Schatten dunkler Tage

I did it again...

Eine neue Story, wo ich doch noch so viele laufen habe.

Das Pairing möchte ich nicht verraten, vielleicht werde ich es nie. Es spielt auch keine Rolle, es ist eine Allegorie, quasi. Und so könnte es doch auch gewesen sein, oder?

Rating: R, um sicher zu gehen, in späteren Kapiteln wird es sicherlich heftiger.

Trailer: Ein einsamer Krieger findet ein einsames Etwas. Wer ist es und was ist ihm passiert?

Aus den Augenwinkeln sah er es.


Nur Momente aufblitzen, eine Bewegung, seltsam unbekannt und fast unheimlich.


Es könnte ein Tier sein, dachte er, oder sonst irgendetwas, ein Windhauch.

Nein, kein Windhauch.
Aber auch nichts Körperhaftes, dafür war es zu schnell. Und zu leise. Und zu unsichtbar.

Ich muss mich täuschen, dachte er, und ritt weiter.
Es ist nichts.
Was sollte es auch sein.

Er machte Rast, hielt an, gewährte sich und seinem treuen Pferd eine Pause und setzte sich unter einen Baum, ein wenig Brot und getrocknetes Fleisch aus der Tasche ziehend, die er bei sich trug.

Nichts war sicher hier in diesen Tagen, da eine neue große Dunkelheit aufzog.
Orks durchstreiften ungehindert das Land und er fühlte sich - beobachtet.

Da war es wieder, diese Anwesenheit.

Zu leise für einen Ork, zu unauffällig, zu schnell.

Er zog die Augenbrauen zusammen, hätte man ihn gesehen, wäre jedem sein düsterer Blick aufgefallen, seine Aufmerksamkeit, die sich stets in Misstrauen wandte, denn er hatte nichts zu hoffen.

Warum war er auch alleine geritten, welch Wahnsinn hatte ihn vom Tross getrennt, was erwartete er hier, in der Wildnis?

Geräusche.
Rascheln.
Ein Aufblitzen.
Metallisches Aufblitzen, keine Waffe, sondern -

Er griff zu seinem Schwert, unauffällig, und verhielt sich ruhig.

Sollte ES doch kommen.

Aber nichts rührte sich, außer dem Rascheln des Windes in den Zweigen, von denen tote Blätter fielen, denn es war der Anfang des Winters und Nebel zogen langsam auf.

Er durfte nicht verweilen, hämmerte es in seinem Verstand, er durfte hier nicht bleiben, dunkle Schrecken zogen auf und er sollte längst wieder weitergezogen sein... was auch immer ihn hier her trieb, es war nichts anderes als eine Chimäre, ein Hirngespinst.

Und doch hatte er ES gehört.

Ein Rufen, ein Ruf um Hilfe. Oder was auch immer, er schüttelte den Kopf und sein langes lockiges Haar, das seit Wochen schon kein Wasser, geschweige denn Seife gesehen hatte, so wie er selbst, fiel ihm wirr ins Gesicht. Er band es zusammen, nachlässig, Strähnen schoben sich schon wieder vor seine Augen und er wischte sie weg, mit energischer Handbewegung, und da - sah er ES wieder.

Es war näher gekommen. Er konnte nun etwas erkennen.

Ein langes, zerlumptes, vermutlich einst grünes Gewand, gebunden mit einem Strick um die Mitte des Körpers.

Es bekleidete ein Wesen, das so dreckig war, dass es sich kaum vom Boden unterschied, auf dem es kauerte. Der metallische Glanz ging von seinem Haar aus, das unwirklich erschien in all diesem Elend. Es sah aus wie pures Gold und fiel dem Geschöpf in langen Wellen bis weit über die Schultern, verdeckte allerdings leider auch das Gesicht.

Komm her, du! rief er und riss etwas von seinem Brot ab, legte ein Stück Trockenfleisch darauf und hielt den Arm ausgestreckt.

Komm her, iss etwas. Na los, komm schon.

Seine Stimme war ungeduldig und befehlend und das Wesen zuckte merklich zusammen und wich zurück.

Immer noch nicht war etwas von seinem Gesicht erkennbar, nur, wie es sich bewegte... geschmeidig und leise.

Was war das? fragte er sich und legte das Brot und das Fleisch in gewissem Abstand vor sich hin, um sich dann zurückzuziehen.

Es würde nicht kommen, wenn er so nahe wäre. Denn es hatte Angst, das konnte er fühlen, auch wenn er die Augen des Wesens noch nicht gesehen hatte.

Das Geschöpf kam langsam wieder näher, etwas vornübergebeugt, die langen Haare ins Gesicht fallend und alles verdeckend. Es konnte alles sein, doch vermutlich war es nichts aus der Dunkelheit, dafür war sein Haar zu hell.

Mit einer schnellen Bewegung griff es nach dem Brot, warf das Fleisch auf den Boden und zog sich wieder zurück, in gewissem Abstande, hinter ein Gebüsch, wohl da seiend, aber nicht in wirklicher Sichtweite des Mannes.

Er sah zu, wie es aß.

Schade, dass es das Fleisch verschmäht hatte, denn es sah nicht gerade wohlgenährt aus.

Er sah auf und wie es der Zufall wollte, war genau in dem Baum über ihn eine Spalte, aus der es summte.

Bienen.

Wo Bienen waren, war auch Honig, dachte er, und er stand auf, das Wesen nicht aus den Augen lassend, und zog seinen ledernen Handschuh über, mit dem er sonst das Schwert zu führen pflegte, griff in die Ritze und holte ein goldsafttriefendes Stück Waben hervor, gefolgt von wütenden Bienen, die er versuchte abzuwehren, aber die eine oder andere fand einen Weg in seinen Ärmel und er fluchte, als sie ihn stachen, doch er gab die Wabe nicht mehr zurück an die kleinen Honigmeister.

Einen Tropfen, der zäh herabfloss, fing er auf mit seiner bloßen linken Hand, leckte es ab.

Süß. Sonnig. Warm.

Das würde ihm sicherlich schmecken, seinem eigenartigen Verfolger, und er nahm ein weiteres Stück Brot und legte die Wabe darauf und streckte seinen Arm aus.

Wenn du es haben willst, dann komm gefälligst her, dachte er, und bemühte sich, freundlich auszusehen, ein kleines Lächeln zuwege zu bringen.

Es raschelte, als es näherkam, das Geschöpf.

Es kam tatsächlich.

Und es streckte seine Hand aus, die Schnitte aufwies, Risse, kaum verheilte Wunden, und nahm das Brot und die Wabe, und so nahe dran war er noch nie gewesen und er versuchte, einen Blick auf das Gesicht zu erhaschen, doch das Haar fiel zu tief herein, und er widerstand der Versuchung, das schmale Handgelenk, um das ein schwerer eiserner Ring geschmiedet war, festzuhalten, und ließ das Wesen sich wieder zurückziehen.

Doch dieses Mal flüchtete es nicht so weit, sondern ließ sich einige Meter von ihm entfernt auf den Boden sinken und aß, offensichtlich sehr hungrig, das Brot mit dem Honig, der duftend aus den Waben quoll.

Und es erinnerte sich... den Geruch kannte es... von damals... und so lange war es noch gar nicht her gewesen.....

Und es merkte nicht, dass der Mann vorsichtig näherrobbte, ebenfalls auf dem Boden, auf allen Vieren, und erst, als er unmittelbar vor ihm war, da sah es auf und der Mann sah in ein paar Augen, deren Farbe an den Himmel im Sommer erinnerte.

Über den Augen, die sich nun angstvoll weiteten, sah er die dunklen Augenbrauen, und in der rechten steckten... zwei abscheuliche Ringe.

Und nicht nur da.