Wie immer: alle Rechte gehören anderen Leuten und ich habe mir nur die Personen zum spielen geliehen.
A/N: Nachdem mich ein Leser darauf Aufmerksam gemacht hat, dass Wolfsbann noch nicht entwickelt war, habe ich das erste Kapitel du den Epilog umgeschrieben. Wer die Geschichte schon kennt: es hat sich nicht viel geändert…
A/N: Ich habe erst jetzt – also lange nachdem ich diese Geschichte geschrieben habe - zwei der Bis(s)-Bücher gelesen. Da sich meine Vorstellungen eines Werwolfes mit denen von Stephenie Meyer überschneiden wollte ich nur klarstellen: diese Geschichte ist kein Cross-Over. Meine Vorstellungen zu Werwölfen entspringen meiner Abneigung gegenüber den Filmen, die ich bisher gesehen habe. „Meine Güte, wenn das Mädel ihre Stöckelschuhe ausziehen würde und statt zu Schreien, die Luft zum Rennen nutzen würde, könnte die Mischung aus Quasimodo und einem explodierten, hässlichen Sofakissen sie nie einholen!" Daher die Verwandlung in einen richtigen, großen, tollwütigen Wolf.
Kapitel 1
Er hatte sie gespürt seit er aufgewacht war. Sie waren nah, sehr nah. Er sollte es melden. Vollmond war nur noch zwei Tage entfernt. Vielleicht würden sie vorher weiter ziehen?
Er meldete es nicht. Nicht jetzt, morgen würde auch noch reichen. Dann konnte er sich sicher sein, dass sie über den Vollmond bleiben würden.
Nach Schulschluss lief er zu den Gewächshäusern um an einem seiner Projekte zu arbeiten. Zumindest war das sein Ziel gewesen als er das Schloss verließ. Jetzt war er auf geradem Wege zum Verbotenen Wald – in der genau entgegengesetzten Richtung.
Nachdem sich das Unterholz am Waldrand hinter ihm geschlossen hatte blieb er stehen. Er konnte die Gegenwart des anderen deutlicher wahrnehmen. Seine Präsenz war überwältigend, sein Geruch durchdringend. Remus wusste sofort wer er war.
"Remus Lupin – endlich!" Die Stimme hatte einen schönen tiefen Klang. Sie war hinter Remus. Blitzschnell wirbelte er herum. Dieses Gesicht, würde er niemals vergessen. Und dieser Geruch! "Fenrir Greyback!" knurrte er, während ihm jedes einzelne Haar am Körper zu Berge stand.
Der alte Wolf kniff die Augen zusammen. Die Aggression des Jüngeren schien ihm zu gefallen. „Ich wusste, dass du Potential hast!" Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Irgendwie schien es dort fehl am Platz. Remus sah die Augen des anderen in einem eigenartigen Feuer glänzen. Er starrte den älteren Wolf an. Unbewusst spannte er alle seine Muskeln an.
"Als ich zum ersten Mal deinen Namen hörte, wusste ich, du wärst der perfekte Erbe für mein Lebenswerk. Deine Eltern waren mit einer Vision gesegnet als sie dich tauften." Er stand nun sehr dicht vor Remus und atmete tief den Geruch des jungen Wolfes ein. „Remus, aufgezogen von einer Wölfin, bestimmt Rom zu erbauen. Der Vorfahre eines der mächtigsten Imperien die die Geschichte kennt. Und Lupus der Wolf!" Seine Stimme klang träumerisch, genießerisch.
Als wenn die Namensgebung seines Vaters nicht verrückt genug wäre. Sein Vater mit der Vorliebe für Muggel-Geschichte und dem römischen Reich! Er sagte immer: „Remus, erinnere dich immer an die römischen Tugenden!"
Sein Vater war schon merkwürdig, aber dieser Typ war einfach vollkommen...
"Verrückt! Du bist vollkommen irre, wenn du glaubst dass ich irgendein Erbe antrete, von was auch immer! Ich werde nicht der Anführer eines Rudels von Ausgeburten der Hölle! Ich werde dir nie folgen!"
Der ältere Mann knurrte und bleckte seine Zähne. Remus konnte seine Eckzähne im Zwielicht des Waldes glitzern sehen. Kalter Schweiß rann ihm den Rücken hinunter.
"Wage es nicht uns Missgeburten zu nennen! Wir sind die machtvollste Rasse auf Erden! Es gibt nichts und niemand, dass einem magischen Werwolf im Wege stehen könnte! Die Kraft des Werwolfes gepaart mit Magie kann unmöglich zerstört werden!"
Er trat einen Schritt vor und thronte nun über dem jüngeren Wolf. „Du glaubst, ich bin für dein Elend verantwortlich? Das du ein Außenseiter bist? – Nein, das ist deine Schuld! Akzeptiere wer du bist! Akzeptiere was du bist! Lass den Wolf seinen angestammten Platz einnehmen. Dann erst kannst du Frieden in dir finden. Der Rausch der Jagd und des Tötens! Du bist bei uns willkommen. Wir werden dich lieben wie du bist – wir werden dich sogar nur dafür lieben was du bist!" Er kam einen weiteren Schritt näher. Immer noch thronte er über Remus. Unbewusst ließ dieser seinen Kopf und seine Schultern in einer unterwürfigen Geste sinken.
"Ich kann deine Schwäche riechen! Aber du könntest machtvoll sein. Dominant! Ich fühle es. Du könntest der Anführer des Rudels werden! Komm zu uns, mein Sohn! Lass nicht andere über dein Leben bestimmen! Du bist stärker! Komm und jage mit uns – spüre wie es ist, an der Spitze der Nahrungskette zu stehen! Dann kannst du immer noch entscheiden, ob du eine armselige Kreatur sein möchtest, die ihre Stärke verleugnet oder ob du einer von uns werden möchtest! Ob du frei, stark und ein geliebtes Mitglied des Rudels werden möchtest. Wir würden dich nie im Stich lassen!"
Damit lies Fenrir ihn einfach stehen. Bevor er vollständig im Dickicht des Waldes verschwand, drehte er sich noch einmal um. „Wir werden die monatliche Jagd hier abhalten. Du kannst mit uns jagen. Du hast drei Tage dich uns anzuschließen. Wenn du dich uns nicht anschließt wirst du zur Beute, wie jedes schwache Tier. Schwache Wölfe sind unnütz!"
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Die Entscheidung hätte einfach sein sollen. Die Entscheidung drei Tage jeden Monats sich grässlich zu fühlen oder ein Serienkiller zu werden, sollte einfach sein.
Wenn er ehrlich zu sich war, dann mochte er sein Leben nicht besonders. Er war immer angespannt, aus Angst jemand würde zufällig über sein „haariges Problem" stolpern. Seine Mutter war vor einigen Jahren gestorben – sie war nie wirklich darüber hinweg gekommen, dass sie nichts hatte tun können, als ihr kleiner Junge von einem Werwolf gebissen wurde. Sein Vater hatte es leichter genommen. Als Muggel, verheiratet mit einer Hexe war er an merkwürdige Dinge in seinem Leben gewohnt.
Seine Freunde waren großartig! Als sie sein Geheimnis herausgefunden hatten, hatte James die Idee mit den Animagi gehabt. Die drei hatten hart an dem Projekt gearbeitet. Aber auch wenn sie sich nun ebenfalls in Tiere verwandeln konnten, würden sie nie verstehen, wie er sich wirklich fühlte. Er änderte nicht nur seine Form, der Wolf übernahm sein ganzes Wesen. Er wurde zu einer bösen Kreatur, nicht nur zu einem wilden Tier.
Sonst wusste keiner etwas davon. Diese Tatsache alleine, machte ihn unsicher in Gegenwart der meisten anderen Schüler. Er redete nicht viel. Ging den meisten aus dem Weg. Daher dachten alle, er sei der ruhige der vier Freunde: der Vertrauensschüler, der Verlässliche, derjenige, der immer seine Hausaufgaben hatte, gute Noten schrieb und Sirius und James unter Kontrolle hielt. Langweiliger alter Remus!
Natürlich gab es auch keine Mädchen. Nicht einmal Peter hatte so wenig Erfahrung, ganz zu schweigen von Sirius.
Er hatte während seiner letzten Ferien ein nettes Mädchen kennen gelernt. Anna war die beste Freundin seiner Cousine Catherine. Sie hatten einiges zu dritt unternommen, bis Catherine sich dann nicht mehr an den Kinobesuchen oder den Treffen in den Cafes beteiligt hatte. Anna war lustig und er hatte keine Schwierigkeiten Gesprächsthemen mit ihr zu finden. Nach einigen Treffen ohne Catherine hatte sie die Dinge in ihre Hand genommen und ihn geküsst.
Das war ein schwerwiegender Fehler gewesen. Der böse Wolf war gekommen und hatte das kleine Zicklein fast vernascht.
Er hatte die Kontrolle verloren. Er hatte sie an die nächste Wand gepresst und begonnen sie hart zu küssen und zu beißen. Nach dem ersten Schock hatte sie sich gewehrt und das hatte ihn aus seinem Rausch gerissen. Er hatte nie etwas Schlimmeres erlebt, als den Blick puren Grauens in ihren Augen. Die ganze Geschichte hatte ihn mindestens genauso verschreckt wie sie.
Kaum erwähnenswert, dass er sie natürlich nie wieder gesehen hatte. Er hatte lebenslanges Zölibat geschworen. Daher machte er keinerlei Anstalten sich einem der Mädchen in der Schule zu nähern. Das machte viele Mitschüler hellhörig und es schwirrten einige Gerüchte über seine Vorlieben durch die Gänge.
Die meisten dachten er sei in Sirius verknallt oder vielleicht in James, oder beide. Dadurch gingen viele Mitschüler ihm gegenüber auf Abstand. Auch wenn es eigentlich das war, was er wollte, machte es ihn traurig. Er würde nie zu ihnen gehören. Egal, was man von ihm dachte.
An manchen Tagen fühlte er sich als würde er explodieren. All die angestaute Frustration und die Wut hatten kein Ventil. Einmal im Monat demolierte er die Heulende Hütte, aber das half nicht viel. Er hatte mit Meditationsübungen begonnen und seither war er etwas weniger angespannt.
Manchmal fühlte er sich nur schrecklich einsam. Er wollte irgendwohin gehören, zu jemandem gehören. Er wollte nur ein einfacher Junge sein mit einem langweiligen Leben: ein Mädchen treffen, einen Job finden, sie heiraten, Kinder kriegen und sterben. Das wäre sein perfektes Leben.
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Er sprach kaum während des Abendessens und verschwand kurz danach in den Schlafsaal. Die ganze Nacht wälzte er sich von einer Seite auf die andere. Er schlief nicht einen Moment.
James fand ihn am Morgen auf der Fensterbank hockend. Er starrte Richtung Wald. „Alles o.k. mit dir?" Remus drehte sich nicht um. "Ja" Sie waren an sein zurückgezogenes Verhalten vor dem Vollmond gewöhnt, daher zuckte James nur mit den Achseln. „Dann komm – zieh' dich an, wir wollen nach Hogsmead!" Er drehte sich um und verschwand in den Duschen.
Remus hatte den Ausflug vollständig vergessen. Er wäre glücklich wenn er den ganzen Tag hier sitzen könnte, ihre Gegenwart spüren, ihren Ruf in seinem Blut vibrieren hörend. Alles aus sicherer Entfernung. Es fühlte sich gut an. Auf eine merkwürdige, schräge und kranke Art fühlte er sich jetzt schon als Teil von ihnen.
Nachdem Sirius aufgestanden war, gab es für ihn kein Entkommen. So fand er sich zwei Stunden später an die Mauer neben dem Eingang von Honeydukes gelehnt. Er hatte es versucht, konnte aber die Unmengen von unterschiedlichen Gerüchen im Laden nicht ertragen. Zu viele Menschen, zu viele Süßigkeiten zu Nahe an seiner Verwandlung. Sein Magen hatte sich unangenehm zusammengezogen und er war hinaus gestürzt. Er lehnte gegen die Wand, starrte auf seine Schuhe und versuchte mit Atmen seinen Magen unter Kontrolle zu bekommen.
Mit dem dritten tiefen Atemzug nahm er einen neuen Geruch war. Und gleichzeitig fühlte er ihre Gegenwart. Der Geruch war süß, aber erdig und er spürte seinen Magen flattern, aber nicht vor Übelkeit. Er sah sich um. Am anderen Ende der Straße zwischen zwei Gebäuden konnte er sie sehen. Braune, lange Haare, dunkle intensive Augen.
"Geht's dir besser?" Peter legte Remus eine Hand auf die Schulter. Remus wandte sich kurz Peter zu, dann sah er zurück zu der Stelle, wo sie gestanden hatte. Sie war weg.
Wie zum Teufel hatte sie das gemacht?
Verwirrt starrte er Peter an "Was?" Er suchte die Umgebung ab. Aber er wusste, dass er sie nicht finden würde. Er konnte ihre Gegenwart nicht mehr spüren. „Geht's dir besser? Du bist ganz schön blass." Mit einem Seufzer gab er die Suche auf und konzentrierte sich auf Peter. „Ja, mir geht's gut. Wie immer." Peter nickte verständnisvoll.
Kurz darauf kamen auch Sirius und James aus dem Laden und nachdem sie noch durch einige andere Läden gezogen waren, fanden sie sich in den "3 Besen" auf ein paar Butterbier ein. Während sie durch das Dorf liefen hatte er mehrere der Rudelmitglieder spüren können. Sie trieben sich am Rande seiner Wahrnehmung herum. Es schien fast als wollten sie mit ihm spielen. Daher war er sehr überrascht als das Mädchen einfach so in den Pub kam. Sie war nicht wirklich eine Schönheit, aber wie sie sich bewegte und ihre pure Präsenz lenkte alle Augen auf sie. Ihr Geruch erreichte Remus und das wirkte wie ein Startschuss für seine Instinkte.
Sirius stand auf und pfiff leise durch die Zähne. „Was haben wir denn da?" Wie eine Motte vom Licht angezogen, begann er auf das Mädchen zu zugehen. Da schnappte Remus ihn am Arm und zog ihn zurück. „Sie ist nicht dein Typ. Lass es sein!" knurrte er. Ohne noch einmal zu blinzeln ging er auf das Mädchen zu. Seit sie den Pub betreten hatte, hatte sie Remus nicht aus den Augen gelassen. Ohne anzuhalten, nahm er ihre Hand als er sie erreichte und zusammen verließen sie den Pub.
Sirius blinzelte verwirrt. „Was zum Teufel war denn das?" James starrte immer noch auf die nun geschlossene Tür. Langsam drehte er sich zu seinen Freunden. „Ich glaube sie ist ... von seiner ... Familie."
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Sie liefen Richtung Wald. Die anderen waren auch in der Nähe.
Was tat er hier? Er wusste nichts über das Mädchen, geschweige denn über das Leben in einem Werwolfrudel. Er war doch sonst nicht so leichtsinnig.
Auf einer kleinen Lichtung hielt sie an und drehte sich zu ihm. Die anderen kamen ebenfalls näher. Remus sah sich um. Ihm gefiel das Ganze nicht, auch wenn er keine Bedrohung fühlte. Die anderen traten ebenfalls aus dem Unterholz. Es waren zwei junge Männer, kaum älter als er selber.
„Fenrir hat uns gebeten mit dir zu reden." Sie hatte einen schweren slawischen Akzent. Sie schien eindeutig die Leiterin der Mission zu sein.
Misstrauisch beäugte er die drei. Sie standen ihm nun gegenüber. „Gut!"
Die drei wechselten einen Blick, dann hockten sie sich auf den Waldboden. „Setz dich!" forderte das Mädchen ihn freundlich auf. Er trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor seinem Körper. „Ich stehe lieber!"
Der größere der beiden Jungen lachte. „Es ist egal, ob du sitzt oder stehst – wenn wir dich kriegen wollen, hast du keine Chance gegen uns!" Er hatte einen merkwürdigen Akzent, den Remus nicht einordnen konnte.
Remus hockte sich nun doch hin. Ihn ärgerte es, dass er so leicht zu durchschauen war. Er schaute die drei auffordernd an.
Das Mädchen seufzte. „Ich denke, dann fange ich mal an. Fenrir hat uns gebeten mit dir über das Leben im Rudel zu sprechen. Ich denke, es ist schwer zu erklären, wenn du nicht unsere Vorgeschichte kennst. Ich heiße Tasha, das sind Benno" Sie deutete auf den großen, schlaksigen Blonden „und Dave." Der dritte im Bunde war dreckig blond und sehr eckig gebaut.
„Ich komme aus dem Osten Europas. Ich wuchs in einem kleinen Dorf auf. Meine Eltern waren Bauern. Keine Magier oder Hexen. Einfach Menschen vom Lande. Sehr abergläubisch, aber herzensgut. Ich wurde vor fünf Jahren gebissen. In meinem Land, weiß man noch, was ein Werwolf ist. Meine Familie hat mich nach meiner ersten Verwandlung vom Hof geprügelt. Fenrir hat mich halb tot am Straßenrand aufgelesen und gepflegt. Seither lebe ich in seinem Rudel. Er kümmert sich um uns. Wir haben zu Essen und immer ein Dach über dem Kopf... und wir können jagen."
Remus hatte konzentriert zugehört. Als sie geendet hatte, schwieg er. Sollte das nun eine dramatische Geschichtsstunde für ihn werden? Trotz seines Sarkasmus und seiner Vorsicht konnte er nicht vermeiden, dass die Geschichte des Mädchens in berührte.
„Ich bin aus Deutschland." Nun sprach der schlaksige. „Ich komme aus einer der großen Städte. Einen Wolf hatte ich bis dahin nur im Zoo gesehen. Ich dachte, ein Hund hätte mich gebissen. Meine Eltern brachten mich ins Krankenhaus und ich wurde gegen Tollwut behandelt. Als ich mich das erste Mal verwandelte, habe ich meine Eltern zu Tode erschreckt. Als sie mich am nächsten morgen blutüberströmt fanden - wohlgemerkt nicht mein Blut, wussten sie nichts mit mir anzufangen. Ich habe es nicht ertragen, ihre Angst zu sehen. Vor mir, um mich...irgendwann bin ich einfach abgehauen. Ich habe auf der Straße gelebt. In einer anderen Stadt. Die Straßenkids nahmen mich in ihrer Gruppe auf. Ich war stärker als die meisten und das war gut für die ganze Gruppe. Dann gab es Gerüchte um mich. Einige hatten etwas gesehen. Sie begannen mich zu meiden, später bewerfen sie mich mit Steinen. Da fand Fenrir mich und nahm mich mit."
Remus schwieg noch immer. Was würde nun noch kommen? Das verprügelte Mädchen und der sich opfernde Sohn – so überzogen das alles klang, er wusste dass es die Wahrheit war.
„Ich bin von hier. Meine Eltern sind Zauberer. Meine Mom arbeitete in einem Kräuterladen und macht Zaubertränke. Mein Vater arbeitete bei Nimbus in der Fertigungsabteilung. Sie hatten nie das Geld mich auf eine so feine Schule wie Hogwarts zu schicken. Ich ging auf eine Muggelschule und meine Eltern brachten mir das Zaubern zu Hause bei. Als ich gebissen wurde, wussten sie, was es war. Sie wussten auch, dass meine Zukunft damit beendet war. Sie waren sehr unglücklich. Meine Mutter braute mir immer einen starken Beruhigungstrank, der als Geheimtipp unter Werwölfen gilt und so lebte ich einige Zeit relativ ruhig. Dann kamen Bekannte meiner Eltern durch einen Zufall mit, wie sie den Trank braute. Das Gerücht verbreitete sich schnell. Meine Mutter verlor ihre Arbeit – man konnte es sich nicht leisten auch nur den Hauch einer Möglichkeit der Kontamination der Tränke zu gestatten. Einen Monat später wurde meinem Vater gekündigt. Offiziell weil das Geschäft nicht gut ging. Aber keiner seiner Kollegen wollte mit ihm zusammenarbeiten. Kontaminationsgefahr! Ich hatte von Fenrir gehört und packte meine Sachen um ihn zu suchen. Und hier bin ich!"
Remus schluckte. Er wollte diese Geschichten nicht an sich heran lassen. Er konnte nicht für die anderen leiden. Sein Leben war anders. Er hatte eine Familie und Freunde.
„Ich denke, ich werde euch auch meine Geschichte erzählen." Er starrte auf seine Hände. „Ich wurde als kleines Kind gebissen – von Fenrir. Ich dachte lange, dass der Wolf damals nicht gewusst hatte, was er tat. Bis ich erfuhr, wer es war und gestern habe ich auch erfahren warum." Er funkelte die drei an. „Ich bin zu diesem Leben verdammt, weil Fenrir einen Narren an meinem Namen gefressen hatte. Er denkt ich sei genau richtig sein Erbe anzutreten!" Er hatte sich in Wut geredet. „Es war also keine arme verwirrte Kreatur! Ich wurde bewusst zu diesem Schicksal verdammt!" Langsam beruhigte er sich wieder. Starrte wieder auf seine Hände. Die drei starrten ihn ungläubig an. „Fenrir hat uns gerettet!" – „So was würde er nicht tun!" Remus ignorierte die Rufe und sprach mit ruhiger Stimme weiter. „Meine Mutter war eine Hexe und hat sich die Schuld an der Sache gegeben. Sie starb recht kurz nach meinem „Unfall". Mein Vater war als Muggel an einige Seltsamkeiten gewöhnt. Er hat mir eine Zelle gebaut, in der er mich an Vollmond einschloss. Als ich nach Hogwarts kam, lernte ich meine drei besten Freunde kennen. Sie wissen alles über mich und helfen mir – Monat für Monat. Sie akzeptieren mich wie ich bin."
„Du willst uns also sagen, dass du zufrieden und glücklich bist?" Tashas Stimme schwankte zwischen Ungläubigkeit und Sarkasmus.
Remus starrte angriffslustig zurück. Er ignorierte die Frage und sagte höhnisch. „Ihr erzählt mir eure, ach so dramatischen Lebensgeschichten und meine Bewunderung für Greyback steigt dann ins Unermessliche? Er ist also der große Retter der Werwölfe? Kennt ihr den Wolf, der euch gebissen hat? War es einer aus Fenrirs Rudel? Er will doch nur seine Familie vergrößern? Ihr glaubt doch nicht wirklich das alle anderen an dem ganzen Mist Schuld sind, nur er und seine Handlanger nicht?"
Die drei gaben knurrende Geräusche von sich. Unbewusst zog Remus seine Lippen hoch –seine Eckzähne waren nun deutlich zu sehen. Alle vier starrten sich einen Moment feindselig an, dann brach Tasha den Bann.
„Wir wollten reden, nicht kämpfen! - Nein, ich kenne den Wolf nicht – aber ebenso wie du, würde ich ihn erkennen. Und ich weiß, dass er nicht zu Fenrirs Rudel gehört! Die Schuld liegt nicht bei dem Wolf, der seinem Instinkt folgte. Die Intoleranz der Menschen macht uns das Leben zur Hölle, nicht unsere Lebensart. Wir sind, was wir sind und können das nun nicht mehr ändern! Wir wollten nicht so sein, aber nun sind wir es! Aber keiner in der Welt da draußen hat Respekt vor uns. Sie haben Angst und Verachtung, im besten Fall Mitleid für uns. Wir wollen doch nur so leben, wie es unserer Natur entspricht! Und das können wir nur durch Fenrir!"
„Du möchtest also einmal im Monat zum Mörder werden und den Rest der Zeit ganz normal auf den Feldern deiner Heimat arbeiten? Wohl wissend, dass dein nächstes Opfer vielleicht der Nachbar sein könnte? Wie krank ist das denn?"
Sie starrte ihn voller Verachtung an. „Wir sind keine Mörder – wir sind Jäger! Es gab einmal viele von uns und ähnliche wie wir. Wir waren die Könige der Nacht zusammen mit Vampiren und Widergängern. Sie haben uns fast ausgerottet. Alle, die ihnen in die Quere kamen haben sie vernichtet. Es gibt keinen einzigen Widergänger mehr und die letzten Vampire haben sich in den Bergen in Rumänien verkrochen. Und wir? Wir sind nur noch ein kläglicher Haufen! Sie nehmen keine Rücksicht auf uns! Sie fragen nicht! Bieten keine Kompromisse an – sie töten uns einfach wie räudige Straßenköter!"
Remus schüttelte den Kopf. „Du plapperst doch nur nach, was Fenrir euch einbläut!" Sie zog abrupt ihren Kopf zurück. Mit drohend gesenktem Kopf zischte sie „Du bist doch noch nie deinem Instinkt gefolgt! In deinem ganzen Leben hast du dich nur versteckt. Was würden deine feinen Freunde von dir halten, wenn du Jagen würdest? Würden sie dich immer noch mögen?"
„Ich will nicht töten!" Remus stand auf und drehte den dreien den Rücken zu.
„Doch, denn das ist dein Instinkt. Du willst töten – du traust dich nur nicht!" Ihr höhnisches Lachen verfolgte ihn bis zum Waldrand.
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"Remus, was ist los?" Er saß im Gemeinschaftsraum auf dem Flickenteppich vor dem Kamin. Der Platz, der für Hunde reserviert war. Also für domestizierte, gezähmte, langweilige, verantwortungsbewusste Wölfe, wie ihn.
Peter berührte seine Schulter. Remus schreckte hoch. Er hatte die Frage schon längst vergessen gehabt. Vergraben in seinen trüben Gedanken hatte er Peter kaum wahrgenommen.
"Was?" verwirrt starrte er Peter an. Dieser blickte ihn beunruhigt an. „Ernsthaft, Remus, was ist denn los mit dir? Das ist nicht dein normales Verhalten vor dem Vollmond! Was ist den los? Was war das für ein Mädchen? Und erzähle mir nicht, dass es nur um sie geht – du hast dich schon merkwürdig benommen, bevor sie aufgetaucht ist."
Remus lies seinen Kopf sinken.
"Peter, ich habe keine Ahnung, wie ich das alles erklären soll." – „Dann versuche nicht es zu erklären. Erzähle einfach, was passiert ist." Remus musste sich nicht umsehen um zu wissen, dass sich keiner in Hörweite befand. Er überlegt, was er Peter sagen sollte. Er konnte ihm vertrauen, aber würde er es verstehen?
Er begann mit dem merkwürdigen Zusammentreffen mit Greyback, der schlaflosen Nacht und seinem Treffen mit den drei Wölfen. Er erzählte Peter alles. Peter unterbrach ihn nicht. Nachdem Remus geendet hatte, blieb Peter eine Weile stumm. Remus starrte in die Flammen, besorgt, was sein Freund nun über ihn denken würde.
"Wow!" Peters Stimme war voller Bewunderung. "Ja, wow." Remus Stimme war bitter. Peter starrte träumerisch vor sich hin. „Ich würde alles dafür tun um zu einer Gruppe zu gehören, der erwählte zu sein die Führung zu erben! Wichtig zu sein für was ich bin.- Nicht nur das Anhängsel der beliebten Jungs!" Die letzten Worte spuckte er fast aus.
Remus war erstaunt über die Intensität hinter den Worten. Er konnte die Sehnsucht und das Verlangen spüren, dass von Peter ausging. Er hatte nie gedacht, dass Peter so empfand. Er war Teil der Herumtreiber, wie alle anderen. Er hatte sich selber immer als uninteressant und langweilig im Vergleich mit den anderen gesehen. Aber er hatte nie gedacht, dass seine Freunde ihn nicht als den akzeptierten, der er war.
"Peter du gehörst zu einer Gruppe. Und zu einer viel besseren als einem Rudel Werwölfe! Es ist egal, was die anderen sagen – du bist nicht nur das Anhängsel von Sirius und James. Du bist für unsere Gruppe genauso wichtig wie die beiden!"
Peter hob seine Augenbrauen mit einem verächtlichen Grinsen an. „Ach, komm' schon Remus! Die zwei brauchen uns nicht!" Remus konnte den Selbsthass in seiner Stimme hören.
Er wusste wirklich nicht, was er noch sagen sollte. Peter drehte sich zum Feuer. „Du gehst also zur Jagd!" Es war keine Frage.
Er starrte in die Flammen, Tashas Stimme in seinem Kopf: „Du willst töten – du traust dich nur nicht!".
