Ja, ja, ich konnte mal wieder die Finger nicht von diesem Fandom lassen.
Disclaimer: Die hier verwendeten Figuren und Schauplätze sind das geistige Eigentum von Jane Austen und lediglich geliehen. Auch verdiene ich kein Geld mit dieser Geschichte.
Siehe, ich verkündige euch große Freude
Mr.
Bennet war vermutlich nicht der beste Vater, den man sich denken
konnte. Nicht, nachdem er die Erziehung seiner Töchter über
Jahre hinweg einer Frau überlassen hatte, die er zwar geheiratet
hatte, der er aber keinen Respekt entgegenbrachte und sich lediglich
über ihre flatterhafte, unsinnige Art amüsierte. Dabei war
ihm die Zukunft der fünf Mädchen keineswegs gleichgültig
– schließlich hatte er jedem potenziellen Heiratskandidaten,
den seine Frau erwähnt hatte, seine Aufwartung gemacht. Doch
erst die unselige Eskapade mit Lydia und Wickham hatte ihm deutlich
vor Augen geführt, dass derlei Antrittsbesuche allein nicht
ausreichten und seine sonstigen Versäumnisse nicht zu übersehen
waren. Deshalb beschloss er, fortan mehr Anteil am Leben und der
Entwicklung seiner Töchter zu nehmen.
Zum Glück bewahrte
ihn die Hochzeit seiner beiden ältesten Töchter davor,
diesem Entschluss großartig Taten folgen zu lassen, denn nach
so vielen Jahren der Ruhe und Freiheit, die seine Bücher ihm
versprachen, war die banale Konversation in einem Ballsaal, und der
Zwang selbige auch noch selbst betreiben zu müssen, mehr als Mr.
Bennet auf Dauer ertragen hätte. Aber Jane und Elizabeth waren
schon immer vernünftig und verantwortungsbewusst gewesen und so
überließ er ihnen nur allzu gern seine zweitjüngste
Tochter Catherine, die aufgrund ihrer engen schwesterlichen Beziehung
zu Lydia ähnlich oberflächlich und kokett war. Immerhin war
sie weniger dickköpfig und so leichter erziehbar und da die
Umgebung von Pemberly, allem voran das Beispiel von Darcys Schwester
Georgiana, ihr zeigten, dass Flirten kaum als dauerhafter
Lebensinhalt gelten konnte, waren die Fortschritte in Kittys Benehmen
ziemlich beachtlich.
Dennoch war Mr. Bennet beunruhigt gewesen,
als Jane in einem ihrer letzten Briefe erwähnte, dass Colonel
Fitzwilliam einen Freund, einen gewissen Colonel Danforth, eingeladen
habe, die Osterfeiertage mit ihm in Pemberly zu verbringen. Zwar ging
Mr. Bennet davon aus, dass es sich bei Colonel Danforth um einen
anständigen Mann handelte, doch er befürchtete, dass beim
Anblick der roten Uniform Kitty wieder in ihre alten Verhaltensweisen
zurückfallen könnte. (Fitzwilliam war mittlerweile mit Anne
de Bourgh verlobt und stellte diesbezüglich keine Gefahr mehr
dar.) Und so war er einmal mehr zu einem seiner Überraschungsbesuche
nach Derbyshire aufgebrochen.
Jetzt aber, wo die Kutsche ihn die
letzten Meilen nach Longbourn brachte, konnte er sich ein zufriedenes
Schmunzeln nicht verkneifen, insbesondere, wenn er an die Reaktion
seiner Frau dachte, wenn er ihr Kittys Brief überreichen
würde.
Pemberly,
31. MärzLiebste
Mama,
Du
glaubst ja nicht wie glücklich ich bin. Ich möchte
überschäumen vor lauter Freude! Colonel Danforth hat um
meine Hand angehalten. Und ich habe natürlich Ja gesagt… Oh,
er ist ja so wonnig! Und so klug! Dabei aber keineswegs langweilig
oder so.
Oh
Mama, es war so romantisch!
Am
ersten Abend erschien er mir noch ein wenig reserviert, doch schon da
ist mir aufgefallen, was für ein aufmerksamer Tischnachbar er
doch ist. Er konnte ganz wundervoll erzählen. Und anders als es
bei klugen Leuten so oft der Fall ist, habe ich ihm ansehen können,
dass ihm die Plauderei nicht nur leicht fiel, sondern er sie auch
genoss.
Schrieb
ich es am ersten Abend noch dem Zufall zu, dass er mein Tischherr
wurde (Fitzwilliam hatte Georgiana gewählt, Darcy führte
selbstverständlich Lizzy zu Tisch, so dass D. im Grunde nichts
anderes übrig blieb, als mir seinen Arm anzubieten), gab es am
folgenden Morgen, als wir zum Karfreitagsgottesdienst fuhren, keinen
Zweifel, dass er von sich aus meine Gesellschaft suchte. Warum sonst
hätte er mich einladen sollen, mit ihm in seinem Phaeton zu
fahren? Auch in der Kirche richtete er es so ein, dass er neben mir
saß. Oh Mama! Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte
der Pfarrer an diesem Morgen noch viel länger predigen können.
Nicht, dass ich ernsthaft etwas von dem, was er von der Kanzel
herabsalbaderte, mitbekommen hätte, aber es war unglaublich
aufregend, immer wieder heimliche Blicke mit D. auszutauschen.
Natürlich kein auffälliges Starren, schließlich waren
wir in einer Kirche und die ganze Gemeinde hätte sich sonst
binnen kürzester Zeit das Maul über uns zerrissen. Aber es
war genug, um mir ein wohliges Kribbeln über den Rücken
laufen zu lassen. Der öffentliche Eindruck war dann wohl auch
der Grund dafür, weshalb Fitzwilliam nach dem Gottesdienst
geradezu darauf bestand, dass er mit D. im Phaeton zurückfahre
und ich bei Lizzy und Darcy in die Kutsche einsteigen sollte.
Aber
spätestens beim Osterball gab es keinen Zweifel mehr an Colonel
D.s Absichten. Denn wie sonst hätte man es verstehen sollen,
dass er nicht nur das Eröffnungsmenuett mit mir tanzte, sondern
auch noch zwei Walzer! Stell Dir nur vor, Mama, drei Tänze an
einem Abend mit dem selben Herren und zwei davon Walzer! Aber ich
denke, dass er zuvor bereits mit Papa gesprochen hatte, denn
andernfalls hätte mir Lizzy wohl kaum erlaubt, mich von ihm ein
drittes Mal auf die Tanzfläche führen zu lassen.
Dennoch
hat er noch eine ganze Woche verstreichen lassen, ehe er sich mir
während eines Spaziergangs im Park erklärte. Er sagte, er
habe mir Zeit geben wollen, ihn ein wenig besser kennenzulernen,
damit meine Entscheidung nicht von den ersten fünf Minuten
unserer Begegnung abhängig wäre. Ist er nicht hinreißend?
So mitfühlend und charmant? Oh, und er sieht auch noch umwerfend
gut aus. Von dem zusätzlichen Glanz, den seine rote Uniform ihm
verleiht, ganz zu schweigen.
Liebste
Mama, ich hoffe doch, dass Du uns Deinen Segen gibst – Papa hat
bereits zugestimmt. Wir wollen im Sommer, spätestens aber zur
Eröffnung der Jagdsaison nach Longbourn kommen und hoffen, noch
in diesem Jahr zu heiraten.
Oh
Mama! Ich bin ja so glücklich!
Deine
Dich liebende Kitty.
„Oh,
Mr. Bennet! Oh, mein kleines Kätzchen! Verlobt! Noch dazu mit
einem Colonel!" Mrs. Bennet konnte kaum noch an sich halten, als
sie die Lektüre des Briefes beendet hatte. „Aber sag, mein
Lieber", unterbrach sie ihren Freudentaumel, „wie steht es mit
seinen Beziehungen, mit seinen Finanzen?" Denn so schön die
Aussicht auf eine weitere verheiratete Tochter war, ohne finanzielle
Absicherung waren auch die schönsten Anträge wenig wert,
würde doch nach Mr. Bennets Tod dieser schreckliche Mr. Collins
Longbourn und alles, was dazu gehörte, erben.
Mr. Bennet
lächelte milde, während er sich im Geiste darauf
vorbereitete, Zeuge zu werden, wie seine Frau endgültig den Kopf
verlor. „Er ist zwar nur der jüngere Sohn eines einfachen
Ritters aus Devon, aber..." Er legte eine spannungssteigernde Pause
ein, was ihm von Mrs. Bennet eine ganze Reihe ungeduldiger Blicke
einbrachte. „Aber dank eines Patenonkels, der im überseeischen
Handel zu einem beträchtlichen Vermögen gekommen ist, und
der vor etwa drei Jahren verstorben ist, verfügt Colonel
Danforth über ein jährliches Einkommen von etwa viertausend
Pfund im Jahr, vielleicht auch etwas mehr."
„Oh, mein lieber
Mr. Bennet! Viertausend Pfund im Jahr und höchstwahrscheinlich
mehr! Oh was für ein Glück! Der liebe Colonel Danforth! Ich
habe ihn bereits jetzt ins Herz geschlossen. Oh, und natürlich
müssen die Kinder uns im Sommer besuchen. Und bei der
Gelegenheit können sie auch gleich heiraten. Viertausend Pfund!
Oh, Mr. Bennet!..."
Zufrieden mit sich und der Welt, aber
keineswegs geneigt, den überschwänglichen Äußerungen
seiner Frau noch länger zuzuhören, zog sich Mr. Bennet in
die Bibliothek zurück.
