TITEL: Pudding, Drops & Brausepulver
GENRE: Drama/Angst
CHARAKTERE: House, Amber, Wilson
PAIRING: Gen
RATING: PG-13
SPOILER: keine
WÖRTER: 1.500
ZUSAMMENFASSUNG: Sein Entzug in Mayfield in drei Teilen.
ANMERKUNG: 100 Situations Challenge, Prompt #065: Mobile, Prompt #009: Float, Prompt: #061: Extreme
Eine Geldbörse, ein Handy, ein Pager, eine Uhr.
Zurückgelassen hat er ihn aber mit noch viel mehr.
Amber I: Karamellpudding mit Kirschgarnitur
Als Wilson den Schlüssel im Schloss umdreht, denkt er an die Szene im Nieselregen zurück. Keine Berührung, nur erschöpfte Blicke. Augen, gerichtet in eine ungewisse Zukunft, die immer wieder den tröstlichen Blick zurück suchen. Ein angedeutetes Lächeln, nicht mehr als ein zuckender Mundwinkel, eine zufallende Tür, Nebel, der noch dichter wird und die unendlich lang erscheinende Straße nach und nach verschluckt.
Bevor er das Licht anmacht, lässt er den Raum in der Dunkelheit auf sich wirken. Am Ende entscheidet er sich gänzlich gegen jede Beleuchtung. Der Schlüssel ruht schwer und kühl in seiner Hand, brennt wie Eis auf seiner erhitzten Haut. Fast erwartet er, dass ein Geist vor ihm durch das Zimmer schwebt, aber es passiert nichts. Alles bleibt dunkel, starr und still.
Seine Hand streicht im Vorbeigehen über die dunklen Möbel. Sie führt ihn durch das Wohnzimmer bis zum Klavier, wo er sich ohne ein letzes Bisschen Körperspannung auf dem kleinen Hocker niederlässt. In seinen Fingern juckt es, sie wollen spielen, die Tasten berühren, die wiederum die kleinen Hämmer betätigen und auf wundersame Weise doch keinen Krach fabrizieren.
Fast fühlt er sich so, als könne er tatsächlich spielen, doch am Ende wird nicht viel daraus. Ein zweigestrichenes C, nicht mehr. Der Nachhall in der gespannten Stille ist länger, als er ihn erwartet hatte. Ein wenig erleuchtet er den schemenhaften Raum, doch als er sich in Luft aufgelöst hat, ist mit ihm auch das Licht wieder gegangen.
Wilson sitzt abermals im Dunkeln. Es geht ein Weilchen so.
Ohne das ebenmäßige Streben einer noch so kleinen Lichtquelle fällt ihm schließlich gar nicht auf, dass ihm längst die Augen zugefallen sind. Voll wehmütiger Erschöpfung haben sich seine Lider über die Augäpfel gelegt. Sein Körper überlegt, ob er die anderen Sinne mitziehen soll, hinein in die Wogen der Entspannung.
Während seine Augen geschlossen bleiben, suchen seine Hände in der Innentasche seines Mantels nach der ledernen Geldbörse seines Freundes. Er nimmt sie heraus und legt sie vor sich auf den Flügel, streicht kurz mit den Fingern über die ebenmäßig lackierte Oberfläche des Instruments. Daneben drapiert er in einer schnurgeraden Linie auch die anderen Gegenstände: sein Handy, den Pager, die Uhr.
Er wendet sich wieder der Geldbörse zu, streicht mit den Fingern noch einmal über das samtweiche Material und inhaliert den kräftigen Geruch des Leders, der nie so ganz zu verfliegen scheint, ganz gleich, wie lange man sie schon mit sich herumträgt.
Als er sie öffnet, wacht House auf. Eine Schweißperle rinnt über sein Gesicht.
Momente der Orientierungslosigkeit folgen, doch ihr lautes Schmatzen bringt die Erinnerung zurück und katapultiert ihn in die Zelle mit den gefliesten Wänden, dem vergitterten Fenster, dem nassgeschwitztem Bett. Seine Hände zittern unter der fremden Bettdecke, das kurze Haar ist klamm, sie immer noch da.
Sie betrachtet ihn eine Weile, schmatzend und immer mit der kleinen Portion Herablassung, die er vielleicht genau so auch verdient hat.
"Willst du auch was?", fragt sie und hält ihm die kleine Dessertschüssel mit einer hellbraunen Masse und der kleinen Kirsche obenauf entgegen.
Er würgt, doch es scheint sie nicht zu interessieren.
"Sahnehäubchen?", bohrt sie weiter, nimmt einen großen Löffel zur Hand und sieht ihm dabei zu, wie er sich in die kleine Metallschüssel neben dem Bett übergibt.
Er ringt nach Luft, wischt sich mit dem Ärmel seines Pullovers den Mund ab, und sie isst währenddessen einfach weiter.
"Ich weiß, du willst mich ignorieren", räumt sie unumwunden ein, "aber eine Frage habe ich da noch: Was willst du denn, das Wilson findet? Oder hast du etwa Angst, dass er etwas Bestimmtes findet?"
"Nein", presst er mit letzter Kraft zwischen spröden Lippen hervor, an denen der Geschmack seines Mageninhalts haftet.
Sie zuckt nur mit den Schultern, als wolle sie sagen, na dann.
Sein Herz rast, in seinen Ohren klingelt und rauscht es unentwegt, und sein Kopf versucht zu ergründen, ob es da vielleicht doch etwas gibt. Er hasst es, die Kontrolle zu verlieren, doch so schlimm wie jetzt, war es noch nie.
