„Tom" Der Junge drehte sich um. Es goss in Strömen, man sah kaum etwas in der Dunkelheit.
Doch Tom konnte das Mädchen klar erkennen. Ihr schwarzes Haar klebte nass an ihren Wangen und ihre smaragdgrünen Augen glitzerten im schwachen Schein der Laterne.
Stolz lächelte er. Es war einfach zu faszinierend, dass er dieses schönste Mädchen von Hogwarts sein eigen nennen durfte.
Voller Liebe nahm er ihr wunderschönes Gesicht in seine Hände.
„Esmeralda", sagte er glücklich, „du weisst doch, das ich jetzt Lord Voldemort bin." Er sprach diesen Namen voller Zärtlichkeit aus, als könnte er bei falschem Sprechen zerbrechen.
Esmeralda trat einen Schritt zurück und schüttelte langsam ihren Kopf. Ihre Augen blitzten ein wenig wütend auf als sie sprach.
„Nein. Dieser Name wird dich zerstören!", flüsterte sie. Ihre Stimme zitterte.
Eigentlich wären jetzt Tränen über ihre Wange gekullert, doch Esmeralda weinte nie.
„Meine Liebste", begann Riddle sanft, „Was du sagst stimmt nicht. Er verleiht mir Macht. Jeden Tag, jede Stunde mehr. Irgendwann bin ich der mächtigste Zauberer und kann dir alles geben, was du willst!"
Er trat auf sie zu und strich eine pechschwarze Strähne aus dem Gesicht. „Hörst du, Esmeralda? Alles was du willst!" Seine Lippen berührten die ihren.
Doch sie stiess ihn von sich. „Ich möchte nur meinen Tom wieder!", zischte sie, „Gib mir Tom wieder, Voldemort!"
Wütend blickte sie zu dem Jungen hinauf.
Dieser lächelte sie an, griff schnell nach ihrer Hand und führte sie zu seinem Mund. „Ich möchte dir Tom heute Abend noch ein letztes Mal geben, Esmeralda.", hauchte er ihr ins Ohr.
Sie sank in seine Arme, genoss seine Nähe. Ja, jetzt konnte sie Tom wieder fühlen.
„Ich liebe dich, Esmeralda!"
Sie wusste nicht, wie lange sie da standen und sich küssten, doch irgendwann löste sie sich sanft von ihm.
Langsam verdrängte Voldemort den Jungen wieder, den sie liebte.
„Es ist vorbei", flüsterte sie erschrocken, als dieses beklemmende Gefühl in ihr hoch kam.
Voldemort lachte kurz und kalt auf.
„Ja", sagte er mit seltsam kräftiger Stimme, „Tom ist tot, Esmeralda. Es gibt nur noch Lord Voldemort"
Er sah das Mädchen an, sah zum ersten Mal ihre silbern glitzernden Tränen.
Ein letztes Mal zog er sie an sich heran und küsste sie noch einmal. Sie sah ihn an, strich ihm über die Wange.
Ein Abschied, der mehr schmerzte, als jeder andere. Ein Abschied, der Wunden hinterliess, die nicht mehr heilen konnten. Er hätte verhindert werden können, man hätte alles ändern können. Doch jetzt war es zu spät.
Sie drehte sich jetzt einfach um und verschwand ohne ein weiteres Wort im Dunkel des Verbotenen Waldes. Er sah ihr nach, bis er sie nicht mehr sehen konnte. Doch ihre Energie spürte er noch immer. Ihr zarter Duft benebelte ihn noch lange und das Gefühl ihrer sanften Lippen würde er nie vergessen. Doch Esmeralda gab es jetzt nur noch in seinen Erinnerungen.
Erschrocken öffnete sie die Augen.
Die Bilder des Traums verschwanden augenblicklich.
Um sie herum war ihre vertraute Umgebung, die Sonne warf ihre ersten Strahlen durch die Baumwipfel und die Vögel zwitscherten ihr Morgenlied.
Sie warf ihre Haare zurück und liess die Energie der Sonne in sie überfliessen.
Wie lange war er her, seit sie das letzte Mal von ihm geträumt hatte?
Nein, sie hatte noch nie von ihm geträumt.
Er war nicht mal mehr eine Erinnerung.
Denn Erinnerungen lebten, doch ihre Gedanken an ihn waren tot.
Aber dieser Traum hatte gelebt.
Es musste mehr gewesen sein als ein Traum.
Eine Vision? Vielleicht.
Sie schloss die Augen, versuchte, sich ein Bild von ihm vorzustellen.
Schon vor langer Zeit hatte sie vergessen, wie er aussah.
Doch jetzt plötzlich sah sie ihn wieder vor sich, klarer als jemals zu vor, als würde er vor ihr stehen.
Dazu wurde sein Bild von jenem Gefühl begleitet, das sie schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Dieses Gefühl von verzweifelter Liebe und unendlicher Trauer.
Lord Voldemort öffnete seine Augen.
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
Jemand, der nie träumte, träumte von vergessenen Erinnerungen, von einem Mädchen, dass einmal alles war, und jetzt nichts mehr.
Wie seltsam, dachte er sich und starrte ins Feuer, der einzigen Lichtquelle weit und breit.
Und er lächelte noch immer.
Sein altes Leben hatte er schon lange vergessen, doch an sie erinnerte er sich nur zu gerne. An ihre Schönheit, an ihr Stolz, an ihr Duft.
