Titel: Raul und Julia
Teil: 1 von ?
Autorin: R-chan aka Hoshisaki
Rating: PG-14
Genre: AU
Warning: Angst
Summary: Habt ihr euch jemals gefragt, wie es wirklich war mit Raul und seiner Schwester Julia? Wie sie zum Zirkus gekommen sind? Lasst euch entführen in eine, vielleicht nicht ganz wirklichkeitstreue, Geschichte über ein Geschwisterpaar und ihre Kindheit.
A/N: Ich hatte Langweile in Geschichte (Nehmt euch aber bitte kein Beispiel an mir, ok?) und hatte die Idee sowieso schon länger im Kopf. Warum also wertvolle Zeit mit Nichtstun verschwenden?
Kapitel 01: Die Flucht in die Dunkelheit
Seufzend blickte ein rotblondes, junges Mädchen auf. Das fahle Mondlicht fiel in das spärliche, kleine Zimmer, das es sich mit ihrem kleinen Zwillingsbruder teilte. Dieser war nach einer ganzen Weile hilflosen Schluchzens in ihren Armen eingeschlummert. Traurig schaute das Mädchen, Julia, ihrem Brüderchen ins Gesicht. Er war ganz aufgelöst aus dem Bad wiedergekommen, hatte gemeint, ihre Eltern hätten etwas von „Scheidung" und „Kinder weggeben" geredet.
Julia fühlte sich nicht gut. Behutsam löste sie sich von dem Schlafenden und eilte so leise wie möglich ins Badezimmer.
Langsam lehnte sie sich über das Waschbecken, drehte am kalkbefleckten Wasserhahn und wusch sich das Gesicht.
Mit einem unheimlichen Quietschen drehte Julia den Hahn wieder zu. Im Halbdunkel des Raumes kam ihr das eigene Spiegelbild noch blasser und gespenstischer vor. Platschend fielen die Wassertropfen von ihrem Kinn ins Becken.
Was wenn es stimmte? Ihre Eltern stritten sich ständig, scheinbar ohne dass es einen triftigen Grund gab. Die Fernandez Familie war seit der Entlassung des Vaters keine glückliche mehr. In den unsauberen Stuben und der Küche lagen leere Zigarettenschachteln herum, überall angefangene Alkoholflaschen oder Müll.
Aber so weit, dass sie ihre eigenen Kinder weggeben wollten?
So weit?
Julia rubbelte mit einem kleinen Handtuch ihr Gesicht trocken.
Und was hieß überhaupt „weggeben"? Sollten sie jetzt bei ihrer Nachbarin wohnen? Oder bei diesem ehemaligen Kollegen, mit dem sich Herr Fernandez immer noch regelmäßig traf? Oder sollten sie etwa gar in ein Heim?
Weggeben?
Weggeben klang so harmlos... Wäre „wegwerfen" nicht passender gewesen? Wegwerfen wie kaputte Sachen, mit denen man nichts mehr anfangen konnte?
Sorgfältig hing das junge Mädchen das Handtuch zurück an seinen Haken.
Sie konnte es nicht glauben. Es konnte doch nicht wahr sein! ...?
Entschlossen sah Julia in den Spiegel, drehte sich um, schlich die Treppe hinunter um zu lauschen, was ihre Eltern da redeten.
Sie war nicht einmal an der letzten Stufe angelangt, da vernahm sie auch schon die Stimme ihrer Mutter.
«Also?» Sie klang gereizt und kraftlos zugleich. «Was machen wir jetzt mit den Kindern? Wir sind und ja wohl einig, dass sie nicht hier bleiben können, oder?»
Julia wurde blass. „Raul.. Oh Gott.."
«Na, wir müsse se halt wechschaffen, oda?»
Julias Augen füllten sich mit Tränen. Das konnte doch nicht ihr Vater sein, der das gerade gesagt hatte?
«Also müssen sie weg.»
Julia keuchte und holte tief Luft. Über den Schock hatte sie das Atmen ganz vergessen.
«Jenau... nu wie?»
Julia eilte so leise und schnell sie vermochte die Treppe hinauf.
Sie würde nicht zulassen, dass Raul etwas passierte. Nein, niemals! Nur über ihre Leiche! Sie liebte ihren Zwilling doch so sehr!
Von unten drang der Lärm von zersplitterndem Glas empor.
Julia schloss die Zimmertür und zog ihren Rucksack aus dem Schrank. Hastig griff sie nach einigen warmen Kleidungsstücken und stopfte sie in die Tasche.
«Julia...?»
Sie fuhr herum.
«Was machst du da?» fragte Raul mit seinem verschlafenen, zaghaften Stimmchen.
Das Mädchen seufzte erschöpft und ging zum Bett hinüber. Ihren Bruder in die Arme schließend sagte sie sanft: «Wir werden fortgehen, Brüderchen, weit weg von hier...»
«Aber warum?»
«Raul ... Du hast doch gehört, was Mama und Papa vorhaben. Wollen wir ihnen nicht ein letztes Mal helfen? Gehen wir, bevor sie uns rausschmeißen...»
Der Rotschopf schluckte, schniefte und fing von neuem zu weinen an. Julia streichelte ihm liebevoll den Rücken, als er in ihren Armen so verzweifelt schluchzte.
«Ich packe unsere Sachen und wir verschwinden, wenn sie schlafen, einverstanden?»
Raul nickte heftig.
Julia wollte noch nicht aufstehen. Sie hielt ihren Zwilling nur fest und tröstend in den Armen und suchte gedanklich noch die Dinge zusammen, die sie noch einpacken musste.
Eine knappe Stunde später war aus dem Erdgeschoss des kleinen Hauses kein Gezänk und Gezeter mehr zu hören.
Mit besorgt zusammengezogenen Augenbrauen sah die Elfjährige ihren Zwillingsbruder an.
«Bist du bereit? Hast du alles Wichtige beisammen?»
Raul überlegte kurz, nickte dann, obwohl er in sich das Gefühl bemerkte, dass etwas nicht da war.
«Gut», flüsterte Julia, drückte seine Hand und öffnete leise und behutsam die Tür. Sie knarzte elendig.
Julia kniff die Augen fest zusammen als erwartete sie einen heftigen Schlag. Natürlich kam keiner. Die Luft war rein.
Julia nickte bestimmt in Richtung Treppe.
Sie mussten lautlos und schnell sein.
Auf Zehenspitzen tippelten sie auf die alte Holzstiege zu. Halbwegs hinab weiteten sich plötzlich Rauls Augen, als hätte er eine Erleuchtung gehabt.
«Schwesterchen, halt!», flüsterte er energisch. «Ich hab doch noch was vergessen!»
Er löste seine Hand aus dem Griff der ihren und eilte zurück.
«Raul!», flüster-rief Julia ihm nach, doch vergeblich. Sie biss auf ihre bebende Unterlippe. Das durfte doch nicht wahr sein!
Hätte Raul nicht früher daran denken können? Was, wenn einer ihrer Elternteile aufwachen und sie erwischen würde?
Die wenigen Sekunden kamen dem rotblonden Mädchen wie eine schmerzvolle Ewigkeit vor, eine Endlosigkeit voller Furcht, Gefahr und Nervosität.
«Ich hab sie!»
Raul tauchte endlich aus der Dunkelheit des fensterlosen Flures auf.
«Wir kö-»
Julia schlug ihm die Hand hastig auf das Mundwerk.
Sie konnten es nicht riskieren erwischt zu werden. Nicht jetzt!
Durchdringend war ihr Blick.
«Shhhh…»
Sie legte den Zeigefinger der freien Hand auf ihre Lippen.
Raul verstand, nickte.
Sie ließ die Hand von seinem Mund fallen.
«Los jetzt!», wisperte sie streng und kümmerte sich nicht weiter um das, was Raul hatte unbedingt noch holen müssen.
Mit größter Vorsicht stiegen sie die staubigen und schmalen Stufen hinab.
Hoffentlich würde das Knarren des Holzes den Rausch ihres Vaters nicht allzu sehr stören. Das Schnarchen des Mannes dröhnte durch die dünne Tür.
Julia spürte Rauls Hand zittern. Er war ganz sicher mehr als nur nervös.
Endlich gelangten sie in den Flur. Die Haustür war nur zwei große Schritte entfernt.
Am liebsten wäre Julia losgerannt, hätte nicht zurückgeschaut und wäre so schnell gelaufen, wie sie nur konnte.
In ihr brannten Spannung und Ruhelosigkeit.
Beinahe lautlos tapsten die Zwillinge über den dreckigen Teppich. Julia tastete nach ihren Schuhen und reichte auch Rauls ihm herüber. In Windeseile schlüpften sie in ihre Schuhe.
«Fertig!», wisperte Raul so leise es ging.
Julia nickte.
Sie hatten keinen Schlüssel. Warum auch? Wenn sie aus der Schule heim kamen, war doch immer jemand da gewesen. Sie konnten nur hoffen, dass noch niemand abgeschlossen hatte.
Gerade hatten sich Julias schlanke, ja fast dünne Finger um den Türknauf gelegt, da rumpste es gewaltig im Wohnzimmer.
Wie vom Donner gerührt starrten die Geschwister in die Richtung des Lärmes … Stille, dann ein ächzendes Stöhnen.
«Verdammt!», fluchte Julia und drehte in aller Hast den Knauf und zog.
Doch die Tür bewegte sich kein Stück.
Ende des ersten Kapitels
A/N: Oi, Cliffhanger!
Seid mir nicht böse, ich brauch 'ne Pause… ganz zittrigen Arm vom Schreiben hat
Reviewt und schreibt Kommis liebe Leser!
Flamer werden willkommen geheißen und als kleines Feuerchen benutzt Schönes Lagerfeuer im DB-Waggon Ist sooo ka-ka-kalt hier drin… bibberhasst Defekte an Klimaanlagen in öffentlichen Verkehrsmitteln
So… Bis zum nächsten Kapitel!
BeyBye!
CU R-chan
aka Hoshisaki
