Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte an den Charakteren von Dr. House, nur an dem, was meinem kranken Hirn entsprungen ist.

Die Story spielt in der 2. Staffel ungefähr zur Zeit von ‚Sicher genug', also als Wilson bei House wohnt.

Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, es gefällt euch.

LG

Bella

Lebendig begraben

Prolog

Missgelaunt stieg er aus seiner Corvette und schlug etwas fester als nötig die Tür zu. Wenn er ehrlich zu sich war, dann hatte er gar keinen Grund dazu, wütend zu sein, doch dazu hatte er jetzt keine Lust. Er wollte sich ärgern. Ihn ärgerte es auch weniger, dass er einkaufen gehen sollte, sondern viel mehr, dass Wilson ihn mit seinen eigenen Mitteln dazu getrickst hatte. Vielleicht hätte er ihn gar nicht bei sich einziehen lassen sollen, andererseits war Wilson sein Freund, sein Einziger wohlgemerkt, natürlich hatte er ihn nicht auf der Straße stehen lassen können.

Und Wilson kochte ausgezeichnet. Er wäre ein Idiot, wenn er das nicht ausnutzen würde. Aber je länger Wilson permanent in seiner Nähe war, desto unnachgiebiger wurde er und auch geschickter im Manipulieren, als würde er ihn Tag ein, Tag aus studieren und daraus lernen.

Oder aber, er selbst wurde langsam paranoid.

Er sperrte das Auto ab - aus Versicherungsgründen - und marschierte zum Eingang des Supermarktes. Er hatte keine Lust gehabt, fast eine halbe Stunde bis zum Einkaufszentrum zu fahren, das fast am anderen Ende der Stadt lag, also hatte er am erstbesten Supermarkt angehalten, an dem er vorbeikam.

Es war ein kleines Exemplar, aber er würde bekommen, was er wollte, oder besser, was Wilson wollte, der war schließlich der Koch und meckerte dauernd rum, dass man in seinen Schränken nichts fand, womit man arbeiten konnte. Und wenn Wilson mit Bio-Lebensmitteln kochen wollte, dann musste er sie schon selbst besorgen, damit konnte dieser kleine Laden hier nämlich nicht dienen.

Er wollte sich gerade aus der langen Reihe einen Einkaufswagen holen und kramte noch nach dem passenden Geldstück in seinem Geldbeutel, als ihn jemand von vorne anrempelte. Er kämpfte um sein Gleichgewicht, da er sich auf den Stock nicht verlassen konnte, der hing an seinem Unterarm und fand nach einem taumelnden Schritt zur Seite, der seinem Bein gar nicht gut tat, Halt an der Wand des Gebäudes.

Einmal tief gegen den Schmerz atmend, schaute er erbost auf und sah sich dem verwirrten Gesicht einer Frau Anfang Dreißig gegenüber, der die Schuld und die Reue darüber geradezu in die hellbraunen Augen geschrieben stand.

„Entschuldigung, das tut mir leid. Ich hab nicht aufgepasst, ich wusste nicht, dass jemand hinter mir stand."

Er wollte gerade zu einer schnippischen Erwiderung ansetzen, als sie seinen Gehstock erblickte und ihre Augen gleich noch ein bisschen größer wurden vor Schreck.

„Oh mein Gott, ich wusste ja nicht… Haben sie sich verletzt? Ist alles in Ord...?"

Langsam ging ihm diese Frau noch mehr auf die Nerven, als sie es vorher schon tat.

„Stopp, das reicht!" fuhr er ihr dazwischen. „Machen sie entweder einen Führerschein für Einkaufswägen oder das nächste Mal die Augen auf und jetzt lassen sie mich durch oder verschwinden endlich!"

Perplex und erschrocken starrte sie ihn einen Augenblick an, ehe sie nach ihrem Wagen griff und sich sprachlos aus dem Staub machte. Als sie endlich weg war, erlaubte sich House ein leises Stöhnen und er rieb sich über den schmerzenden Oberschenkel. Das fing ja gut an! Er holte eine Vicodin aus dem orangen Döschen in seiner Jackett-Tasche und schluckte sie trocken. Nach ein paar Minuten ebbte der Schmerz etwas ab und er holte sich einen Einkaufswagen.

Seinen freien Tag hatte er sich wahrlich anders vorgestellt.

Lustlos und angefressen humpelte er durch den Laden, den Wagen lenkte er mit links. Hie und da hielt er an und warf etwas hinein, Chips, Cornflakes, Nudeln, Reis und Gemüse, Erdnussbutter und Ketchup, Toast und Obst, bis er am Ende nur noch nach Tomatenstückchen in der Dose suchte, die Wilson sich für weiß Gott was einbildete. Langsam schritt er das Dosenregal entlang, vorbei an Obstkonserven, Mais und Bohnen, bis er endlich am Ende des Ganges fand, wonach er suchte, allerdings natürlich im untersten Regal. Er bückte sich etwas umständlich und fischte eine große Dose von den Tomaten heraus. Als er wieder aufstand, musste er einen Schritt nach hinten in den Gang machen, da er etwas aus dem Gleichgewicht geriet. Und in dem Augenblick traf ihn der Schmerz.

Tabitha Myers schob etwas hektisch ihren Wagen durch den kleinen Supermarkt. Es war wenig los heute, oder wohl besser um die Uhrzeit. Die wenigsten waren zur Mittagszeit einkaufen. Sie hatte es eilig, gegen fünf wollten ein paar ihrer Freunde vorbeikommen und sie wollten einen richtig kindischen, lustigen Spieleabend machen, angereichert mit Pizza und Alkohol. Sie hatte 'Risiko' zuhause, Vik würde 'Tabu' mitbringen, Kayla 'Telepathie', weil sie das unbedingt mal ausprobieren mussten, und Jeff hatte ihnen eine 'Mordsgaudi' versprochen mit dem Spiel 'Wizard', das er sich neulich gekauft hatte.

Es würde ein amüsanter Abend werden, doch dazu brauchte sie noch Alkohol, Knabberzeug und vor allem den ganzen verdammten Nachmittag um den Saustall in ihrer Wohnung zu beseitigen. Sie war einfach kein Mensch, der länger als drei Tage Ordnung halten konnte, dafür war sie viel zu verplant und chaotisch.

Sie warf ein paar Chips und Erdnussflips in den Wagen und dachte wieder an den Mann vorm Eingang, den sie beinahe umgerannt hatte. Seine stechenden blauen Augen gingen ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf, ebenso wie seine schneidenden, schroffen Worte, die fast schon beleidigend waren. Sie hatte seinen Gehstock gesehen, dabei sah er gar nicht so alt aus als wäre er darauf angewiesen, genau genommen sah er aus, als wäre er Mitte Vierzig, nicht gerade das Alter für Krücken und Gehwägen.

Die ganze Aktion war aber wieder typisch für sie. Vor lauter Hektik und Durcheinander hatte sie versucht, drei Dinge gleichzeitig zu machen - den Schlüssel in die Hosentasche stecken, den Wagen rausfahren und ihren rechten Socken, der gerade von ihrem Schuh gefressen wurde, wieder hoch zu ziehen - und dann ging meistens etwas schief.

Es hatte ihr wirklich Leid getan, sie machte so was ja auch nicht mit Absicht, sie war eben ein bisschen tollpatschig, schon immer. So sehr sie es auch versuchte, dagegen hatte sie bisher noch nie etwas unternehmen können. Wenigstens grunzte sie nicht beim Lachen wie ihr Nachbar…

Ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, das aber schon im nächsten Moment verflog, als ihr Fuß beim Gehen hängen blieb, weil ihr anderer Fuß auf dem Schuhband stand, das sich offenbar gelöst hatte. Abrupt stolperte sie nach vorne und versuchte, sich auf den Wagen zu stützen, um nicht umzufallen, doch der rollte nach vorne und… traf auf ein Hindernis, das überrascht und schmerzhaft aufschrie. Ein hölzernes Scheppern war zu hören.

Endlich gebremst schaute Tabitha auf und traute ihren Augen nicht. Sie schluckte gegen den Knoten der Schuld, der sich in ihrer Kehle bildete. Vor ihr stand wieder der Kerl vom Eingang, wieso hatte sie auch ausgerechnet soviel ‚Glück'?

Überstürzt ließ sie den Wagen los und eilte um ihn herum zu dem Mann, der jetzt mit zusammengekniffenem Mund und fest verschlossenen Augen schwer am Regal lehnte und sich mit der linken Hand dort abstützte, während seine rechte seinen rechten Oberschenkel umklammert hielt, gegen den sie gestoßen war. Neben ihm am Boden lag eine Dose mit Tomatenstückchen und sein Gehstock.

„Das tut mir leid, ich bin gestolpert. Hab… hab ich sie verletzt? Brauchen sie einen Arzt?"

Sie hatte das Gefühl, dass er etwas sagen wollte, doch als er seinen Mund öffnete, kam nur ein leises Stöhnen über seine Lippen.

Unschlüssig und mit einem überaus schlechten Gewissen stand sie da und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie legte ihm kurz und unbeholfen ihre Hand auf die Schulter und meinte: „Ich werd Hilfe holen, bleiben sie hier, ich komme gleich zurück!"

Rasender Schmerz jagte durch seine ohnehin geschädigten Nerven, sobald der Einkaufswagen gegen seinen Oberschenkel schlug. Es kam so heftig und plötzlich, dass er Dose wie auch Stock einfach fallen ließ. Seine rechte Hand zuckte unwillkürlich zum Zentrum des Schmerzes, während seine linke sich darum bemühte, Halt zu finden, um ihn aufrecht zu halten.

Er hörte diese Stimme, er wusste auch, dass er sie schon mal gehört hatte und unbändige Wut kochte in ihm hoch auf diese dämliche, unvorsichtige Bekloppte. Er wollte ihr etwas an den Kopf werfen, ihr irgendeine ätzende Beleidigung entgegen schleudern, doch der Schmerz ließ es nicht zu. Er hörte ihre Schritte, als sie sich eilig von ihm entfernte, um Hilfe zu holen. Als wenn ihm jemand helfen konnte…

Doch nach drei Schritten verstummten ihre Schritte, denn ein ohrenbetäubender Knall übertönte jedes andere Geräusch. House zuckte instinktiv zusammen.

Dann ging alles ganz schnell.

Das ganze Gebäude schien in Bewegung geraten zu sein, die Regale schwankten, der Boden vibrierte und der Putz bröselte von der Decke. Er verlor das Gleichgewicht und fiel seitlich zu Boden, zu seiner Seite das Dosenregal, neben seinen Beinen der Einkaufswagen der Frau. Aus dem Augenwinkel sah er das Regal von der anderen Seite des Ganges umkippen, direkt in seine Richtung. Instinktiv hob er seine Arme vors Gesicht, um sich zu schützen, doch ein dumpfer Schlag erklang und das Regal verkantete sich mit dem anderen und hing nun schräg über ihm. Nudelpackungen regneten um ihn herum zu Boden, ganz wage hörte er einen Schrei, bevor ein grausames, durch Mark und Bein gehendes Knacken und Knirschen über ihm einsetzte und das Gebäude in sich zusammen stürzte.

Ein schweres Stück der Betondecke schlug in den Mittelgang ein und presste sich auf der einen Seite gegen den Einkaufswagen. Der konnte der Gewalt nichts entgegensetzen und mehrere Metallverstrebungen brachen wie Streichhölzer auseinander. Vom Druck des Aufpralls wurde er zur Seite geschleudert und ein spitzer, grausamer Schmerz bohrte sich in House' Unterschenkel.

Krachende Geräusche, Splittern, Klirren, Kreischen und Dröhnen erfüllte die staubige Luft. Eine weitere Erschütterung ging durch die Überreste des Gebäudes und etwas unglaublich Hartes schlug gegen seine Schläfe. Er wurde bewusstlos.

TBC