Hallo! Diese Fanfic ist eine autorisierte Übersetzung. Das Original heißt "Draco: Phoenix Rising" und ist von Cheryl Dyson.

Wenn ihr mir eine Review hinterlasst (worüber ich mich total freuen würde), wäre es nett, wenn ihr auch dem Originalautor eine Nachricht schreibt. Die Story ist schließlich von ihm.

Und nun viel Spaß mit der Fanfic. Ich hoffe, sie gefällt euch!


Kapitel 1 – Draco

Draco stand an dem Ufer des Tümpels im Zwielicht und starrte teilnahmslos in das dunkle Wasser. Wie leicht es doch sein würde. Wie verlockend, einfach in die Tiefen des Brackwassers zu waten, gedankenlos vorwärts zu schreiten, wahrend das Wasser Knie, Hüfte und Brust überschritt. Hineinzugehen, bis der flüssige Tod sich über seinem Kopf schloss, seine Nase und Lungen füllte und schließlich den letzten Atemzug von seinem Körper saugte und mit ihm auch die Flut von Emotionen, die Draco während der letzten Wochen geplagt hatte. Es war eine befriedigende Vorstellung.

Was ihn doch haltmachen ließ, war nicht die Angst vor dem Tod. Er hatte erst vor kurzem bemerkt, dass es in der Tat Schlimmeres gab als den Tod. Es war vielmehr der Gedanke daran, das Gewässer wirklich zu betreten. Der dicke Schlamm würde sich an seinen schwarzen Stiefeln festsaugen; der grüne Schleim nahe dem Ufer würde an seinem weißen Shirt kleben und Schilfrohr seine Beine umschlingen...

Sein Gesicht, das bis zu diesem Augenblick ausdruckslos gewesen war, zuckte kurz, als seine Lippen sich zu dem blassen Schatten seines üblichen höhnischen Lächelns kräuselten.

Draco Malfoy. Gerettet durch seine Verwöhntheit.

Ein leises Geräusch hinter ihm verriet die Anwesenheit eines seiner Aufpasser. Jeglicher Selbstmordversuch würde wahrscheinlich sowieso von seinem Lakaien vereitelt werden. Draco war niemals ganz außer Sicht- oder Hörweite von mindestens einem von ihnen. Der Mangel an Vertrauen in Voldemorts Bande von fröhlichen Männern war erschreckend.

Dracos düsterer Humor wurde von einem weiteren Ansturm von Hoffnungslosigkeit überrannt. Die Ereignisse, die er selbst in Bewegung gesetzt hatte, sind zu einer Flutwelle von Grauen angewachsen, die er sich nie hätte ausmalen können. Wenn er sich doch nur die Zeit genommen hätte, die Konsequenzen seiner Handlungen vorauszusehen... Er hatte einfach nicht über seine Mission hinaus gedacht. Was hätte er denn anders gemacht? Um ehrlich zu sein, hatte er nie wirklich erwartet, erfolgreich zu sein.

„Wenn du das Leben deines Vaters zu retten wünschst, wirst du einen Weg finden, Dumbledore zu töten", so hatte Voldemort befohlen. Nun, Draco hatte zweifellos einen Weg gefunden. Einen irrsinnigen Plan, der nie hätte funktionieren sollen- nie funktioniert hätte, wenn Snape nicht rechtzeitig (zur falschen Zeit?) eingetroffen wäre.

Draco, Draco, du bist kein Mörder. Die Worte hallten noch immer in seinem Kopf wider. Die Worte eines dem Tode geweihten Mannes, eines Mannes, dessen Weisheit Draco nie anerkannt hatte. Die Worte bedrängten ihn tagelang, während er versuchte, sie entweder zu verleugnen oder anzunehmen.

Dracos Gesichtszüge waren wieder bewegungslos wie gemeißelter Marmor, ohne einen Hinweis auf die Qual in seinen Gedanken.

Die Wahrheit wird dich befreien. Ha. Die Wahrheit legt dich nur in Eisenketten und zieht dich zu den Tiefen der Hölle. Die Wahrheit bedeutete nur Schmerz. Dracos Augen blitzten. Er war schon ein Philosoph geworden in letzter Zeit. All die nervtötenden Ideale, an die er in den letzten siebzehn Jahren nicht einen Gedanken verschwendet hatte, suchten ihn wie eine Schar von Dämonen heim. Dracos Grundsätze waren bis zum Kern erschüttert worden wegen ein paar einfachen Worten, einem Schwall von grünem Licht und einer Lawine von Ereignissen, die darauf folgten.

Dracos Wachhund hustete leicht hinter ihn - ein Zeichen für das Verlangen des Mannes, der immer stärker zu spürenden Kälte zu entfliehen und zum Malfoy Manor zurückzukehren, das früher Dracos Familie gehört hatte, um am Essen und Trinken teilzuhaben.

Du kannst hier draußen mit mir verrotten, dachte Draco verbittert. Seine Gedanken kehrten, zum tausendsten Mal, zu den Ereignissen nach dem verhängnisvollen Abend auf den Turm von Hogwarts zurück.

Dumbledores Worte, Snapes Todesfluch, der Wettlauf zu den Vordertoren – und Potter natürlich – warum war er nicht da gewesen, um seinen Mentor zu retten? Er hatte zuvor doch immer den Held gespielt. Draco hatte erwartet, dass er sich seinem Untergang stellte und obwohl in dem Raum unter dem Turm gekämpft worden war, war es zu wenig, zu spät. Harrys Jagd hinter Snape und Draco war vergeblich gewesen, obwohl Draco später Zeit hatte sich zu wundern, wie Potter gewusst hatte, dass er Snape verfolgen musste. Zwei Besen auf dem Turm und Dumbledore so schwach, dass er kaum stehen konnte. Wo war Potter gewesen? War er gegangen, um Hilfe zu holen? Er hätte dabei aber auf seinem Weg nach unten an Draco vorbei gehen müssen. Es machte keinen Sinn. Draco schob das Rätsel beiseite. Potter musste unten gewesen sein. Aber die beiden Besen störten Draco.

Sie hatten es nur durch Zufall geschafft zu fliehen. Ohne die Todesser hätten Draco und Snape den Turm niemals lebend verlassen können, was vielleicht die ganze Zeit über Voldemorts Plan gewesen war. Draco hielt es für sehr wahrscheinlich, dass der Dunkle Lord nie einen Erfolg von Dracos Seite erwartet hätte. Der Plan war nur als Ablenkung gedacht, weiter nichts. Eine kleine Mission, die in Dracos Tod von Dumbledores Hand mündete, eine Tat, die eine große Schuld auf den alten Zauberer und eine schwere bestrafende Trauer auf Lucius und Narcissa geladen hätte. Wie sich die Szene auch immer abgespielt hätte, es bedeutete gewinnen, gewinnen, gewinnen für den alten Voldemort.

Snapes Handlungen hatten Schlangengesicht einen Auftrieb gegeben. Der ehemalige Lehrer für Zaubertränke stand nun in hoher Gunst. Voldemort war in so gehobener Stimmung, dass er sogar Dracos Leben verschont hatte, obwohl dessen Mission fehlgeschlagen war, scheinbar weil der Ausgang dennoch befriedigend war. Das Gefängnis Azkaban war nun leer, da die Revolte der Dementoren, die jetzt auf dem Lande umherstreiften und das Leben von jeder Hexe und jedem Zauberer, der nicht stark genug war, sie zu bekämpfen, saugten. Lucius war freigelassen worden und hatte Malfoy Manor bereitwillig Voldemort und seinen Männern überlassen. Es war schließlich das mindeste, was er tun konnte. Das Ministerium hatte Dracos Zuhause durchsucht, nachdem Lucius aus Azkaban geflohen war, aber Voldemorts Bande hatte sich woanders versteckt, bis das Ministerium wieder abgezogen war. Gelegentliche Beobachter ließen sich immer noch sehen, aber sie waren leicht von Voldemort übermannt worden, der nun über mehrere Paar Augen im Ministerium verfügte, die unter dem Imperius Fluch standen.

Die Tage, die auf Dumbledores Tod folgten, verliefen chaotisch. Zu einem baufälligen, zugigen Haus apparieren; Neuigkeiten zu Voldemort liefern; lange Feiern der Todesser bis in die Nacht hinein; und die Fortsetzung von Dracos Qualen – ein endloses Bombardement von Fragen seitens Voldemort. Draco schauderte bei der Erinnerung an die abstoßenden schlangenartigen Augen, die sich über den Tisch in die seine brannten...


Zu müde und kränkelnd für eine Ausflucht berichtete er von den Ereignissen in Hogwarts. Der Raum der Wünsche, das Verschwindende Kabinett und die Flucht durch die Hallen. Schließlich erzählte er von den Geschehnissen auf dem Turm detailliert, wobei er jedoch einen Großteil seiner Unterhaltung mit Dumbledore verschwieg und es von seinem eigenen Bewusstsein zu blocken versuchte.

Draco, Draco, du bist kein Mörder.

Voldemorts unmenschliches Gesicht brach zu einem kalten Grinsen, als Draco zum Ende kam. Draco vermutete, dass das das Ende sei. Er erwartete halb ein gemurmeltes Avada Kedavra und leb wohl, Draco. Was er nicht geahnt hat, waren Voldemorts nächste Worte, als der böse Zauberer sich zurück auf seinen Stuhl setzte und seine langen, knochenweißen Finger vor sich verschränkte.

„Nun, Draco", zischte er in einer kratzenden Stimme, die die Vorstellung von dunklen Kreaturen, die über verrottende Leichen huschten, hervorrief, „berichte mir alles, was du über Harry Potter und seine Freunde weißt. Jedes einzelne noch so kleine und unbedeutende Detail."

Während Draco sich den Kopf darüber zerbrach, musste er überrascht feststellen, wie wenig er wusste. Die drei Gryffindors hatten Draco für sechs lange Jahre zugesetzt und er wusste kaum etwas über sie.

„Harry Potter wohnt in London während des Sommers. Es gehen Gerüchte um, er hasse seine Muggle- Verwandte. Er geht in den Ferien nie nach Hause. Seine Familie schickt auch nie Briefe oder Päckchen." Es war seltsam, aber bis Draco diese Worte ausgesprochen hatte, hatte er noch nie bedacht, wie schrecklich einsam es wäre, solch eine Familie zu haben. Dracos Mutter schickte regelmäßig Briefe und Päckchen mit Süßigkeiten und Kleinigkeiten. Selbst sein Vater schrieb ihm ab und zu. Draco fuhr fort: „Manchmal bleibt er bei den Weasleys – sie nahmen ihn zur Quidditch- Weltmeisterschaft mit. Er spielt Sucher für das Gryffindor Quidditch Team." Dracos Blick verfinsterte sich bei der Erinnerung daran und er presste die Worte heraus: „Er fliegt gut."

Der Schlitz, der bei Voldemort den Mund darstellt, zuckte leicht.

„Besser als du, eh?"

Dracos Gesicht flammte. „Besser als ich", fauchte er. Er holte tief Luft und fuhr fort. „Er fliegt gut, aber er ist nicht sehr gerissen. Er steckt seine Nase ständig in Angelegenheiten, die ihn nichts angehen, aber er würde nirgendwo hinkommen ohne Granger, seine kleine Schlammblut- Freundin."

„Erzähl mir von ihr."

Dracos Kiefer knirschte bei der Erinnerung an Hermine Granger. Er erinnerte sich an ihre Dreistigkeit – ihn einfach zu schlagen wie einen normalen Muggle anstatt ihren Zauberstab zu benutzen. Das war unerwartet gewesen.

„Sie ist eine Muggle- Geborene. Lebt mit ihren Muggle- Eltern, wenn sie mal nicht vier Schritte von Potters Seite ist. Ich weiß nicht wo. Sie ist sehr schlau und kompetent. Ich bezweifle, dass Potter ohne sie den Weg aus seinem Umhang finden könnte. Sie hat immer ihren Kopf in einem Buch und war wahrscheinlich schon zweimal durch jedes Buch in der Bücherei. Sie ist ausgezeichnet in Zaubertränke und kann die meisten Zaubersprüche schon auf den ersten Versuch. Snape hasst sie ebenso wie ich, obwohl ich nicht sicher bin, warum. Sie verbringt auch sehr viel Zeit bei den Weasleys. Ich dachte früher mal, sie sei Harrys Freundin, aber ich habe noch nie irgendein Zeichen von romantischer Zuneigung bei den dreien gesehen. Granger streitet sich oft mit Ron Weasley – das dritte Mitglied von ihrem kleinen Trio – und sie haben Tage verbracht, ohne miteinander zu reden."

Voldemort sagte nichts, daher fuhr Draco mit Ron fort: „Weasley ist der Spinner von der Truppe. Er ist schrecklich arm und nimmt es Potter deswegen übel. Es geht das Gerücht um, dass Potter ein Verlies voller Gold bei Gringotts hat, es aber nie benutzt, weil er nicht will, dass sein kleiner Weasel- Freund sich schlecht fühlt." Draco grinste höhnisch. „Obwohl es ihn nicht davon abgehalten hat, sich den besten verfügbaren Besen für Quidditch anzueignen. Weasley lebt natürlich an einem Ort namens Fuchsbau – treffender Name, wo sie doch dort so leben wie ein Pack von Kaninchen. Fast zu viele, um es verantworten zu können. Der Vater arbeitet im Zaubereiministerium in einem von den Muggle- liebenden Abteilungen."

„Arthur", zischte Voldemort. „Ja, ich entsinne mich an den Blutsverräter und seine zänkische kleine Frau, Molly. Erzähl mir von ihren Kindern."

„Nun ja, Bill Weasley arbeitet bei Gringotts – ich weiß es nur, weil Theo ihn dort gesehen hat, bevor die Schule angefangen hat. Charlie arbeitet in Rumänien mit Drachen – allgemein bekannt seit dem Trimagischen Turnier. Der Weasley Clan hat ihn dort besucht, als sie ein wenig Extrageld zusammengekratzt hatten. Es stand im Tagespropheten."

Voldemort nickte ungeduldig.

„Percy ist ein Schmeichler im Zaubereiministerium. Keiner von den Weasleys scheint ihn zu mögen. Die Zwilling – Fred und George – sind die ganze Zeit in ihrem Scherzartikelladen in der Winkelgasse. Die Jüngste ist Ginny. Sie ist Harry Potters neue Freundin, wenn die Gerüchte stimmen."

Voldemorts Schlitzaugen verengten sich. Draco spürte eine schadenfrohe Bosheit von dem Zauberer ausgehen und eine deutliche Vorahnung.

„Das ist alles, was ich weiß", endete Draco mit heiserer Stimme. Ihm war plötzlich eiskalt.

„Du darfst gehen, Draco", sagte Voldemort sanft. Seine blitzenden Augen ließen Draco wissen, dass er sich glücklich schätzen konnte, überhaupt hinausgehen zu können. Snape trat ein, als Draco den Raum verließ, aber der ehemalige Meister der Zaubertränke schenkte ihm kaum einen Blick. Die Tür schloss sich und Draco sank gegen den Türpfosten, benommen und schwindelig. Seine Hände zitterten.

Obwohl er nicht beabsichtigt hatte zu lauschen, konnte Draco deutlich hören, was Voldemort Snape fragte, der viel mehr, oh so viel mehr wusste, als Draco sich jemals erträumt hätte.

Hermine Granger lebte in Caerphilly in der St. Christopher Straße. Ihre Eltern arbeiteten in einer kleinen Klinik in der Nähe des Einkaufscenters. Sie hatte drei Muggle- Freunde, die von ihr zu Hause zu Fuß zu erreichen sind, und sie verbrachte viel Zeit mit ihnen während des Sommers, sie besuchten das Einkaufscenter und wanderten beim Caerphilly Schloss umher. Ihre Eltern machten im Sommer generell mehrere Wochen Urlaub und wenn Hermine sie nicht begleitete, wohnte sie im Fuchsbau bei den Weasleys.

Harry Potter lebte im Ligusterweg Nummer 4 in Little Whinging, Surrey, was Voldemort scheinbar schon wusste. Während seines Aufenthaltes dort war er unberührbar, es sei denn, er wandert in der Nachbarschaft umher, so wie es sich bei dem Angriff der Dementoren im fünften Jahr gezeigt hatte. Die Mitglieder des Orden des Phönix' bewachten ihn beinahe ununterbrochen und würden es nach Dumbledores Tod mit Sicherheit weiterhin tun.

Die Weasleys veranstalteten eine Hochzeit für Bill und Fleur Delacour Ende des Sommers und der gesamte Orden würde anwesend sein, so wie Harry Potter und seine Freunde. Aber da dem Orden bekannt war, dass Snape von der Hochzeit wusste (und es an Voldemort weitergeben würde), würden sie wahrscheinlich Zeitpunkt und Ort ändern. Sie würden jedoch nicht schlau genug sein, die glückliche Angelegenheit abzusagen und somit war es einfach zu perfekt, um nicht eine Art Angriff zu planen. Snape hatte bereits einige Ideen, die er mit dem Dunklen Lord teilen würde, wenn das Ereignis sich näherte.

Sie diskutierten über Pläne von einem Angriff auf das Hauptquartier des Ordens, obwohl es nach wie vor von Dumbledores erbärmlichen Fidelius Zauber geschützt war, was bedeutete, dass, obwohl Snape hineinkam, er nicht seinen Standort preisgeben konnte. Sie diskutierten mehrere Methoden, den Zauber zu umgehen.

Voldemort gackerte am Ende seines Gespräches mit Snape glücklich. Draco ging leise, um ein Bett zu finden, wo er in einen unruhigen Schlaf voll von dunklen Träumen sinken konnte.


Draco seufzte und wandte sich von dem dunklen Teich ab, als sein Bewacher näher kam. Wer war es diesmal? Gott sei Dank nicht Fenrir Greyback, denn der sah Draco immer an, als wäre er ein schmackhaftes Mitternachtssnack. Greyback war sicherlich die schrecklichste Kreatur, die Draco je gekannt hatte. Er lebte nur um Schmerz hervorzurufen, zu töten und zu essen.

Es war Goyle, der Vater von seinem Freund Gregory. Er sah seinem Sohn verblüffend ähnlich. Riesig und dämlich. Im Augenblick trug er einen Galgenvogelausdruck, der den meisten Todessern gemein war, wenn sie nicht in der Anwesenheit von Voldemort waren.

„Warum stehst du so alleine hier draußen, Draco", fragte Goyle.

„Sorry, mir wurde ein bisschen langweilig bei den Erwachsenengesprächen", erwiderte Draco, um sein Image eines nicht bedrohlichen Jugendlichen zu pflegen.

„Ja, zu schade, dass Gregory nicht hier sein kann. Seine Mum hat ihn an einen sicheren Ort gebracht, wo das Ministerium ihn nicht kriegen kann."

Draco nickte und ließ sein Gesicht unbeeindruckt, obwohl Wut kurz hinter seinen Augen vorbeiflackerte. Alle Ehefrauen und Kinder waren versteckt worden, geschützt vor den Ministeriumsbeamten, und – obwohl unausgesprochen – auch geschützt vor Voldemort. Alle außer Draco und Narcissa. Sie beide mussten in greifbarer Nähe bleiben, damit Lucius in Schach gehalten werden konnte. Es machte Draco krank, seinen starken, stolzen Vater vor dem Dunklen Lord kriechen zu sehen. Aber eigentlich taten sie es alle. Voldemort pflegte oftmals wahllos den Cruciatus Fluch einzusetzen.

Ohne die Konversation weiter fortzusetzen, marschierte Draco entschlossen zurück zum Malfoy Manor.


Die meisten der Todesser fläzten sich um den Speisezimmertisch herum. Antonin Dolohov saß in seinen Stuhl zurücklehnt; seine gestiefelten Füße lagen auf dem Mahagoni- Tisch. Draco funkelte ihn an, sagte aber nichts. Dolohov grinste, als Draco sich auf der gegenüber liegenden Seite des Tisches niederließ. Lucius war nicht so gefällig, als er einen Augenblick später hereinstolzierte.

„Dieser Tisch ist seit Generationen in meiner Familie, Antonin. Geh nach Hause und behandle deine eigenen Sachen wie Abfall, wenn du willst."

Dolohov entfernte seine Füße nach einer Pause, die gerade lang genug war, um unverschämt zu wirken. Dracos Mutter und Bellatrix Lestrage folgten Lucius, flankiert von Bellas Ehemann und Schwager. Narcissa ließ sich neben Draco nieder und drückte seine Schulter liebevoll, als sie hinter seinem Stuhl vorbeiging.

„Hallo, Draco, Liebes", begrüßte ihn Bellatrix, die sich zu seiner anderen Seite setzte. Draco lächelte kurz und sah sie misstrauisch an. Sie war beinahe sein ganzes Leben lang in Azkaban eingesperrt gewesen. Ein wahnsinniger Ausdruck leuchtete aus ihren Augen und sie schien eine rastlose Energie zu versprühen. Rodolphus, ihr Ehemann mit toten Augen, saß neben ihr. Er tat immer so, als wäre Draco nicht existent, was diesem lieber war als jene Augen wie die eines toten Fisches auf sich zu spüren. Onkel Rod war schon ein Typ für sich. Verrückte Tante, abgefahrener Onkel. Echt großartige Familie, die du da hast, Mum. Drei Hauselfen erschienen und servierten das Mahl.

Draco blickte unbeteiligt auf den Rest der Todesser, als Lucius sich an den Kopf des Tisches niederließ. Zu seiner Rechten saßen Derek Crabbe und Gerald Goyle. Neben diesem war Dolohov positioniert. Dann waren da noch die Zwillinge: Alecto und Amycus Carrow. Sie waren scheinbar niemals in Azkaban eingekerkert gewesen, waren aber genauso zerrüttet. Dann Titus Mulciber, der genauso bösartig war wie Bellatrix, aber auf eine ruhigere Art. Daneben saßen Nott und McNair, regelmäßige Besucher des Malfoy Haushalts.

Gegenüber von seinem Vater lümmelte der Typ namens Lars. Er war ein großer blonder Grobian von einem Mann. Seltsamerweise trug er die meiste Zeit ein ansteckendes Lächeln auf seinen Lippen. Er trank wie ein irischer Seemann. Gegenüber von McNair saßen Rookwood, Martin Jugson und Albert Avery. Draco kannte sie nur vom Sehen. Seine Mutter saß neben Avery, dann kamen Draco, Bellatrix, Rodolphus und Rabastan Lestrange. Es waren fast alle anwesend und berücksichtigt. Alle außer Fenrir Greyback, Wurmschwanz, Travers, Yaxley und Snape. Und Voldemort natürlich, der sowieso nie mit den Todessern zusammen aß. Draco fragte sich, ob er überhaupt aß. Es gab ebenfalls eine große Bande von handverlesenen Untergeordneten, die auf dem Grundstück patrollierten und Besorgungen machten.

Wurmschwanz betrat den Raum, als sie beinahe aufgegessen hatten, worauf alle Unterhaltungen versiegten. Er hob einen Geflügelbraten vom Tisch und riss ein Stück ab.

„Der dunkle Lord hat eine Mission", sagte er. Essensreste triefen von seinen Lippen. Er schlenderte um den Tisch herum und lehnte sich über Draco, der angewidert zurückwich. Wurmschwanz schnappte sich Dracos kaum angerührten Weinkelch. Er nahm einen lauten Schluck und verschütterte dabei etwas von dem nassen Inhalt über Dracos Schulter. Er knallte den Kelch mit einem Seufzer der Freude wieder auf den Tisch und packte Dracos selbe Schulter mit seiner silbrigen Hand.

„Du musst gehen, mein Junge. Hoffentlich wirst du dich besser machen als bei deiner letzten Mission."

Narzissa sprang auf und warf dabei ihren Stuhl um.

„Nein", rief sie. „Er ist doch nur -" Sie brachte sich selbst zum Schweigen, als sie Dracos kalten Gesichtsausdruck vernahm, und fuhr leiser fort. „Er ist noch nicht einmal volljährig. Schick jemand anderen."

„Der Dunkle Lord befiehlt es", sagte Wurmschwanz schadenfroh und umklammerte Dracos Schulter. Draco gab kein Zeichen der Qual, obwohl Schmerzen von dem eisernen Griff durch seine Schulter schossen.

„Keiner von ihren Söhnen ist in Gefahr!", kreischte Narzissa und zeigte auf die anderen Todesser. „Warum Draco?"

„Na, na, Narcissa, der Dunkle Lord mag Draco. Er glaubt an ihn, wirklich." Wurmschwanz' Griff lockerte sich gnädigerweise. „Außerdem wird er nicht alleine gehen. Crabbe, Goyle, Mulciber, Jugson und Avery werden ihn begleiten. Er wird sicher genug sein."

„Was ist ihre Aufgabe?", frage Narzissa angespannt.

„Nur ein kleiner Ausflug nach Caerphilly, um ein paar Muggle zu töten. Leichter Job."

Bellatrix lachte. „Reg dich ab, Narzissa. Es wird Draco Spaß machen. Gibt ihm die Gelegenheit, für eine Weile aus diesem düsteren Haus zu kommen."

„Draco ist kein Mörder", sagte Narzissa so leise, dass er sie kaum hörte. Die Worte rüttelten Draco auf – ein unerwartetes Echo von Dumbledore.

Bella schnaubte. „Es sind doch nur Muggle. Und er muss lernen. Lass ihn erwachsen werden, Zissy."

Narzissa stellte ihren Stuhl wieder auf und sank darauf nieder. Ihr Gesicht war weiß wie Papier und sie schaute Lucius anklagend an, der ausdruckslos dasaß. Sein Vater sagte nichts. Draco bemerkte die wachsende Kluft zwischen seinen Eltern – eine weitere Sache, die er Voldemort zuschreiben konnte.

„Wer sind die Muggle?", fragte Draco, obwohl er es bereits wusste.

„Ihr Name ist Granger", antwortete Wurmschwanz und lachte fröhlich.


Draco betrat anmutig sein Zimmer und schloss die Tür. Seine Kopfschmerzen sind mächtig angewachsen und seine Schulter schmerzte immer noch von Pettigrews Griff. Draco genoss die Einsamkeit für etwa dreißig Minuten dank seiner starren Gewohnheit, ein nächtliches Bad zu nehmen. Das Wasser war bereits ins Becken eingelassen worden, dampfend heiß und leicht parfümiert. Nach seinem Bad würde die Tür ungezwungen aufgetreten und einer seiner Lakaien würde sich auf dem Feldbett ausbreiten, das an der Tür aufgestellt war, um Draco während seines Schlafs zu bewachen. Um ihn gefangen zu halten.

Seine Augenbrauen kniffen sich für einen Moment über seinen silbrigen Augen zusammen, bevor er bestimmt zu seinem Schreibtisch ging und eine Schreibfeder aufnahm. Er kritzelte eilig eine Nachricht, schmirgelte und faltete sie und schob sie schließlich in seine Tasche.

„Cully!", rief er sachte. Mit einem leisen Pop erschien der Hauself an Dracos Seite.

„Ja, Meister?", wimmerte die Kreatur, während sie sich fast bis zum Boden verneigte.

„Geh ins Badezimmer und gib vor, ich zu sein, bis ich dir bescheid sage, dass du aufhören kannst", befahl er. Cully schaute zweifelnd ins Wasser, kletterte jedoch gehorsam hinein, obwohl die Hitzeihn zusammenzucken ließ. Draco mochte seine Bäder heiß. Cully planschte ein wenig herum und tat so, als würdeer sich waschen. Draco nickte zufrieden und trat in seinen Kleiderschrank, um das Geräusch beim Disapparieren zu dämpfen.

Er tauchte wieder in der Mitte der St. Christopher Straße in Caerphilly auf. Es war sehr gefährlich, blindlings zu apparieren – er hätte durchaus auf einem Baum oder halb eingeklemmt in einem Muggle- Auto landen können. Gott sei Dank war die Straße beinahe verlassen und er eilte zum Bürgersteig. Sein Glück hielt an, als er eine alte Frau erspähte, die mit ihrem rattengleichen Hund spazieren ging. Draco beschwor einen kleinen Blumenstrauß herauf.

„Entschuldigen Sie, Madam", sagte er höflich. „Können Sie mir sagen, welches Haus den Grangers gehört? Ich bin nur ein einziges Mal hier gewesen und ich fürchte, ich habe mich verlaufen."

Die alte Frau beäugte ihn sorgfältig, während ihr kleiner Hund an Dracos Bein schnüffelte. Er unterdrückte mühsam den Drang, das Tier auf die Straße zu kicken. Schließlich gackerte das alte Weib los.

„Na, du bist ja ein ganz Hübscher. Hätte nicht gedacht, dass die kleine Bücherwurm- Tochter der Grangers es in sich hat, so einen Fang wie dich zu machen."

Dracos höfliches Lächeln wurde langsam angespannt. Die alte Frau zeigte auf ein Haus.

„Direkt da drüben, Bursche. Das Haus mit dem Glyzinienbaum. Aber ich glaube nicht, dass sie zu Hause sind."

„Das ist schon ok. Hermine hat gesagt, dass ich warten solle, wenn sie nicht da sein sollte." Der Name klang seltsam aus Dracos Mund. Sie war bisher immer „Granger" für ihn gewesen.

Er streifte zu dem Haus und warf die Blumen hinter einen Busch. Nachdem er sichergestellt hatte, dass die alte Frau außer Sichtweite war, wandte er Alohomora auf die Tür an und trat ein. Wie die alte Frau vermutet hatte, war keiner da. Draco ignorierte die gepflegte Küche und das Wohnzimmer und ging direkt die Treppen hinauf. Im nächsten Stockwerk enthüllte die erste Tür, die er öffnete, ein Zimmer, das offensichtlich Hermine gehörte.

Draco hielt inne und schaute sich neugierig um. Überall waren Bücher natürlich. Drei riesige Bücherregale waren in ihren Raum gequetscht worden, aber die Wälzer überfluteten dennoch den Schreibtisch und selbst den Fußboden. Poster mit nicht beweglichen Figuren flankierten die Wände und über dem Bett hing ein geschmackvolles Bild von einer Highland Landschaft. Ihr Bett war von einem dunklen Lavender ohne Rüschen und die Möbel waren aus solider Eiche. Außer den Büchern sah alles sehr ordentlich aus. Widerwillig musste sich Draco eingestehen, dass er nur wenig an dem Raum auszusetzen hatte.

Ein winziges Pop- Geräusch von unten überraschte ihn. Ein Stimme rief: „Wer ist da? Zeige dich!"

Draco lächelte leicht. Überlass es Granger, eine Art von Warnungszauber aufgebracht zu haben. Ist es durch den Gebrauch von Zauberei ausgelöst worden? Oder nur durch die Anwesenheit eines Zauberers? Draco platzierte seine Nachricht auf dem Schreibtisch und disapparierte, als Hermine Granger die Treppe heraufpolterte.


Er erschien wieder in seinem Kleiderschrank und kletterte mit einem Blick auf die Uhr heraus. Es sind kaum zwanzig Minuten vergangen.

„Du kannst jetzt gehen. Sprich mit niemandem darüber, niemals", sagte er zu Cully, der, wie es angemessen war, auf dem Boden vor ihm kroch und verschwand. Draco zog sich aus, tauchte seinen Kopf in ein Kühlungsbad und wickelte sich in einen Bademantel, nur Minuten bevor die Tür von Nott aufgerissen wurde.

„Nacht, Draco", grunzte Nott, während er sich auf dem Feldbett niederließ. Draco kletterte in sein eigenes Federbett und dachte über seinen Ausflug nach Caerphilly nach. Er war sich immer noch nicht sicher, warum er es getan hatte, aber es fühlte sich so gut an, die Kontrolle über das eigene Leben zu übernehmen, selbst wenn es nur für eine kurze Zeit war. Er war es so leid, Voldemorts Puppe zu spielen. Nur zu schade, dass es Granger war, der er aus der Patsche helfen musste...