Turncoat – Verräter
Autor: elizaye
Fanfiction: Turncoat
(Links zu Autor und Story sind auf meinem Profil zu finden)
Beta: sunandstars123
Es handelt sich um eine autorisierte Übersetzung!
I. - H
Ich verstecke mich hinter einem Baum und bete, dass sie mich nicht finden. Die Dunkelheit kommt mir zugute, aber sie wird mich nicht vollständig verbergen. Sie werden mich irgendwann finden. Ich muss weg von hier.
Es sind so viele von ihnen. Ich habe Angst, dass ich es nicht lebend hier raus schaffe. Allerdings habe ich mehr Angst um Harry – sein Überleben hängt von diesem winzigen Kraut ab, welches ich vor einigen Minuten sorgfältig in der Innentasche meiner Robe verstaut habe. Und wenn ich es nicht innerhalb der nächsten halben Stunde zu ihm schaffe, ist eine vollständige Heilung nahezu unmöglich.
Mein Herz schlägt so laut, dass ich es kaum glauben kann, dass sie es noch nicht gehört haben.
Ich muss es lebend hier raus schaffen, Harry zuliebe. Und für die Zaubererwelt. Wir werden nicht aufhören zu kämpfen, falls Harry sterben sollte – aber ohne ihn werden wir letztendlich alle untergehen. Das ist zwar keine besonders positive Aussicht, aber ich war immer ziemlich stolz darauf realistisch zu sein. Ich werde und will mir keine falschen Hoffnungen machen.
Alles, was ich zu tun habe, ist hinter die Appariergrenze zu gelangen. Ich verfluche den Anti-Disapparations-Zauber, der auf die Ländereien von Hogwarts gelegt wurde und wünsche mir, dass ich von meinem Punkt aus disapparieren könnte. Die Todesser haben mittlerweile sicher schon die Grenze rund um Hogwarts abgesichert.
Warum sind das so viele?
„Expecto Patronum!", zische ich.
Ein silberner Otter schießt aus meinem Zauberstab hervor und einige Todesser hechten hinterher. Ich zähle bis drei, bevor ich in die entgegengesetzte Richtung renne und hoffe, dass meine Ablenkung einfach nur lang genug wirkt.
Was sagte ich soeben über das Schüren falscher Hoffnung?
Ich höre direkt hinter mir schwere Schritte und unterdrücke einen Schrei. Ich hatte schon immer ein furchtbares Glück. Scheint so, als ob es heute nicht anders ist.
Ich treibe meine Beine schneller voran und weiche einem Fluch aus, welcher einen Baum in Brand setzt. Ich schreie auf und weiche dem Baum aus, feuere einen Wabbelbeinfluch in die Richtung ab, aus der der Fluch kam. Ich hoffe, dass er den Verursacher trifft. Allerdings höre ich immer noch das Knacken des Unterholzes und weiß deshalb, dass ich ihn verfehlt habe.
„Protego!", rufe ich und ein unbekannter Fluch prallt an meinem Schutzzauber ab.
Abgelenkt durch die Nähe zum Apparierpunkt pralle ich direkt an jemandes Brust. Ich versuche meinen Zauberstab gegen ihn zu erheben, doch er hält meine Arme neben meinem Körper fest und ich höre, wie jemand von links einen Entwaffnungszauber spricht.
Mein Zauberstab fliegt aus meiner Hand.
Ich bin aufgeschmissen.
Dann sehe ich, wie plötzlich drei grüne Lichtblitze schnell hintereinander aus einem Zauberstab abgefeuert werden.
Der Todesser, der mich festhält, fällt zu Boden, gefolgt von zwei weiteren dumpfen Aufschlägen. Es ist still.
„Was geht hier vor?", höre ich von weit entfernt jemanden rufen.
Dann wirft jemand einen Umhang von hinten über mich und zieht die Kapuze über meinen Kopf. Ich drehe mich um, will sehen, wer mir hilft.
„Beweg dich nicht", zischt er, als er die Kapuze noch etwas weiter über meinen Kopf zieht.
Mein Zauberstab wird zurück in meine Hand geschoben und er gibt mir einen groben Schubs zum nächstgelegenen Apparierpunkt. Als ich den Punkt erreiche, drehe ich mich noch einmal um und sehe eine Todessermaske. Meine Augen weiten sich, aber er gestikuliert nur wie verrückt, dass ich verschwinden soll.
Bevor ich disappariere, hauche ich ihm nur zwei Wörter zu.
Danke dir.
Ich erscheine an der Türschwelle des Grimmauldplatzes und klopfe an die Tür. Sie wird geöffnet und Ron erscheint. Er richtet seinen Zauberstab auf mich.
„Was ist dein zweiter Vorname?"
„Jean."
„Wo sind deine Eltern?"
„Australien. Sie denken ihre Namen sind Wendell und Monica Wilkins", antworte ich bereitwillig.
Er tritt zurück und ich eile ins Haus. Er schließt die Tür hinter mir.
„Hast du es bekommen?"
Ich nicke und ziehe den kleinen Zweig aus meiner Tasche, um ihn ihm zu zeigen, bevor ich die Treppe hinauf zu Harrys Schlafzimmer im zweiten Stock renne.
„Wie geht es ihm?"
„Nicht gut. Er wird mit jeder Minute blasser", sagt Ron. „Ginny kümmert sich um ihn."
„Das hier wird dafür sorgen, dass es ihm besser geht."
Ich erreiche sein Zimmer und klopfe, bevor ich die Tür öffne.
„Merlin sei Dank, du bist hier, Hermine!", ruft Ginny, als ich eintrete. „Er hat starke Schmerzen."
Ich setze mich auf den Stuhl neben seinem Bett und reiße ein Blatt von der kleinen Pflanze ab.
„Harry, wach auf", sage ich.
Er schüttelt seinen Kopf schwach und versucht etwas zu sagen, doch dann hustet er und würgt Blut. Ihm geht es wesentlich schlechter als zu dem Zeitpunkt, als ich ihn verlassen habe.
Ginny unterdrückt ihr Schluchzen mittlerweile nicht mehr.
„Ron, halte seinen Kopf fest", befehle ich.
Ron eilt zu Harrys Bettseite und folgt meiner Anweisung. Ich ziehe seinen Kiefer herunter, um seinen Mund aufzubekommen und lege das Blatt behutsam unter seine Zunge.
„Das hält ihn für einen weiteren Tag am Leben. Ich gehe jetzt wieder nach unten, um den Trank zu brauen. Ginny, pass auf, dass er das Blatt nicht herunterschluckt oder ausspuckt. Ron, du kommst mit mir."
Ich haste die Treppen wieder hinunter, Ron ist mir dicht auf den Fersen. Als ich unten ankomme, verlangsame ich mein Tempo etwas, um ihm eine Frage zu stellen.
„Wie viele sind zurückgekehrt?"
„Fred, George und Bill sind seit ein paar Stunden zurück. Sie sind nicht so stark verletzt – nichts, was Mum nicht heilen könnte. Sie sind alle im obersten Stockwerk. Bill allerdings ist ein Wrack."
Ich betrete die Küche und ziehe einen kleinen Kessel aus dem Schrank.
„Warum das?", frage ich.
„Fleur. Sie hat es nicht geschafft."
Ich bin nicht wirklich überrascht – ich habe damit gerechnet, dass einige von uns sterben werden. Aber zu hören, dass Fleur von uns gegangen ist...
Ich höre nicht auf mich zu bewegen. Ich platziere den Kessel auf dem Tisch und fülle ihn zur Hälfte mit Wasser. Dann drehe ich mich zum Küchenschrank, um ein paar Bestandteile des Tranks zu holen.
„Wer noch?"
„George sagte, dass viele noch gekämpft haben, als sie gegangen sind."
„Das ist nicht das, was ich dich gefragt habe", antworte ich sogleich.
„Luna wurde getötet und... und Professor Flitwick", sagt Ron gedämpft.
„Und das sind alle im Moment?"
Ich werfe einen flüchtigen Blick zu ihm und sehe ihn nicken.
„Das ist fantastisch! Ich habe euch allen gesagt, dass es ein Hinterhalt war, eine Falle. Natürlich müssen du und Harry aufgeblasen behaupten, dass unsere Anzahl ausreichend ist, um gegen sie anzukommen. Absolut lächerlich! Jetzt sind drei von uns tot und Harry ist nah dran ebenfalls zu sterben. Wenn dieser Trank nicht hilft..."
„Warte... es gibt die Möglichkeit, dass das nicht funktioniert?" schreit Ron, eindeutig entsetzt.
Ich starre ihn wütend an. „Es wird funktionieren", sage ich widerwillig, um seine Angst zu mildern, „aber mal ehrlich... noch leichtsinniger hättet ihr nicht sein können, oder?"
„Danke dir, Hermine, Liebes", höre ich Mrs. Weasleys Stimme vom Flur, „ich hätte es nicht besser sagen können. Ronald Weasley, du solltest dich über dich selbst schämen!"
Er blinzelt wütend. „Es war nicht alles meine Schuld! Harry hat auch..."
„Diskutier nicht mit mir", sagt Mrs. Weasley. Sie nähert sich mir. „Wird mit Harry alles wieder gut?"
„Ja. Der Trank wird nicht länger als eine Stunde brauen müssen. Allerdings wird es eine Weile dauern, bis er wirkt. Der Schmerz wird weg gehen, aber er wird für mindestens eine Woche nicht in der Lage sein, sich zu bewegen."
Ron macht ein langes Gesicht. „Ist es wirklich so schlimm?"
„Wir haben Glück, dass er überhaupt überleben wird – es war nur ein Zweig in Professor Snapes privatem Vorrat übrig. Und ich hätte es fast nicht mehr lebend hierher geschafft."
Ron schaut extrem schuldig und ich habe beinahe ein schlechtes Gewissen, ihn so heruntergeputzt zu haben.
Ich nehme an, er meinte es gut – Mundungus hat uns erzählt, dass sich nur drei oder vier Todesser im Tropfenden Kessel versteckt haben. Aber als wir vor Ort eintrafen, strömten Dutzende von ihnen aus der Winkelgasse in die Kneipe und wir waren praktisch von einer Armee umzingelt. Es ist ein Wunder, dass Leute von uns immer noch dort sind um zu kämpfen.
Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder darauf, den Saft von zwei Mega-Power-Baum-Bohnen auszuquetschen. Ich gieße die Flüssigkeit in den Kessel und schaue zu, bis sie anfängt zu brodeln. Dann trage ich den Kessel zum Herd und richte meinen Zauberstab auf ihn.
„Incendio."
Das Feuer geht an und ich rühre das Gebräu um.
„Geh zur Tür. Ich bin mir sicher, dass gleich noch mehr von uns kommen werden", sage ich.
Ron verlässt den Raum ohne Protest und schließt die Küchentür hinter sich.
„Besetzen die Todesser Hogwarts immer noch?", fragt mich Mrs. Weasley.
Ich nicke. „Sie halten den Anti-Disapparations-Zauber immer noch aufrecht. Ich habe es geradeso lebend da raus geschafft."
Mrs. Weasley tätschelt meine Schulter. „Gibt es irgendetwas, bei dem ich dir helfen kann?"
„Nicht wirklich. Ich werde den Trank selbst zu Ende brauen. Brauchst du einen Trank für Fred, George oder Bill?"
„Ich nehme nur ein bisschen vom Blutbildungstrank", sagt Mrs. Weasley. Sie öffnet den Küchenschrank, um eine kleine Flasche herauszunehmen.
„Wenn ich mit diesem Trank für Harry fertig bin, werde ich noch etwas mehr brauen. Wir werden definitiv viel mehr als diese Flasche für die anderen brauchen, wenn sie wiederkommen."
„Danke dir, Liebes."
Sie verlässt die Küche mit der Flasche und ich schaue auf den dicken, blubbernden Trank im Kessel. Vielleicht hätte ich mehr Wasser hinzufügen sollen, aber jetzt ist es zu spät – es muss so funktionieren. Er sieht ein bisschen zu zähflüssig aus, aber ich hoffe, dass es ok ist.
Ein paar Minuten später kommt Mrs. Weasley gehetzt zurück.
„Haben wir noch etwas von dieser Heilpaste für Verbrennungen?", fragt sie und öffnet den Küchenschrank, der unsere Heiltränke beinhaltet.
„Ja, ich denke im oberen Regal", antworte ich. „Wer hat Verbrennungen?"
„Remus", antwortet Mrs. Weasley.
In diesem Moment kommt Ron in das Zimmer, er stützt Lupin, dicht gefolgt von einer besorgt aussehenden Tonks. Ihr Haar ist weiß und sie sieht gealtert aus, gekennzeichnet von Sorge. Ich frage mich, ob alle Metamorphmagi ihre Gefühle auf diesem Wege zeigen.
Mrs. Weasley schwingt ihren Zauberstab und eine kleine, hölzerne Box fliegt vom oberen Regal in ihre Hand. Tonks stößt einen Seufzer der Erleichterung aus und greift sofort nach der Box von Mrs. Weasley, um sie zu öffnen. Ich reiche ihr einen kleinen Butterstreicher, doch sie schenkt mir nur einen kurzen Blick, als sie sich zu ihrem Ehemann umdreht. Ron hilft ihr, Lupins Hemd auszuziehen und ich zische bei dem Anblick seiner starken Verbrennungen an der linken Schulter, dem Oberkörper und der linken Seite seines Nackens. Tonks fängt mit einem sehr besorgten Ausdruck an, die dicke, orangefarbene Paste auf seine Verbrennungen zu schmieren.
Ich gehe zum Trank und rühre weiter. Verflucht sei dieser dumme Mundungus, uns in dieses Unheil zu stürzen. Was für eine Sorte Spion ist er? Kann er nicht zählen? Oder schlief er während seiner Wache ein? Ich werde ihm den Hals umdrehen, wenn diese Geduldsprobe vorbei ist und alle Überlebenden zum Grimmauldplatz zurück gekehrt sind.
Dies sind definitiv die schlimmsten Nachwirkungen eines Kampfes, mit denen ich seit dem Beginn des Krieges umgehen muss. Drei Tote, alle in einer Nacht und es ist noch nicht vorbei. Ich bin mir sicher, dass es beim Sonnenaufgang mehr von ihnen gibt.
Wie durch ein Wunder sind bisher noch nicht so viele von uns gestorben. Arthur Weasley verließ uns bei der Schlacht um Hogwarts, als die letzten Horkruxe zerstört wurden. Professor Snape wurde ebenso getötet, aber mittlerweile wissen wir, dass er auf unserer Seite war, dass er bis zum Schluss Dumbledores Mann war. Ich kann immer noch nicht das Ausmaß seiner Liebe zu Harrys Mutter begreifen.
Ich wünschte, jemand könnte mich so lieben, aber so ein dummer Mädchentraum hat keinen Platz in einer Welt wie dieser.
Ich rühre den Trank weiter um und denke zurück an meine knappe Flucht.
Vielleicht verliert Voldemort Unterstützung von seinen Anhängern.
Wer war dieser Todesser, der mich freiließ? Und warum hat er das getan?
Auszug aus dem Autorenkommentar von elizaye:Ja, ich weiß, es ist offensichtlich, wer der Todesser ist. [...] Diese Geschichte spielt drei Jahre nach Heiligtümer des Todes. Es gibt keine Horkruxe mehr, aber Voldemort ist nicht bei der Schlacht in Hogwarts gestorben, weshalb der Krieg weiterhin anhält. Und FRED IST NICHT GESTORBEN :) Viel Spaß!
Meine Lieben,
ich bin wieder zurück mit einer neuen, echt langen Story.
Es sei erwähnt, dass Turncoat mein kleines Baby meiner Übersetzungen ist, da Turncoat die erste englische Fanfiction ist, die ich je gelesen habe – und dies hat mir die Tür zu vielen weiteren wunderbaren Fanfictions und auch die Tür zur englischen Sprache ein großes Stück weiter geöffnet.
Ein neues Kapitel gibt es vermutlich jeden Montag, insofern ich es mit meiner Arbeit einrichten kann. Wie einige von euch sicher schon wissen, habe ich jetzt einen Job und gerade am Anfang werde ich mich erst mal in den Arbeitsalltag einfinden müssen.
Wenn ich genügend Vorlauf an übersetzten Kapiteln habe (momentan sind es 43 von 101), werde ich zweimal pro Woche ein neues Kapitel hochladen.
Die Kapitel handeln aus der Sicht von Hermine oder ... (das erfahrt ihr noch früh genug :D), immer mal abwechselnd. Aus welcher Sicht das jeweilige Kapitel handelt, erkennt ihr an dem H für Hermine oder dem Anfangsbuchstaben für ... in der Kapitelüberschrift.
Wie immer ist zu sagen, dass ich die Geschichte nicht Wort für Wort übersetze, sondern so, dass zwar noch der Sinn passt, aber es im Deutschen schön klingt. Ab und an übersetze ich auch die Autorenkommentare von elizaye oder nur Teile davon, wenn ich sie als wichtig oder amüsant erachte. Wenn euch allerdings die kompletten A/N von ihr interessieren, werde ich diese für euch auch gerne übersetzen.
So, das war es fürs Erste was ich als wichtig erachte. Alle weiteren A/N von mir werden auch definitiv nicht mehr so lang ;) Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und freue mich auch schon auf eure Meinungen, Vermutungen und Spekulationen!
Mit den besten Grüßen,
Eure Ivy
