„Ich habe heute die Blockhütte entworfen. Sie wird nach Osten zeigen. Du solltest das Licht sehen, dass wir hier haben. Wenn die Sonne über den Bergen aufgeht ist es fast himmlisch. Es erinnert mich an dich." Sie sah ihn genau vor sich, wie er da saß. Auf diesem kleinen Hügel, den Blick in die Ferne gerichtet. Und sie hörte seine Worte, die er sprach. Sie streckte die Hand aus, wollte ihn berühren, doch etwas zog sie immer weiter vom ihm weg.

Erschrocken riss Laura die Augen auf. Müde fuhr sie sich über die Augen. Schon wieder hatte sie diesen Traum. Langsam musste sie sich doch daran gewöhnt haben. Seit Jahren träumte sie immer wieder das gleiche. Sie sah diesen Mann der mit ihr sprach, sie aber nicht ansah. Und ehe sie ihn berühren konnte, ehe sie ihm sagen konnte dass sie doch hier war, wachte sie auf. Laura wandte den Blick auf die schlafende Person neben sich. In diesem Moment fühlte sie sich elend. Die Einsamkeit hatte dazu gebracht die Geliebte eines Mannes zu werden, des Mannes der neben ihr lag und fest schlief. Sie hätte es doch besser wissen müssen, aber sie wollte nicht mehr allein sein. Allein war sie gewesen, seit ein betrunkener Autofahrer von einem Moment zum nächsten ihre ganze Familie ausgelöscht hatte. Nachdenklich blickte sie sich in dem Zimmer um. Ein Hotelzimmer. Das Zimmer, das Richard immer buchte, wenn er sie wollte. In diesem Moment fühlte Laura sich einsamer als je zuvor. Vorsichtig stieg sie aus dem Bett und suchte ihre Kleidung zusammen. Es musste sich etwas ändern, dessen war sie sich sicher. Nachdem sie sich angezogen hatte, schrieb sie Richard eine Nachricht.

'So kann es nicht weiter gehen. All das was wir hatten endet hier und jetzt. Leb wohl. Laura'

Sie legte den Zettel auf das Kopfkissen auf dem vor einigen Minuten noch ihr Kopf gelegen hatte und verließ das Zimmer. Mit zügigen Schritten, eilte sie aus dem Hotel in die Nacht. Sie nahm das nächste Taxi, dass sie bekam und fuhr zu ihrem Appartment.

Die Sonne schien vom Himmel. Bill spürte die Wärme auf seinem Rücken. Und er sah sie, wie sie ihn ansah. Das Grün ihrer smaragtfarbenen Augen glitzerte und ihr Lächeln überstrahlte sogar den sonnigen Tag.

„In den Bergen, nördlich von hier, gibt es einen kleinen Bach der in diesen See hier fließt. Das Wasser ist so klar, dass man das Gefühl hat durch Glas zu sehen. Ich überlege mir dort ein Haus zu bauen." erzählte sie.

Der Gedanke gefiel ihm. Er sah es genau vor sich, wie sie vor dieser Hütte stand, in ihrem Roten Kleid, dass sie auch genau in diesem Moment trug. Das offene Haar spielte mit dem Wind und umschmeichelte ihr Gesicht. Er wollte zu ihr, doch mit jedem Schritt den er auf sie zumachte entfernte sie sich von ihm. Er begann zu rennen und dann hatte er das Gefühl zu fallen.

Mit einem lauten Rums fiel Bill aus dem Bett. Verschlafen rieb er sich den schmerzenden Hinterkopf.

'Schon wieder' dachte er bei sich.

Mühevoll raffte er sich auf und warf die Decke einfach nur auf das Bett. Er brauchte einen Drink. Und das dringend. Also ging er zu seiner kleinen Bar und schenkte sich einen Doppelten Cognac ein, den er mit einem Schluck runter kippte.

Resigniert ließ er sich auf die Couch fallen, nachdem er sich einen zweiten Cognac eingeschenkt hatte. Wann immer er von dieser Frau träumte fühlte er diese tiefe Verbundenheit zu ihr, den Wunsch bei ihr zu sein, ihr zu zeigen, was sie ihm bedeutete. Und immer wenn er dann aufwachte fühlte er diese Leere in sich. - Eine Leere die seine Frau nicht füllen konnte. Carolanne hatte keine Schuld am scheitern der Ehe. Die ging ganz allein auf Bills Konto, das wusste er. Nachdem er auch das zweite Glas geleert hatte, stellte er es einfach auf den kleinen Tisch vor sich und stand auf. Er musste versuchen zu schlafen, denn am nächsten Tag würde er seine neue Stelle als Coach an der UCLA antreten.

Laura wusste, dass es die richtige Entscheidung war, das Verhältnis zu Richard zu beenden. Doch als sie sich an die geschlossene Tür ihres Apartments lehnte und sich umsah realisierte sie, dass sie sich nicht einmal zu Hause fühlte. Diese Wohnung war lediglich ein Ort an den sie sich zum schlafen zurück zog. Doch wirklich heimisch fühlte sie sich nicht. Aber genau danach sehnte sie sich. Sie hatte immer von einem kleinen Haus in den Bergen geträumt. Fernab von dem Trubel der sollte die es einfach wagen. Immerhin besaß sie ein Stück land in den Hollywood-Hills dass sie von ihren Eltern geerbt hatte. Doch so schnell wie sie den Gedanken erfasst hatte, verwarf sie ihn auch gleich wieder. Zuviel würde dagegen sprechen. Zum einen würden ihre Finanzen es nicht erlauben und zum anderen, wäre der Weg zur Arbeit wesentlich weiter als er es jetzt war.

Seufzend stieß sie sich von der Tür ab und lief ins Bad. Der Blick in den Spiegel sagte ihr, dass sie dringend Schlaf stieg sie unter die Dusche und schlüpfte dann in ihr Bett.

Der Raum war in warmes Licht getaucht. Kerzen standen auf dem Tisch der für zwei gedeckt war. Bilder hingen an der Wand. Er trat näher um sie zu betrachten. Sie zeigten sie beide. Wie glücklich sie wirkten. Die Innigkeit und die Vertrautheit war auf jedem einzelnen Bild zu sehen.

Ein Geräusch ließ ihn sich umdrehen. Da stand sie, an den Türrahmen gelehnt, mit einem Lächeln dass ihn immer wieder aufs neue verzauberte. Langsam trat er auf sie zu. Vorsichtig, aus Angst sie könnte wieder verschwinden tat er einen schritt nach dem anderen. Dann stand er genau vorihr. Er hob die Hand und berührte zärtlich ihre Wange Ein warmes Gefühl durchströmte ihn als sie ihr Gesicht in seine Hand schmiegte.

„Laura." es war mehr ein Flüstern.

Der raue klang seiner Stimme ließ sie aufblicken. Sie glaubte sich in dem Blau seiner Augen zu verlieren. Diesen Augen, die sie mit so viel Wärme und Liebe ansahen.

„Bill" hauchte sie.

Sein Gesicht kam ihrem näher. Sie schloss die Augen, fühlte seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht.

Das klingeln des Weckers riss Bill aus dem Schlaf. Ein Bilck auf die Uhr sagte ihm dass es Zeit war auf zu stehen. Schnell sprang er unter die Dusche und zog sich anschließend an. Er würde sich unterwegs etwas zum Frühstücken besorgen. Er fühlte sich wie gerädert. Er war es doch aus seiner Zeit bei der Armee gewohnt früh auf zu stehen. Noch früher als er es jetzt tun musste. Doch diese Träume raubten ihm einfach den erholsamen Schlaf. Doch etwas war anders gewesen an diesem Traum. Diesmal konnte er sie berühren und beinah hätte er sie küssen können. Noch immer hatte er das Gefühl ihre Haut unter seinen Fingern zu spüren oder ihren Atem auf seinem Gesicht, als er dem ihren ganz nach gewesen war. Er schüttelte den Gedanken schnell ab. Er musste sich nun auf andere Dinge konzentrieren. Nämlich wie er das Footballteam der Uni auf Fordermann brachte. Denn genau aus dem grund war er nach LA gekommen.

Nur ungern wollte Laura aus diesem Traum erwachen. Doch das Summen ihres Weckers hinderte sie daran einfach weiter zu schlafen, sich wieder in die Arme des Mannes zu träumen, von dem sie nicht wusste wer er war, bei dem sie aber das Gefühl hatte ihn sei Ewigkeiten zu kennen. Wiederwillig stand sie auf. Im Bad blickte wieder in den Spiegel. Wirklich erholt sah sie nich aus. Dieser Traum hatte so real gewirkt und hatte sie innerlich vollkommen aus der Fassung gebracht. Sie fuhr sich mit der Hand über ihre Wange. Noch immer spürte sie seine Berührung als er ihr Gesicht gestreichelt hatte.

Sie schüttelte den Kopf.

'Das muss ein Ende haben' dachte sie sich.

Ein Blick ihre Uhr sagte ihr, dass sie sich beeilen musste. In etwas einer halben Stunde würde ihre Assistentin sie erwarten. Schnell war sie geduscht und angezogen. Frühstücken würde sie wie immer unterwegs. Sie nahm ihre Unterlagen unter den Arm und verließ dann ihre Wohnung.

Tory erwartete ihre Chefin wie jeden Morgen im Café um mit ihr den Tagesplan zu besprechen. Nachdem Laura sich ihr Frühstück bestellt hatte nahm sie bei Tory am tisch Platz.

„Guten Morgen, Professor Roslin."

„Guten Morgen Tory. Nun was steht heute auf dem plan." fragte Laura und nahm einen Schluck Kaffee.

„Das neue Semester beginnt heute, also werden sie wohl oder übel mit Dekan Adar an der Einführung teilnehmen müssen."

„Kann das nicht jemand anders machen?"

„Ich fürchte nicht." Tory sah Laura mitfühlend an. So hatte sie ihre Chefin lange nicht mehr erlebt. „Sie sind die stellvertretende Dekanin und sollten wirklich dabei sein."

„In Ordnung. Was noch?"

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Professor?"

„Ja, alles bestens. Ich habe nur nicht sonderlich gut geschlafen heute Nacht. - Also...was steht sonst noch auf dem Plan."

Tory reichte ihr den Tagesplan rüber. Laura studierte ihn aufmerksam während sie ihr Frühstück zu sich nahm.

„Die Begrüßung des neuen Coach kann Adar allein machen. Ich habe zu der Zeit Vorlesung. Und die Sprechzeiten heute verschieben wir um zwei Stunden nach vorne. Ich möchte heute ein wenig früher zu Hause sein. - Kümmern Sie sich bitte darum, Tory."

„Sicher. Aber meinen sie nicht auch, dass sie den neuen Coach kennen lernen sollten. So weiß er auch gleich mit wem er es zu tun hat."

„Ich kann mich ihm auch an einem anderen tag vorstellen."

Tory nickte. Es brachte nichts, Laura überzeugen zu wollen. Sie hatte nunmal ihren eigenen Kopf und ihre eigenen Vorstellungen.

Auf seinem Weg zur Uni machte Bill einen kurzen Zwischenstopp. Als er das Café betrat hatte er das merkwürdige Gefühl, als wäre hier jemand den er kannte. Er blickte sich kurz um, konnte aber niemanden ausmachen,der ihm bekannt vorkam. Sein Blick streife Kurz einen Tisch an dem zwei Frauen saßen. Die eine saß mit dem Rücken zu ihm und die andere erwiderte kurz lächelnd seinen Blick eher sie sich wieder ihrer Gesprächspartnerin zuwandte. Er drehte sich zur anderen Seite und blickte sich dort um.

Just in diesem Moment drehte Laura sich um. Auch ihr war auf einmal, als wäre etwas vertrautes in ihrer nähe. Doch sie konnte kein bekanntes Gesicht ausmachen, ausser dem ihrer Assistentin.

Bills Bestellung war fertig. Er nahm sie und verließ damit das Café wieder. Auch Laura und Tory mussten sich auf den Weg machen.