Dalton
Pilot : Windsor House
"...also habe ich Mrs. Ramsey gesagt, dass es mir wirklich nichts ausmachen würde, wenn ich in einem Wohnheim bleiben müsste; es ist ein weiter Weg zum Pendeln und zu viel Spritgeld und ich ertrage es einfach nicht, dass mein Dad für noch mehr zahlen müsste als er und Carole es sowieso schon getan haben..." Kurt drückte die Bücher an seine Brust und hielt seinen Kopf gesenkt.
Blaine betrachtete seine Haltung. Kurt behielt sein gutes Auftreten bei, aber die Art und Weise wie er seinen Kopf gesenkt hielt und es vermied, den meisten Jungen in Dalton in die Augen zu sehen, machte deutlich, dass er erst noch lernen musste, sich in der neuen Umgebung wohlzufühlen.
Blaine warf einen kurzen Blick auf David, welcher von seinem Platz, an dem er zuvor Notenblätter studiert hatte, ebenfalls Kurt ansah. Die beiden Warbler tauschten einen Blick, der bestätigte, was beide wahrgenommen hatten und der führende Warbler wandte sich an den zukünftigen: "Nun, wir wären natürlich mehr als glücklich, dich in unserem Haus zu haben."
"Oh, du bist Internatsschüler?" Kurt blinzelte zu ihm auf.
"Windsor", nickte Blaine und wandte seinen starren Blick so zufällig wie möglich ab – immer wenn Kurt seinen unglaublich blaugrauen Augen (im Moment verstärkt durch Fluten von Sonnenlicht, die durch die buchtartigen Fenster kamen) die volle Kraft in seine Richtung verlieh, wurde es schwierig für ihn, rational zu denken.
David gab vor, den schroffen Abfall in Blaines allgemeinem Intellekt nicht zu bemerken und verdrehte einfach die Augen. Dennoch sagte er: "Weißt du, es sind noch ein paar Zimmer frei in Windsor." Windsor House im Ostflügel war eines der drei Wohnheime in Dalton. Die anderen waren Hanover House, weiter im Westflügel, und Stuart House im Nordflügel. Im Süd- und Hauptflügel waren die Klassenräume und anderen Einrichtungen untergebracht.
Blaine nickte - zu wenig enthusiastisch um bemerkt zu werden. "Wir können für dich mit Mr. Howard reden. Er ist der Leiter von Windsor."
"Seid ihr sicher, dass das in Ordnung geht?", fragte Kurt vorsichtig. Er war erst seit ein paar Stunden in Dalton und noch dabei, sich zu orientieren, aber sogar er merkte, dass es gewisse gesellschaftliche Positionen in der Schule gab.
Jedes Wohnheim war beschützerisch bezüglich des eigenen Verbindungsstolzes und die Jungen trennten sich übereinstimmend, wenn sie in Gruppen verreisten. Kurt staunte über die Menge Klatsch, die er darüber an weniger als einem Tag gehört hatte und schloss daraus, dass Jungen genauso viel tratschten wie Mädchen.
"Natürlich ist das in Ordnung", lächelte David entgegenkommend. "Und obwohl die Gruppe ein großer Mischmasch ist, gibt es in Windsor mehr Warbler als in Stuart und Hanover. Wo wir grad dabei sind, wir haben jetzt Probe. Es wird einfacher für dich sein, alles aufzuholen, wenn du mit uns üben würdest. Natürlich vorausgesetzt, dass du angenommen wirst." David sah beinah entschuldigend drein, als er den letzten Teil ergänzte.
Kurt schluckte und atmete aus. "Richtig." Er nickte. "Ich werde es endlich ausprobieren können."
"Hey, mach dir nicht zu viele Sorgen", lächelte Blaine. "Du wirst aufgenommen, da bin ich sicher."
Kurt lächelte ihn matt an. "Danke, aber da du mich noch nie singen gehört hast, werde ich deine Prophezeihung mit Vorsicht aufnehmen." Er grinste und zog charmant eine Augenbraue hoch.
"Da ist Wes", sagte Blaine und winkte einen Freund herüber um nicht in eine weitere Kurt-gibt-mir-einen-entzückenden-Gesichtsausdruck Falle zu treten. "Und er ist noch am Leben! Er ist Madame Saint-Claires Kugel ausgewichen."
Als er die anderen drei sah, brach Wes aus der Masse der Schüler, die aus dem Forum der Französischprofessorin kamen, aus und joggte auf sie zu. David begrüßte ihn mit einem Grinsen. "Und, wie ist es gelaufen? Ist Blut geflossen? Dein Gehirn scheint intakt zu sein."
"Ich weigere mich, weiterhin Französisch zu lernen", seufzte Wes mit ein wenig zu viel Melodramatik als es der Anstand erlaubte – er hatte eindeutig beschlossen, Blaine zu helfen, den Wahnsinn in Dalton zu zügeln um den neuen Jungen nicht zu sehr zu ängstigen. "Wenn ich verspreche auf den jährlichen Trip mit meinen Eltern nach Paris zu verzichten, werde ich es nicht mehr brauchen, nicht wahr?"
Die anderen lachten. "Wenn du möchtest, helfe ich dir", bot Kurt mit einem Grinsen an.
"Du?" Wes zog fragend eine Augenbraue hoch. Er warf den anderen Jungen schnell einen Blick zu, bevor er sich wieder Kurt zuwandte: "Nichts für ungut, aber... drillt McKinley die Jüngeren so hart in fortgeschrittenem Französisch?"
"Vertrau mir – ich kann dir helfen", sagte Kurt selbstbewusst. "Ich habe einen übertriebenen Schwerpunkt auf Französisch gelegt." Die rot-weiße Uniform, die noch immer in den Tiefen seiner Garderobe versteckt war, bezeugte das. "Wenn du den mündlichen Test nächste Woche nicht bestehst, spendir ich dir die ganze Woche lang Latte."
"Weißt du was – wir sind einfach zu glücklich, dich zu haben." Wes' Gesichtsausdruck huschte zu Blaine und deutete etwas an, das der andere Junge möglicherweise zuvor gesagt hatte. Blaine errötete ein wenig – aber er stieß Wes "versehentlich" in die Rippen, als er sich räusperte und sich nach vorne bewegte um seinen Platz neben Kurt beizubehalten während sie gingen. Die beiden hinter ihnen sahen sich an und stießen die Fäuste mit kaum unterdrücktem Kichern zusammen.
Blaine sah zu Kurt und schenkte ihm ein Lächeln. Kurt erwiederte es, immer noch beklommen, fühlte sich aber schon besser.
Ich bin Kurt. Und das ist Dalton Academy.
Wie ihr vielleicht wisst, habe ich gerade hierher gewechselt um einige... Schwierigkeiten in McKinley zu vermeiden. Versteht mich nicht falsch: ich liebe den Gleeclub in McKinley – aber die Wahrheit ist, dass aus Druck Schubser wurden und jetzt... bin ich hier. Ich bin offiziell Schüler in Dalton.
Mein Problem ist, dass meine Pläne nur so weit gingen, nach Dalton zu kommen. Jetzt, da ich tatsächlich hier bin, habe ich gemerkt, dass ich keine Pläne gemacht habe, was hier mit mir passieren soll.
Glücklicherweise habe ich Blaine, David und Wes, sei es zum Guten oder Schlechten, um mich in irgendeine Richtung zu führen.
"Komm schon!", rief David, als er als erster die Treppen hinunter joggte. "Wenn wir Howard erwischen wollen, müssen wir früh im Speisesaal sein!"
"Warum willst du mit Howard reden?", fragte Wes als er ihm folgte.
"Um den Neuling nach Windsor zu bringen."
Wes' erstickter höhnischer Lachanfall wurde von Blaines finsterem Blick Einhalt geboten.
Wes nahm sich zurück. "Whoa, ich meine, na klar. Hey, vielleicht bringt uns Howard diesmal nicht um, wenn wir fragen. Jedenfalls viel Glück am Lehrertisch, David, ich komme nicht mit, aber ich werde dir Blumen zur Beerdigung schicken."
"Gibt es etwas, das ich über Mr. Howard wissen sollte?", fragte Kurt und erblasste ein wenig. "Ich werde den Mann gleich treffen und glaube, dass ich hinterher noch ganz sein möchte."
"Es ist nicht wegen dir, sondern wegen uns", seufzte Blaine. "Es ist nicht das erste mal, dass wir versucht haben, jemanden nach Windsor zu bekommen."
"Oder das zweite Mal", warf David ein.
"Oder das dritte", fügte Wes hinzu.
"Oder fünfte."
"Oder sechste."
"Was ist hier los?", fragte Kurt.
"Neue halten es in Windsor nicht lange aus..." Wes lächelte schwach. "Und wenn doch, dann hilft es den Umständen in Windsor nicht."
"Warum?"
Die drei machten eine Pause und sahen sich an. Kurt sah sie an und machte eine erwartungsvolle Geste. "Und?"
David grinste. "Wie Blaine schon sagte, wir dürfen dich nicht zu früh ängstigen."
Der führende Warbler stürzte sich auf ihn – David duckte sich, drehte sich weg und sprang wieder auf – aber Blaine wandte sich wieder an Kurt und antwortete: "Hör nicht auf ihn. Es braucht halt nur eine spezielle Sorte von Person um den Wahnsinn zu tolerieren, der in Windsor vor sich geht. Nicht nur im Gemeinschaftsraum. Es ist... überall."
Kurt, ein Veteran der Irrsinnigkeit, der über ein Jahr lang McKinley überlebt hatte - betrunken, beworfen, wo er als Lady Gaga herumgelaufen, ein Fottballspieler und ein Cheerleder gewesen war, Erfahrungen mit Halluzinationen und einigen wilden Performances gemacht, sich mit einer psychopathischen Cheerleadertrainerin, einer neurotischen Schulpsychologin und einem Gleeclublehrer, der in den '80-ern feststeckte, herumgeschlagen hatte, wo sich ein Kampf mit seelenlosen Robotern (Vocal Adrenaline) angebahnt hatte und, am wichtigsten, wo er mit den Problemen des ganzen Glee Clubs und Rachel Berry (sie verdiente eine separate Erwähnung) hatte fertig werden müssen – hob nun eine Augenbraue.
"Wahnsinn?"
"Nein."
Blaine schraubte die Wattzahl seines Lächelns hoch. "Kommen Sie, Mr. Howard, ernsthaft. Sie werden keine Probleme mit Kurt haben."
"Das hast du auch gesagt, als ihr Dwight angeschleppt habt."
"Und Dwight ist immer noch in Windsor!", rief David fröhlich aus.
"Leider ist er das." Der große rüstige Mann sah sie finster an. "Als ihr mir sagtet, dass er seltsame Angewohnheiten hat, habt ihr mir verschwiegen, dass er noch abergläubischer ist als eine alte Hausfrau des 18. Jahrhunderts."
"Er mag es halt, Knoblauchzehen an seinen Fenstern aufzuhängen..." Wes, der sich trotz seines besseren Urteilsvermögens dazu entschieden hatte, zu helfen, den Neuling nach Windsor zu bekommen um ihnen Blaines Versprechen von nicht endender Rache im Falle einer Verweigerung zu ersparen, versuchte, einen lässigen Ton anzuschlagen. "Wir haben ihn schon davon überzeugt, seinen Türrahmen nicht mehr mit Salz zu bedecken!"
"Und wir haben ihm gesagt, er soll aufhören, in der alten Kathedrale "Geister zu jagen"!", ergänzte David. "... wie geht's eigentlich dem Hausmeister?"
"Ich weiß nicht, was für eine Lebensmittelfarbe Dwight benutzt hat, aber so viel ich weiß, ist das Brandmal immer noch auf Mr. Tamerlanes Arm!", dröhnte Howard. Blaine zuckte zusammen, dankbar, dass sie den Hausleiter erwischt hatten, während er noch im Saal war. Sie fingen ein paar verwunderte Blicke von vorbeigehenden Hanover Jungen auf, die wahrscheinlich wussten, was los war. Kurt blieb leise an der Seite, scheinbar versuchend zu ignorieren, was er hörte.
"Ernsthaft, Kurt ist normaler als einige von uns", sagte Blaine mit einem Lächeln. "Er war im Glee Club seiner alten Schule - und darum geht's. Wir hoffen, dass er den Warblern beitritt."
"Wenn ihr wollt, dass er euch betritt, ist das in Ordnung, aber in einer Woche wird er sich bei mir beschweren, da bin ich sicher." Howard verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich bin in der Tat an meiner alten Schule mit ein paar merkwürdigen Dingen klargekommen. Sicherlich werde ich hiermit fertig", sagte Kurt endlich und alle sahen ihn an.
Howard schien davon verblüfft zu sein und ging an den anderen drei Jungen vorbei. Er musterte Kurt durch seine Brille. Kurt sah an dem großen Mann hoch und tat dasselbe.
Todd Howard war bereits seit fast zwanzig Jahren Hausleiter. Dank dieser Position war es ihm möglich, die zukünftigen Führer der Nation nach Windsor kommen und gehen zu sehen. Einige kamen noch zu besonderen Anlässen zu Besuch. In den letzten Jahren war nicht alles so friedlich verlaufen, wie er es sich wünschte. Windsor war zwar ein beliebtes Haus, aber wenn es etwas bemerkenswertes daran gab, dann dass das Leben dort (zum Guten oder Schlechten) nie langweilig war. Sich den Lebensunterhalt damit zu verdienen, hier Schiedsrichter zu spielen, machte es ihm möglich, die Auffassung eines Jungen früh zu erkennen. Er musterte Kurt weiterhin.
"Wie heißt du, mein Sohn?"
"Kurt Hummel, Sir", lächelte Kurt.
Howard betrachtete den kleinen Jungen mit den elfengleichen Zügen. "Du singst also?"
"Ja."
"Ist das alles?"
"Na ja... ich mag modische Kleidung."
"Und?"
"Und was?"
"Ungewöhnliche Schlafgewohnheiten? Lebensmittelallergien? Seltsame Hobbies? Tendenzen, Besitztum zu zerstören? Aus Zwang Magnolien entwurzeln? Rückwärts gehen? Die gesamte Summa Theologica rezitieren? Auf Latein?"
Kurt war kaum in der Lage aufzuhören, ihm einen "sind Sie verrückt?" Blick zu schenken. Anstattdessen sah er aus dem Augenwinkel zu Blaine. Dieser zuckte nur mit den Schultern und versuchte, nicht zu lachen. Howard bemerkte es und sah ebenfalls Blaine an, der sofort ein charmantes Grinsen aufsetzte. Wes und David waren wahrhafte Zwillingsengel, die aussahen, als wüssten sie nicht im geringsten, wovon Howard sprach.
Howard wandte sich wieder an Kurt. "Bist du dir sicher, dass du nach Windsor willst?"
"Ich habe keinen Grund, es nicht zu sein."
Das Husten von Wes und David verriet sie beinahe, aber Howard schien zu verstehen. Er seufzte und sah Kurt an. "Gut. Also ist es Windsor." Er drehte sich zu den anderen. "Ich werde ein Auge auf ihn haben, also seht zu, dass ihr ihn nicht zu sehr verängstigt. Nachdem Marcus Holland Windsor für Stuart verlassen hat- "
"Sein Verlust!", spottete David.
"- Reed dachte er wäre krank und wollte nur helfen- ", fügte Wes hinzu.
"Und darum hat er zweiundzwanzig Steppdecken auf ihn gelegt, als er geschlafen hat?"
"Leute!", schnalzte Blaine.
Stille. Die drei Jungen sahen Mr. Howard erwartungsvoll an und Howard nachdenklich den Neuling. Kurt nutzte die Gelegenheit und sah Mr. Howard mit seinem besten "Ich-schere-mich-wirklich-nicht-darum" Ausdruck an.
"Also, wann ziehe ich ein?"
Kurt hatte alles über die Schulgebäude in der Broschüre gelesen, die seine Lektüre während der wirklich peinlichen eineinhalb Stunden Fahrt nach Westerville mit seinem Vater gewesen war.
So weit der Hintergrund ging, waren alle Häuser wünschenswert und extravagant, da die Mehrheit von Daltons Eliteschulkörper dort residierte. Wie es schien, war Windsor das begehrteste Haus, mit einer Menge Ehemaliger, die erfolgreich graduiert hatten und sofort auf eine der Elite-Universitäten gegangen waren.
So sah es auf dem Papier aus. Als Blaine, Wes und David Kurt das erste Mal nach Windsor brachten, waren die besten Verbindungshäuser der Nation eine Schande gegenüber dem massiven Gebäude im Stil eines Herrenhauses mit alten Säulen. Es sah aus, als würde es allen Anforderungen, die je daran gestellt wurden, entsprechen. Und das tat es auch, auf die eine oder andere Weise.
„Ihr... lebt alle hier?", fragte Kurt und sah ein paar Jungen, die in den Schlafsälen verschwanden. Drinnen hinter den Eichentüren begrüßte sie eine gewölbte Eingangshalle. Der Fußboden war marmorn und über den großen hölzernen Balken, die das Sonnenlicht brachen, hing ein massives Banner in königlichem Dunkelblau, das von einem goldenen Strahl, den farben Windsors, durchschnitten wurde.
Die Architektur war exquisit; von der reichen Schattierung des Holzes bis hin zu den eleganten Farbtönen der Wände und dem geschmackvollen Dekor hätte Windsor auch eine Ausstellung in einem Museum sein können, die die Eleganz der alten Welt aufzeigte.
„Ja, aber... Wes war vorher in Hanover", lachte Blaine.
„Wirklich?", fragte Kurt und folgte den anderen in die Halle. „Warum hast du gewechselt?"
„Hier war es aufregender."
„Ok, ich glaube langsam werde ich etwas nervös", sagte Kurt die Stirn runzelnd.
Blaine lachte und legte einen Arm um seine Schultern. Während Kurt versuchte, sein Herz davon zurückzuhalten, bei dieser plötzlichen Berührung aus seiner Brust zu fliegen, versuchte Blaine, vorgetäuschte Gelassenheit zu verströmen. „Okay, sieh mal, diese Sachen über die wir mit Howard geredet haben – das waren die übertriebensten Fälle. Die Jungs hier sind rational – meistens. Mach dir keine Sorgen. Wir würden dich nie in Gefahr bringen."
Oben explodierte etwas und Kurt hüpfte kurz in die Luft. Alle in der Halle zuckten nicht mal mit den Wimpern. Ohne seine Schrittlänge zu verändern, zog Wes einen Feuerlöscher hervor und reichte ihn einem Jungen, der wahrscheinlich genau deswegen heruntergekommen war. Alle machten weiter.
Ehe Kurt sich darüber wundern konnte, klingelte sein Handy. Er holte es hervor und las die Nachricht.
Hey Kurt! Bist du in Dalton? Was machst du? - M
Kurt lächelte und antwortete schnell. Denke, ich werde Internatsschüler. - K
Also... wirst du nur an den Wochenenden hier sein? - M
Kurt verspürte einen plötzlichen Schmerz. Er hatte Mercedes Gesichtsausdruck gesehen, als er von seinem Vorhaben, nach Dalton zu gehen, erzählte. Sie war die erste Person, mit der er darüber hätte reden sollen und am Ende war sie eine der letzten. Sogar er musste zugeben, dass sie nach allem, was sie zusammen durchgemacht hatten, mehr als eine last minute Ankündigung ohne Einholen ihrer Meinung zu seiner Entscheidung verdiente.
Sorry, M. Ich dachte nur, es würde Dad und Carole helfen, wenn ich nicht so viel pendele. - K
Das versteh ich. Mach dir keine Sorgen. - M
Du weißt, dass ich in einem Herzschlag da bin, wenn du mich brauchst, ok? - K
Kurt, entspann dich. Wir verstehen es. Keine Angst, wir holen alles an den Wochenenden nach. - M
Es war das „wir", das Kurt den Rest gab. Es war nicht nur Mercedes gewesen sondern der ganze Club. Er fing an sich zu fragen, was sie wohl gerade machten. Es war Mittagszeit, also mussten sie in der Cafeteria sein oder vielleicht auch im Musikraum um zu proben, was auch immer Mr. Schuester sich für sie ausgedacht hatte. Mike, Tina und Mercedes würden zu dem tanzen, was Puck vielleicht gerade auf seiner Gitarre spielte und Artie würde Brittany erklären, dass Gesichtsmasken nicht von Faschisten gemacht wurden. Santana und Quinn diskutierten vielleicht gerade eine Eigenheit von Coach Sylvester während Sam seinen Arm um Quinn legen würde. Rachel wäre für Finn mal wieder unverständlich viel mit Proben beschäftigt und seit Kurt nicht mehr länger da war, würde sie das Solo übernehmen, das für ihn gedacht war.
Wenn er nicht gegangen wäre.
„Kurt?"
Er sah auf und bemerkte, dass die anderen drei ihn besorgt anstarrten. Er blinzelte. „Was?"
Wes sah hinüber zu Blaine, der schon zwei mal versucht hatte, Kurts Aufmerksamkeit zu gewinnen und erst jetzt Erfolg hatte. Wie erwartet sah Blaine besorgt aus. „Ist alles in Ordnung?"
„Ja", atmete Kurt aus und schob sein Handy zurück in die Tasche. „Alles gut. Warum?"
David hob eine Augenbraue und sah zu Wes. Dieser sah ihn ebenfalls an und dann zu Blaine. Dieser ließ seine Augen bei Kurt während sie weitergingen. „Bist du sicher...?", fragte er.
„Ja", nickte Kurt und lächelte aus gutem Grund.
Das Problem, so viel mit Kurt gemein zu haben, war zu wissen, wenn er nicht die ganze Wahrheit sagte. Aber im Moment sah Blaine darüber hinweg und griff mit einem umwerfenden Lächeln nach Kurts Hand. „Komm, ich zeig dir die Zimmer."
Geblendet von diesem Grinsen konnte Kurt nichts weiter tun, als zu lächeln und ihm das handgeschnitzte Treppenhaus hinauf folgen. David und Wes sahen sich an und schüttelten nur lachend den Kopf.
„Ganz im Ernst, ich wünschte, sie würden einen Schritt weiter gehen", beschwerte sich David und lockerte seine Krawatte. „Wenn ich Blaine noch einmal schmachten höre..."
„Ich weiß nicht, als Blaine das letzte Mal in jemanden verschossen war, hat es zwei Monate gedauert, bis er ihm etwas davon erzählt hat...", sagte Wes zweifelnd.
„Lass uns nicht darüber reden, es schmerzt mich, sich daran zu erinnern, was wir durchmachen mussten", jammerte David. „Ich weiß noch, dass er immer diesen Song gehört hat, von dem er dachte, dass er perfekt zur Situation passt und es war das einzige, was eine ganze Woche lang in seinem Zimmer gespielt wurde."
„Ich hab sein Zimmer gemieden wie die Pest."
„Ich musste damit leben; wir haben uns ein Zimmer geteilt, Wes. WIR HABEN UNS EIN ZIMMER GETEILT. Ich hatte Ohrenstöpsel neben meinem Bett!"
„Und hier sind wir... wieder", seufzte Wes auf die Treppe deutend, wo Blaine und Kurt verschwunden waren. David machte den selben leidenden Seufzer. „Was wir nicht alles um der Freundschaft Willen tun..."
Kurt war sich ziemlich sicher, dass Blaine diesen Weg entlang gegangen war, aber nachdem der ältere Junge für einen Moment seine Hand losgelassen hatte, um mit einem Warbler in einem der Räume zu sprechen, war er verirrt. Sicherlich war er nicht so hoffnungslos in Navigation, aber die Korridore in Windsor sahen nicht nur identisch aus, sie waren auch auf jeden Etage gleich. Kurt war nur ein paar Schritte weitergegangen um sich die Kunstwerke an den Wänden, die Möblierung und die Tatsache, dass die Fußböden mit Teppich ausgelegt waren anzusehen und zu bemerken, dass die Holzmöbel so aussahen, als ob Antiquitätenhändler einen Herzinfarkt bekommen würden, wenn sie sie sähen.
Und jetzt hatte er keinen Schimmer, wo er war.
Und er hatte das Gefühl, beobachtet zu werden.
Und jetzt erinnere ich mich, wie ich Coach Sylvester von dem Horrorfilmgefühl erzählt habe... Kurt sah sich verstohlen um. Er dachte, eine Bewegung hinter sich zu hören, aber da war nichts, als er sich umdrehte. Er fuhr beinah aus der Haut, als er sich zurückdrehte und einen blonden Jungen mit einem Cheshire Grinsen vor sich sah.
„Hallo, Alice", sagte er, die eisblauen Augen funkelnd.
„Pardon?" Kurt starrte ihn an.
„Willkommen im Wunderland", sagte eine identische Stimme hinter ihm. Schnell drehte er sich um und entdeckte den selben Jungen, mit dem selben Grinsen, genauso dastehend. Zumindest... sah es danach aus.
„Okay..." Kurt sah zwischen beiden hin und her.
Der Zwilling hinter ihm machte einen geschmeidigen Schritt mit seinem langen Bein und stand jetzt neben seinem Bruder. Das gutaussehende Zwillingspaar grinste.
Kurt entschied, dass sogar Brittanys Halluzinationen mehr Sinn machten als das hier, aber er schütelte den Gedanken ab und ließ ein eher nervöses Grinsen aufblitzen. „Ich bin Kurt. Ich bin-"
„Neu hier", sagten die Zwillinge im Chor. „Wissen wir."
„Und... ihr seid...?"
Der Zwilling links hob eine Hand. „Ich bin Ethan."
„Und ich Evan", sagte der andere Zwilling.
Und im Einklang griffen sie jeweils eine von Kurts Händen. „Komm, Alice!", sagten sie. „Wir zeigen dir den Weg!"
Ohne die Kraft zu haben um zu protestieren und ohne wirklich in der Lage zu sein, etwas gegen die Dynamik der Zwillinge auszurichten, die gerade mit so viel Kraft an seinen Armen zogen, dass sie sie hätten amputieren können, sagte Kurt verwirrt: „Eigentlich war ich mit Blaine hier...?"
„Blaine?"
„Wir wissen, wo er ist."
„Er ist unten!"
„Er sucht nach dir!"
„Es macht ihm nichts aus, wenn wir dich eine Weile ausleihen."
Und Kurt wurde ohne viel Federlesen zum ersten Mal in einen Raum in Windsor gezogen.
Die Flure hatten ihn nur teilweise darauf vorbereitet, wie ein Zimmer in Dalton tatsächlich aussah. Es war, als würde man das Set von „Die Tudors" betreten. Von außen sah es nicht danach aus, aber innen hatte es die Größe eines großzügigen Apartments ohne Wände, die den Raum von den Betten trennten. Es gab eine große zentrale Fläche, auf der die Möbel standen. Im Fall der Zwillinge waren es eine üppige weiße Couch, ein Kaffeetisch aus Glas und ein großer Fernsehbildschirm. Der Kaffeetisch wurde von Nerf-Pistolen in Anspruch genommen, die neben Schulbüchern fehl am Platz wirkten.
Hinter diesem Wohnbereich waren die Betten, eines auf jeder Seite des Raumes, jedes auf einem hölzernen Podium, welches sie vom Rest des Zimmers trennte. Es waren gut erhaltene, antike Himmelbetten mit hauchdünnen Vorhängen. Eines war gemacht, das andere nicht (aber es lagen Schulklamotten darauf). Direkt gegenüber der Tür gab es noch ein drittes Podium für ein weiteres Bett, aber hier dehnte es nur den Freiraum aus.
„Okay!", sagte einer der Zwillinge, wahrscheinlich Evan, und ließ Kurt ohne Umschweife auf die sündhaft luxuriöse Couch plumpsen. „So sieht ein Zimmer in Windsor aus."
„Eigentlich sehen alle Zimmer so aus", sagte der andere, wahrscheinlich Ethan.
„Wir haben die anderen gesehen."
„Aber Windsor ist immer noch am besten."
„Natürlich."
„Um... ich möchte nicht unhöflich sein, aber könnte nur einer von euch zu einem Zeitpunkt reden?", fragte Kurt konfus.
Ethan lachte. „Blaine sagt, es hilft, wenn man von uns nur als eine Person denkt. Solange du neu bist. Du wirst dich daran gewöhnen."
„Danke", grinste Kurt.
Evan fuhr fort: „In Windsor sind immer zwei bis drei in einem Zimmer, außer wenn du besonders bist, dann kannst du einen Raum allein für dich anfordern. Zum Beispiel, wenn du Kapitän einer Sportmannschaft bist. Oder im Unterricht immer die 98% Marke knackst."
„Aber das ist schwer", sagte Ethan ausdruckslos. „Jeder hier bekommt ausgezeichnete Noten."
„Jeder."
„Ja."
„Exzellent ist hier durchschnittlich."
Kurt zitterte leicht und versuchte, die Informationen zu verdauen. Während er in McKinley nach einer Herausforderung gesucht hatte, war das hier nicht wirklich was er erwartet hatte. „Jeder. Okay..."
„Es gibt drei Häuser – Windsor, Hanover und Stuart. Und die mögen wir am wenigsten." Der andere Zwilling senkte beide Daumen und schnitt eine Grimasse. „Warum?", fuhr er fort, bevor Kurt auch nur seinen Mund öffnen konnte um zu fragen. „Weil sie ein Haufen Arschkriecher sind und das ist alles, was du wissen musst."
„Und du wirst die anderen Windsors bis zum Tod beschützen, und wir werden dasselbe für dich tun", nickte der andere Zwilling weise. „Windsor ist zweifellos das beste Haus – kümmer dich nicht um Hanover, die sind harmlos – aber Stuart will uns bei jeden Schritt ein Bein stellen. Vertrau ihnen nicht."
Nach dieser Aussage verschwand zu Kurts Erleichterung das manische Glühen in ihren Augen.
„Zapfenstreich ist um zehn wochentags und um elf an Wochenenden", sagte Ethan. „Bis dahin kannst du rumlaufen und im Grunde alles tun, was dir beliebt. Aber wenn du nicht pünktlich zurück bist, wirst du ausgesperrt."
„Und darum ist es gut, uns als Freunde zu haben", grinste Evan. „Weil wir dich wieder reinbringen können, ohne dass Howard es merkt!"
Ethan sah stolz aus: „Wir können jede Tür und jedes Fenster auf dem Campus öffnen. Wortwörtlich sowie im übertragenen Sinne."
„Das muss euer Ding sein." Kurt hob eine Braue und fragte sich, ob sie es ernst meinten. Sie schienen der Typ Leute zu sein, die einen gern auf den Arm nahmen. „Mir wurde gesagt, dass jeder hier irgendwie schräg drauf ist."
„Nun... nicht nur...", lächelte Evan goldig und bat Kurt eine Nerf-Pistole an.
Kurt dachte nach, lächelte dann und nahm die Pistole.
„Gute Wahl", grinste Ethan. Dann zog er seine eigene Waffe und traf Kurt genau auf die Stirn.
Als Blaine keine zehn Minuten später aus dem Zimmer der Zwillinge stürmte, war er aus mehreren Gründen wütend: erstens) hatte er die Zwillinge angeschriehen, weil sie Kurt entführt hatten, ohne jemandem zu sagen, wo er war; zweitens) weil sie Kurt in ihre zwei mal pro Woche stattfindende Nerf-Schlacht gezogen hatten und drittens) weil sie ihn mit besagter Nerf-Waffe in dem Moment angefallen hatten, als er zur Tür hereinkam. Den Neuling in Windsor allein zu lassen, war keine gute Idee, aber wenigstens atmete Kurt, als er ihn aus dem Nerf-Krieg zog. Zumindest ein wenig.
Kurt lachte so sehr, dass er beim Laufen stolperte, Blaines Hand umklammerte seine fest. Er sah den älteren Warbler an und würgte hervor: „Auf was sind diese Typen?"
„Wir wünschten, wir wüssten es", lachte Blaine, nichtsdestotrotz amüsiert, dass Kurt Spaß hatte. Er beugte sich näher heran um Kurts knallrote Stirn zu inspizieren. „Sie haben dich hier erwischt."
„Es war es wert, Evan einen Matrix-Move machen zu sehen, nachdem ich das erste Mal auf ihn geschossen hatte", sagte Kurt und sein Lächeln wurde unbehaglich da Blaine ihm so nah war. Dieser sah fasziniert aus. „Woher wusstes du, dass das Evan war?"
„Wusste ich nicht", gab Kurt zu. „Es hat sich... angefühlt wie Evan?"
„Dann war das Ethan", grinste Blaine. „Er ist der elastischere."
„Oh, also haben sie Unterschiede!", lachte Kurt.
„Sehr wenige." Blaine hielt an einer Tür an und öffnete sie. „Das ist mein Zimmer."
Kurt sah hinein und obwohl es von der Architektur her genau dem der Zwillinge entsprach, war es sehr wie... Blaine. Die Möbel in der Mitte waren anders, sie bestanden aus warmen und komfortablen Farben und Materialien. Es gab einen dicken Teppich in der Mitte und nur ein Bett sah benutzt aus. Da es von einem Lernbereich mit Büchern, Stiften, Papieren und einem eleganten Laptop umgeben war und es ein schwarzes Brett mit Fotos von den Warblern gab, nahm Kurt an, dass es Blaines Bett war. Auf dem anderen Podium stand auch eines, aber es war zur Seite geschoben und dort lagen Kissen wie in einer Sitzecke. Das mittlere Podium war zu Kurts totalem Erstaunen zu einem „Kino" mit einem großen Bildschirm umfunktioniert worden.
„Wie... hast du das Ding hier überhaupt reinbekommen?", fragte Kurt fassungslos.
„Der ist eigentlich ziemlich alt – war in einem der Überwachungsräume und als die neue bekommen haben, hab ich gefragt, ob ich einen haben kann."
„Und sie haben ihn dir gegeben?"
Blaine grinste. „Er ist nicht nur für mich. Viele Warbler kommen vorbei um abzuhängen. Also haben wir ein paar Fäden gezogen."
Der McKinley Glee-Club konnte sich nicht mal den Transport geschweige denn diesen Bildschirm leisten, dachte Kurt. Er ging im Raum herum, sah sich Blaines Sammlung von Filmpostern an und machte am Brett mit den Warbler-Fotos und denen, die keine Dalton-Uniform anhatten, halt. Plötzlich fiel ihm auf, dass es sehr still im Zimmer war. Dann sah er auf. „Warte mal... du wohnst allein?"
„Wenn man ungefähr zehn Leute hat, die jeden Moment hereinplatzen und singen, Krach machen oder Verwirrung stiften, halten sich Zimmergenossen nicht lange."
Kurt lächelte, setzte sich dann mit einem Seufzer auf die Couch und sah sich um. „Also bist du hier ganz für dich allein..." Er sah sich die Größe des Raumes an.
„Es hilft mir, meine Freizeit besser zu schätzen, wenn keiner vorbeischaut", gab Blaine zu und setzte sich neben ihn.
Es trat eine Stille ein, die weder unangenehm noch angespannt war. Sie waren beide müde, ohne zu wissen, warum sie es waren. Beide schienen einen Moment in ihren Gedanken verloren. Blaine rüttelte sich zuerst wach und sah, wie Kurt auf das Display seines Handys starrte. Darauf war nichts zu sehen.
Blaine stubste ihn sanft an. „Hey."
Einen Moment lang sah Kurt ihn an, bevor er sich an seine Schulter lehnte, diesmal ohne die Spur eines Lächelns. Blaine sah ihn leicht überrascht an, genoss es jedoch, solange es dauerte. Er legte einen starken Arm um Kurts Schultern, nicht sicher, ob er Wärme aufnehmen oder sie dem anderen Jungen geben wollte. Dessen ungeachtet vergrub Kurt sein Gesicht an Blaines Schulter und ließ ein schauderndes Seufzen hören. Blaine verschränkte eine freie Hand mit seiner.
„... es wird leichter", murmelte er schließlich.
Eine Pause. „... wann...?", wisperte Kurt ohne sich zu bewegen, die Hand fester haltend.
„Tja, wann...", seufzte Blaine. Er schielte zu Kurt. Er war diesen verführerischen Lippen, die ihn das erste Mal im äußeren Treppenhaus in McKinley gefesselt hatten, immer so nah. Und genau wie damals drehte er sich weg, bovor er etwas Bedauernswertes tat.
Er wollte ihm unbedingt alles sagen, aber nachdem er tag für Tag darüber nachdachte, gab es im Moment noch keine Worte, die erklären konnten, was er für ihn empfand. Selbst für ihn war es ein Rätsel, wie ein Junge in weniger als einem Tag seine Aufmerksamkeit gewinnen konnte, ohne es zu wissen.
Und nach allem, was bisher passiert war, würde er Kurt so nur verletzten; er war sicher, dass Kurt nicht auch noch diese Komplikation brauchte. In seinem jetzigen Zustand würde jeder Schritt seinerseits ihn ausnutzen.
Und er würde sich selbst niemals vergeben, wenn er sich zu Kurts Problemen addieren würde.
Im Moment... beschütze ich dich. Vor allem. … sogar vor mir.
Blaine lächelte Kurt an. „...wenn du dir zutraust, wieder aufzustehen."
Kurt sah auf. Blaines Lächeln dehnte sich aus. „Du musst eine einmalige Person sein, dass du so lange durchgehalten hast." Er drehte sich weg, seine Augen wanderten zum Korkbrett mit den Fotos. „...Ich habe es nicht so lange geschafft."
„Blaine...?" Kurt setzte sich aufrecht, sah ihn an und hob besorgt eine Augenbraue.
Aber Blaine sah ihn nur weiterhin mit diesem warmen Ausdruck an. „Du bist wirklich so viel stärker als du denkst. Kurt... Courage kann auch bedeuten, an sich selbst zu glauben, über alles hinauszuwachsen und wieder der zu werden, der du gern sein möchtest, zu einer Zeit, in der du glaubt, dass alles auseinanderfällt."
Er nahm Kurts Hände. „Aber diesmal... bin ich die ganze Zeit bei dir. Wie ich schon sagte, du hast meine Unterstützung. Okay?"
Kurt sah hinunter auf ihre Hände und zurück zu Blaines Lächeln. Er fühlte seine Augen brennen, als sie sich mit Tränen füllten, aber sein Stolz verhinderte, dass sie fielen und er blinzelte sie weg. Er lachte durch den Schleier vor seinen Augen und nickte. „Ja. In Ordnung."
Blaine lachte und grinste ihn an. „Halte durch."
Kurt lachte nur, wischte sich die Augen und nickte.
„Das ist wie aus 'nem Julia Roberts-Film", grummelte Wes und verdrehte die Augen, als er die Szene sah.
David grinste ihn an und sah dann zurück zu den beiden in Blaines Zimmer. „Da werde ich dir zustimmen. Aber sie sind fast Ekel erregend liebenswert."
„Blaine sieht tatsächlich glücklich aus", feixte Evan und Ethan fügte hinzu: „Was besser ist, als ihm dabei zuzusehen, wie er auf seinen Blackberry starrt und auf eine SMS von seiner ziemlich hübschen Nymphe wartet."
„Ist es schon offiziell seine ziemlich hübsche Nymphe?", fragte David.
„Noch nicht. Wenn die Art wie hibbelig sie miteinander sind ein Beweis ist. Und du weißt genauso gut wie ich, dass wenn Blaine „offiziell" mit jemandem geht, dann..." Wes verdrehte die Augen. „Würde er sich viel weniger quälen." Er deutete auf die beiden, die im Zimmer gemütlich plauderten.
„Kann er singen?", fragte Ethan neugierig. „Du hast erwähnt, dass er im McKinley Glee-Club war."
„Auf dem einzigen Band von McKinley, dass wir haben, ist nur dieses kleine Mädchen mit den riesigen Dingern", kommentierte Evan. „Und Blaines kleine Nymphe war Chorsänger."
„Nun, Blaine besteht darauf, dass er singen kann – ich weiß nicht, wie er das wissen will, wenn sogar Kurt behauptet, er hat ihn noch nie singen hören." David zuckte die Schultern.
„Wir werden es früh genug erfahren", nickte Wes, verschränkte die Arme und ließ seine Augen bei dem Pärchen auf der Couch. „Er wird für Harvey und Medel singen müssen. Sie werden entscheiden."
„Er wird's schaffen", sagten die Zwillinge im Chor.
„Und woher wollt ihr das wissen?", fragte David.
Evan – oder war es Ethan? - lachte, als er Kurts strahlendes Lächeln, mit dem er Blaine ansah, studierte. „Nur so ein Gefühl."
In der nächsten Episode: Der Schmerz verschiebt sich, als die Jungs versuchen, Kurt sich zu Hause fühlen zu lassen. In Dalton gibt es kein Mobbing, aber es gibt ganz eigene Rivalitäten und Windsor, Stuart und Hanover haben bald ihr erstes großes Event. Kurt hat seine eigenen Probleme, da er den Chorleiter Greg Harvey und die Musikerin Sylvia Medel beeindrucken muss. Zwischen Lernen, den Warblern und den Versuchen, nicht komplett von Blaine abgelenkt zu werden, fängt Kurt an, das leben in Dalton zu meistern.
