Ein gebrochener Stab und seine ungeahnten Folgen
Eine Harry Potter Fanfiction
Author: Djap
Pairing: Severus Snape x Harry Potter
Disclaimer: Tja, gehört leider alles J.K.R. bis auf die Handlung natürlich – die ist meinem kranken Hirn entsprungen! Und ich gebe die auch nicht her! Nein, nein! Trotzdem verdiene ich auch nichts hiermit.
Hinweis: Eigentlich sollte das hier bloß eine KURZgeschichte über Snapes Zauberstab werden (den aus HOLZ natürlich, was ihr wieder denkt) und sollte sich um die Aussöhnung zwischen Harry und Sev drehen, aber irgendwie landen die beiden bei meinen Geschichten doch immer im Bett! Ich weiß auch nicht… seufz
Genre: Slash (Shônen Ai) / ein bisschen Humor / Lime (sollte zuerst Lemon werden, habe es mir dann aber doch verkniffen wegen einer quengelnden Elbin (Luna: schon wieder Sev x Harry nörgel) aber seht besser selbst, was ich dann aus „Rache" daraus gemacht hab zwinker)
Widmung: Für meine Königin Zoi, die so lieb mit mir nach dem passenden Holz gesucht hat!
So take a glass wine, lie back and enjoy
Eure Djap
Part 1 of 4
Kontakt: djap-chanweb.de
KOMMIS ERWÜNSCHT
Ein gebrochener Stab und seine ungeahnten Folgen
Kapitel 1: Eine ungewöhnliche Entdeckung
Es war nicht seine Absicht gewesen. Wirklich nicht. Es war ein Missgeschick gewesen. Zugegeben ein ziemlich dämliches, und die Sache war nicht ganz astrein gewesen, aber trotzdem hatte er das nicht gewollt. Dennoch sollte es alles ändern…
Seine ungeahnte „Pechsträhne" hatte damit angefangen, dass Harry genervt war, weil ihn ständig jemand bemutterte. In seinen ersten fünf Schuljahren hatte ihm das zu einem gewissen Maß immer noch gefallen. Zu diesem Zeitpunkt hasste er es noch alleine zu sein und war froh für jede Ablenkung, die er bekommen konnte. Aber seit dem letzten Sommer war das anders.
Etwas in Harry war mit seinem Paten gestorben, etwas, was immer die Nähe anderer gesucht hatte. Zwar zog er es noch immer nicht vor, ständig alleine zu sein, aber er konnte und wollte beim besten Willen nicht mehr ertragen müssen, dass ihm ständig jemand Vorschriften machte. Er wollte es einfach nicht mehr hören. Aber ein Satz, den er bei weitem am häufigsten hörte, nervte ihn am meisten:
„Er solle doch nicht immer so viel Trübsal blasen."
Nun, seiner Meinung nach, tat er das gar nicht. Er dachte bloß nach. Natürlich hatte ihn Sirius' Tod sehr getroffen, und er schmerzte ihn noch immer, wenn er daran dachte, aber das alles hat ihn bloß nachdenklicher gemacht, nicht trauriger. Trauriger hatte ihn schon Cedric Diggorys Tod gemacht, ohne Zweifel.
Und dass es nicht gut war, sich vor den anderen zu verschließen, hatte er in seinem fünften Jahr auch schon erkannt, nämlich als er glaubte, er könne von Voldemort besessen sein. Das wollte er auch gar nicht, er schätzte Ron und Hermines Anwesenheit noch genau so wie früher und auch ihre starke Freundschaft zu ihm, er hatte bloß das Gefühl, dass ihm etwas fehlte.
Etwas, dass er noch nicht gefunden hat und das er alleine suchen muss. Es fehlen ihm die Worte es angemessen zu beschreiben, es ist bloß einfach nur leer, einfach nicht da.
Er würde es schon erkennen, wenn es vor seiner Nase lag, das wusste er. Und dass er es finden würde, wusste er auch, es war einfach so ein Gefühl in seinem Bauch. Nur der Zeitpunkt, den konnte er nicht bestimmen. Es konnte jetzt sein oder morgen oder vielleicht erst kurz vor seinem Tod.
Und noch etwas spürte er, weswegen er hoffte, dass er es bald finden würde: Es war das einzige, was ihn dazu bringen konnte, die Prophezeiung zu seinen Gunsten zu beeinflussen.
Aus diesem Grund also, und weil er so vor Ron und Hermines Fürsorge flüchten konnte, wenn sie ihm zu viel wurde, begann er seine Streifzüge durch das Schloss. Die Karte des Rumtreibens war ihm dabei immer eine große Hilfe gewesen, genauso wie sein Umhang.
So auch an diesem Tag… zumindest am Anfang
„Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin!"
flüsterte Harry leise unter dem Umhang. Es war schon spät, und wenn ihn jetzt jemand erwischen würde, dann würde das mächtigen Punktabzug hageln ebenso wie Strafarbeiten vermutlich bei Filch oder noch schlimmer bei Snape.
Doch Harry kümmerte das herzlich wenig, dafür war er einfach schon viel zu oft mitten in der Nacht unterwegs gewesen. Und Ron war an diesem Abend mal wieder unerträglich fürsorglich gewesen – dass Harry am liebsten vor Unwille geschrieen hätte.
Er wusste ja, dass er es nur gut meinte, aber manchmal…
Jedenfalls trabte er jetzt endlich los, nachdem er sich versichert hatte, dass niemand ihm in die Quere kam. Besonders keine Katzen, dämliche Hausmeister oder auf Punktabzug geile Lehrer. Aber an diesem Abend war alles erschreckend ruhig und Filch und Mrs Norris befanden sich in einem ganz anderen Teil des Schlosses, in der Nähe der Hufflepuffschlafsäle, und die Lehrer fast alle in ihren eigenen Räumen, bis auf Trelawny, die mal wieder in ihrem „Klassenzimmer" hockte und Professor Sprout, die im Gewächshaus war. Also: Prima Zeiten für eine kleine Erkundungstour.
Für diesen Abend hatte Harry die Erkundung eines Ganges geplant, der in der Nähe der Ravenclawschlafsäle lag und er machte sich frohen Mutes auf den Weg.
Er hatte sich mit Remus Lupin unterhalten und der hatte ihm erklärt, wie er neue Eintragungen auf der Karte machte. Er hatte sich zur Aufgabe gemacht, genau zu untersuchen wie viele andere Leute diese Wege noch kannten und nutzten. Man konnte es deutlich daran erkennen, ob Gänge regelmäßig gereinigt wurden oder so verstaubt waren, dass Harry die einzigen Fußabdrücke hinterließ seit vielen Jahren. Das bereitete ihm oft viel spaß, besonders, wenn man sich mit den Geheimräumen und den Inschriften an manchen Wänden beschäftigte.
Es war oftmals sehr gefährlich und forderte Mut, weil er die Karte des Rumtreibens nicht benutzte, wenn er einen neuen Gang erkundete. Das würde ihm einfach den spaß nehmen und das wollte er nicht.
Endlich erreichte er also die Stelle, an der der besagte, noch nicht erkundete Geheimgang sein sollte und Harry schaute sich neugierig um, welcher Mechanismus ihn wohl öffnete.
Nach etlichen Fehlversuchen bekam er es endlich raus und lachte über seine eigene Einfältigkeit. Er hätte bloß das Portrait bitten müssen, den Geheimgang hinter sich zu öffnen. Er benötigte noch nicht einmal ein Passwort. Der Bewohner des Bildes schaute zwar etwas irritiert, erklärte Harry aber nicht, warum das so war, obwohl er ihn mehrmals danach fragte. Aber auf Harry warteten andere Abenteuer und er hatte keine Lust, den Abend mit einem Ratespiel an einem Portrait zu verbringen. Deshalb schlüpfte er kurzerhand einfach mal in den Geheimgang hinein ohne zu bemerken, dass er den Eingang einen Spalt weit offen ließ, weil er so mit Staunen beschäftigt war.
„Unheil angerichtet!"
murmelte er, rieb sich die Hände und staunte offen. In dem Gang waren sogar Kerzenhalter angebracht, die automatisch aufleuchteten, sobald sich jemand näherte. Dennoch schien der Gang relativ unbekannt zu sein, denn eine dicke Staubschicht bedeckte den steinigen Boden. Offenbar kannten nicht viele Zauberer den Gang, vielleicht sogar nur einer, denn die Fußspuren sahen fast alle gleich aus. Es musste jemand sein, der relativ groß war und weite Schritte machte.
Harry machte sich jedoch keine näheren Gedanken darüber, wer es sein könnte, sondern folgte den Spuren einfach sehr vorsichtig. Er erreichte schließlich eine Stelle, an der der Gang sich in zwei Richtungen gabelte. Er zählte aus und entschied sich für den rechten. Tastend bewegte er sich weiter, denn die Kerzenhalter wurden immer weniger, bis sie ganz verschwanden. Er musste wenigstens zwei Kilometer gelaufen sein und er staunte nicht schlecht, als er ankam:
Er öffnete eine Falltür nach oben hinweg und stand plötzlich mitten in Professor Sprouts Gemüsebeeten. Deshalb glaubte er auch zu wissen, dass es wohl Professor Sprout war, die diesen Geheimgang öfter nutzte. Dass dies eine hervorragende Abkürzung in den verbotenen Wald war, fiel ihm gar nicht auf.
Er machte kehrt und ging diesen Gang wieder zurück zur Gabelung. Es war schon spät, aber er spürte trotzdem noch immer seine Neugierde. Also entschied er sich, auch den anderen Gang noch mit zu erkunden. Langsam stapfte er los, mindestens wieder genauso weit wie eben schon, bis er an eine Tür stieß. Dahinter schien Licht, das konnte man unter dem winzigen Türspalt gut sehen, denn auch hier gab es keine Kerzenhalter mehr.
Das war zu gefährlich, um hineinzuschauen, selbst mit Tarnumhang. Er konnte ja nachher auf der Karte schauen, wohin genau der Gang führte…
Ein lautes Miauen unterbrach seinen Gedankengang und er drehte sich hektisch um. Vor ihm stand Mrs Norris und das Blut gefror ihm in den Adern. Aus irgendeinem ihm unbekannten Grund sah Mrs Norris ihn auch unter dem Tarnumhang – und sie war auf geheimnisvolle Weise mit Filch verbunden, das konnte nur Ärger bedeuten.
Einen Moment lang fragte Harry sich, wie die Katze überhaupt hierher gekommen war, dann hätte er sich am liebsten geohrfeigt, als ihm einfiel, dass er den Gang unvorsichtigerweise gar nicht richtig hinter sich geschlossen hatte.
„Mrs Norris?" krächzte es da auch schon, und Harry geriet langsam aber sicher in Panik.
Schnell kramte er die Karte heraus und öffnete sie. Er nahm sich gar nicht erst die Zeit nachzusehen, wem der Raum hinter der Tür überhaupt gehörte, Hauptsache die Person befand sich gerade in einem anderen Zimmer. Und so war es dann auch, woraufhin Harry die Karte unter seinen Pulli stopfte und so schnell er konnte ohne laut zu sein durch die Tür schlüpfte und diese hinter sich verschloss.
Der Raum war hell erleuchtet, aber ganz und gar nicht so hell, wie er es von anderen Räumen gewohnt war. Seine Einrichtung als sachlich zu beschreiben wäre ein unangebrachtes Kompliment gewesen. Sie war ziemlich karg, aber dennoch irgendwie geschmackvoll. Überraschenderweise dominierte keine Hausfarbe in dem Zimmer, was ihn stutzig machte. Es gab bloß das Grau der Steinwände und das Schwarz der Möbelstücke, die sicher nicht viele waren. Es gab bloß ein Standartbett mit schwarzer Seidenbettwäsche, das schon aufgeschlagen dalag und seinen Besitzer erwartete, einen schwarzen Kleiderschrank, in welchem alles fein säuberlich weggeräumt war, das Harry auf den Besitzer hätte schließen lassen können. Dann gab es noch einen weiteren Schrank, von dem Harry nicht erkennen konnte, was sich darin wohl verbarg.
Das einzige, was etwas Farbe mit sich brachte war das schwarze Regal mit seinen unzähligen Büchern. Harry konnte einfach nicht widerstehen und ging, anstatt wie ursprünglich vorgehabt einfach an der Tür stehen zu bleiben und zu warten, bis Filch wieder abgezogen war, hinüber und schaute sich die Buchrücken an. Seine verfluchte Neugier würde ihn noch mal ins Grab bringen. Dabei kam er jedoch nicht besonders weit, da ihn ein seltsames Geräusch aufschrecken ließ.
Hätte da jemand gekeucht? Hatte da jemand Schwierigkeiten?
Nun, Hermine hatte Recht zu behaupten, Harry leide unter einem Helferkomplex. Ein normaler, sechzehnjähriger, pupertierender Teenager hätte jetzt nämlich einfach bloß dümmlich gegrinst und sich seinen Teil gedacht und es damit gut sein lassen. Okay, vielleicht wäre er auch hingegangen und hätte mal vorsichtig nachgeschaut, weil er ja vielleicht noch was lernen konnte. Zumindest aber hätte er sich so viel Zeit genommen zuerst auf der Karte zu schauen, um WEN es sich da überhaupt handelt, dessen Privatsphäre er da so schamlos verletzt, nur um einer Strafe zu entgehen.
Aber Harry ist eben kein normaler sechzehnjähriger Teeanger. Er ist der Goldjunge, der junge der lebt. Ein Keuchen bedeutet für ihn Gefahr, während Gefahr für ihn wiederum schnelles Handeln bedeutete, sonst starb vielleicht noch jemand, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.
Deshalb achtete er nicht darauf, dass bei dem Geräusch auch das Wasser einer Dusche lief, oder dass in dem Flur, den er auf dem Weg durchquerte doch Hausfarben zu erkennen waren. Und zwar Farben, die ihn normalerweise lieber zu Filch rausgehen lassen hätten. Aber das alles sah er nicht, als er lautlos in das Badezimmer schlich, um dem vermeintlichen Opfer zu helfen.
Tja, und dann stand er mitten im Badezimmer eines uns allen bekannten Slytherins und glaubte, dieses Bild würde er nie wieder vergessen können.
Das Wasser wurde durch einen Zauber daran gehindert, über den Duschrand zu fließen, was den Vorteil hatte, dass man als Duschender mehr Bewegungsfreiheit hatte, als eingezwängt in eine Duschwand aus Plastik, Fliesen und Glas, aber auch den Nachteil, dass sie neugierige Blicke nicht fernhielt.
Das Wasser dampfte und war zweifelsohne so heiß, wie Harry seine Dusche auch bevorzugte. Es prasselte auf einen absolut unerwartet muskulösen, aber dennoch angenehm schlanken Körper hinab, der mit einer blassen Hautfarbe gesegnet war. Einige empfindlichere Stellen färbten sich dabei leicht rötlich, wegen dem heißen Wasser, was Harry ebenfalls kannte. Er sah immer aus wie ein Krebs, wenn er aus der Dusche kam, aber heißes Wasser war einfach so angenehm!
Die schwarzen, kinnlangen Haare klebten an seinem Kopf, an einigen Stellen noch mit Shampoo in den Fransen, da er mit demselben an der Rückwand lehnte, anstatt ihn ordentlich auszuspülen. Auch auf seinem Körper fand man noch Seifenspuren, aber nur wenige, da der Duschende mit etwas anderem beschäftigt war, anstatt sich gründlich von den Resten zu reinigen.
Severus Snape hatte seine dunklen Augen geschlossen und atmete schwer, aber sicher nicht, bloß weil er eine heiße Dusche nahm.
Seine linke Hand wanderte wissend über seinen Körper, strich über das Schlüsselbein, über die Hüfte und umkreiste den Bauchnabel, während seine rechte Hand im Schritt verblieb und bloß auf und ab strich.
Auf und ab.
Harry musste schlucken und ihm brach der Schweiß aus. Er wusste, er sollte sich abwenden, sollte schleunigst das Weite suchen. Er wusste, dass das hier gerade ziemlich krank war. Er wusste, dass selbst Severus Snape ein Recht auf einen derart privaten Umstand hatte.
Und er wusste, dass er noch nie etwas Erotischeres gesehen hatte.
Für den letzten Gedanken hätte er sich sofort geavada kdavrat, hätte das nicht bedeutet, dass er den Blick hätte abwenden müssen. Unverwandt starrte er auf das seltsame Schauspiel, was sich ihm bot, spürte, dass ihn das selbst keineswegs kalt ließ und spürte ebenso, dass er das eigentlich tierisch eklig finden sollte. Aber er tat es nicht. Das mit dem eklig finden.
Stattdessen verfolgte er das Schauspiel bis zu seinem leise gestöhnten Schluss, dem Ausharren in dem wunderbaren Moment der Erlösung, dem verschwommenen Blick in den Augen, als sie sich langsam öffneten.
Einen Augenblick erschrak Harry, als sich ihre Blicke trafen und hätte fast vergessen, dass er für den Professor ja unsichtbar war und sich verraten. Snapes Blick spiegelte etwas wieder, das Harry noch mehr verwirrte, als das, was er zuvor gesehen hatte. In Snapes dunklen Augen lag der gleiche Schmerz, den Harry selbst fühlte, wenn er sich in einem ruhigen Augenblick diese Art von Entspannung verschaffte.
Harrys Atem beschleunigte sich bei seiner Erkenntnis gerade noch einmal, wogegen auch ein unsichtbar machender Umhang nichts ausrichten konnte. Im gleichen Augenblick bildete sich eine Sorgenfalte auf Snapes Stirn und sein Blick heftete sich verwirrt auf die Stelle, an der Harry stand. Er schlug sich die Hand auf den Mund, drehte sich um und verließ so schnell er es lautlos konnte das Badezimmer, stürmte draußen soweit ihn das nicht verriet zurück in das Schlafzimmer und verschwand durch die versteckte Tür in der Wand, durch die er gekommen war.
Von dort aus hastete er ohne weiter darüber nach zu denken in seinen Schlafsaal und hätte Filch vermutlich einfach verhext, hätte dieser sich ihm jetzt in den Weg gestellt.
In seinem Schlafraum angekommen riss er sich die Klamotten vom Leib – ihm war immer noch tierisch heiß – und legte sich mit Shorts und seinem Schlafshirt ins Bett. Eine halbe Minute später, in der Ron ihn fragte, was denn los sei, weil er von ihm wach geworden war, knurrte er bloß ein barsches
„Nichts!"
und zog die Decke über den Kopf. In dieser Nacht beschloss er, dass er die längste Zeit in den Gängen herumgestreunt war. SO ETWAS würde ihm ganz sicher SO SCHNELL nicht mehr passieren. Wie sollte er sich denn jetzt bitte im nächsten Zaubertrankunterricht verhalten, nachdem er DAS gesehen hatte? Von dem ziemlich verrückten Traum, den er in dieser Nacht dann noch hatte, soll an dieser Stelle gar nicht erst berichtet werden, das wäre Harry einfach VIEL zu peinlich!
Tja, und der nächste Tränkeunterricht kommt bestimmt!
In diesem Jahr widmeten sich die Schüler dem schwierigen und komplizierten Gebiet des Tränkebrauens am Donnerstagnachmittag in einer – wie könnte es auch anders sein – Doppelstunde.
Harry hatte die ganze Woche über schon so ein komisches Gefühl in der Magengegend gespürt, wenn er den Saum eines dunklen Umhangs erblickte oder er eine tiefe, vertraute Stimme schimpfen hörte. Snape tat das gern: Schüler beschimpfen. Oder Lehrer. Oder das Leben im Allgemeinen und seins im Besonderen. Er tat es mit derselben Hingabe, mit der Harry Quidditch spielte.
Und dass der Goldjunge die letzten Nächte aus Angst vor ultrapeinlichen Träumen kaum ein Auge zugemacht hatte besserte die Situation an diesem Mittagessen auch nicht gerade.
„Hey Harry, du isst ja gar nichts, ist was los? Und wenn nicht, kann ich dann deine Portion haben?"
fragte Ron ganz uneigennützig.
Harry schob ihm seinen Teller wortlos zu, er hatte sowieso keinen Hunger im Anbetracht der Tatsache, dass er gleich zwei Unterrichtsstunden mit einem Mann verbringen musste, den er nicht nur hasste, sondern auch noch bei etwas derart Intimen gesehen hatte, dass er an nichts anderes mehr denken konnte. Wie bitte schön, sollte Harry denn da auch nur einen Bissen runterkriegen?
Der Nachmittagsunterricht näherte sich immer mehr und als Harry sich auf dem Weg in Richtung Kerker befand, spielte er ernsthaft mit dem Gedanken, sich irgendeinen Fluch auf den Hals zu jagen, damit er um diesen Unterricht herumkam. Gerade, als er seinen Zauberstab heben wollte rauschte jedoch ein schwarzer Schatten an ihm vorbei, der ihn böse angrummelte:
„Sie sind zu spät Potter, fünf Punkte Abzug für Gryffindor! Und jetzt machen Sie, dass Sie auf Ihren Platz kommen!"
Harry seufzte, versuchte nicht zu sabbern, verbannte alle unkeuchen Gedanken und setzte sich neben Ron in die letzte Reihe. Das Desaster konnte beginnen.
Die erste halbe Stunde war für Harrys Maßen ziemlich glimpflich abgelaufen. Bei den stündlichen, üblichen Abfragungen bekam er bloß 15 Punkte abgezogen, das war für seinen momentanen Zustand so wenig wie lange nicht mehr.
Aber wie sollte man auch auf eine Frage antworten, wenn ihn schwarze Pupillen anstarrten, die den Eindruck erweckten, sie könnten bis auf den Grund der eigenen – momentan recht versauten – Seele sehen? Plötzlich war Harry sehr dankbar, als ihm einfiel, dass er keinen Okklumentikunterricht mehr mit Snape absolvieren musste. Er hätte sich vermutlich zu Tode geschämt. Oh diese verflixten Hormone.
Dann ging es an das Brauen eines Trankes zur Bannung von Irrwichten, der nicht nur verteufelt schwer war, sondern auch noch schlecht roch. Deshalb setzten sich alle Schüler, bis auf Harry, der seine natürlich vergessen hatte und sicher NICHT nachfragen würde, ob er sie wohl holen gehen dürfe, der Professor natürlich ebenso, ihre Nasenklammern auf und machten sich an das Brauen des Trankes. Snape machte es sich derweil hinter seinem Pult bequem und besann sich auf seinen Lieblingssport:
Unschuldige Schüler beim Arbeiten so lange anstarren, bis sie unweigerlich einen Fehler machen, spätestens weil ihre Hände zu zittern beginnen bei DEM bösen Blick. Dann sprang Snape meistens auf und begann den Trank der betreffenden Person derart niederzumachen, dass es meist den Rest der Stunde einnahm.
Harry war sich sicher, dass er heute dieses Opfer sein würde und erschrak dementsprechend, als es Neville traf. Der quiekte derart erschrocken, dass er eine viel zu hohe Dosis der Ameisenfühler in den ohnehin schon verdächtig brodelnden Kessel fallen ließ. Sofort stieg grüner Rauch von dem Kessel auf und Snape sparte sich seine Tirade – zumindest NOCH, dafür hatte er ja später noch Zeit, aber zuerst musste er jetzt dieses explosive Gebräu beseitigen und Neville Punkte abziehen.
Er beugte sich also über den Kessel mit erhobenem Zauberstab, ohne zu ahnen, dass damit ein gewisser Gryffindor einen überaus fabelhaften Blick auf sein Gesäß bekommen würde.
Harry bekam Nasenbluten.
Er wandte sich völlig geschockt ab, wo er sofort von der stirnrunzelnden Hermine abgefangen und versorgt wurde. Merlin sei Dank ahnte sonst niemand, was denn der wahre Grund für Harrys Verhalten war und schoben es auf eine Überreiztheit durch den grünen Rauch, der ziemlich in der Nase biss – wenn man keine Nasenklammer hatte.
Snape zauberte den Kesselinhalt weiß Salazar wohin, bevor er sich zu Harry und Hermine umwandte, um zu sehen, was diesen denn hinter seinem Rücken zu tuscheln hatten. Dabei entfuhr ihm ein schneidendes
„Potter!"
auf das dieser überhaupt nicht gefasst gewesen war. Er fuhr völlig erschrocken von seinem Platz auf, als diese – in seinen Ohren verführerisch - dunkle Stimme so dicht an seinem Ohr erschallen war, ruckte mit dem Oberkörper nach hinten und hörte…
wie es laut knackte.
End of Part 1
