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Chapter 1 – Wenn Sirius einen Plan schmiedet und James vernünftiger ist

„Ihr wusstet es!", brüllte James durch den kompletten Gemeinschaftsraum. Was nicht nötig gewesen wäre. Schließlich hatte er schon die volle Aufmerksamkeit seiner Mitschüler. Er und Frank standen Lily und Alice gegenüber und ihre Gesichtsausdrücke hätten nicht unterschiedlicher sein können. Während Alice und Lily ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen hatten und die Situation scheinbar genossen, sahen James und Frank aus, als hätten sie gerade gesehen, wie Filch und McGonagall Peeves anbeteten. Remus und Peter standen rechts und links auf gleicher Höhe mit den Jungs und einer sah bedröppelter aus, als der andere. Einzig Sirius schien noch halbwegs Herr der Lage zu sein, allerdings fragte er sich, wie er James Kinnlade aufsammeln sollte, so weit schien sie ihm runter gefallen zu sein.

"Ja, Potter. Wussten wir.", giftete Lily und blickte zu Alice und einem Mädchen mit braunen Haaren, das neben beiden stand und breit grinste. "Aber.. Aber... Aber... Aber...", mehr brachte Frank nicht mehr zustande. "Mehr fällt dir nicht dazu ein!", fragte Alice auch sofort spöttisch. "Wie? Ich meine... warum? und... überhaupt.. wie...?", stotterte James und Alice und Lily mussten sich mittlerweile stark zusammen reißen, um nicht lauthals loszulachen. "Seit wann?", fragte Sirius, der immer noch der Einzige der Jungs war, der einigermaßen gefasst wirkte. "Von Anfang an!", verkündeten alle drei Mädels gleichzeitig. "Das glaub ich euch nicht!", lies Frank verlauten und James fügte hinzu: "Beweist es!", aber es klang nicht überheblich, selbstsicher und vollkommen von der Richtigkeit seiner Meinung überzeugt wie sonst - viel mehr verzweifelt. Die Mädels sahen sich breit grinsend an...

Flashback

"Ich kann nicht mehr!" James warf sich auf sein Bett. „Ach, komm schon Prongs!", rief Sirius und setzte sich im Schneidersitz auf sein Eigenes ihm gegenüber. „Lass dich doch nicht unterkriegen!" Remus setzte sich zu James und legte ihm einen Arm um die Schultern. „Das war ziemlich mies, ja, aber… wer weiß? Vielleicht fällt ihr das ja auch auf und sie entschuldigt sich oder so?" „Meinst du?", fragte James schon wieder hoffnungsvoll. Wenn es um Lily ging war er einfach furchtbar naiv und klammerte sich an jeden Strohhalm. Peter, der das Ganze nicht schon wieder anhören wollte, murmelte etwas von wegen Bibliothek und verschwand aus dem Schlafsaal. Frank sah James mitleidig an. In dessen Augen war er auch der Einzige, der ihn verstehen konnte, denn nach dem, was er so mitkriegte, war Frank genauso in Alice verliebt wie er in Lily.

„Okay, JETZT REICHT ES!", brüllte Sirius plötzlich, „PRONGS! Entweder, du vergisst Lily-" „Das kann ich nicht!", protestierte dieser sofort, aber Sirius fuhr fort: „Oder du kriegst sie rum und ich werde dir jetzt verdammt noch mal dabei helfen, vollkommen egal, wie!" „Und wie willst du das bitte anstellen?", fragte James eher ungläubig, aber Sirius schien ernsthaft zu überlegen. „Keine Ahnung!", knurrte er und trat gegen den Bettpfosten. James schluckte und sah Sirius irritiert an. Er wusste ja, dass dieser manchmal ziemlich ausrasten konnte, aber wegen Lily! Sirius setzte sich wieder - während seinem kurzen Wutausbruch war er aufgesprungen - und sagte nachdenklich: „Also, lass uns mal überlegen: Was mag sie an dir nicht?" James seufzte auf: „Einfach. ALLES!" Sirius verdrehte die Augen. Jetzt hatte er sich etwas in den Kopf gesetzt und dann brauchte er einen Plan und keine unnötigen Verkomplizierungen. „Schön, Prongs, dann anders: Was hasst sie an dir?" James überlegte einen Moment: „Sie hält mich schlicht und ergreifend für den größten Idioten, den diese Welt je gesehen hat.", murmelte er dann resigniert, „Und wenn ich ehrlich bin: An ihrer Stelle würde ich mich auch nicht sonderlich leiden können!" „Jaah, aber warum? Sag mir konkrete Sachen, sonst kannste das gleich knicken!" Sirius sah so beängstigend aus, dass James keinen Widerspruch mehr leistete.

„Sie hält dich für oberflächlich und arrogant.", sagte Frank zögernd und Sirius nickte auf eine Weise, als würde er alles im Kopf notieren. „Oh, und sie mag es nicht, wenn ihr Leute verhext!", fügte Remus hinzu. „Das ist noch so ein Problem: Sie hält mich für einen zweiten Sirius. Sorry, Pad." Sirius nickte wieder und Frank stimmte James zu: „Stimmt. Sie denkt, du willst sie nur, weil sie eine Herausforderung ist." „Ich glaube, das ist das größte Problem...", sagte Remus langsam, „... sie hat einfach Angst. Angst, dass sie sich auf dich einlässt und du sie dann fallen lässt." „Du meinst, sie glaubt, ich könnte keine Beziehung mit ihr führen?", fragte James nach und Frank murmelte: „Naja. Dein bester Freund ist Sirius Black und deine bisherigen Freundinnen machen es auch nicht unbedingt einfacher - es waren erstens zu viele und zweitens warst du immer nur kurz mit ihnen zusammen..." Sirius hatte aufmerksam zugehört - was bei ihm wirklich nicht allzu oft vorkam. „Gut, das heißt,", fasste er zusammen, „Lily glaubt, du meinst es nicht ernst mit ihr, kannst keine Freundin länger als eine Woche halten und dann hast du noch drei andere Minuspunkte, richtig?" James nickte immer noch geknickt.

„Schön. Nächster Punkt. Was könnte Probleme geben, wenn ihr dann zusammen wärt?" James hatte es mittlerweile aufgegeben, herausfinden zu wollen, was mit Sirius los war und lies sich einfach mal darauf ein. „Quidditch!", lies er sofort verlauten. „Das bezweifle ich! Sie mag es nur nicht, dass du damit angibst, aber gegen Quidditch selber hat sie nichts und eine ihrer besten Freundinnen ist auch im Team.", hielt Remus dagegen. „Eure Streiche!", fiel Frank ein, der jetzt wirklich neugierig war, worauf das hier hinauslaufen würde. „Naja, einige findet sie schon lustig, oder?", fragte James in die Runde und Remus nickte wieder: „Ja. Aber wir müssen stark aufpassen, dass wir nirgends - noch nicht mal bei den Slytherins - unter die Gürtellinie zielen." „Was noch?", fragte Sirius, noch immer hochkonzentriert. „Was ist mit deinen Flirts?", fragte Remus, aber diesmal war James wirklich empört: „Hey! Das würde doch sofort aufhören, wenn ich mit Lily zusammen wäre!" „Schon gut...", murmelte Remus, ob dieser Lautstärke perplex. „Snape.", brachte Frank noch an und Sirius zeigte das erste Mal eine Reaktion: er schnaubte abfällig. „Wahrscheinlich hat sie auch Angst, dass du... naja.. Dinge.. überstürzt...", murmelte Remus und die Jungs grinsten sich an. „Oh, und dass du nicht ehrlich wärst.", merkte Frank noch an. „Noch was?", fragte Sirius und alle schüttelten die Köpfe.

„Weiter", verkündete Sirius, „Irgendwelche kleineren Sachen, die du an dir ändern solltest, damit sie dich netter findet?" „Vielleicht sollte ich mal Hausaufgaben machen.", grinste James und hatte fast schon wieder seine normale, gute Laune zurück. „Sie hasst es, wenn du dir so durch die Haare fährst." „Das mach ich eben, wenn ich nervös bin!", empörte er sich sofort bei Frank, aber dieser zuckte nur die Schultern. „Halte die Regeln... etwas... mehr... ein.", meinte Remus noch. „Nenn sie nie wieder Evans, sondern nur noch Lily!", fand Frank und James nickte. „Sei nicht so.. naja, machohaft eben... Sondern eher gentlemanlike.", erklärte Remus noch und James grinste wieder wie üblich. Was waren seine Freunde nur für ein komischer Haufen? „Gut. Dann erklär mir bitte noch, was sie an dir mag!", schloss Sirius und James war alles andere als begeistert, als keiner etwas sagte. „Ja geil, das fängt ja toll an!", motzte er, grinste aber noch. „Du siehst gut aus.", sagte Sirius. „Du hast Humor.", bemerkte Frank. „Sie hat mal gesagt, dass man sich in wirklich brenzligen Situationen auf dich verlassen kann.", fiel Remus ein. „Du bist ein Gryffindor!", stellte Frank fest. „Deine Noten sind richtig gut, das gefällt ihr normal auch." „Oh man, ich glaub, sie kennt den richtigen James Potter überhaupt nicht!", seufzte Remus schließlich, aber Sirius grinste breit: „Eben."

„EBEN!", kam es dreistimmig. „Eben. Genau das machen wir uns zu Nütze. Gebt mir noch zwei Minuten und ich hab einen Plan. Dann lass dir Zeit bis... sagen wir Anfang November. Heute ist Montag, der 24. September. Mmh... Sagen wir eine Woche dafür... Dann noch 4 Wochen... Zwei oder drei Tage danach... Ja, ja, sagen wir, an Halloween hast du es hinter dir... Und dann müsste eigentlich alles passen. Jaah... das sind noch fünfeinhalb Wochen, hältst du es so lange ohne deine Lily aus?", grinste Sirius und James sah ihn an, als hätte McGonagall verkündet, sie wolle einen Striptease machen - genau wie Remus und Frank. „Hätten wir das jetzt begreifen sollen?" Sirius seufzte auf und sah sich zu einer längeren Erklärung genötigt. „Also gut, passt auf: Eigentlich ist das alles ganz einfach: du musst nur drei Punkte beachten. Erstens musst du ihr irgendwie zeigen, dass du ganz anders bist, als sie dich kennt. Zweitens musst du ihr irgendwie zeigen, dass du im Stande bist, eine Beziehung zu führen und drittens musst du ihr irgendwie zeigen, dass du es mit ihr ernst meinst."

„Klasse Plan!", murmelte James, aber Sirius überging ihn und fuhr fort: „Also. Eigentlich gibt's da die perfekte Lösung. Erst mal das Grundlegende: Du schaust, dass du deinen Ich-versuche-meine-Haare-in-Ordnung-zu-bringen-weil-Lily-in-der-Nähe-ist-und-mache-sie-dadurch-noch-schlimmer-Fimmel los wirst. Dann nennst du sie nicht mehr Evans, sondern Lily. Dann frag sie nicht noch einmal nach nem Date, sei höflich und wie hat Moony so schön gesagt? Gentlemanlike. Aber ja kein ‚Gehst du mit mir aus, Evans!' mehr. Dann zeigst du ihr bei den Schulsprecheraufgaben, dass du vernünftig und erwachsen und verantwortungsbewusst, und was für Wörter sie noch so gerne hört, bist. Dann mutier jetzt eben mal immer wieder zum braven Jungen." „Und das von dir!", beklagte sich James, nahm seinen Blick aber keine Sekunde von seinem besten Freund.

„Gut. Und dann startet jetzt der eigentliche Plan. Du - köpf mich jetzt nicht - fängst an, mit einem Mädchen aus unserer Klasse zu gehen. Da gibt's ja genug, die das machen würden. Nicht köpfen, hab ich gesagt! Pass auf, das hat Sinn: Gegenüber der bist du dann so, wie Lily dich gern hätte, gegenüber Lily natürlich auch, aber die muss man erst mal drauf aufmerksam machen und das erledigt dann das Mädchen für dich. Du musst dafür sorgen, dass sie abends im Mädchenschlafsaal davon schwärmt, dass du... Moment, was hatten wir alles? Also, dass du überhaupt nicht oberflächlich und arrogant bist und andauernd Leute verhext. Dass du überhaupt nicht so bist wie ich. Dass du erwachsener geworden bist und unsere Streiche nicht mehr übertrieben sind, dass du dich neuerdings wesentlich mehr an die Regeln hältst. Und beziehungsmäßig, dass du nie mit anderen Mädels flirtest, dass du ehrlich zu ihr bist und sie zu nichts drängst.

Und dann kann sie gleich noch das an dir loben, was Lily eh schon mag... Deinen Humor, dein Aussehen, deine Verlässlichkeit und was wir alles hatten. Das heißt, den Großteil wälzt du auf das Mädel ab, du musst nur dafür sorgen, dass eure Beziehung glaubhaft ist, dass sie das wirklich so erzählt und dann musst du mit ihr... ich denke mal so vier Wochen zusammen sein. Wie du dann Schluss machst, ohne dir bei Lily alles zu vermasseln weiß ich zwar noch nicht, aber ansonsten steht der Plan. Na, was sagt ihr?" Fragend blickte er in die Runde.

„Pad...", setzte Remus an und brach wieder ab. James öffnete und schloss den Mund andauernd und Frank machte den Anschein, als hätte man ihm erzählt, die UTZ-Prüfungen seien am nächsten Tag. „Was ist?", fragte Sirius jetzt doch leicht verunsichert, aber James lachte auf. „Auf so was kannst auch nur du kommen, Pad! Das kann doch gar nicht gut gehen!" „Stimmt, Lily würde euch an den Kraken verfüttern, wenn sie das wüsste!", grinste Frank und Sirius wandte sich an Remus: „Moony, unser Mädchenversteher: Was hältst du denn davon?" Remus überlegte tatsächlich einen Moment: „Mmh... Also gegenüber dem Mädchen fände ich die ganze Aktion einfach nur mies und hinterhältig... Aber wegen Lily... Ich weiß nicht, vielleicht wäre das ja wirklich noch eine Möglichkeit...", sagte er langsam. „Du bist da dafür!", fragten James und Frank geschockt. Remus zuckte die Schultern: „Ich weiß es doch auch nicht. Ich finde es eigentlich schlimm, wenn du zu solchen Tricks greifen musst, aber wer weiß? Wenn es hilft... Vielleicht ist es ja wirklich der schnellste Weg. Bis Lily die Augen aufmacht und dir ne Chance gibt, das kann noch Ewigkeiten dauern..." „Klingt einleuchtend...", murmelte James, war aber immer noch nicht überzeugt, aber Sirius schien begeistert, dass er ausgerechnet von Remus Schützenhilfe erhielt.

„Wie wäre es denn, wenn wir mit offenen Karten spielen? Wenn wir ein Mädchen ins Vertrauen ziehen und sie fragen, ob sie mitspielt? Das wäre dann wenigstens ihr gegenüber fair!" „Stimmt! Dann müsste ich sie nicht hintergehen! Aber... euch ist schon klar, dass, wenn das alles klappt, ich Lily ziemlich zügig erklären muss, was ich da für ne Show abgezogen habe... Glaubt ihr nicht, dass das alles kaputt machen könnte?", wandte James nur noch ein, aber Remus winkte ab: „Ach was. Sie wird zwar nicht begeistert sein, aber dann kennt sie dich ja schon so, wie du wirklich bist!" James seufzte. Sein gesunder Menschenverstand erzählte ihm zwar etwas ganz anderes, aber schließlich ging es hier um Lily. Seit über drei Jahren versuchte er jetzt schon, auch nur einmal mit ihr auszugehen. Warum dann nicht einmal auf die Tour? „Aber welches Mädchen nehmen wir denn da? Das macht doch kein normales Mädchen freiwillig, so link wie das ist, oder? Und dann müssten wir schon was bieten. Aber was? Und wen fragen wir? Wir haben nur einen Versuch...", arbeitete Sirius seine Idee weiter aus.

„Frank? Was ist eigentlich mit dir los?", fragte Remus, dem gerade aufgefallen war, dass Frank schon eine Weile nichts mehr gesagt hatte und in Gedanken schien. „Ich...", setzte er an, unterbrach sich aber schnell und wurde rot. „Jaah?", fragten James und Sirius gleichzeitig. Frank kniff die Augen zusammen und murmelte: „Ich weiß, das wäre wieder unfair und so, aber... Wie wäre es, wenn du es bei Alice probierst?" James und Remus starrten ihn an, aber Sirius grinste: „Und du, als großer Retter in der Not, willst sie dann ‚trösten', richtig?" Frank grinste ebenfalls und es war mehr als offensichtlich, dass er ganz genau auf das hinausgewollt hatte. „Alice ist in Lilys Klasse...", sagte James leise. „Sie ist eine von Lilys zwei besten Freundinnen...", fuhr Remus fort. „Sie würde uns nicht gleich den Kopf abreißen...", bemerkte Frank leise und Sirius vervollständigte: „Bei ihr würde die größte Gefahr nicht bestehen: Dass sie sich ernsthaft in Prongs verliebt. Dazu empfindet sie zuviel für dich, Frank." Die Jungs schwiegen einen Moment. „Heißt das dann ja?", fragte Sirius schließlich. Die anderen drei blickten auf. „Ja!", sagten sie alle.

„Das bleibt dann aber alles unter uns, okay?", fragte Frank und hielt ihnen eine Hand hin. „Was ist mit Wormtail?", fragte James sofort, aber Frank schüttelte den Kopf: „Bitte. Das wird schon schwer genug, es Alice und Lily zu erklären, bitte nicht noch jemand!" „Wormtail gehört zu uns!", verteidigte Remus Peter. „Oh, ja, das wird lustig: Ach, Wormtail, übrigens. Prongs guggt jetzt, dass er und Alice ein Paar werden, damit Lily über sie viel Positives über Prongs hört, dass sie sich in ihn verliebt und dann macht er mit Alice Schluss, damit die mit Frank zusammenkommt, der da auch mit drin steckt... Sonst noch Fragen?", hielt Sirius dagegen. „Schön, dann halt nicht!", seufzten James und Remus gleichzeitig und schlugen bei Frank und Sirius ein. Jeder hatte zwar noch so seine Zweifel, aber sie redeten sich alle ein, dass sie ja eigentlich zwei gute Taten vollbrachten: Sie sorgten dafür, dass Lily und James und Alice und Frank zusammenkamen.

„Na dann: Planung von Phase eins, oder?", rief Sirius vergnügt und mit einem Schlag war nichts mehr von Zweifeln zu spüren und die Jungs quatschten durcheinander.

Vor der Tür zum Jungenschlafsaal sahen Alice und ich uns an...

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