Kapitel 1 – Ruhm und Ehre für das Reich

"Das könnt Ihr nicht tun!" rief Boromir erbost. Er konnte seinen Vater nicht begreifen. Er war sich dessen sehr wohl bewusst, dass sein Vater nur wenig Liebe für Faramir übrig hatte. Stets wurde dieser in allem was er tat, in allem was er versuchte, kritisiert.
Jedoch übertraf dieses Vorhaben alles bisher dagewesene an Schikanen. "Seit jeher werden die Nachkommen hoher Häuser mit einander vermählt um Reichtum und Frieden für das Reich zu sichern."
"Hoher Häuser wie Gondor und Rohan, aber ein - Haradrim Stamm? Das ist Wahnsinn! Euer eigener Sohn mit der Tochter eines wilden Barbar-""GENUG !" unterbrach Denethor, Truchnsess von Gondor, seinen ältesten Sohn. "Faramir wird seine Pflicht erfüllen." Dann wandte er sich ab und murmelte „Und zumindest einmal in seinem Leben von Nutzen sein."

Unbemerkt von seiner Sippe stand Faramir abseits und lauschte der Unterhaltung. Er war sich von Beginn an im Klaren, dass Widerspruch ohne Sinn war. Er kannte seinen Vater gut genug um zu wissen, dass wenn dieser einst einen Beschluss gefasst hatte, jenen auch ohne Erbarmen umsetzen werde.
Vor allem ein Gedankenspiel wie dieses, welches Reichtum, Sicherheit, Frieden und Ruhm für Gondor, oder viel mehr für das edle Geschlecht der Truchsessen bedeutete.
Faramir atmete die kühle Abendluft ein und ließ seinen Blick über die Stadt schweifen. Weiß, edel und voller Anmut. Die Stadt der Könige erschien ihm kalt und ohne Hoffnung.
Denethor war zufrieden, noch nie in der Geschichte war es einem Herren von Gondor gelungen, ein derartiges Bündnis mit einem der fernen Stämmen im Süden zu schließen. Seit jeher sind die Grenzen hart umstritten, die Haradrim fallen immer wieder in das Hoheitsgebiet ein, plündern und brandschatzen Dörfer und Städte. Verhandelter Frieden war oft nur von kurzer Dauer.
Vergangene Könige versuchten die Söhne der Könige von Harad am eigenen Hofe zu integrieren. Dies war natürlich nur eine edle Umschreibung einer erniedrigenden Gefangenschaft, was die Beziehung zwischen den zwei unterschiedlichen Völkern nicht sonderlich verbesserte.
Dass sich viele Königreiche Harads an den dunklen Herrscher gewandt haben und seinen Lügen glauben schenkten, war auch mitunter Gondors Schuld. Nie würde der stolze Truchsess das zugeben, kein Herr der einen Funken Ehre besäße würde das.
Aber nun beginnt ein neues Zeitalter- desssen war sich Denethor sicher. Er würde zweifellos in die Geschichte eingehen und man wird seinen Namen in einem Atemzug mit denen großer Könige nennen. Denethor war wahrlich zufrieden.