Kapitel 1 – Come away with me
Gemütlich summend betrat Albus Dumbledore an einem schönen Sommermorgen sein Büro. Bald würden die Sommerferien beginnen und er begann schon jetzt sich von den Strapazen des letzten Schuljahres zu erholen. Alle Examen waren abgenommen, die meisten Tests korrigiert und über dem ganzen Schloss lag die allgemeine Aufregung der letzten Schulwoche. Alle packten und gewöhnten sich an den Gedanken bald lange Ferien mit ihren jeweiligen Familien zu verbringen.
Es klopfte. Auf seine Bitte hin einzutreten erschien Lupin, lächelnd und mit einem schwarzen, zotteligen Hund im Schlepptau. Der Werwolf und Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste sah abgespannt aus, aber dennoch merklich besser, als er das bei seiner Ankunft in Hogwarts getan hatte. Der letzte Vollmond war erst wenige Tage her und er begann langsam neue Kraft zu schöpfen. Sie waren gerade dabei bei einer Tasse Tee über das aktuelle Tagesgeschäft und die voraussichtlichen Ergebnisse der N.E.W.T.S. zu sprechen, als eine Eileule das geöffnete Fenster knapp verfehlte und gegen die Glasscheibe des geschlossenen flog. Taumelnd rettete der winzige Vogel sich ins geöffnete Fenster hinein und landete erleichtert auf dem großen Schreibtisch Dumbledores. Stirnrunzelnd nahm Albus dem Vogel die Pergamentrolle ab, die an seinen Fuß gebunden war, und entrollte sie. Dann wurde er blaß.
Er sprang auf, warf einiges an Flohpulver in seinen Kamin und wartete einen kurzen Moment. Dann erschien das Gesicht von Severus Snape, Tränkemeister und Spion, in den Flammen und schaute ob der Unterbrechung seiner Arbeit nicht gerade erfreut.
"Severus, bitte komm so schnell wie möglich in mein Büro."
Dann wandte er sich Lupin und dem Hund zu, die ihn beide verwundert und ein wenig ängstlich ansahen.
"Ich habe gerade -"
Mitten im Satz loderte auf einmal die Kaminflamme auf und Snape stolperte aus den Flammen. Er klopfte sich etwas Asche aus seinem makellosen Umhang, der trotz der warmen Temperaturen schwarz, hochgeschlossen und aus Samt war, und musterte die Gesellschaft abschätzend.
"Direktor, ich weiß wirklich nicht -"
Dumbeldore unterbrach ihn rücksichtslos. "Wir haben keine Zeit für Streitigkeiten. Ich habe soeben" – er wedelte mit der Pergamentrolle und streckte sie danach Lupin hin – "Nachricht von Fogg aus dem Ministerium bekommen. Heute Morgen hat jemand beim Ministerium eine Zeugenaussage gemacht, nach der Sirius Black in der Nähe von Hogwarts gesehen worden sein soll." Strafend schaute er den schwarzen Hund an, der sich aufsetzte und langsam seine Gestalt wandelte. Sekunden später stand Sirius Black im Raum, wie immer nachlässig gekleidet und mit Entsetzen im Blick. "Soll das heißen - " Dumbeldore nickte.
"Sie sind auf dem Weg nach Hogwarts. Ich weiß nicht, wer der Informant war, noch was er gesehen haben soll – aber hier kannst du vorerst nicht länger bleiben. Wir -"
Erneut klopfte es an der Tür. Ohne auf eine Antwort zu warten, wurde die Tür leicht geöffnet und ein Hauself schaute hinein. "Direktor, hier Auroren sein. Sie wollen sprechen sie wegen bösem Mann!" Langsam kroch die kalte Hand der Verzweiflung Siris Blacks Rückgrat nach oben. Dumbledore schaute den Hauself an. "Ich brauche noch 10 Minuten. Halte sie hin." Der Elf, solch seltsame Anweisungen wohl gewohnt, nickte nur und verschwand.
"Mein Gott, wir müssen hier raus..." Hektisch blickte Sirius sich um. "Vor der Tür steht das Ministerium. Mein Kamin ist nicht ans öffentliche Flohnetzwerk angeschlossen. Es bleibt euch nur ein Ausweg – ihr müsst apparieren." Lupin schloss die Augen. "Aber ich kann die Schutzzauber um Hogwarts nicht vollständig aufheben. Die Auroren würden den Energieabfall bemerkten, und wer weiß, wie Voldemort reagieren würde. Aber ich kann sie etwas reduzieren und du musst über sie weg apparieren. Kannst du das?" Sirius erbleichte.
"Das ist unmöglich. Sirius ist noch nicht im Vollbesitz seiner ganzen Kraft. Askaban hat seine Spuren hinterlassen. Ich bin noch nicht wieder erholt vom letzten Vollmond, und Sie können hier nicht weg, Direktor. Bleibt also nur..."
Abrupt drehten sich alle zu Severus Snape um, der - völlig entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten - stumm dabeigestanden hatte. Die Erwähnung der Auroren hatte auch ihn erblassen lassen, und er kämpfte stumm mit einer langsam in ihm aufkeimenden Furcht und Bildern von dunklen Zellen und viel Zeit zum Nachdenken.
" - oh nein, sicher nicht. Direktor, ich -"
Es klopfte erneut.
"Severus, ich weiß das du es kannst. Du hast es schon oft genug getan."
"Aber Albus -"
Das klopfen wurde intensiver.
"Severus, jetzt!"
Auf dem Korridor waren Schritte zu hören, und die Temperatur im Raum sank um einige Grad ab. Sirius Black schloss innerlich schon mit seinem Leben ab, als plötzlich Leben in den Tränkemeister kam, der bis dahin versteinert dagestanden hatte.
"Wohin?"
"Mein Haus."
Snape nickte nur stumm und ging auf den anderen Mann zu. Sirius begann sich zu wundern, wie Snape es eigentlich schaffen wollte mit zwei Personen über die Schutzzauber hinweg zu apparieren, als er eine leichte Berührung an der Schulter fühlte und das Gefühl, als würde er unter einer warmen Dusche stehen. Dann nickte Dumbeldore einmal, und die Welt verschwamm vor seinen Augen. Das Gefühl der Wärme intensivierte sich, und dann war das Büro des Direktors, Hogwarts und alles um ihn herum einfach verschwunden.
Als die Auroren des Ministeriums das Büro Dumbledores betraten, trafen sie den Direktor im vertraulichen Gespräch mit seinem Lehrer für die Verteidigung gegen die dunklen Künste an. Sonst befand sich niemand im Raum, so sehr sie auch suchten.
--
15. April 2006 © Fayet
