Quelle: http
: // www. yearningvoid. Net / calico / lustre . html
Von: Julad und Calico
Datum: 02/2003
Übersetzung: MilenaLupin 03/2004
Inhalt: Draco wird volljährig und
bekommt ein Geschenk mit Hintergedanken. Lucius sendet einen Bindungsring,
Harry spricht mit Schlangen und Draco hat Charakterschwächen. H/D (nix für
kleine Kinder, sanfte Seelchen und Homophobe)
Rating: R
Genre: 5. Klasse AU; Drama/Romance
Pairing: Harry/Draco
Spoilers: Feuerkelch (nicht
OdP-kompatibel, nehmt's einfach hin, okay? S'ist's wert.)
Hinweis
der Übersetzerin:
Nicht meins. Harry, Draco
und Konsorten gehören JKR und zahlreichen anderen Rechte-Inhabern in Verlagen
und Filmstudios. Granatapfel, Handlung und Idee dieser fanfic gehören Julad und
Calico. Mir gehört bloß ein kiloschweres Übersetzerlexikon und die Erlaubnis
des werten Autorenduos, meinen Gehirnschmalz hier zu verschmieren. Und mein
ewiger Dank wird meiner Beta Alina nachschleichen...
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Schimmer
von Calico und Julad
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Es geht ihm, sagt er sich selbst, jetzt gut. Es war keine Lüge, als er dieser neugierigen Kuh McGonagall gegenüber behauptet hat, dass er sich wieder vollständig erholt hätte. Er hat keine Alpträume, und kann sich eigentlich nur an den Harry-rettet-die-Welt – Teil des Abends erinnern, einschließlich keuchenden Atmens und sanfter Hände, als sie flohen, zu zweit auf einem Besen, direkt aus der Feuergrube.
Es stört Draco nicht einmal, dass er einzig aus dem Grund nicht vor dem Kinder-Rufzauber des Dunklen Lords geschützt gewesen war, dass Lucius nicht wie die anderen Todesser-Eltern einen Abwehrspruch über ihn gewirkt hatte. Er weiß, dass Lucius im Moment eine Menge Dinge im Kopf hat, also hat er es auch nicht erwähnt. Wahrscheinlich hat sein Vater den Fehler begangen, diese Aufgabe an einen inkompetenten Untergebenen zu delegieren. Wahrscheinlich hat man mit dem Idioten, der seine Sicherheit riskiert hat, schon passend abgerechnet.
Außerdem hat er gerade eine Eulbotschaft erhalten, dass er später am Tag noch eine Sendung aus Anlass des bevorstehenden Ereignisses erwarten könne – und mit Anlass des bevorstehenden Ereignisses kann nur Dracos sechzehnten Geburtstag gemeint sein, und die ganzen Rituale und Verpflichtungen, die sein Erwachsenwerden so mit sich bringen. Eine Menge Dinge stehen ihm dieses Jahr bevor, und er ist damit einverstanden, einverstanden damit, die Macht und die Verantwortung zu übernehmen, die ihm rangmäßig zusteht, aber auch seine Pflicht ist. Er ist damit einverstanden, nach Abschluss seiner ZAGs Hogwarts zu verlassen und die Stellung einzunehmen, die sein Vater für ihn im Ministerium arrangiert hat, und mit anderen Ereignissen, die sein Vater für ihn plant, ist er auch einverstanden.
Das hält ihn nachts nicht wach, überhaupt nicht. Es führt nur dazu, dass die Träume von Harrys geschickten Händen und mitternächtlichen Besenfluchten ins Reich des absolut Unrealistischen verbannt werden müssen.
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Draco streckt träge seinen Arm aus, mit weit gespreizten Fingern, und genießt es, wie Crabbe und Goyle zusammenzucken und zurückweichen. Sie wissen wahre Ästhetik einfach nicht zu schätzen. Draco schließt kurz die Augen, als sich das kühle, seidige Gewicht um seinen Hals herum bewegt, seinen Arm herunter gleitet und sich um seine Finger windet. Das ist mehr als wundervoll.
„Ist sie nicht großartig?", murmelt er und hört, wie Crabbe schluckt. „Mein Vater hat sie geschickt. Sehr selten, natürlich. Und extrem teuer."
„Toll", platzt Goyle heraus, und Draco lächelt vor sich hin. Das ist es wirklich. Er bemerkt andere interessierte Slytherins, die wie zufällig an seinem Tisch auftauchen und sich im Hintergrund herumdrücken, und tut so, als sehe er sie erst jetzt. Es ist überraschend einfach, sie zu ignorieren, wenn er sich in einem Sessel herumlümmelt und sich eine Corculus Anguisa liebevoll um seine Finger schmiegt.
Er dreht seine Hand um, und bewundert den silbrigen Schimmer, als sich die Schlange über seine Handfläche windet, um ihren kleinen spitzen Kopf auf seinen Handrücken zu legen. Sie ist lang genug, um sich fünfmal um sein Handgelenk herum zu wickeln, oder zweimal um seinen Hals herum, und noch eine Schwanzspitze über sein Schlüsselbein hängen zu lassen. Ihr Körper ist größtenteils so schlank wie sein Daumen, läuft am einen Ende spitz auf eine einzige Schuppenbreite zu, und am anderen auf eine winzige Stupsnase.
Aufgerollt neben ihr, in dem Adler UltraPost Lieferkorb, hat eine kurze Nachricht seines Vaters gelegen. Atemlos hatte er das Siegelwachs gebrochen, und der Text enthielt Angaben über Preis und Spezies und Verfügbarkeit, die allesamt dieses Geschenk als eines der exklusivsten überhaupt möglichen kennzeichneten.
In das Pergament eingefaltet war ein Ring: ein kleiner, dunkler Smaragd, mittig zwischen Hals und Schwanzspitze einer winzigen, zusammengerollten Schlange. Die Nachricht endete mit den Worten: Wenn du den Zauberspruch auf diesem Ring entziffern kannst, stellt er meinen Beitrag zur deinem Übergang ins Erwachsenwerden dar. Du weißt, was du damit zu tun hast. Lass es mich wissen, wenn die Zeit gekommen ist, und ich werde mit den notwendigen Arrangements beginnen.
Draco beschloss, sich erst einmal hinzusetzen und den Ring später zu studieren... nachdem er sich seinen Anteil faszinierten Neides seiner Altersgenossen gegönnt hat. Er hat schon herausgefunden, dass der Ring genau die Größe eines Halsbandes für seine Schlange hat, aber jetzt hat sie sich erst einmal eng um seinen Daumenansatz gewickelt und blitzt jedes Mal großartig auf, wenn sich das Licht in ihren Schuppen fängt. Es sind noch ein paar Tage, bis er sechzehn wird, aber sein Vater würde ein ungetragenes Statussymbol nicht schätzen.
„Ich glaube, es gibt nur zwei weitere Exemplare außerhalb Asiens", sagt Draco beiläufig und hält die Hand hoch, so dass die Schuppen beinahe metallisch im Licht blinken.
Die meisten Leute sind draußen, im kalten Sonnenlicht, und sehen zu, wie Pucey die neuen Drittklässler durch das letzte Training vor dem Spiel scheucht – diese Tortur lässt die Jungs immer besonders gut spielen – also hat er kein Riesenpublikum. Für heute ist das genug.
Blaise schleicht hinüber, hebt ihre Hand und schaut dann Draco hoffnungsvoll an. „Darf ich?"
„Wenn sie dich lässt", meint Draco großmütig, senkt sie auf seine Schulter hinab, und Blaise lächelt, hält ihre Fingerspitze heran, um sich beschnüffeln zu lassen.
„Oh", macht sie glücklich, als die winzige rote Zunge gegen ihre Fingerspitze flattert, und Draco fühlt wieder einen Schwall von Entzücken. „Sie ist schön."
„Mir gefällt besonders dieser Farbverlauf", stimmt Pansy zu, und jetzt hat sich um sie eine ganze Menge versammelt, die genau so schwärmen, wie Draco das will.
Pansys Blick ist gieriger als der der meisten, und Draco erinnert sich, mal gehört zu haben, wie sie das Ei einer schwarzen Viper im Mangrovensumpf gefunden und das geschlüpfte Junge selbst aufgezogen hat, bis Snape es als giftig erkannt und seine Entfernung angeordnet hat.
Anscheinend hat Pansy immer noch ein Foto davon, auf dem es sich endlos über ihr Bett schlängelt und seinen winzigen dunklen Kopf von einer auf die andere Seite legt. Wenn Lucius tatsächlich beabsichtigt, wie Draco verdächtigt, eine Allianz zwischen ihnen anzubahnen, werden sie zumindest ein interessantes Gesprächsthema haben, mit dem sie die riesige Ödnis ihrer Vereinigung überbrücken können.
Also der Farbverlauf. Draco neigt seinen Kopf zur Seite, versucht die Schlange kritisch zu betrachten und stellt fest, dass sein Herz bei dem Anblick, wie sie sich um seine Hand windet, einfach schmilzt. „Sie ist ein bemerkenswertes Exemplar", stimmt er zu. Er ist versucht, die Schlange wieder umzudrehen und Pansy zu zeigen, wie sich das schimmernde Silber ihres Rückens so perfekt mit dem rauchglasfarbenen Weiß ihres Bauches verbindet, dass man die Stelle, an der der Übergang einsetzt, nicht sehen kann.
„Man sieht nicht einmal, wo die Farben sich vermischen", begeistert sich Pansy, und Draco erinnert sich, was Farbverlauf eigentlich bedeutet.
„Ich ziehe den Begriff Schattierung vor, nicht Vermischung", korrigiert er seidig, und Pansy scheint zu merken, dass sie den neuen Liebling des Slytherin-Gemeinschaftsraums möglicherweise beleidigt hat, und nickt schnell.
„Sie ist so hinreißend, kein Wort könnte sie angemessen beschreiben", sagt sie schnell – die slytherinigste Entschuldigung, die Draco je gehört hat – und als sie ihn gewinnend anlächelt, fühlt Draco sich großmütig genug, zurück zu lächeln.
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Lieber Vater, schreibt Draco. Sie ist schön.
Nein. Nein, nein, nein. Er löscht die Worte mit dem Auge seiner Geierfeder und fängt von Vorne an.
Vater, vielen Dank für das Geschenk.
Ist es ein taktischer Fehler, Unwissenheit zuzugeben, indem er seine (gegenwärtig tatsächlich noch nicht vorhandene) Kenntnis der genauen Funktion des Rings nicht zeigt?
Vater. Ein wirklich interessantes Geschenk. Sei versichert, dass ich es in dem Geiste gebrauchen werde, in dem es geschenkt wurde.
Selbstsicher, loyal, aber auch leise drohend, ein bisschen hochnäsig – das ist perfekt. Obwohl, denkt Draco beunruhigt, da gibt es immer noch das Risiko, dass er etwas Genaueres zu berichten haben müsste, wenn er den Ring wirklich verstehen würde.
Er knüllt das Pergament zusammen und hext es in einen grünen Feuerball. Er wird seinem Vater morgen schreiben.
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Im Gemeinschaftsraum herrscht Schweigen, und Draco wundert sich einen Moment lang, ob er einen Fehler gemacht hat, als er den Namen seiner Schlange so schwungvoll verkündet hat. Vielleicht hätte er ihn besser erst mal an ein paar anderen Leuten testen sollen.
„Äh, du weißt, dass das eine Muggel-Frucht ist, nicht wahr?", wagt Blaise sich schließlich vor, und Draco nickt, wobei er sorgfältig verbirgt, dass er es nicht gewusst hatte. „Sie mischen sie unter Salate. Oder essen sie mit einem Spießchen."
„Natürlich tun sie das", sagt Draco und versucht, das Schaudern bei dem Gedanken zu unterdrücken, dass jemand seine geliebte Schlange aufspießen könnte. „Muggel sind erstaunlich ignorant." Er lächelt so wissend, wie er es in diesem Augenblick nur schafft. „Aber du wirst außerdem feststellen, dass es sich um eine Hauptzutat für ein paar der effektivsten Zaubertränke der Geschichte handelt. Der gefährlichsten, die Willen und Erfolg beeinflussen."
Ein paar Mienen seines Publikums leuchten auf, und er entspannt sich. Ein Slytherin kennt immer die Schwächen seiner Gefährten.
Pansy nickt aufgeregt. „Außerdem spielen sie eine Rolle in einem antikem Mythos über die Unterwelt", meint sie, und Draco denkt, dass sei vielleicht immer noch ein bisschen zu muggelisch – Religion, immerhin – aber wenigstens dunkel.
„Wie auch immer. Ich muss jetzt lernen gehen", verkündet er und lässt die Schlange sich um sein Handgelenk rollen. Er liebt die Art, wie sie sich an ihn klammert. „Wenn noch jemand Granatapfel sehen will, sagt ihnen, sie sollen später wiederkommen."
Es ist ein guter Name, sagt er sich selbst, testet aber dann ein paar andere auf der Zunge – und hasst sie alle. Egal. Wenn er vor seiner Wahl von der Muggel-Verbindung gewusst hätte... Wenn er von dieser Spießsache gewusst hätte... Nein.
Er spürt eine Verbindung mit seiner Schlange, und die Verbindung nennt sich selbst Granatapfel. So ist das.
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Pucey steckt seinen Kopf durch die Tür zu Dracos Zimmer. „Training in zehn – oh, mein...", unterbricht er sich selbst schwer atmend, und Draco sieht von Kreise der Macht: Ring-Referenzen Seit !835 hoch und lächelt.
„Kann ich dir helfen?"
„Ist das wirklich deine?", fragt Pucey, watschelt in das Zimmer und sinkt neben Dracos Stuhl auf die Knie. Draco neigt seinen Kopf geziert zur Seite, damit Pucey Granatapfel besser sehen kann, wie die sich um seine Kehle nestelt. Pucey ist Dracos Meinung nach viel zu gedankenlos mit seinen Emotionen. Als Quidditch-Kapitän macht ihn das natürlich unersetzlich – nicht ist so gut wie rasende Mordlust, um gegnerische Teams in die Mittelmäßigkeit zu treiben – aber abseits des Spielfeldes, ist er zu sehr Handlanger und nicht würdevoll genug.
„Du darfst sie anfassen", erlaubt Draco, und fügt noch hinzu: „Sie beißt nicht." Einen Moment lang wünscht er fast, sie würde beißen, aber sein Vater würde ihm kein Geschenk schicken, dass konfisziert werden könnte. Draco stellt sich vor, wie Dumbledore auf ihn nieder fährt und Granatapfel konfisziert.
„Sie ist erstaunlich", murmelt Pucey, und Draco spürt die Fingerspitzen des anderen über seine Kehle huschen. Puceys Berührung ist leicht und ein bisschen rau, verglichen mit Granatapfels festem satinartigen Druck. „Ist sie magisch?"
„Nein", antwortet Draco stolz. „Echt organisches Exemplar." Magische Sachen kann man replizieren.
„Wow", wiederholt Pucey. „Und wie macht sie das mit diesem Flackern?"
„Flackern?" So schön, sie sieht sogar magisch aus. Wenn überhaupt möglich, entscheidet Draco, liebt er seine Schlange sogar noch mehr.
„Wenn sie – da, schon wieder, sie hat's grad getan. Du musst hinschauen."
Draco schüttelt den Kopf. „Ich werde sie nicht abnehmen, solange sie nicht richtig ausgeruht ist", sagt er. „Erklär es mir einfach."
Pucey streicht wieder über Granatapfels Rücken, und schafft es wieder, Dracos Hals zu berühren. Draco fragt sich, ob da etwas dahintersteckt. „Sie... flackert", beschreibt er, während er sich auf seinen Fersen hockend etwas zurücklehnt. „Irgendwie. Wie ein Lumos-Zauber, der direkt unter ihren Schuppen aufblitzt."
Draco stellt sich das vor, und versucht, nicht so glücklich zu lächeln, dass er seinen Ruf ruiniert. „Sie ist einfach eine extrem wertvolle Schlange", meint er.
Pucey räuspert sich und steht wieder auf. „Ja, das ist sie", stimmt er zu. „Äh, entschuldige, ich kam eigentlich, um dir zu sagen..."
„Training in zehn Minuten", nickt Draco. „Ich werde da sein."
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Drei Stunden später strolcht Draco durch die Halle – noch immer spürt er das Gefühl des Windes in seinem Gesicht, noch immer trotzt er mit jedem Schritt der Schwerkraft. Das Training lief großartig; er fing den Schnatz sechs Mal, während Pucey und seine Jäger den Quaffel einander zupassten, als sei er an ihre Finger gezaubert, und die Treiber Erstklässler mit niederschmetternder Akkuratesse von ihren Besen fegten. Beim kommenden Spiel werden sie Gryffindor zu Brei schlagen.
Er geht auf dem Rückweg kurz in der Bibliothek vorbei in der Hoffnung, einen hilfreicheren Hinweis auf den Ring zu finden, als aus den nutzlosen Büchern, die er schon hat. Draco starrt auf seine Hand herunter, wo sich die blutwarme silberne Schlange um seinen Daumenansatz herum gewickelt hat und der dunkle Edelstein sich glänzend vor seiner geröteten Haut abhebt. Es muss ein wirklich seltener Ring sein, wenn er ihm bisher nicht über den Weg gelaufen war, was natürlich wundervoll ist – aber er muss zugeben, dass er langsam zu verzweifeln beginnt, ob er in Hogwarts überhaupt ein Buch findet, dass ihn erwähnt.
Er wandert ein bisschen weiter den Gang zwischen den Bücherregalen entlang, genervt von den Gesprächsfetzen, die von diesen verdammten Weasley-Zwillingen herüberwehen, die wohl nach einem Verwandten des Confundus-Zaubers wühlen. Ehrlich, er ist froh, wenn er erst mal aus Hogwarts rauskommt, fort von diesen kindischen Teenagern. Besonders fort von diesem Gryffindor-Unfug, denkt er, während das Paar sich unter verstohlenem Gemurmel über Heimbräu verzieht, was immer das sein mag.
„Malfoy", erklingt eine knappe Stimme, und Draco schaut hoch von Macht der Schlangen, um Potter zu sehen, der an ihm vorbei will. Mehr Gryffindor-Unfug, zweifellos. Er sieht – Draco ist es natürlich egal, wie Potter aussieht, aber er wirkt blass und müde.
„Das Training lief außergewöhnlich gut, danke", verkündet Draco und lächelt breit. „Wenn das Spiel so gut läuft – was ich glaube", fügt er hinzu und beobachtet, wie ein Hauch von Zorn in Potters Augen aufblitzt, „schafft Gryffindor es dieses Jahr nicht mal ins Finale."
Ärgerlicherweise reagiert Potter nicht einmal. „Gib's auf, Malfoy", seufzt er und schiebt sich vorbei. Mit allerbesten Slytherin-Instinkten streckt Draco seinen Knöchel vor; Potter steigt ruhig darüber hinweg und stürmt ohne einen weiteren Blick in Richtung Verbotene Abteilung davon.
„Potter!", zischt Draco, in dem nun Ärger hoch kocht, und dann muss er sich schnell etwas überlegen, als Potter sich umdreht und ihn erwartungsvoll ansieht. Zwischen ihnen ist genug Abstand, dass er seine Stimme heben muss. „Du siehst nicht gut aus", ruft er kühl. „Gönn dir heute nacht besser mal 'ne Mütze Schlaf – ich würd' mich schrecklich langweilen, wenn du mir nicht zumindest ein wenig Widerstand leistest."
„Mach dir da nur keine Sorgen", sagt Potter. „Ich bin an meinen schlechtesten Tagen besser als du an deinen besten." Er grinst frech und Draco darf das Grinsen zurück geben.
„Gib aber trotzdem dein Bestes beim Fliegen", meint er sorglos und sammelt seine Bücher ein. „Es macht keinen Spaß, dich zu schlagen, wenn du dich so gar nicht bemühst."
Potter zieht kühl die Augenbraue hoch, und immer noch mit dem Gefühl von diesen grünen Augen, die ihn messen, segelt Draco hoch erhobenen Hauptes aus der Bibliothek.
Als er schließlich sein Zimmer betritt, findet er dort eine weitere Nachricht von seinem Vater, aber er ignoriert diese und greift nach Granatapfel. Antworten wird er morgen, gleich als erstes.
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Beim Frühstück trägt er die Schlange um seinen Hals, und schwelgt in dem Gefühl, das sie hervorruft. Er ist die halbe Nacht aufgeblieben, um das Rätsel um den Ring zu lösen, hat aber nur festgestellt, dass der Stein im Kerzenlicht die selbe feine Farbe zeigt wie Granatapfels Augen.
Blaise sitzt beim Frühstück neben ihm, und Draco muss sie davon abhalten, Granatapfel mit kleinen Happen von ihrem eigenen Teller zu füttern.
„Nur einmal in der Woche Spitzmäuse", schilt er sie, und sie bietet ihm ihre Hilfe an. Als sie ihre Robe hinter sich über die Bank wirft, erhascht Draco einen Blick auf die gefälligen Konturen darunter, und fragt sich, ob er wohl die Schlange ins Bett mitnehmen müsste, um sie dazu zu bringen, ihm zu folgen.
Ihr Schenkel lehnt sich an seinen, irgendwann während des zweiten Gangs, und er fragt sich, ob er die Schlange überhaupt tragen müsste. Er rutscht versuchsweise näher, spürt einen momentan Gegendruck – und dann schubst Pansy Blaise weiter die Bank herunter, um ihren Platz neben Draco zu beanspruchen.
„Entschuldige mich", sagt sie Blaise cool, und blendet diese dann aus, indem sie sich Draco zuwendet. Ihr Blick wird beträchtlich wärmer. „Darf ich?"
Draco neigt den Kopf und erlaubt es ihr. Pansys Verhalten ist herrlich zurückhaltend, und Draco stellt fest, dass sein plötzliches Wohlwollen ihr gegenüber noch nicht entschwunden ist. Ihre unvermeidliche Hochzeit scheint, im Spiegel des Lichts auf Granatapfels Schuppen, weniger eine Pflicht zu sein als vielmehr ein Geburtsrecht. Sie streckt ihre Hand aus, um Granatapfels Kopf zu streicheln, und zieht einen Finger zart über seine Robe, als sie sich zurückzieht. Draco weiß das zu schätzen: besitzergreifend, untergeben, subtil. Eine exzellente Haltung für eine Malfoy-Lady. Vielleicht hat sie endlich begriffen, wie närrisch es ist, ihren Charme unter den vielen zu verschwenden, wenn der wahre Wert doch in wenigen auserwählten liegt.
Er bemerkt, dass Snape ihn vom Lehrertisch aus beobachtet, aber da er nicht gerufen wird, denkt er sich, wird er wohl vor der Zaubertränkestunde heute Nachmittag nichts von ihm hören. Er ist sich absolut sicher, dass Snape eine nähere Untersuchung fordern wird. Snape hat schließlich einen untadeligen Geschmack.
„Erstaunlich, wie es mein Vater geschafft hat, eine in perfekten Slytherin-Farben zu finden", sagt er, als sie die Halle verlassen und Pansy neben ihm herschlendert, „findest du nicht?"
„Wahrscheinlich hat er sie gen-modifizieren lassen", wirft ein Mädchen schelmisch ein, und Draco dreht sich langsam um, sieht Granger, die sich an Weasley lehnt und seinem prestigereichen Geschenk einen wenig schmeichelhafte Würdigung erteilt.
Er bedenkt sie mit seinem eisigsten Starren. „Nur ein Muggel würde auf so eine krasse Idee kommen", erwidert er, während er sich zu seiner eigenen Sicherheit noch einmal die Zahlen vor Augen ruft. Das hier war nicht eine gewöhnliche Siamkatze mit pingeligem Zuchtbuch und tausend unzulänglichen Geschwistern; dies war eine Corculus Anguisa, und niemand würde es riskieren, an einem so reinen Geschöpf herum zu pfuschen.
„Nur du würdest auf die Idee kommen, ein Lebewesen als Schmuck zu tragen", gibt Granger zurück. „Das ist nicht gut für sie. Die Hitze deiner Haut wird sie träge machen."
„Ganz wie du bei Weasley, hmm?", meint Draco und lässt einen beiläufigen Blick über Weasley gleiten. „Oh, warte, mein Fehler. Er war schon lange vorher träge, bevor du angefangen hast, dich an ihn zu pressen."
Pansy grinst unverschämt, und Granger wirft ihm einen angewiderten Blick zu. „Gib nicht mir die Schuld, wenn du dein kostbares Tier umbringst, das ist alles", sagt sie, was sogar für ihre Verhältnisse ziemlich schwach ist.
„Das Einzige, was ich dir vorwerfe, ist, jedes Mal einen Muggel-Gestank in den Raum mit reinzubringen, wenn du den Mund aufmachst", sagt er gedehnt und fegt zur Tür hinaus, hoch erfreut, als Pansy ihm folgt. Lass Weasley ruhig sehen, was eine echte Frau will.
„Sie ist bloß eifersüchtig", meint Pansy geringschätzig. Draco hat noch eine Stunde, bevor er zu arbeiten anfangen muss, weil Flitwick ihnen eine Freistudienstunde spendiert hat, und jetzt gerade sitzt er wie auf Kohlen; Grangers Warnungen klingen ihm in den Ohren.
„Ich weiß", sagt er und schaut sich nach einem leeren Raum um. Er will Granatapfel richtig untersuchen, irgendwo außer Sicht, und nach Zeichen von ungewöhnlicher Lethargie suchen. Er ist sich nicht sicher, warum sich eine Schlange so prompt um den Hals eines Menschen winden sollte, wenn ihr das schaden könnte, aber Granger ist berüchtigt für ihre nervtötende Angewohnheit, in solchen Dingen Recht zu haben.
Er findet eine vielversprechende Treppe, an die er sich erinnern kann, und eilt diese gerade noch hoch, bevor sie sich wieder von ihrem Absatz fortbewegt. Pansy folgt ihm, muss sich aber wegen des Zittern des Gesteins an seinem Arm festhalten. Beinahe fegt er sie beiseite, aber auch wenn er so um Granatapfel besorgt ist, wäre das ein dummer Zug. Sie verhält sich ihm gegenüber angemessen, und Verhalten wie dieses sollte er nach Möglichkeit ermutigen.
Der Raum war früher einmal ein Bücherzentrum für die unteren Klassen, in den Zeiten, als jüngere Studenten noch aus der Hauptbibliothek verbannt waren, weil man Angst hatte, sie könnten haarsträubende Unruhe verbreiten. Jetzt ist es eine Lernecke, in der geplagte Vorexamensschüler ein paar Stunden Trost abseits ihrer nervösen Klassenkameraden finden können. Leere Bücherregale umrahmen die Wände und schirmen den Raum von dem Lärm der Flure ab. Es gibt ein paar Schreibtische, ein paar Stühle – und kaum mehr.
Draco wickelt Granatapfel behutsam von seinem Hals ab und legt sie auf einen Schreibtisch. Sie ist so hübsch wie immer, und schwingt ihren Kopf nach oben, um Dracos Hand sanft anzustupsen. Draco rubbelt ihn liebevoll und kitzelt die Unterseite ihrer Schnauze.
Er bekommt nur am Rande mit, dass Pansy die Tür hinter sich schließt. Ihr Schuhe klicken auf dem gepflasterten Fußboden, gemessene Schritte, die von berechnender Absicht künden. Draco Acciot das Schlangenbuch, das er auf seinem Nachttisch liegen lassen hat, und das zu seiner Zufriedenheit gehorsam durch das Fenster gleitet, statt wie beim letzten Mal durch die Decke zu brechen.
Der Schlangenbeschwörer auf der Problemlösungsseite hebt seine eleganten Augenbrauen. „Das ist eine feine Schlange, sehr gesund", sagt er mit einer Stimme, deren exotischer Klang Draco eine Schauer über den Rücken laufen lässt. „Siehst du, ihre Augen sind klar und grün – sie hat dich erwählt, vor allen anderen. Gratuliere."
„Erwählt", wiederholt Draco, dem das gefällt. „Also leidet sie nicht?"
„Nicht solange dir ihr Wohlergehen ein Anliegen ist", antwortet der Beschwörer.
Draco überlegt einen Moment. „Ich brauche sie nicht öfter als einmal pro Woche zu füttern?"
„Setze deine gegenwärtigen Behandlung fort, und sie wird solange leben wie du."
Draco dankt ihm und schließt das Buch, um dann mit dem Zauberstab darauf zu tippen und es in sein Zimmer zurück zu senden. Granatapfel nutzt die Gelegenheit, um sich wieder um Dracos Handgelenk zu winden, und wieder und wieder wunderbar eng um seine untere Handfläche herum zu gleiten.
Pansy lächelt ihn an. „Ich hab's dir doch gesagt: Granger ist bloß eifersüchtig."
„Ich musste sicher gehen", nickt Draco glücklich und streichelt Granatapfels Kopf sanft mit einem Finger. Er wird es natürlich auch mit Snape noch einmal besprechen, aber der Beschwörer sollte es wissen. Und wenn zwei Tage Herumwickeln um seine warme Haut nicht ausgereicht hat, um ihr zu schaden, sieht er auch nicht, warum sich in den nächsten paar Stunden Probleme ergeben sollten.
„Natürlich war sie eifersüchtig", meint Pansy, während sie Granatapfels Leib streichelt, wo er sich um Dracos Handgelenk schmiegt. „Ich möchte mal sehen, wo sie einen so hübschen Greifen finden will."
Sie hebt die Hand, neigt Granatapfels Kinn nach oben und schaut ihr in die Augen. Granatapfel gleitet über ihre Fingerspitze und hinunter, um sich um ihr Handgelenk zu winden, dann umzudrehen und wieder durch Dracos Finger zu schlüpfen, und ihrer beider Handflächen mit kühler, geschmeidiger Stärke aneinander zu binden.
Draco sieht auf und lässt seine Befriedigung aus den Augen strahlen. Pansy seufzt sexy und begegnet seinem Blick.
„Mmh", macht Draco und lehnt sich gegen den Schreibtisch. Er verschlingt seine Finger mit ihren und zieht sie mit der anderen Hand näher. „Also, geht's hier jetzt um mich oder um mein Haustier?"
Pansy lacht leise, bewegt ihre Hüften ein wenig und führt seine Hand ihre Schenkel hinunter. „Sie ist schön, aber ich ziehe Männer vor", sagt sie. Er schlüpft mit seinen Fingern unter ihren Rock und stellt fest, dass sich da oben wirklich nur ein Fetzen Unterwäsche befindet, wirklich kein Hindernis.
Er hofft, die Treppe dreht sich in nächster Zeit nicht wieder zurück.
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Crabbe und Goyle scheinen nicht mehr so nervös in seiner Nähe, jetzt, wo sie wissen, dass sie nicht giftig ist, aber wenn sie gähnt, weichen sie immer noch ein, zwei Schritte zurück.
„Mr. Malfoy", grummelt Snape, während sich die Klasse langsam auf ihren Plätzen niederlässt und ein paar vereinzelte Spätankömmlinge hereingetröpfelt kommen, „wären Sie so wohl freundlich, einmal nach vorn zum Pult kommen?"
„Sir", meint Draco glatt. Er spürt die Aufmerksamkeit der Klasse fest auf sich gerichtet, und er genießt sie. Sie bedeuten ihm nichts, keiner von ihnen, aber trotzdem macht es ihm Spaß, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Snape verschränkt seine Arme. „Es erscheint Ihnen angebracht, ein Tier mit in meinen Unterricht zu bringen, auch wenn dies nicht ausdrücklich verlangt wurde?", sagt er und blickt hoch. „Ich kann mich nicht entsinnen, Ihnen gesagt zu haben, dass Sie zuhören sollen", verkündet er der Klasse aalglatt. „Zehn Punkte von jedem Schüler, der es für wichtiger erachtet zu lauschen, anstelle die entscheidenden Fakten der Seite 319 von Grauschattierungen: Ein Führer durch die Dunkle Chemie abzuschreiben. Ab – jetzt."
Draco verkneift sich vorsichtig ein Lächeln, und blinzelt unschuldig in Snapes Richtung. Snape wird natürlich genauso fasziniert von ihrem Haussymbol sein wie sie alle, aber wahrscheinlich würde er seinen Wissensdurst auf subtilere Weise stillen, als seine Studenten dies gern tun. „Sir?"
„Leg sie auf das Pult, Malfoy", kommandiert Snape. Dann seufzt er. „Ja, Weasley?"
„Entscheidend wofür, Sir?", fragt Weasley. Snape schließt einen Moment lang die Augen, womit er vielsagend zum Ausdruck bringt, dass Weasley ihn jenseits des Vorstellbaren frustriert. Draco hofft, dass er eines Tages ebenso mühelos in der Lage sein wird, eine solche Verachtung auszustrahlen, und er weiß, dass er das Privileg genießt, einen wahren Meister studieren zu dürfen.
„Das Thema an der Tafel, Junge", höhnt Snape. „Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit lange genug von Miss Grangers Waden abwenden könnten, um einen vollständigen Satz zu lesen, wäre Ihre Position in dieser Klasse – und, genau genommen, in dieser Schule – möglicherweise nicht so fortlaufend gefährdet."
„Sir", nickt Weasley, rot geworden.
Waden, denkt Draco selbstgefällig, während er Granatapfel durch seine Finger gleiten und sich bedrohlich auf dem Holz von Snapes Pult einrollen lässt. Er hat heute Morgen weit mehr als nur Pansys Waden gesehen. Nach Jahren widerstrebenden Umeinanderkreisens kommen sie plötzlich bestens miteinander aus. Dies ist ein guter Tag.
„Aha", meint Snape, nur für seine Ohren zu hören. „Und wo haben Sie dieses kostbare Exemplar wohl her, frage ich mich?"
„Mein Vater hat sie geschickt", erklärt Draco. Kostbar. Snape hat Granatapfel kostbar genannt.
„Soviel habe ich mir schon gedacht", entgegnet Snape und gleitet mit dem Finger den Rücken der Schlange entlang. Seine Stimme ist unglaublich beiläufig, und so reich und weich wie Dracos beste Robe. „Sie wissen, dass diese Geschöpfe die Fähigkeit haben, eine Bindung aufzubauen?"
„Ja, Sir", sagt Draco, dessen Fingerknöchel die Tischplatte berühren und der vor Stolz glüht, als Granatapfel die Luft schnuppert und sich auf der Stelle ihm zuwendet. „Sie hat schon eine aufgebaut, wie Sie sehen können."
„In der Tat", meint Snape und stupst mit dem Daumen gegen Granatapfels Kieferansatz. „Mmh. Wozu hat sie Ihr Vater wohl geschickt, frage ich mich. Eine besondere Gelegenheit?"
Draco
lächelt. „Mein Geburtstag in ein paar Tagen, Sir."
Mit einer lässigen Handbewegung gelingt es ihm, seine Finger über der weichen,
kühlen Schlangenhaut Snapes berühren zu lassen und spürt einen Hitzeschock für
seinen absoluten Lieblingslehrer.
Snape macht ein leises Geräusch in der Kehle und nimmt seine Hand beiseite. „Was für ein hinreißend doppelzüngiges Geschenk."
Dracos seliges Lächeln ist schon halb durchgebrochen, als er merkt, dass das kein Kompliment war. „Was?"
„Sie haben mich verstanden", sagt Snape. Dann streckt er eine Hand aus, während ein Buch sich von selbst in seinen Griff wirft. „Lassen Sie mal sehen. Corculus Anguisa. Ach, ja." Er wirft Draco ein eisiges Lächeln zu. „Wenn ich Ihr kleines Statussymbol hier konfiszieren würde, könnte ich den mächtigsten Persentio-Trank Englands brauen."
Wut schnürt Dracos Kehle zusammen. „Das mag wohl sein", erwidert er gepresst, „aber ich glaube nicht, dass mein Vater es schätzen würde, wenn sein Geschenk in Ihre Hände weiterginge – egal, nach welchem Zaubertrank es Ihnen gelüstet." Und sie ist mehr als ein Statussymbol, knurrt es tief in seinem Bewusstsein, aber er hat genug Verstand, um zumindest das für sich zu behalten.
„Nein, ich bin mir sicher, das würde er nicht", sagt Snape und so etwas wie ein Lächeln klingt in seiner Stimme mit, das Draco innerlich niederschmettert. Für Snape ist seine Schlange nicht mehr als eine Ingredienz.
Er betrachtet das Geschöpf, das sich blind über seiner Hand zusammenrollt, und sieht eine Sekunde lang nicht mehr als ein zu kurz geratenes Reptil, eine Länge mit Fleisch unterfütterter Schlangenhaut, dazu prädestiniert, in Stücke gehackt zu werden. Ein leiser Hauch von Verzweiflung macht sich in seinem Magen bemerkbar, und er knirscht mit den Zähnen. Jetzt sehen sogar Granatapfels viel gepriesene Schuppen stumpf aus.
„Mister Potter", bellt Snape los, was Draco zusammenfahren lässt und dann extrem angestrengt versuchen, das zu verbergen. „Hat Ihr Gehirn die Fähigkeit zur Zeitmessung eingestellt, oder betrachten Sie lediglich meine Unterrichtsstunde als freiwillige Ablenkung in Ihrem kritisch hektischen Nachmittagsprogramm?"
„Entschuldigen Sie, Sir", ertönt Potters Stimme. Draco schaut zur Tür hinüber und merkt mit einem seltsam unangenehmen Gefühl, dass das heute das erste Mal ist, dass er seine meistgehasste Legende sieht. Hat vielleicht was mit dem Spiel heute Abend zu tun – aber niemand kriegt solche Trainingszeiten.
Wie üblich zuckt Potter zusammen, selbst als seine Augen nur durch das Klassenzimmer wandern. Potter legt die meiste Zeit über ein seltsames Verhalten an den Tag, und heute ist da keine Ausnahme; er wirkt dünn und ausgemergelt, und seine Augen sehen ein bisschen trüb aus. Man gehört so einiges Getratsche: Er ist krank und muss behandelt werden, er hat einen Teilzeitjob, um seine Schulgebühren zu bezahlen, er hat eine Freundin in Beauxbatons und Floht dorthin, wann immer er eine Chance hat. Draco gefällt keine dieser Spekulationen. Er zieht es vor, seine Klassenkameraden zu ignorieren, wenn sie darüber diskutieren.
„Hab eine... Nachricht bekommen", antwortet Potter vage und wühlt in seiner Tasche, während er sich dem Pult nähert. Dann, einen oder zwei Schritte entfernt, bleibt er wie angewurzelt stehen, die Augen fest auf Dracos Handgelenk gerichtet. „Ist das – ohh."
Sein Blick verschwimmt noch mehr, und er reicht Snape einen zerknüllten Fetzen Papier hinüber, ohne ihn auch nur anzusehen. Sein Mund formt ein paar fremdartige Worte, obwohl er keinen Laut von sich gibt. Draco schluckt nervös. Potter fällt ja praktisch in Ohnmacht.
„Mister Potter?", spricht Snape ihn einen Moment später trocken an. „Würden Sie mich freundlicherweise ansehen, wenn Sie schon eine Interaktion einleiten?"
Dracos Fantasie wirft ungebeten Potter auf dessen Knie, die Hände gegen Snapes Schenkel geschmiegt, wie er sich weigert hochzusehen, während er sich bemüht, mit seinem Mund zu Diensten zu sein. Eine Interaktion einleiten, oh ja. Draco schluckt, während er das Gedankenbild verdrängt. Potter hat einfach – diese Wirkung auf ihn. Gelegentlich.
„Sir, ja", protestiert Harry, „aber das hier ist eine – shalistishia", und seine Stimme bricht beim letzten Wort in ein geradezu berauschendes Zischen aus.
Draco ist nicht überrascht, dass er beim Hochblicken die ganze Klasse starren sieht. Parsel erzeugt üblicherweise diese Art von Aufruhr.
„S-sh", fährt Harry fort, wobei seine Stimme durch einen Bogen von Silben kiekst, und Granatapfel hebt ihren Kopf von Dracos Daumenwurzel und zischt sanft zurück.
Das Licht trifft ihre Schnauze perfekt und lässt ihre Schuppen funkeln.
„Oh, Malfoy", atmet Potter aus und starrt ihn mit etwas, das an Anbetung erinnert, an, „sie gehört dir?"
„Du glaubst doch nicht, dass eine solche Schlange bei irgendwem sonst gesehen werden würde, oder?" Draco bringt den höhnischen Ton zustande, aber er klingt schwach, weil er gerade extrem fasziniert ist. Harry Potter ist in seine Schlange verliebt. Der Tag ist gerade wieder besser geworden.
Granatapfel gähnt. Ihre dunklen Kiefer brechen langsam auf, um sich dann obszön weit auseinander zu bewegen und dabei die glänzenden rosa Konturen ihrer langen Schnauze zu zeigen und die Tiefe ihrer elastischen Kehle anzudeuten. „Oh", zischt Potter, während sich das eindrucksvolle Schauspiel dem Ende zu neigt und sich wieder in einen ordentlichen, hübschen Schlangenkopf zurückbildet, „sie hat dich erwählt? Oh, Draco, sie kennt deinen Namen –"
„Ja, sehr schön, Potter, das genügt", unterbricht ihn Snape, und Draco muss sich bei dieser Information einen Freudentaumel ernsthaft verbeißen. „Wenn der Schulleiter Ihre Abwesenheit vom Unterricht erlaubt, muss ich das wohl tolerieren, denke ich – erst einmal", sagt Snape und wedelt mit der Notiz. „Jetzt gehen Sie an Ihre Tische."
Draco versucht, einen Moment lang zu genießen, wie Potters Gesicht ein wenig in sich zusammenfällt, aber das ist schwierig, wenn Potter ihm gerade die schönste Neuigkeit des ganzen Jahres mitgeteilt hat. Und auch noch in dieser Stimme. Hui.
„Und Sie, Malfoy", fügt Snape hinzu, sobald Potter sich abwendet, „erwarte ich, in der nächsten Stunde unverziert zu sehen. Jetzt ab mit Ihnen."
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