ab und zu schwang sein Kopf in Kakarotts Richtung, der, sobald Vegeta seinen Blick suchte, nur zustimmend nickte. Nun, zwar kannte er Radditz, sowie Kakarott, recht gut, da sie zusammen die Elite-Ausbildung in jungen Jahren absolvierten, doch er würde ihnen nicht das Gefühl geben, dass sie sich alles erlauben konnten. Nein, er durfte ihnen nicht einmal den kleinen Finger reichen – niemandem. Niemand hatte etwas von ihm zu erwarten, denn er war der König der Saiyajins. Sein Wort war Gesetz, denn sein Beraterstab bestand, ebenso wie sein Umhang an seinen Schulterflügeln, nur aus obligatorischen Gründen.
„Vegeta", begann Kakarott besser gelaunt als sein Bruder. „Was hältst du davon", erzählte er vergnügt, mit einem breiten Grinsen, und einem erhobenem Zeigefinger weiter, „wenn du uns einfach sagst, was los ist?" Begeistert von seiner Idee, hoben sich amüsiert seine Mundwinkel. Nur kurz sah er zu Radditz, der mit verschränkten Armen und zusammengekniffenen Augen ihm gegenüber saß.
„Hm, das wäre eine Möglichkeit, in der Tat. Gerne komme ich dem nach." Man sah, wie gerne er diesem Umstand nachkam. „Wisst ihr", gravitätisch legte er seinen Umhang, der sich widerspenstig um eines seiner Beine schlingen wollte, zur Seite, bevor er fortfuhr, „ich war gestern Abend mit Nappa unterwegs und wir haben eine sehr interessante Entdeckung gemacht. Könnt ihr euch vorstellen, was wir gefunden haben?"
„Nein, Majestät." Sorgenfalten hatten sich auf Radditz' Stirn gebildet. Seine Handinnenflächen wurden feucht, sein Herz stand kurz vor einer Explosion.
„Nicht?" Vegeta pausierte, ehe er nun derjenige war, der sich – wie Kakarott zuvor – amüsiert in seinen Stuhl zurücklehnte, seine Arme auf den Lehnen platzierte und einen bedeutsamen Ausdruck an den Tag legte. „Das ist schade. Das zeigt mir, wie wenig ihr doch wisst, denn ich habe eure Schwester gesehen." Oh, er behielt die beiden Brüder wachsam im Auge. Radditz versteifte sich zunehmend und Kakarotts Augen wurden riesig.
„Was?", entfuhr es Letzterem. „Sie war draußen? Aber..." Hilfesuchend sah er zu Radditz, dessen Augen sich zu Schlitzen verengten. Wüsste Kakarott es nicht besser, würde er denken, Rauch stieg aus der Nase seines Bruders.
„Ach, ihr wisst nichts davon? Nun, so überrascht, wie ihr es seid, war ich auch, als Nappa mir sagte, dass es sich dabei um eure Schwester handelt."
Er kannte Radditz' Begründung, weshalb er auf Vegetas letzten Satz nicht einging. „Vegeta, wir haben ihr das ausdrücklich untersagt." Kakarott kratzte sich verlegen am Hinterkopf und noch immer unternahm sein Bruder nichts dergleichen, um die Situation zu kitten oder zu besänftigen. Vegeta dagegen schien recht amüsiert zu sein, was ihn wiederum verwunderte. „Sie ist noch jung und vielleicht will sie einfach nur den Planeten erkunden. Wir haben sie zwar über die Gefahren aufgeklärt, aber sie ist recht neugierig und -"
„- und so völlig ohne Kampfkraft, ja? Wolltest du das sagen? Ich war erstaunt, das gebe ich zu. Was mich allerdings noch mehr verwundert, ist ihre äußere Erscheinung. Sie unterscheidet sich signifikant von unserem Aussehen. Wieso?" Er war gespannt auf ihre Antworten und er hoffte, dass die Ausrede, sie wäre ihres Alters wegen so, nur ein billiger Vorwand war. Aber ja, spezifisch nach ihrem Alter konnte er auch nicht fragen, aber viel jünger konnte sie nicht sein. Vegeta war einundzwanzig und führte sich auch nicht so auf. Nein, er hob sich stattdessen durch seine Kampfkraft von der Masse ab – ähnlich wie sie... Auch sie stach deutlich aus der Masse hervor... Er würde sämtliche Informationen aufsaugen wie ein Schwamm es für gewöhnlich tat. Aber nicht nur ihre Haare hatten sein Interesse auf eine bizarre Art geweckt, sondern auch ihre gesamte Erscheinung, ihr Körper und ihre völlig andere – völlig untypische – Saiyajin Art. Aufgrund ihrer erbärmlichen und nicht vorhandenen Kampfkraft war er umso interessierter, wozu sie zu gebrauchen war.
„Wir wissen nicht, weshalb ihre Haare und die Farbe ihres Schweifs von unseren abweichen. Wir haben das auch nie in Frage gestellt, Majestät." Radditz fand zurück zu seiner Stimme, wohl wissend, dass das Gespräch damit nicht enden würde.
Aufmerksam hatte Vegeta zugehört, doch trotz allem erhielt er keine Antwort, die seine Neugier stillen konnte. „Wann wurde Bardock mit dem Fluch belegt?" Ob es damit zusammenhing? Vielleicht wurde der Fluch über die Genetik weiter getragen und setzte sich in dem Saiyajin Weib fest? Aber dann hätte Bardock sicher auch eine andere Haarfarbe angenommen, oder? Oder? Oder lag es an der Mutter?
Vegeta kochte innerlich, weil er keine Erklärung fand.
„Vor acht Jahren. Du glaubst doch nicht, dass das damit hätte zusammenhängen können?"
Er hatte nichts dagegen, dass Kakarott ihn duzte, solange dieser auch wusste, wo dessen Platz war. Nun, vielleicht war die Farbe ihrer Haare und ihres Schweifs wirklich nur eine üble Laune der Natur gewesen. „Nun, Kakarott. Du scheinst gar nicht so dumm zu sein, wie ich bisher dachte." Dass dieser Idiot seinen noch nicht ausgesprochenen Zusammenhang so schnell erfasste, überraschte Vegeta doch etwas. Vergnügt verschränkte der König seine Arme vor der Brust und schmunzelte innerlich. Kakarott war, trotz seiner enormen Kampfkraft, genauso anders – immer von Güte und Humor umgeben. Vegeta fand es zum Kotzen, doch ab und zu bescherte genau diese Art ihm oftmals den einen oder anderen Lacher.
„Danke Vegeta!" Fast wollte er, im Eifer des Gefechts und eines drohenden Lachanfalls, ihm genau dasselbe sagen. Doch er schloss seinen Mund gerade noch rechtzeitig, ehe er den Zorn von Vegeta auf sich ziehen konnte.
Argwöhnisch hob der Angesprochene die Augenbraue. Bedankte sich dieser Narr gerade für seine Beleidigung? Hach, es war schon herrlich, wenn sich diese Figuren auch tatsächlich noch dafür bedankten. Wenigstens etwas, das seine Stimmung - trotz seiner unermüdlichen Neugier, die mit keiner Silbe befriedigt wurde - hob. „Fein, dann zurück auf eure Posten." Erst als beide Krieger aufgestanden waren, erhob sich auch Vegeta – der es ganz und gar missbilligte, wenn jemand hinter ihm war – und folgte ihnen aus dem Zimmer, ehe sich ihre Wege trennten.
Als Radditz sich sicher war, außer Hörweite zu sein, packte er seinen Bruder am Kragen und stieß ihn gegen die harte Wand. „Was soll das, Kakarott? Wie benimmst du dich deinem König gegenüber? Und außerdem, wieso war Bulma wieder draußen?"
Radditz war im Herzen ein guter Saiyajin, davon war Kakarott überzeugt, aber er zeigte diese Seite nicht mehr. Er hatte von heute auf morgen damit aufgehört. Seit dieser verhängnisvollen Nacht hatte er sich grundlegend verändert. Offensichtlich, weil er seit diesem Zeitpunkt das Oberhaupt der Familie war und sich die Aufgabe, diese zu schützen, zu Herzen nahm. Aber das war vielleicht der Fehler. „Radditz, ich behandle Vegeta wie es einem König gebührt und jetzt komm runter. Und deine Schwester kannst du, Bruderherz, nicht ewig isolieren. Bulma ist kein kleines Kind mehr."
„Kakarott, doch! Genau das ist sie. Sie ist unsere kleine Schwester, geht das in deinen Schädel?" Mit der flachen Hand zog er ihm einen Schlag über den Kopf. „Vielleicht bringt das deine Gehirnzellen zum Laufen. Sie weiß, dass sie nachts das Haus nicht verlassen soll. Noch schlimmer ist, dass sie aufgefallen ist."
Wahnsinn, der Schlag saß. „Ich bitte dich doch nur, sie nicht weiter einzusperren. Deine Enge wird sie immer wieder nach draußen treiben. Erinnere dich, wir waren genauso. Wenn Vater uns etwas verboten hat, wollten wir umso mehr dem nachgehen. Bulma ist genauso. Hey", fuhr er aufmunternd und einem Schlag auf Radditz' Rücken fort, „das ist doch positiv. So hat sie wenigstens etwas mit uns gemeinsam, wenn ihre Kampfkraft schon gen Null geht, hm?"
Mit gekräuselten Lippen und geballten Fäusten wandte er sich ab. Ja, eine wunderbare und überragende Gemeinsamkeit, die ihr mit Sicherheit in jeglicher Lebenslage von Nutzen wäre - na klar! Er musste andererseits einsehen, dass Kakarott recht hatte. Womöglich trieb er sie mit seiner Fürsorge, die oft in Befehlen ausartete, noch weiter weg. Aber das geschah, weil er befürchtete, sie irgendwann zu verlieren. Noch immer suchten ihn die Erinnerungen heim, als einer der Saiyajins über sie herfiel. Bis heute wusste er nicht, wer sie bedrängte, wer kurz davor war, ihr Leid zuzufügen und er gab sich bis heute die Schuld, die Aura seiner Schwester, in ihren schwersten Stunden, nicht wahrgenommen zu haben. Erst als er ihren lauten Schrei unweit des Hauses hörte, eilte er zu ihr. Doch er fand nur sie kauernd am Boden vor und seitdem hatte sie nie wieder ein Wort über diesen Vorfall verloren.
Außerdem behagte es ihm nicht, dass sie Vegeta aufgefallen war. Er hatte gute Gründe, Bulma vom Königshaus fernzuhalten. Auch war es beabsichtigt, nicht über Bulma in der Gegenwart des Königs zu reden – es war ein stilles Abkommen zwischen Kakarott und ihm. Dass sie außerhalb der Stadt, in einem kleinen Haus lebten, erleichterte es ihm, Bulma vor Vegeta und anderen Saiyajins zu verbergen, denn er selbst wusste, wie gierig – vor allem in Vollmondnächten – sie wurden und ihre Triebe befriedigen wollten.
„Vielleicht hast du recht." Seine Hand fuhr über seinen Stiernacken und er blickte zur Decke hinauf.
„Du musst sie ja nicht direkt auf die Saiyajins in der Stadt loslassen", grinste er, als sie gemeinsam nach draußen gingen, „aber lass sie wenigstens in den Wald. Du weißt, wie vernarrt sie in die Tierwelt ist. Oder erlaube ihr wenigstens zu Chichi zu gehen – alleine." Chichi war die beste Freundin von Bulma und Kakarott war sich sicher, dass das auch für seinen Bruder zu verkraften war, da Chichi nicht unweit ihres Hauses wohnte.
„Mal sehen!" Erst als Kakarott ihn nicht mehr ansah, ließ Radditz das Schmunzeln zu. Sein Bruder war tatsächlich nicht so einfältig. Gemeinsam verließen sie den Schlossgarten, um sich auf ihre Posten zu begeben.
