Die Idee zu dieser story kam mir heute ganz plötzlich. Es wird vermutlich keine lange Geschichte werden, mich würde aber sehr interessieren, was ihr davon haltet.

Hope you enjoy. ;)

Die Liebe zur See

-1-

Er hätte es kommen sehen müssen! Er hätte IHN kommen sehen müssen! Ihn, den Hurrikan.

Doch er hatte seine Vorboten ignoriert. Hatte die immer dunkler werdenden Wolken als nicht beachtenswert und den stärker werdenden Wind als ungefährlich abgetan.

Ein schlimmer Fehler. Ein Fehler von der Art, die einem Captain nicht unterlaufen sollte.

Der junge Mann stand auf der Brücke des Schiffes. Seine Hände ruhten auf dem massiven Steuer, doch schon lange hatte er die Versuche aufgegeben, dass Schiff in eine andere Richtung zwingen zu wollen, als der Sturm ihm vorgab.

Es war keine Hoffnungslosigkeit die Davy Jones lähmte, sondern die Erkenntnis, dass es sinnlos war, der See trotzen zu wollen.

Die See tat, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte, und wenn es ihr Wille war, die Flying Dutchman zu sich auf den Meersgrund zu holen, so würde er geschehen.

Alles was der Mannschaft und ihrem Captain blieb, war zu beten. Die restlichen Männer, die noch nicht von Bord gespült worden waren, hatten eingesehen, dass es sinnlos war gegen diesen Sturm anzukämpfen, der wohl der schrecklichste war, den sie je erlebt hatten, so schrecklich, dass ihn viele in ihrem Aberglauben als eine Strafe Gottes sahen, der man nicht entkommen konnte. Sie waren vor dieser Macht in die Knie gegangen und beteten mit zitternden Händen um ihre versündigten Seelen, flehten Gott nicht um die Vergebung dieser Sünden, sondern einzig und allein um einen schnellen, schmerzlosen Tod an.

Doch Davy Jones war kein Mann der Gebete. Das einzige woran er glaubte, war das, was ihm in den nächsten Augenblicken de Tod bringen würde: Die Macht des Meeres.

Nicht Gott hatte das Leben erschaffen, sondern das Meer. Die Menschen konnten ohne einen Gott leben, er selbst hatte dies all die Jahre über getan, doch nicht ohne Wasser.

Nahm man den Menschen ihren Glauben, so überließ man sie den Zweifeln. Nahm man ihnen das Wasser, überließ man sie dem Tod.

Eine einfache Logik, die der Captain der Flying Dutchman schon früh in seinem Leben begriffen und nach der gelebt hatte.

Ein leises Lächeln umspielte seine Lippen, als ein Teil seiner Crew von einer schwarzen Welle von Bord gespült wurde.

Er hatte nicht vor von Fürcht erfüllt zu sterben, sondern voller Bewunderung für die See.

Unablässig glitt sein Blick hinauf zum dunklen Himmel, über den gleißende Blitze zuckten, nur um daraufhin hinab zu wandern und sich in den haushohen Wellen zu verlieren.

Schwarzes, tiefschwarzes Wasser. Unendlich tief und voller Erbarmungslosigkeit.

Das schönste, was Davy Jones je gesehen hatte.

In diesem Augenblick, während um ihn herum die Hölle tobte, seine Männer vor Angst und Schmerz schrieen und weinten und das Brüllen des Sturmes immer lauter wurde, wünschte Davy sich nicht zum ersten Mal in seinem Leben, so zu sein wie die See.

So schön, so erbarmungslos, so mächtig, so unabhängig.

Und plötzlich wurde dem jungen Captain klar, dass er nicht nur so sein wollte wie die See, sondern die See bezwingen und beherrschen wollte, denn dann wäre er die See.

Er lachte bei diesem Gedanken. Voller Vergnügen warf er den Kopf in den Nacken und lachte, während er in seiner Fantasie die See beschwichtigte und aufhetze wie es ihm gefiel. Sich selbst die gütigsten Winde und den anderen Schiffen den Tod in Form eines Hurrikans, wie er gerade der Flying Dutchman zum Verhängnis wurde, schickte.

Davy Jones hob seine Arme, begrüßte die feuchte Gischt auf seinem Gesicht, genoss ihre Kühle und je größer die Wellen wurden und je größer die Kraft wurde, mit denen sie auf das Schiff niederschlugen, desto mehr lachte er.

Als die Dutchman gewaltsam auf ein Riff auflief, der Hauptmast brach und das schwarze, schwarze Meer über dem Schiff zusammen schlug, war das Letzte, was seine Besatzung hörte, nicht das gnadenlose Rauschen des Meeres, sondern das Lachen ihres Captains.