Authors Note:
Diese Geschichte hat drei Enden.
Welches ist die Wahrheit?
Findet es heraus ...

Ich widme diese Story einer Freundin von mir, die mich einmal in einer Mail darauf aufmerksam gemacht hat, dass sich meine Storys eigentlich alle sehr ähneln ...

Erwartet also nichts wirklich Neues ;-) ...
Aber die Zukunft ist das, was wir daraus machen ...

Prolog

Wer ist dafür zuständig, ein Klassentreffen zu organisieren?
Richtig: die Schülersprecherin.

Wann sollte man ein Klassentreffen organisieren?
Noch einmal richtig: spätestens, allerspätestens zum zehnten Jahrestag des Abschlusses ...

Hermine Granger blickte aus dem Fenster und beobachtete das Herbstlaub, das im kalten Herbstwind über den Boden gewirbelt wurde.
Ein Klassentreffen wäre das Letzte, was sie sich wünschte.
Ein Klassentreffen, ein Wiedersehen mit den ehemaligen Mitschülern, ein Wiedersehen mit Draco Malfoy ...

Hermine war als Einzige des goldenen Trios nach Dumbledores Tod zurückgekehrt, um in Hogwarts den Abschluss zu machen.
Harry und Ron hatten in dieser Zeit den Horkruxen hinterher gejagt, und so war es ihnen gelungen, Voldemort zu stellen und seiner Schreckensherrschaft ein Ende zu machen ... anschließend hatten alle beide in jeder Beziehung ausgesorgt.
Sie konnten tun und lassen, was sie wollten.

Hermine wollte ihren Schulabschluss machen.
Was sollte sie sonst tun? Ein Leben, das von vergangenem Ruhm und einmal erworbenem Reichtum zehrte, war nicht das, was sie sich vorstellte ...

Und so begann sie ein Studium der Zaubertränke und forschte. Sie würde nie so sorglos leben können wie ihre beiden Freunde, aber ihr Leben war erfüllt und zufrieden.

Der Blick der jungen Frau blieb im Nebel vor dem Fenster hängen ...
Was wohl aus ihren anderen Mitschülern geworden war?
Was wohl aus Draco Malfoy geworden war?

Draco war ebenfalls einer der Wenigen, die ihren Abschluss auf Hogwarts im letzten, dem siebten, Schuljahr abgelegt hatten.
Nach dem Tod Dumbledores, nachdem er sich als unfähig erwiesen hatte, seinen Schulleiter zu töten, hatte er nicht gemeinsam mit Severus Snape zum dunklen Lord, nicht zum engen Kreis der Todesser zurückkehren können.

Professor Snape hatte ihn in Malfoy Manor abgesetzt, bevor er selbst zu Voldemort floh – der ehemalige Schüler konnte ihn nicht begleiten, und hätte ihn unglaubwürdig gemacht. Das konnte und wollte sich Severus Snape nicht leisten, um auch weiterhin seine Rolle als Doppelspion spielen zu können.

Doch auch auf Malfoy Manor war der junge Mann nicht vor Angriffen gefeit ...
Nach Hogwarts zurück zu kehren, war die einzig sichere Möglichkeit für ihn gewesen.

Er stand zwar immer noch auf der Seite der Todesser, auf der Seite des reinen Blutes, … aber die Gunst des dunklen Lords hatte er sich verwirkt.
Was hätte er also tun sollen?

Er kam nach Hogwarts zurück und lebte so weiter wie bisher.
Nein – nicht wie bisher. Er ... differenzierte sich von seinen früheren Freunden.
Er war ruhiger als die Jahre zuvor ...
Die Kinder der Todesser mieden ihn, und er lernte, wer seine wahren Freunde waren ... er blieb Slytherin, aber er wurde selbstständiger. Eigenständiger.

Er lernte, seinen Kopf zu benutzen ... und er begann, den Sinn der Dinge zu hinterfragen ...
So kamen sie ins Gespräch – die Gryffindor und der Slytherin, die Löwin und die Schlange, Hermine Granger und Draco Malfoy ...
Er war ihr Freund geworden – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Er hatte ihre Gedanken geteilt und ihren Humor.

Hermine wusste bis heute nicht warum, aber sie hatte ihn aufgefangen, als er nicht mehr weiter wusste – gefangen war zwischen der Unfähigkeit, ein Todesser zu werden, und der Erziehung, die ihm einen Hass den Muggel und Schlammblütern gegenüber gebot.

Vielleicht, weil sie beide auf der Suche waren – Hermine nach Freundschaft wegen der Trennung von Harry und Ron, Draco nach neuen Idealen aufgrund der Trennung vom Dunklen Lord? Sie waren noch immer sehr verschieden – aber sie verstanden einander.

Er legte noch immer Wert auf reines Blut, alten Adel, Geld und korrektes Aussehen – sie auf Mut, Hirn und eine eigene Meinung.

Aber gerade in diesen Widersprüchen fanden sie sich. Sie konnten Abende und Nächte durchdiskutieren.
Sie konnten bis aufs Blut streiten, doch anschließend lachten sie gemeinsam.
Und dann ...
Dann kam der Abschluss und damit der Abschied.
Sie gingen ihre eigenen Wege ...

Hermine hatte nur gehört, dass er verletzt worden sei ... dann endeten ihre Informationen.

Sie lebte ihr Leben, war unermüdlich, studierte. Und als es zum Eklat, zum letzten großen Kampf kam, half sie, indem sie das tat, was sie am besten konnte: Tränke brauen.
Am eigentlichen Kampf nahm sie nicht teil, zu dringend wurden ihre Fähigkeiten im Hintergrund gebraucht, um den Kampf zu gewinnen.
Ohne ihre Tränke wäre die gute Seite verloren gewesen.
Nach dem Kampf ... ging das Leben weiter.

Sie lebte, sie braute Zaubertränke, sie hielt lockeren, seltenen Kontakt zu Harry und Ron – und sie lebte.
Sie hatte Partnerschaften gesucht, natürlich, wie jeder normale Mensch.
Einmal glaubte sie, die große Liebe gefunden zu haben.
Aber auch das war ... bald ... vorbei.

Das einzig Gute, was ihr diese Beziehung gebracht hatte, war ihre kleine Tochter Nora. Mit dem Vater bevorzugte sie, keinen Kontakt mehr zu pflegen – eine Einstellung, die auf Gegenseitigkeit beruhte.
Sie lebte, sie arbeitete und war erfolgreich. Sie bekam in Oxford einen Lehrstuhl für Zaubertränke angeboten, den sie begeistert annahm.

Und doch ... auch wenn sie glaubte, ihr Leben sei erfüllt mit ihrer perfekten Arbeit und einer wundervolle Tochter, spürte sie, dass etwas fehlte ...
Es dauerte lange, es war eine Entwicklung, bis sie es wahrnahm: sie vermisste Draco Malfoy.

Nicht nur als Freund – nein, es war mehr.
Sie vermisste nicht nur seine Art, seine Ironie, seine Witze und die Gespräche ... nein, sie vermisste ... ihn.
Seine Gegenwart, seine Nähe; sie vermisste ihn als Mann.

Draco Malfoy wäre ... in jeder Beziehung der Mann gewesen, mit dem sie ihr Leben verbringen wollte.
Es hatte lange, lange gedauert, bis sie es sich eingestanden hatte, wie sehr sie ihn vermisste.
Natürlich sah sie nach wie vor auch und gerade seine negativen Seiten, und sie fragte sich, ob die Zeit und die Vergangenheit hier nicht die Tatsachen schöner färbte, als sie waren ...

Draco Malfoy war schließlich lange ihr größter Feind gewesen.
Sie hatten sich bekämpft, sie hatten sich gehasst.

Und selbst als sie Freunde wurden, hatte er bis zum Schluss dazu gestanden, dass er reinblütig war und dass er die Prinzipien des dunklen Lords nicht schlecht heißen konnte.

War sie damals verliebt in ihn? Nein, bestimmt nicht.
War sie heute so etwas wie verliebt in ihn?
War sie je in ihn selber verliebt – oder nur in eine Vorstellung – in ihre Vorstellung - von ihm? Und wenn ja – entsprach er dieser Vorstellung?
Wo hörte die Wirklichkeit auf, wo begann der Traum?

Also – wen ... oder was vermisste sie nun?
Draco Malfoy? Oder die Vorstellung von ihm?

Irgendwie gab diese Hoffnungslosigkeit ihrer Liebe auch Sicherheit.
Eine hoffnungslose Liebe verpflichtet zu nichts.
Eine aussichtslose Liebe kann endlos weiter geliebt werden.

Ein Traum kann ewig andauern ...

Hermine Granger verlor sich in ihren Gedanken, während draußen der Herbststurm tobte ...

Lange hatte sie das Thema in ihrem Herzen mit sich getragen, und war sich jeden Tag unsicherer geworden.

Sollte sie eine Einladung versenden?
Ein Klassentreffen, am traditionellen Weihnachtsball auf Hogwarts?

Über diesen Gedanken schlief sie auf ihrem Sofa leise ein.

Der Herbststurm wurde lauter.