Der Weg einer Dienerin
Autorisierte Übersetzung der Geschichte „The Long Way Down" von alley_b. Das Original ist auf der Wegseite „The Petulant Poetess" zu finden.
Alley: Zu dieser Geschichte wurde ich von Margaret Atwood Roman „Die Geschichte der Dienerin" inspiriert.
Wenn die Geschichte Elemente des Romans enthält, so gehören diese nicht mir, sondern Miss Atwood.
Wofür es sich zu kämpfen lohnt
Severus saß in einem gepolsterten Stuhl und starrte den Minister für Zauberei abwartend an.
"Dein Antrag hat mich überrascht, Severus," sagte Lucius Malfoy.
"Eigentlich hatte ich auf eine Ankündigung Deiner Heirat mit einer reinblütigen Hexe gerechnet. Nicht hiermit."
Lucius runzelte die Stirn und hielt Severus Snape ein Pergament entgegen.
"Ich will keine Ehefrau. Ich will einen Erben", erwiderte der angesprochene Zauberer mit zusammengebissenen Zähnen.
"Ja, das habe ich durchaus verstanden. Diese Anfrage ist allerdings ziemlich unorthodox."
Severus zuckte mit den Achseln.
"Das glaube ich nicht. Du hast sicher viele ähnliche Anträge auf Deinem Schreibtisch gehabt. Der Dunkle Lord hat die Möglichkeit eingeführt, dass man muggel-geborene Hexen engagieren kann. Und wenn ich richtig informiert bin, dann erwartet eine gewisse Eleanor Branstone derzeit Dein zweites Kind, nicht war?"
Lucius rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her.
"Ja, das ist richtig. Und nein, normalerweise entscheide ich über solche Anfragen nicht. Die Zuteilung dieser „Dienerinnen" fällt unter die Zuständigkeit der Abteilung für Sozial-und Bildungsreformen - Yaxley's Abteilung. Sieh mich nicht so an, Severus. Wir beide wissen, du hast mich angesprochen, weil ich als Minister die Formalitäten umgehen kann. "
Severus grinste.
"Du schuldest mir etwas, Lucius."
"Ich weiß", gab Lucius zu, "aber Du verlangst viel von mir. Das Programm ist umstritten und streng reguliert. Es gibt einige die, nicht damit einverstanden sind, dass seine Lordschaft die Reinheit des Blutes im Interesse der Stärkung der magischen Gemeinde opfert, auch wenn es nötig ist. "
Severus konnte sich viele Gründe vorstellen, warum sich die Untertanen betrogen fühlten. Zum Beispiel protegierte der Dunkle Lord diejenigen, die ihm total ergeben waren, egal aus welchen Kreisen sie stammten. Dass die magische Elite so etwas nicht gern sah, war mehr als verständlich. Auch Severus hatte von dieser Tatsache profitiert, aber viele Zauberer meinten es ginge zu weit, ein wildes Tier wie Fenir zu hohen gesellschaftlichen Veranstaltungen einzuladen.
Natürlich war dem Dunklen Lord die unterschwellige Kritik seiner Anhänger nicht entgangen und so hatte er vor kurzem den reinblütigen Lucius Malfoy zum Minister ernannt. Eine strategische Entscheidung, die die Elite beruhigen sollte.
Severus Gedanken waren abgeschweift und er brauchte ein paar Sekunden um zu Lucius Ausführungen zurückzufinden.
"Ich sehe nicht, wie wir das ohne Aufsehen zu erregen über die Bühne bringen können - angesichts Deiner besonderen Umstände."
Severus hob eine Augenbraue. "Du meinst, meinen Muggel-Vater."
"Ja, das und die Tatsache, dass Du Dich hartnäckig weigerst, den Wunsch unseres Herrn zu erfüllen und zu heiraten und einen Erben zu zeugen."
Ein kleines Lächeln erschien auf Lucius Gesicht. Wie es schien genoss er die ganze Situation.
"Nein!"
Severus Stimme schallte laut durch das Büro und schnitt Lucius das Wort ab.
"Sei vernünftig, Severus. Diese Dienerinnen sind eine Notwendigkeit, eine, die die meisten von uns nicht mögen und viele sofort abschaffen möchten. Wie soll ich es begründen, dass ein treuer Gefolgsmann unseres Herrn bereit ist, so eine Frau in sein Haus und in sein Bett aufzunehmen?"
Diese Heuchelei war zu viel für Severus.
"Ich weiß nicht, Lucius. Fragen wir Yaxley, warum er seine reinblütigen Freunde aus dem Ministerium mit solchen Frauen versorgt? Wollten die Ehefrauen ihnen keine Kinder mehr gebären? So ganz nebenbei, wie fühlt sich Narzissa? Was hält sie von diesem Arrangement?"
Severus kannte Lucius gut genug um nicht zu wissen wie sehr diesen seine Worte treffen würden.
Wenn es eine Sache gab, die sein Freund mehr als Geld und Macht liebte, dann war es seine Familie.
"Deine Bemerkung war unnötig. Du weiß genau, dass Narzissa und ich lange versucht haben ein weiteres Kind zu bekommen. Das „Programm" ist ein wahres Geschenk für uns, und Narzissa ist ... widerwillig dankbar."
Severus nickte.
"Sicher. Aber Du kannst nicht leugnen, dass das Programm für manche eine bequeme Ausrede ist, sich eine Sexsklavin zu halten. Bildlich gesprochen natürlich."
Es war ein Hauch von Ekel in Lucius Antwort.
"Natürlich."
Severus wusste, dass Lucius das niemals offiziell zugeben würde und zum ersten Mal sah Severus die wahre Last, die sein alter Freund trug.
"Wir leben in beunruhigende Zeiten, Severus und was Du vorschlägst, ist zumindest fraglich. Noch kümmert das unseren Herrn nicht. Aber hast du vergessen, wie es in den ersten Jahren war?"
Wie konnte Severus diese Zeit vergessen haben?
Bekannt als „Säuberungsperiode" war sie Abbild der Paranoia des Dunklen Lord. Eine Welle von Gewalt überrollte das Land und forderte zahlreiche Todesopfer. Mord und Folter waren an der Tagesordnung.
Jeder kleinste Versuch von Widerstand wurde im Keim erstickt.
Der Schrecken der Erinnerung zeigte sich auf Severus Gesicht und Lucius Ton wurde etwas milder.
"Ich würde nicht dein Freund sein, wenn ich Dir keinen Rat geben würde. Warum gehst Du nicht in ein Bordell, wenn Du auf der Suche nach Sex bist. Wenn Du eine Familie haben möchtest, such Dir eine gute Frau und heirate. Wie auch immer – vergiss diesen Unsinn."
Lucius warf die Petition auf dem Schreibtisch.
Es war nur zu verständlich, dass dieser so einen Ausweg vorschlug.
Lucius, mit seinem guten Aussehen.
Er, der jede Hexe haben konnte und der noch nie erlebt hatte, dass ihn eine Frau voller Abscheu ansah.
"Ich brauche keine Hure. Und ich möchte auch keine Ehefrau. Ich wünsche mir einen Erben", sagte Severus.
Er war bereit darum zu bitten, wenn es sein musste.
"Ich verstehe Dich nicht, Severus. Sag mir warum."
"Ich habe meine Gründe."
Lucius lehnte sich zurück und warf die Hände als Geste einer Niederlage in die Luft. Für einige Momente sagte er nichts.
Er studierte Severus mit zusammengekniffenen Augen, als ob er sorgfältig seine Möglichkeiten abwog.
"Also gut", sagte er schließlich und durchwühlte die Schriftrollen aus Pergament auf seinem Schreibtisch.
"Es gibt eine Möglichkeit, die vielleicht keine Aufmerksamkeit erregt. Sie wurde drei Mal platziert, zweimal erfolglos. Der dritte Haushalt brachte sie zurück als das Kind geboren wurde. Eine Unruhestifterin, unverbesserlich, habe ich gehört."
Lucius zog ein Pergament hervor.
„Trotzdem, ich habe volles Vertrauen in Deine Fähigkeit, sie zu kontrollieren haben."
Lucius überflog ein langes Stück Pergament.
"Nummer 2-8-3. Ich soll ihre Verbannung heute unterzeichnen."
Lucius ließ ein leeres Stück Pergament mit seinem Zauberstab herbeischweben und tauchte seine feine, silberne Feder in einen Topf mit schwarzer Tinte. Mit einer dramatischen Geste, setzte Lucius Federkiel auf das Pergament und begann zu schreiben, während er sprach.
"Du wirst den Antrag direkt zu Wishington bringen - er schuldet mir einen Gefallen."
Wohl einer von Lucius Spionen, dachte Severus.
Aber im Moment zählte das nicht, so lange dieser Mann sicherstellte dass seine Petition schnell und lautlos bearbeitet wurde.
"Da man sie verbannen wollte, ist ihr neuer Aufenthaltsort für eine gewisse Zeit unbekannt. Sie hat ein Jahr, dann wird man sie endgültig verbannen, wenn sich ihr Benehmen nicht verbessert hat. Aber das kann Dir ja egal sein. In dieser Zeit hat sie ihre Aufgabe erfüllt, nicht wahr?"
Lucius hielt inne und sah Severus an.
Der antwortete mit einem knappen Nicken.
Lucius faltete das Pergament, versiegelte es mit dem Wappen des Ministeriums und reichte es Severus.
"Wishingtons Büro befindet sich im ersten Stock, aus dem Aufzug, links, vierte Tür auf der rechten Seite."
Severus nahm das Stück Pergament dankbar entgegen.
"Danke, Lucius. Ich wusste, dass ich auf Dich zählen kann."
"Natürlich kannst Du das", erwiderte dieser.
„Jetzt raus aus meinem Büro und lass uns einfach hoffen, dass uns dieser kleine Trick nicht alle umbringen wird."
Severus war nicht von Lucius mürrischer Entlassung überrascht - es war so typisch. Freundlich und trotzdem immer auf der Hut.
Wishington war ein kleiner Mann mit einem kahlen Kopf, dünnem Schnurrbart und einer nervösen Ausstrahlung. Seine Augen überflogen das Pergament.
"Ich glaube nicht, dass das ein Problem sein wird", sagte er schließlich mit einem strahlenden Lächeln seine kleinen Spitzenzähne zeigend.
"Gut. Wann kann ich mit meiner Lieferung rechnen?"
"In ein paar Tagen, ich muss nur die Formalitäten regeln."
Mit einem knappen Kopfnicken, wünschte Severus Wishington einen guten Tag und verließ das Büro. Als er die Lobby durchquerte, kam er an der Mauer der Verräter vorbei.
Das monolithische Denkmal, bestehend aus dem Blut und Überresten von den Unglücklichen, die in den ersten Monaten der Herrschaft des Dunklen Lord getötet wurden, stand in der Eingangshalle - eine makabere Hommage an den Triumph über seine Feinde und eine Warnung an künftige Generationen.
Severus wandte sich schnell ab und eilte zu seinem Apparationspunkt.
Bemerkung der Übersetzerin:
Mich hat diese Geschichte sehr beeindruckt. Sie ist anders als andere Fanfiction und ich hoffe, dass Ihr sie ebenfalls mögt.
Ich habe bereits ein paar Kapitel fertig, würde aber die Reaktionen abwarten. Ansonsten verspreche ich, dass Ihr nicht so lange auf die Updates warten müsst.
