Wieso liebst du mich nicht?
„Hi Adam!", rief Lily Evans als sie ihrem Freund zur Begrüßung einen kurzen Kuss gab. Adam strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht.
„Ich hab dich so vermisst Lils!", flüsterte er ihr ins Ohr.
„Komm, lass uns in die Halle gehen. Das Fest fängt sicher gleich an", murmelte Lily und führte Adam an der Hand hinüber in die Große Halle von Hogwarts. Am Gryffindor- Tisch wartete bereits Lilys beste Freundin Julia Barnes.
„Hi Julia!", begrüßte sie auch diese und umarmte sie strahlend, „Na, schöne Ferien gehabt?"
Julia grinste bis über beide Ohren.
„Natürlich! Du sicher auch, so ganz ohne Potter…"
Daraufhin knirschte Lily bedrohlich die Zähne. Potter… wenn sie diesen Namen schon hörte, hätte sie sich am liebsten übergeben. Lily setzte sich an den Tisch, während Adam zum Ravenclaw- Tisch davon eilte. Mit einem Mal wurde es ruhig in der Halle, denn Professor McGonagall, Lehrerin für Verwandlung, hatte die Halle betreten. Sie trug einen großen, dreibeinigen Stuhl mit sich, auf dem zerschlissen ein Hut lag. Der Sprechende Hut von Hogwarts. Hinter der streng drein blickenden McGonagall trottete eine schüchterne Schar Kinder herein. Es waren die Neuen, die nun vor ihrer Auswahl auf die Schulhäuser standen.
Nach einer eher unspektakulären Auswahl begann das köstliche Festmahl in der Halle. Auf glänzenden Goldtellern waren die verschiedensten Speisen erschienen. Lily tat sich glücklich etwas von allem auf und plauderte munter mit Julia, bis ihr jemand kess auf die Schulter klopfte.
„Hey Evans! Auch wieder da", es war keine geringere Stimme, als die arrogante, selbstgefällige von James Potter.
Lily verschluckte sich heftig an ihrem Kürbissaft und bekam einen fürchterlichen Hustenanfall.
„Was willst du, Potter?", fragte sie wütend und drehte sich zu ihm um.
„Wollt nur mal vorbeischauen", sagte Potter feixend.
„Dann hast du das ja jetzt gemacht!", mischte sich Julia wütend ein, „Verpiss dich!"
Potter grinste noch immer, ließ ein „Wir sehen uns im Gemeinschaftsraum" hören und stolzierte wieder zu seinen besten Freunden, Sirius Black, Peter Pettygrew und Remus Lupin, zurück.
„Ich hasse diesen Idioten", zischte Lily verbittert.
Julia schaute ihre beste Freundin mitleidig an. So langte litt Lily nun schon unter diesem Potter. Immer wieder bedrängte er sie. Er lauerte ihr in den Gängen auf, nur um sie zum tausendsten Mal um ein Date zu bitten und zum tausendsten Mal ein geschmettertes, giftiges „nein" zu hören zu bekommen. Lily war der Appetit mit einem Schlag vergangen.
Nach Dumbledores üblicher Rede waren Lily und ihre Freundinnen schnurstracks in den Gryffindor- Gemeinschaftsraum geflüchtet. Da Lily zur Schulsprecherin ernannt wurde, wusste sie das Passwort bereits.
„Kommt!", murmelte Lily ihren Freundinnen zu, als sie durch das Portraitloch der fetten Dame geklettert waren, „Setzen wir uns in die …"
Doch weiter kam sie nicht. Vorm Kamin saßen bereits Potter und seine Crew, die sich selbst als Rumtreiber bezeichneten.
„Was macht ihr hier?", fragte Lily unwirsch.
Julia, die nach Lily durchs Portraitloch gekommen war, schaute verduzt zu den Jungs hinüber.
„Erstens…", erklärte Sirius Black mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen, „…ist das hier auch unser Gemeinschaftsraum"
„Und zweitens…", fuhr Potter fort, „… bist du nicht die einzige die zum Schulsprecher ernannt wurde"
Mona Raven gesellte sich auch zu ihrer Freundin Lily und sagte ungläubig:
„Du bist doch nicht etwa… nicht du Potter!"
Black lachte bellend.
„Ja, ich bin Schulsprecher", sagte Potter und grinste.
„W … Ich dachte … Remus?", stammelte Lily.
Remus schenkte Lily einen freundlichen Blick, schüttelte allerdings den Kopf. Remus war wirklich noch der vernünftigste der Rumtreiber.
„Komm Lils", murmelte Julia und zog Lily am Ärmel davon, in Richtung Schlafsäle.
„Ich hasse diesen Potter!", grummelte Lily wütend nachdem Julia sie die Treppe hochgeschupst hatte. „Er ist ja so unglaublich selbstverliebt. Bildet sich sonst was drauf ein, dass er schon mit fast jedem Mädchen im Schloss geflirtet hat. Und Black ist genauso!"
„Find ich auch Lils. Aber, nimm's mir nicht übel, ich bin echt hundemüde…", sagte Mona ruhig.
Lily verstand natürlich das ihre Freundin schlafen wollte, so ließ sie es darauf beruhen, sich in Gedanken ein paar fiese Namen für Potter auszudenken. Lily war jetzt schon in ihrem siebten und letzten Jahr auf Hogwarts. Und bereits seit der vierten Klasse nervte Potter sie andauernd. Es war wirklich zum verrückt werden. Mit diesen Gedanken im Kopf, war sie schon bald eingeschlafen.
Am nächsten Morgen, beim Frühstück in der Großen Halle, verteilte Professor McGonagall die Stundenpläne.
„Hey super!", sagte Lily freudig, als sie sah was sie heute in ihrer ersten Stunde hatten. „Wir fangen mit Zaubertränke an!"
„Ja, ganz toll für Slughorns Lieblinge. Ich hab wieder Pech. Wunderbar…. Wahrsagen in der ersten Stunde…", grummelte Mona vor sich hin.
Sie hatte den ZAG in Zaubertränke leider nicht bekommen, doch dafür war sie unglaublich gut in Wahrsagen, obwohl sie dieses Fach scheinbar gar nicht leiden konnte.
„Na, wenigstens hast du nicht Potter oder Black in deinem Unterricht. Die haben Julia und ich wieder am Hals", meinte Lily und suchte den Gryffindor- Tisch möglichst unauffällig nach den Rumtreibern ab.
Nach einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr prustete Julia laut.
„Oh je! Es ist schon nach neun! Wir kommen zu spät zu Zaubertränke wenn wir uns nicht beeilen!", rief sie hektisch, sprang auf und zog Lily mit sich, ohne dass sie sich noch einmal von Mona hätte verabschieden können.
Gemeinsam hechteten die zwei die Gänge zu den Kerkern hinunter. Gerade als sie an ihrem Zaubertrankkerker ankamen, wurde die Tür zugeschlagen.
„Mist!", rief Lily halblaut und riss die Tür wieder auf.
„Verzeihung Professor", hechelte Lily und Julia faste sich an die schmerzende Seite, „Wir hatten noch etwas Wichtiges…"
Mit einem Mal stockte Lily. Professor Slughorn war noch nicht da, stattdessen hockte ein grinsender Potter auf seinem Pult.
„Ach, haben wir uns auch dafür entschieden zum Unterricht zu kommen, Evans?", fragte er spöttisch.
„Potter!", kreischte Lily wütend, „Was fällt dir eigentlich ein?"
In der Sekunde in der Lily Potter böse anfunkelte kam Professor Slughorn in den Kerker. Dick wie eh und je und mit einem Wallrossbart.
„Na na na, Lily. Nicht so aufbrausend", sagte er freundlich und gluckste.
Potter sprang schnell vom Lehrerpult hinunter und setzte sich neben Remus an den Tisch. Auch Lily ließ sich neben Julia fallen.
Die Stunde ging fortan ereignislos weiter. Lily heimste einige Punkte für Gryffindor ein, die Potter und Black sofort darauf wieder verloren. In Verwandlung ging es ihr nicht anders, doch danach, in Zauberkunst, passierte das Unmögliche.
Die Stunde hatte gerade angefangen und Professor Flitwick war noch nicht da. Lily legte gerade ihre Feder und ihr Tintengläschen heraus, als Potter anstolziert kam.
„Hey Evans", sagte er, „Schicke Feder. Neu?" Und ohne zu fragen krallte er sich die Adlerfeder um sie genau unter die Lupe zu nehmen. „Schick, schick. Wirklich…" Er grinste sie hämisch an.
„Gib sie wieder her, Potter", flüsterte Lily bedrohlich.
„Uh, da krieg ich aber Angst", spöttelte Potter sofort wieder.
Julia hielt sich dieses Mal dezent heraus.
„Ich warne dich Potter! Leg das sofort wieder hin… oder…!", zischte sie von neuem.
Mit einem Mal beugte sich Potter ganz nah zu Lily heran, sodass sie seine unheimlich braunen Augen hinter seiner Brille funkeln sehen konnte.
„Willst du mir etwa drohen?", hauchte er in ihr Ohr.
Angewidert schubste sie ihn von sich. Potter fing lauthals an zu lachen. Da riss Lily zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich der Geduldsfaden. Sie biss die Zähne zusammen, dann fischte sie ihren Zauberstab aus ihrem Umhang. Julia schreckte auf und wollte Lily den Zauberstab aus der Hand reisen, doch zu spät, Lily hatte die Formel bereits gesprochen.
„Silencio!", rief sie wütend und sofort erstarb Potters Gelache.
Auch die anderen wurden plötzlich ruhig, denn alle wollten sehen wer Potter da verhext hatte. Da wandten sich auch die anderen Rumtreiber dem Specktakel zu und Black lachte bellend beim Anblick des sprachlosen Potters. Diesem steig die Zornesröte ins Gesicht und ehe sich Lily versah, zückte er ebenfalls seinen Zauberstab und ließ seine Zauberformel ab.
Letztes Jahr hatten sie gelernt zu Zaubern ohne zu sprechen und das wurde Lily jetzt zum Verhängnis.
Es gab einen kurzen Ruck und Lily hing verkehrt herum in der Luft. Ihr Umhang fiel ihr über den Kopf und krampfhaft presste sie ihren Rock gegen die Beine, damit er nicht auch umschweifte.
„Spinnst du Potter!", kreischte Mona.
„Lass sie sofort wieder runter!", kam es von Julia.
Lily strampelte immer noch wild umher und auch sie schrie:
„Nimm diesen verdammten Zauber von mir Potter!"
Die anderen aus ihrer Klasse standen nur sprachlos da, bis plötzlich ein entsetztes Quieken die Rufe der Mädchen und das Lachen von Black durchschnitt. Professor Flitwick war unbemerkt ins Klassenzimmer gekommen.
„Was geht hier vor?", rief er völlig aufgebracht.
KRACH!
Lily landete schmerzvoll wieder auf dem Boden. Hastig rappelte sie sich auf und rückte ihre Kleider zurecht.
„Bitte Professor…", meldete sich Julia zu Wort, „… Potter hat Lily mit einem Schwebe- Zauber angegriffen"
„Mr Potter! Was sagen sie dazu!", fragt Flitwick nun ihn.
Doch Potter konnte noch immer nichts sagen. Black grinste nur und sagte:
„Schweigezauber von Evans"
Mit einem erstickten laut und einem Schwenker seines Zauberstabs nahm Flitwick den Fluch von Potter.
„Ich hab sie nur angegriffen weil sie mich mit dem Silencio angegriffen hat!", verteidigte er sich völlig außer Atem.
Flitwicks Blick wanderte von einem Schüler zum anderen.
„Ja!", schrie Lily und schaute Potter verachtend an, „Aber nur weil du mir meine Feder weggenommen hast und…!" Doch Flitwick unterbrach sie.
„Das reicht!", rief er und fuchtelte mit den Händen umher, „Ich ziehe ihnen beiden zwanzig Punkte von Gryffindor ab und sie finden sich alle beide, heute Abend, zum Nachsitzen in meinem Büro ein! Jetzt beginnen wir mit dem Unterricht!"
