Hi; das ist meine erste Story, also bitte nicht so hart^^
Mir gehören die Figuren leider nicht, aber ich danke Stephanie Meyer für alle; besonders meine Lieblinge Jasper und Alice. Der Anfang hat noch wenig mit der Summary zu tun, also bleibt dran.
Ganz großen Dank an meine Beta Jana xxx
Falls es euch gefällt…..REVIEW!
Manche träumen von der tiefen Nacht,
Doch Traurigkeit hat hier die Macht,
Das Geheimnis in meinem Herz
erfüllt die Erinnerung mit Schmerz,
Ich fühle den Weg der Angst,
fühle auch die letze Chance,
um zu verzeihen was war,
um zu hoffen es ist nicht wahr!
Intro
Fünf Jahre waren vergangen seit den Geschehnissen in Forks. Fünf Jahre ohne dass die Volturi zurückkehrten. Die Cullens zogen nach Crossfield, Canada nur ein Jahr nach Renesmees Geburt.
Charlie zerbrach es das Herz. Doch dieses viel zu schnell alternde Kind konnte nicht in der Öffentlichkeit aufwachsen und die bedrohliche Aura der Cullens verlor an Wirkung seit dem letzten Jahr der Highschool. Ben und Angela hätten mit in die Sache hereingezogen werden können oder die Menschen in La Push, wenn die Volturi von dem Vertrag wüssten. Es gab keinen Ausweg. Die Gefahr der Offenbarung war zu groß. Charlie bekam ein Blankoflugticket von Carlisle und Esme geschenkt und wurde Vielflieger. Er war seiner kleinen Enkelin zu sehr verfallen, um eine dauerhafte Trennung zu überstehen. An den Gedanken, Bella weniger bis gar nicht zu sehen, hatte er sich über die vielen Jahre nach der Scheidung langsam gewöhnen können. Sie war nun verheiratet, aus dem Haus. Dies war der Lauf der Dinge, auch wenn die genauen Umstände besser nicht zu genau geklärt werden sollten. Aber der kleine Rotschopf, der schon bald nicht mehr so klein war, brachte ein neues Gefühl von Glück in Charlies Welt, auf das er nicht mehr verzichten wollte.
Auch Jacob gefiel die Umsiedlung nicht, doch war es für ihn einfacher. Keine zwei Leitwölfe. Ein neues Rudel in Crossfield. Ein Rudel, dass eigentlich nur aus ihm bestand, Seth konnte er zum bleiben überreden. Dieser beendete seine Schule und lebte wie ein Scheidungskind in zwei Rudeln. Im Alltag machte er Sam das Leben schwer, indem er sämtliche Entscheidungen aus Jacobs Sicht analysierte. In den Sommerferien besuchte er Jacob und raubte diesem den letzten Nerv mit seiner Energie und seiner auffälligen Lebensweise als Wolf. Er tobte sich richtig aus. Jacob war regelrecht eifersüchtig, dass Nessie in Seth einen lustigeren Spielgefährten sah, immer wenn er da war. Leah suchte sich Arbeit in Calgary. Wie versprochen hielt sie den Kontakt in Grenzen, auch zu ihrem Wohl. Sie zog es vor ihren Bruder in La Push zu besuchen und ihn zu sich einzuladen, wenn er in den Ferien da war. Um das Anwesen der Cullens machte sie immer noch einen großen Bogen. Kein Bündnis könnte sie über ihre Abscheu gegen Vampire hinwegtrösten.
Crossfield - Eine neue Stadt, eine neue Schule. Ein Tag vor der ‚Einschulung'.
Bella glitt durch alle Räume. Ihr langes braunes Haar wirbelte hinter ihr her. Genauso wie Alice, der sie zu entkommen versuchte. Sie hatte es jedoch nicht schwer Bella zu folgen. Lautlos wie eine Elfe war sie immer genau einen Schritt hinter Bella. Ihre tintenschwarzen stacheligen Haare waren kaum zu sehen, so schnell bewegten sich die beiden durch das Haus.
Sie hatten eine Diskussion.
Zumindest hatte Alice eine mit Bella.
Eigentlich ging es nur um eine Shoppingtour durch Calgary. Die Debatte um diese weitete sich allerdings schon bald zu einem Prinzipienstreit aus.
Lieber ein weiteres Jahr untergetaucht bleiben oder zur Schule gehen und neu starten. Auffällige teure Designersachen kaufen oder in abgetragenen Fetzen möglichst unsichtbar zur Schule gehen.
Bella hatte Angst aufzufallen. Sie mochte es schon als Mensch nicht. Aber nun als Vampir mit übernatürlicher Schönheit war ihr der Fokus der Masse sicher, nur dass sie ihn mit mittlerweile sieben Familienmitgliedern teilen würde. Noch dazu als Mutter, was natürlich niemand erfahren durfte, ihre Angst aber nur verstärkte.
Dieses Thema hatte sie mit Alice schon dutzende Male durchgekaut und eine lange Schonfrist herausgeschlagen.
Diese war nun um.
Das wollte Alice in vollen Zügen genießen. Bella hatte ein mulmiges Gefühl, aber mittlerweile stand sie allein mit der Meinung, weiter zu warten.
Es war viel auffälliger, dass diese große Villa, in der sie sich eingerichtet hatten, bewohnt war. Es kamen nie Besucher oder Schaulustige, aber einige der Bewohner von Crossfield hatten mit dem Bezug des Anwesens zu tun und wunderten sich sicher längst, warum man von den neuen Nachbarn nichts zu sehen bekam.
Die offizielle Antwort würde lauten, dass sie sich zunächst ein Urlaubsanwesen gekauft hätten und Carlisle dann eine lukrative Stelle im hiesigen Klinikum bekommen hätte. Sie waren quasi erst eingezogen. Niemand würde mutig genug sein, sie zu besuchen, um feststellen, dass sie schon perfekt eingerichtet waren.
Aber auch wenn Bella morgen in diese Schule müsste, war das für sie noch längst kein Grund, der kleinen Nervensäge hinter ihr einen Gefallen zu tun.
Alice hatte die neusten Ausgaben der Vogue und Elle unter dem Arm. In wilder Collage hatte sie die schönsten neuen Modelle mit alten Klassikern kombiniert und die Köpfe der weiblichen Familienmitglieder draufgeklebt. Die Outfits waren so viel stilvoller und kreativer als zuvor, zumal Bella, Rosalie, Esme; Alice und Renesmee schöner waren als jedes Model, das diese Zeitschriften zierte.
„Komm schon Bella! Du kannst doch zu deinem ersten Schultag nicht in alten Sachen auftauchen!", beharrte Alice. Sie fuchtelte ihrer neusten Schwester mit den schönsten Kombinationen ihrer Klebearbeit unter der Nase rum, wild entschlossen, Bellas Modebewusstsein doch noch irgendwann zu wecken.
„Kein Mensch kennt mich dort, Alice", erwiderte Bella und schlug Alice Hand beiseite, um an ihr vorbeizukommen und ins nächste Zimmer zu eilen, „und so schwammig meine menschlichen Erinnerungen auch sind, weiß ich noch, dass ich immer dachte, ihr würdet auch in Kartoffelsäcken wie Models aussehen. Also werden meine Jeans ja wohl reichen! Du suchst nur nach einem Grund mich als Anziehpuppe zu missbrauchen."
Alice schmollte und legte die kleinen Papierfiguren zurück in ihre Modemappe. „ Ich sehe, dass du deine Meinung nicht ändern wirst. Bella, wir haben jetzt vier Jahre gewartet. Renesmee passt perfekt in diese Welt. Besser als wir. Sie wächst kaum noch. Den Menschen wäre es schon die letzten 2 ½ Jahre nicht aufgefallen. Es wird langsamer. Ich schätze," sie schnaubte verachtend. Die Zukunft nicht zu sehen, war ihr noch immer ein Dorn im Auge. „ dass sie in einem Jahr ausgewachsen ist, oder zwei… ach, was weiß ich."
Sie drehte sich wütend um und ging in Richtung Garage, weniger elegant als man es von ihr gewohnt war.
„Vier Jahre mussten wir so tun als existierten wir nicht; keine Spritztouren, keine Stadtbummel. Mir reicht's! Ab morgen leben wir wieder! Diese Angst ist vollkommen unberechtigt. Glucke!" Sie wusste genau, dass Bella sie noch hören konnte, obwohl sie kaum mehr als flüsterte. Ihre kleinen Hände waren zu Fäusten geballt. Sie musste ihren Willen heute noch durchsetzen, komme, was wolle.
Jasper und Emmet waren gerade wieder in einen ihrer Kämpfe verwickelt. Mit nackten Oberkörpern standen sie sich gegenüber, wild entschlossen, den anderen umzureißen, sobald sich die Gelegenheit bieten würde. Jasper sah viel zarter neben Emmett aus, obwohl auch er gut definierte Muskeln hatte. Seine hohe Statur war aber ausgeglichener proportioniert. Er strahlte Stärke und Überlegenheit aus. Seine wilde Mähne geriet durcheinander, immer wenn sie die Position wechselten und Jasper musste sie jedes Mal zurücklegen. Emmett wirkte regelrecht bullig. Die Muskelberge türmten sich auf seinem Körper auf. Unter normalen Umständen hätte er sicher eine schön gebräunte Haut gehabt. Aber so wie sie sich gegenüberstanden waren sie beide gleich in ihrer Hautfarbe. Strahlend weiß und momentan in allen Facetten des Lichts funkelnd. Unverwechselbar wie Geschwister und doch so verschieden von ihrem Typ. Emmett schnaufte wie ein Stier, er setzte viel Kraft in den nächsten Angriff, mehr als Esme den beiden offiziell erlaubt hatte. Jasper passte einen winzigen Moment nicht auf und fing sich den mächtigen Hieb von Emmet ein, weil er kurz durch Alices ungewohnt negative Gefühle abgelenkt wurde. Er rieb sich das Kinn. Jeder Mensch wäre nach diesem Schlag nie wieder aufgestanden und auch die meisten Vampire hätte eine Zeit zur Erholung gebraucht. Unter anderen Umständen hätte er sofort versucht, in einem Gegenangriff zu beweisen, dass er der Überlegene im Kampf war. Doch die Stimmung seiner Partnerin interessierte ihn sehr, sodass er Emmett einen weniger konzentrationsbedürftigen Wettkampf vorschlug. Diese willigte ein und verbuchte die heutige Partie auf seine Kappe. Er hatte es nötig; Jasper war im Vorteil.
Alice würdigte die beiden keines Blickes und betrat die Garage.
In Rosalie hoffte sie eine Verbündete zu finden. Auch sie wartete sehnsüchtig darauf ihren blutroten Porsche endlich wieder fahren zu können. Sie hatte schon so viele Verbesserungen daran vorgenommen, dass sie sich die letzte Zeit an Airbrush versuchte und immer wieder neue Motive kreierte.
In diesem Moment lehnte Rose über ihrem Wagen und begutachtete den Lack auf Unregelmäßigkeiten bevor sie das Motiv vollenden würde, an dem sie gerade saß. Selbst ein Autoliebhaber hätte seine Schwierigkeiten gehabt, zu entscheiden, welche Kurven ihm mehr zusagten. Sie trug einen enganliegenden Blaumann, dessen Reißverschluss so weit geöffnet war, dass man ihr unglaubliches Dekolleté nur bewundern konnte. Die Farbspritzer auf ihrer Haut und den zusammengebundenen Haaren ließen das Bild nur verführerischer erscheinen. Eine fleischgewordene Männerphantasie. Sie blickte nicht auf als Alice eintrat
„Rose, wir müssen shoppen!", befahl Alice nur kurz. Die Mappe mit den Entwürfen immer noch unter dem Arm. Sie würde Rosalie die schönsten Outfits für ihren Geschmack dann unterwegs zeigen. Langsam ging ihr die Geduld aus, „und wir nehmen dein Auto. Die Stadt soll sich an diesen Anblick ruhig schon mal gewöhnen!" Das galt für das Auto genauso wie für die unbeschreiblich schönen Insassinnen.
„Daraus wird nichts!", sagte Rose ruhig.
Wie ein Schlag ins Gesicht. Vermutlich härter als der, den ihr Freund gerade abbekommen hatte.
„ Das Bild ist noch nicht fertig! Ich werde die ganze Nacht noch dran sitzen, Sorry!" entschuldigte Rosalie sich nur knapp.
„Was?!" Alice war außer sich. „Ich dachte, auf dich könnte ich zählen! Warum fängst du denn mit einem neuen Motiv an? Das sah doch perfekt aus gestern!" Vielmehr als darüber wunderte sie sich jedoch, warum sie das nicht kommen sah. Die Antwort folgte prompt.
Kichernd und kabbelnd betraten Jacob und Renesmee die Garage. Sie hatten den ganzen Vormittag damit verbracht, sich auf die Schule vorzubereiten. Für Nessie war es der erste Schulbesuch überhaupt und sie würde gleich die ersten sieben Klassen überspringen und in die achte eingeschult werden. Jedoch war es bei ihrer Begabung und der hingebungsvollen Erziehung ihrer Eltern und der gesamten Familie keine Frage, dass sie Klassenbeste werden würde, wenn sie es darauf anlegen würde. Sie hatte mehr Sorgen, richtig reinzupassen. Das erste Mal nur unter Menschen ohne Hilfe von Vampiren. Zu diesem Zwecke hatte Jake sie sich zur Brust genommen und ihr lebenswichtige Weisheiten beigebracht wie ‚Weitspucken, Angst vor Kleinstlebewesen vortäuschen und Limoflaschen so kräftig schütteln bis sich ihr ganzer Inhalt über den Öffner ergießt'. Sie war eine gelehrige Schülerin. Sie hatten viel Spaß. Jacob selbst hatte ein wenig Angst als der Dümmste der ‚Neuen' dazustehen. Es würde auch für ihn der erste Unterricht an einer regulären Schule sein und überhauptwar er noch nie so begeistert von der Institution an sich gewesen. Er hatte widerwillig Nachhilfe bei Carlisle und Esme genommen. Die anderen Mitglieder der Familie weigerten sich dem ‚dummen Hund' was beizubringen. ‚Verschwendete Liebesmühen' hatte Rosalie gesagt. Diesen Morgen hatten sie nun geübt das Alphabet zu rülpsen und quadratische Funktionen zu lösen. Nun hatten sie sich eine Pause verdient und wetteten, wer zuerst auf einem Bein hüpfend in der Garage ankommen würde
„Wow, Rose! Das wird super!", jubelte Nessie und staunte über die ersten Linien auf der Motorhaube.
„ Ich hab dir doch gesagt, dass so ein Mond viel subtiler wirkt als das perfekte Selbstportrait, das da gestern noch prangte!", spottete Jacob und fing sich einen Nierenhaken von Renesmee. Spaßhaft brach er zusammen.
„Spielt draußen!", entgegnete Rose scharf. „Wenn nur ein Haar von dir in den nassen Lack fällt, kann ich von vorn anfangen, Köter!"„Naja", sinnierte Rose ruhiger und ohne aufzuschauen, „ wenn ich alle Krater bis morgen korrekt platzieren will, bleibt kaum noch Zeit!"
„Ihr!", Alice deutete wütend auf die beiden einzigen dunklen Flecken in ihren Familienvisionen. Doch sie drehte sich um und lief zum Haus zurück in Edwards Zimmer.
Nachdem sie sein Zimmer besetzt hatte, als sie zu den Cullens gestoßen war und auch in Forks das Vorrecht für die Zimmerwahl gewonnen hatte, war es in Crossfield an Edward sich den schönsten Raum herauszupicken. Er selbst hätte gegen Alice vermutlich wieder verloren, aber da Bella neu war und mit Edward das Bett teilte, ließ Alice sie gewähren. Es war groß und hell, die Farben der Flitterwochen waren immer noch Hauptthema. Ein großes sandfarbenes Bett, zartblaue Möbel und weiße Teppiche; insgesamt viel Platz für Zweisamkeit und Romantik, von denen sie in den letzten Jahren immer mehr hatten. Der Wunsch von Renesmee ihren Eltern ganz nah zu sein nahm im selben Maße ab, wie der, Jacob auf eine andere Weise nah zu sein, zunahm. Edward war momentan allein. Sein Wissensdurst war ungelöscht, auch wenn er die letzten Jahre seine Prioritäten anders setzte. Manchmal, an Tagen wie diesen, nutze er die Chance zu studieren; Altes wie Neues; Bekanntes und Unbekanntes; heute Hamlet.
Hier war ihre Chance auf eine begeisterte Antwort zur Shoppingeinladung schon schlechter und Dank der sich ständig mit seiner Tochter kreuzenden Zukunft auch keine Vision zum Ausgang der Diskussion verfügbar. Sie beruhigte sich und änderte ihre Taktik.
Hüpfend betrat sie sein Zimmer, in dem er auf dem weißen Flokatiteppich liegend ein Buch las. Shakespeere, wie sie deutete.
Er hatte sein schiefes Grinsen auf den Lippen, denn er konnte ihren letzten Versuch, trotz ihrer Bemühungen, in ihren Gedanken sehen. Doch er war Gentleman genug, um sie ihre Bitte formulieren zu lassen.
Sie lächelte strahlend:„Bruderherz? Liebst du mich?"
Er stieg amüsiert darauf ein: „Sehr!"
„Dann möchtest du doch gewiss, dass ich glücklich bin?" süß wippte sie auf und ab und klatschte in die Hände.
„Aber natürlich!", er legte das Buch weg und setzte sich noch in derselben Sekunde in den Schneidersitz und blickte sie erwartungsvoll an.
„Dann bitte, bitte geh mit mir einkaufen!" Ihr Gesicht war mitleidserregend.
Er wäre schon aus Gutmütigkeit fast darauf eingestiegen, wenn ihre Gedanken einen Bruchteil einer Sekunde später nicht einen weiteren Teil der kürzeren Vergangenheit offenbart hätten. Ein Bild von Edward, Bella und Nessie erregte Alices Aufmerksamkeit und sie dachte unweigerlich und mit der gleichen Wut wie zuvor an das gluckenhafte Verhalten Bellas bezüglich Renesmee und deren ersten Schultag.
Edward sah jedes Detail der Erinnerung. „Alice, du bist nicht der einzige Vampir in diesem Haus! Du kannst deinen Kopf nicht immer durchsetzen. Bella sorgt sich um Nessie. Wir wollen unsere Familie doch alle beschützen!" wütend nahm er das Buch wieder in die Hand und begann sie zu ignorieren.
„Ach, bitte Edward. Dann komm du doch wenigstens mit, wenn deine Frau schon zu beschäftigt ist mit Grübeln." Sie schob sein Buch mit Anstrengung aus seinem Gesicht und zerrte an seiner Hand.
„Lass mich, du kleine Nervensäge!", seine Augen verließen die Seiten nicht. Er sagte es halb im Spaß und halb Ernst (so sehr er seine kleine Lieblingsschwester auch mochte, konnte er doch Kritik an Bella nicht einfach so dulden) und schüttelte ihre Hand ab.
Wenn sie auch nicht die Zukunft sah, wusste sie, dass sie verloren hatte.
Kein Shopping. Alte Sachen. Arme Alice.
Sie begab sich nach draußen und setzte sich in der Nähe der improvisierten Arena nieder. Emmet und Jasper duellierten sich gerade im Fingerhakeln und saßen sich gegenüber. „ Na? Alle abgenervt und keiner kommt mit?", juxte Emmet in seiner gewohnt unbeschwerten Art. Auch seine Ohren hatten jedes Gespräch der letzten halben Stunde verfolgt. Sein kurzes lockiges Haar war ganz nass von einer Wasserbombe, die Nessie und Jake auf ihn abgefeuert hatten; er hatte sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Der Wettkampf war sein Leben und in dieser Disziplin lag Jasper weit vorn.
Jasper verpasste ihm eine Kopfnuss auf diese lockigen Haare. Wenn Emmet es auch nur spaßig gemeint hatte, spürte Jasper doch sofort den Knick, den dieser eine Satz in Alices Emotionen auslöste.
Alice streckte ihm die Zunge heraus und lief in Richtung Wald. Ihre Augen brannten unangenehm. Als Mensch wäre es ihr möglich gewesen zu weinen; Sie war ein typisches Mädchen; Sie brauchte das, um das Chaos wieder zu ordnen.
Jasper gab sich freiwillig geschlagen und folgte ihr. Emmet würde diesen ungerechtfertigten Sieg nicht akzeptieren und später einen weiteren Kampf einfordern. Aber das war Jasper in diesem Moment egal. Er schnappte sich sein Hemd und schaltete Emmets wütende Stimme aus. Noch bevor er den Waldrand erreicht hatte, hatte er das graue Hemd zugeknöpft und die Ärmel hochgekrempelt.
Es war nicht schwer, Alice zu finden.
Ihren Geruch würde er noch in der menschenverseuchtesten Großstadt wiederfinden. Und die Waldluft war klar, getränkt von ihrer Spur. Er inhalierte den süßesten aller Düfte in der unglaublichen Reinheit, wie er sich hier präsentierte.
Einige Kilometer nördlich des Hauses saß sie an einem Bach; starr wie Stein blickte sie ins Nichts. Das Sonnenlicht, das diffus durch das Blätterdach drang, schimmerte auf ihrer makellosen Haut. Funkelnde kleine Diamanten, glitzernder als das Wasser.
Wie oft hatte er ihre unglaubliche Perfektion bewundert. Die geschwungenen Lippen zur Schnute verzogen. Die kleine Nase in Richtung Himmel; mit nachdenklicher Miene. Ihre makellose Haut nur spärlich bedeckt. Für diese Jahreszeit trug sie ein viel zu dünnes Kleidchen, das ihren eleganten elfenhaften Körper aber umso verführerischer umspielte. Doch für Schwärmerei blieb keine Zeit. Er spürte, dass sie sich verletzt fühlte und hatte das dringliche Bedürfnis sie zu trösten. Es sollte keinen Moment geben, in dem seine persönliche Sonne der Hoffnung und Freude durch Trübsal bedeckt wäre.
Er blieb hinter ihr stehen und legte sanft seine Hand an ihre Wange. Sie schien ihm warm und weich. Könnte sie weinen, das wusste er, würde er ihre Tränen fortwischen.
Sie erkannte die Geste und schmiegte sich tief in seine Hand. „Nerve ich?", fragte sie, drehte sich um und schaute ihm tief in die Augen.
Die Unschuld dieser Frage hätte ihn zum Schmunzeln gebracht, wenn Alice sie nicht so ernst genommen hätte. „Unmöglich!", versicherte er ihr und schenkte ihr ein bezauberndes Lächeln.
Er kniete sich zu ihr. „Deine Gegenwart ist mir die liebste. Die anderen sind nur zu sehr mit sich beschäftigt, um das Geschenk deiner Gesellschaft zu würdigen. Ich wäre mit dir Einkaufen gefahren", sagte er und küsste sie zärtlich auf ihr wildes Haar.
„Obwohl wir jetzt so lange Zeit auf engstem Raum gelebt haben", sprach sie leise, „ habe ich eher das Gefühl, dass wir uns alle voneinander entfernen. Keiner würde mich vermissen, wenn ich eine Zeit lang nicht da wäre."
Noch bevor er ihr widersprechen konnte verbesserte sie: „Naja, nicht so wie damals als wir nach Brasilien aufgebrochen sind und das Damoklesschwert über uns allen hing. Natürlich haben sie uns vermisst. Aber jetzt, ohne echte Gefahr, fühlt es sich an, als würden alle gerne mal Urlaub von mir haben."
„Probieren wir es aus!", erwiderte er schlicht. „Machen wir Urlaub von ihnen! Wir werden nicht einfach verschwinden wie damals, sondern uns ordnungsgerecht abmelden ohne unseren Aufenthaltsort zu verraten. Und wenn wir zurückkommen, wirst du schon sehen, wie sehr alle Cullens auf dich angewiesen sind, mein Liebling. Und sie werden es auch sehen!"
Ihm gefiel die Idee, das neue Schuljahr etwas mehr hinauszuzögern. Einige Tage oder Wochen mehr ohne das unerträgliche Brennen in seiner Kehle, ohne die Scharade eines normalen Teenagers aufrecht zu erhalten. Auch die Vorstellung, viel Zeit mit Alice allein zu verbringen, erzeugte unbändige Freude in ihm.
Sie konnte sehen, welche Emotionen in ihm aufstiegen und fühlte sich das erste Mal an diesem Tag mehr als gewollt.
Zutiefst geliebt und gebraucht.
Es war nicht schwer sich zu entscheiden, obwohl bei ihr auch der kindische Gedanke der Bestrafung ihrer ‚bösen´ Familienmitglieder eine entscheidende Rolle spielte.
„Wohin geht's?", sie strahlte ihn wieder an. Seine Sonne schien wieder, heiß und hell. Die Woge dieser Emotionen traf ihn wie ein warmer Sommerwind, ein Teil seiner Gedanken wirbelte unbeschwert im Strom dieses Glücks. Ein anderer blieb im hier und jetzt, bereit, die Reise zu planen.
„Wohin unsere Beine uns tragen!", antwortete er mit einem sanften Kuss auf ihre Hand.
Er half ihr auf.
Nicht dass sie es nötig gehabt hätte, aber so war er nun einmal erzogen worden und sie daran gewöhnt.
Hand in Hand gingen sie zum Haus zurück. Sie hatten keine Eile. Unterwegs pflückte Jasper Alice eine kleine Wildblume, Unterpfand seiner ewigen Liebe und mehr als passend für sie. Sie steckte sie in ihr Haar und bedankte sich mit einem Gefühl, das nur für Jasper bestimmt war. Sie musste es unterbinden als sie sich dem Haus und damit Edwards Empfangsbereich näherten. Jasper wusste das sehr zu schätzen. Anders als Emmett und Rosalie war ihre Liebe etwas sehr Privates. Nicht öffentlich und auch für Edward nicht komplett einsehbar.
In ihren Köpfen waren jetzt die Reisepläne und die weite Welt.
Die Schule würde morgen ohne sie beginnen. Die anderen sollten sich eine Ausrede für ihre Abwesenheit einfallen lassen. Noch diese Nacht würden sie aufbrechen und ihre Familie zumindest zeitweise hinter sich lassen.
In diesem Moment ein angenehmer Gedanke für beide.
