Der Moment, in dem alles auf einmal passiert oder: Ein Neuanfang
„Der Name ist Sherlock Holmes und die Adresse ist 221 b Baker Street."
Mit diesen Worten und einem Zwinkern war der Mann aus dem Labor verschwunden. Völlig perplex stand John da, noch immer regungslos, als Mike ihm bereits längst bestätigt hatte, dass Sherlock Holmes immer so sei.
Sherlock Holmes. Dieser Name klang schon so elegant und schwungvoll. Und irgendwie bedeutend. Der Name klang so, wie der Mann auf John gewirkt hatte.
Noch vor knapp einer Stunde war er schlecht gelaunt und hoffnungslos durch London gelaufen – gehumpelt traf es wohl eher – und jetzt war er nicht nur an den Ort zurückgekehrt, an dem er studiert hatte – bevor der Krieg ihn zu dem gemacht hatte, der er jetzt war. Nein, jetzt hatte er anscheinend auch einen Mitbewohner gefunden. Einen, der offensichtlich alles wusste, der in John lesen konnte, wie in einem offenen Buch. Er hatte von Afghanistan gewusst, von Johns Wohnungssuche, von seiner Therapeutin und sogar von Harry (auch wenn er hier nicht zu hundert Prozent richtig gelegen hatte). Wie machte er das nur?
Obwohl dieser Mr. Holmes in Eile gewesen war, kurz angebunden und eigentlich auch nicht sonderlich höflich, hatte John ihn auf Anhieb sympathisch gefunden. Allerdings: sympathisch war wahrscheinlich das falsche Wort. Es war wohl eher eine gewisse Faszination, die er ausstrahlte. John war neugierig geworden. Er wollte gerne mehr über diesen Menschen herausfinden.
Und zum ersten Mal seit er aus Afghanistan zurück war, fühlte er sich nicht deprimiert. Im Gegenteil: er freute sich auf den morgigen Tag und sah der Wohnungsbesichtigung mit Spannung entgegen. John wusste nicht weshalb, doch er hatte das unbestimmte Gefühl, das soeben etwas Bedeutendes geschehen war und dass ihm eine spannende Zeit bevor stand. Gemeinsam mit Sherlock Holmes.
