Disclaimer: Alle bekannten Figuren gehören J.K. Rowling. Ich verdiene hiermit kein Geld.

Kapitel 1

„Lily!", kreischte eine Stimme hinter mir. Ich fuhr herum. Meine beste Freundin Sophy stürmte auf mich zu. Ich ließ meinen Koffer los und blieb lächelnd stehen. Sie fiel mir um den Hals als hätte sie mich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, obwohl wir uns gerade mal vor zwei Wochen das letzte Mal gesehen hatten und uns seitdem gefühlte 238 Briefe geschrieben hatten.

„Wo ist es?", fragte sie aufgeregt als sie sich von mir gelöst hatte. Ihre braunen Augen funkelten.

„Was?", fragte ich irritiert.

„Na dein Abzeichen.", sagte sie ungeduldig.

Ich lachte. „Ach so. An meinem Umhang. Ich zeig's dir nachher." Kurz vor dem Ende der Ferien hatte ich zusätzlich zu meiner Bücherliste auch das Schulsprecherabzeichen bekommen. Alice, meine andere beste Freundin hatte zwar jedem, der es hören wollte oder auch nicht, erzählt, dass Dumbledore wahnsinnig sein müsste, eine andere als mich zur Schulsprecherin zu machen, aber so richtig daran geglaubt hatte ich nicht. Umso glücklicher war ich natürlich gewesen, als ich das Abzeichen bekommen hatte. Überhaupt versprach mein letztes Schuljahr in Hogwarts großartig zu werden. Ich war Schulsprecherin. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, war ich endlich Potter los. Der hatte letztes Jahr seinen Abschluss gemacht. Er und der Rest von den Rumtreibern. Das musste einfach mein Jahr werden.

„Weißt du mittlerweile, wer der andere Schulsprecher ist?", fragte Sophy.

Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Aber ich werd's ja gleich rausfinden. Wollen wir mal zum Gleis gehen? Vielleicht ist Alice auch schon da."

Sie nickte und wir gingen zusammen durch die Absperrung. Gleis 9 ¾ wimmelte von Schülern und Eltern. Meine Eltern hatten mich schon am Eingang von King's Cross verabschiedet, weil Petunia wie immer schlecht gelaunt auf dem Rücksitz saß. Wie immer wenn es um irgendetwas ging, das mich betraf. Schließlich war ich ihrer Meinung nach das schwarze Schaf der Familie. Meine Eltern teilten ihre Meinung zwar nicht, versuchten aber immer, es uns möglichst Beiden recht zu machen. Sophy ließ sich schon seit zwei Jahren nicht mehr von ihren Eltern zum Gleis bringen, weil sie ihr peinlich waren. Das konnte ich nicht verstehen. Ich fand, dass Mr und Mrs Altridge wundervolle Menschen waren. Aber Sophy bestand darauf, dass es peinlich war, wenn sie sich am Gleis von ihren Eltern verabschieden ließ.

Wir kämpften uns mit unseren Gepäckwagen durch das Gewühl von Menschen. Ein Stück weiter vorne, in der Nähe des Vertrauensschülerabteils, fanden wir schließlich auch Alice. „Da seid ihr ja!", rief sie und umarmte uns nacheinander. „Ist das schön, euch wieder zu sehen. Ohne euch ist es einfach langweilig."

Sophy und ich begrüßten auch noch Alices Eltern. Dann beschlossen wir, schon einmal in den Zug einzusteigen, damit Alice und Sophy ein Abteil in der Nähe des Vertrauensschülerabteils reservieren konnten. Das machten wir schon seit zwei Jahren so, seit ich das erste Mal die Zugfahrt in besagtem Abteil verbringen musste. So konnte ich sie schneller mal besuchen. Dieses Jahr hatte ich natürlich ein wenig mehr zu tun als bisher.

Die beiden machten sich auf die Suche nach einem Abteil, während ich den Weg zu meinem einschlug. Schon bevor ich die Tür aufzog, sah ich, dass bereits jemand darin stand. Ob das mein neuer Partner war? Ich öffnete die Tür und trat ein. Der Junge fuhr herum. Es war Cosmo Fletcher, einer der Jäger des Quidditchteams von Ravenclaw aus meinem Jahrgang. Er war wirklich nett und er sah außergewöhnlich gut aus. Er hatte dunkelblonde Haare, die ihm lässig ins Gesicht fielen, strahlend blaue Augen und einen durchtrainierten Körper. „Cosmo!", sagte ich erfreut, „Sag nur, du bist Schulsprecher?"

Er lachte verlegen. „Ich konnte es selbst kaum glauben. Bei dir überrascht mich das allerdings nicht, Lily."

Ich lächelte geschmeichelt. „Danke. Ich freu mich schon darauf, mit dir zusammen zu arbeiten."

„Oh ja… Ich bin froh, dass es niemand aus Slytherin geworden ist!"

Ich nickte. Genau das war auch meine geheime Befürchtung gewesen.

„Komm, ich helf dir mit deinem Gepäck.", sagte er und griff nach meinem Koffer. Sophy, Alice und ich hatten uns eben zu dritt abgemüht, um ihn überhaupt in den Zug zu kriegen, aber für ihn schien es kaum ein Problem zu sein, den Koffer nach oben auf die Gepäckablage zu heben. Bewundernd betrachtete ich seine muskulösen Arme, bis mir klar wurde, dass ich ihn anstarrte. Ich wurde rot und sah schnell aus dem Fenster. Starren war nicht gut. Lily Evans starrte niemanden an.

„Was ist mit der da?", fragte er.

Ich war noch damit beschäftigt, mich selber zurechtzuweisen, also hatte ich keine Ahnung, von was er sprach. „Wie? Wer?"

Er lachte und deutete auf den Käfig meiner Eule Penny. „Oh… Äh… Also, ich glaube, die werd ich nachher ein bisschen raus und neben dem Zug herfliegen lassen."

„Okay. Ich geh noch mal kurz raus, mich von meiner Familie verabschieden."

Ich nickte. „Bis gleich."

Da noch keiner von den Vertrauensschülern da war, beschloss ich schnell meinen Umhang anzuziehen und dann nach Sophy und Alice zu suchen. Daraus wurde allerdings nichts, denn als ich gerade fertig war, platzten zwei aufgeregte Neu-Vertrauensschüler aus Hufflepuff in das Abteil. Als sie feststellten, dass ich die Schulsprecherin war, begannen sie, mich mit Fragen zu bombardieren.

Nach und nach trudelten auch die restlichen Vertrauensschüler ein und als der Zug sich in Bewegung setzte, begannen Cosmo und ich mit unseren neuen Pflichten. Zuerst legten wir die Passwörter für alle Gemeinschaftsräume und das Vertrauensschülerbad fest. Dann verteilten wir die Vertrauensschüler für Kontrollrundgänge auf die Waggons. Als wir allein waren, legten wir die Passwörter für unsere Schulsprecherräume fest. Dann sagte Cosmo: „Okay, den ersten Rundgang heute Abend übernehmen zwei Lehrer, also würde ich sagen, morgen machen wir den Kontrollgang und dann sollten wir so schnell wie möglich ein Treffen festlegen, bei dem wir die Abende aufteilen."

Ich nickte. „Wir müssen nur wissen, wann die Häuser ihre Quidditchtrainings liegen haben, damit wir das berücksichtigen können."

„Genau. Gut. Die Waggons haben wir soweit aufgeteilt, also würde ich jetzt gerne mal zu meinen Freunden gehen. Was ist mit dir?"

„Ja, ich auch." Wir verließen beide das Abteil und Cosmo verschloss die Tür mit einem Zauber. Dann trennten wir uns und ich suchte meine Freundinnen. Ich hatte sie kurz darauf gefunden und betrat ihr Abteil. Mittlerweile hatten sich auch Hanna und Rosalyn, die beiden anderen Gryffindor-Mädchen aus unserem Jahrgang, zu ihnen gesellt. Beide standen auf als ich reinkam. „Da ist ja unsere Schulsprecherin.", sagte Rosalyn, genannt Rosie, und lächelte mich breit an. „Glückwunsch!"

„Danke." Ich umarmte die beiden und ließ mich dann auf einen Sitz fallen.

„Wer ist der andere Schulsprecher?", fragte Sophy sofort.

„Cosmo Fletcher aus Ravenclaw."

„Cosmo Fletcher…", wiederholte sie und ihr Gesicht nahm einen verklärten Ausdruck an. „Ehrlich mal, Mädels, ist das nicht der heißeste Typ von ganz Hogwarts?"

„Oh ja!", stimmte Rosie sofort zu, Alice nickte und sogar von der schüchternen Hanna kam ein leises: „Ja!"

„Sag mal, Lily…" Sophy sah mich an und ihre Augen hatten dieses spezielle Funkeln, das sie immer hatten, wenn sie etwas plante. „Meinst du, du könntest mir vielleicht helfen, mal ein Date mit Cosmo zu kriegen? Ich meine, du arbeitest ja jetzt eng mit ihm zusammen und ihr teilt euch die Schulsprecherräume…"

Ich sah Sophy erstaunt an. Sie war eigentlich gar nicht schüchtern, wenn es um Jungs ging – eine Art weiblicher Sirius Black, wie Alice manchmal sagte – und jetzt sollte ich ihr ein Date besorgen? Auch wenn es mir komisch vorkam, nickte ich. „Klar." Sie war schließlich eine meiner besten Freundinnen.


Gegen Ende der Zugfahrt musste ich wieder zurück ins Schulsprecherabteil. Wir wussten, es war sinnlos, im Gedränge vor den Kutschen nacheinander zu suchen, also beschlossen wir, uns erst am Gryffindortisch wieder zu treffen. Ich landete in einer Kutsche mit Cosmo und den beiden Ravenclaw-Vertrauensschülern aus dem sechsten Jahrgang. Die beiden waren ziemlich still und so wandte ich mich an Cosmo. Er sah mich schon mit einem Grinsen im Gesicht an. „Was ist los?", fragte ich irritiert.

„Mir ist gerade aufgefallen, dass ja dein hartnäckiger Verehrer gar nicht mehr da ist." Cosmos Grinsen wurde noch ein Stück breiter.

Ich stöhnte innerlich auf. Potter! Aber dann lächelte ich erleichtert. „Stimmt."

„Und, wie ist das so?"

„Schön. Schön ruhig." Potters Lieblingsbeschäftigung während der letzten Jahre war es gewesen, mich so oft wie möglich nach einem Date zu fragen. Was ihn allerdings nicht davon abgehalten hatte, nebenbei so viele Mädels wie irgend möglich abzuschleppen. Meine Vermutung war, dass er nur so hartnäckig war, weil ich so ziemlich die einzige war, die ihm immer wieder einen Korb gab.

Cosmo lachte.

Als wir vor dem Schloss abgekommen waren, verabschiedete ich mich von Cosmo und den beiden anderen und ging zum Gryffindortisch. Ich konnte meine Freundinnen nirgends entdecken, also setzte ich mich und hielt ihnen Plätze frei. Sie kamen bald nach mir. Ich winkte ihnen und sie kamen lächelnd auf mich zu.

Sie setzten sich neben mich und Sophy meinte: „Leute, ich hab Hunger!"

„Und ich wüsste gerne, wen wir dieses Jahr in Verteidigung gegen die dunklen Künste kriegen!", sagte Alice und ließ den Blick über den Lehrertisch schweifen, der aber noch nicht vollständig besetzt war. Unsere letzte Lehrerin, Professor Tayemor, hatte sich diesen Sommer zur Ruhe gesetzt.

Nach und nach füllten sich die Tische mit Schülern. Auch der Lehrertisch wurde immer voller. Schließlich waren nur noch drei Plätze frei – der von Professor Dumbledore, der von Professor McGonagall, die dieses Jahr zur stellvertretenden Schulleiterin ernannt worden war und sich damit um die Auswahl der Erstklässler kümmerte, und ein weiterer, direkt neben Dumbledores Stuhl. Bisher war noch kein neuer Lehrer zu sehen, also musste der Stuhl wohl für ihn sein.

„Hey Lily… Wie ist Cosmo so? Ich meine, ist er nett? Oder ist er ein Macho?", fragte mich Sophy plötzlich leise.

Ich sah sie erstaunt an. So hatte sie sich bisher noch nie verhalten, wenn es um einen Jungen ging. Sie wirkte vollkommen unsicher. „Äh… also, er ist sehr nett, wirklich. Ich kenne ihn bisher ja nicht so gut, aber er wirkt absolut nicht wie ein Macho."

„Gut…" Sophy lächelte leicht entrückt, als wir von Alice einen erschreckten Aufschrei vernahmen. Verwirrt sah ich sie an. „Was ist los?"

„Da…" Sie deutete mit der Hand zum Lehrertisch. Dort nahm gerade Professor Dumbledore seinen Platz ein. Im ersten Moment verstand ich nicht, was daran so erschreckend sein sollte. Doch dann wanderte mein Blick weiter. Zu dem Stuhl neben Dumbledore. Und zu der Person, die mittlerweile darauf saß. Oh nein… das war doch nicht… nicht wirklich… James Potter?!

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Also, das war der Anfang. Jedes noch so kleine Review ist willkommen, ich freu mich immer über konstruktive Kritik.