Anomorphs_1
Hi Leute! Das ist meine erste
Animorphs-fanfiction...also seid bitte nicht zu streng! Und lasst euch
nicht verwirren, wenn gewisse Dinge....komisch erscheinen*g* Mehr wird
nicht verraten!
Der Schein trügt
by Latrisha
MARCO:
Ich wusste nicht, wo ich war. Es
roch noch frisch gewaschener Wäsche und Desinfektionsmittel. Klar,
ich konnte einfach die Augen öffnen. Aber ich hatte Angst vor dem,
was mich erwartete.
Ich konnte spüren, dass eine
Decke über mir lag. Und ich konnte hören, wie plötzlich
die Türe aufging.
„Sir, sind sie sicher, dass dies
ihr Sohn ist?" Die Stimme war mir fremd.
„Natürlich bin ich mir sicher.
Denken sie, ich würde meinen eigenen Sohn nicht wieder erkennen?!"
Mein Dad. Ja, das war er eindeutig.
Aber dennoch ließ ich die Augen geschlossen.
„Ich hole mir eine Tasse Kaffee.
Wie lange dauert es denn noch, bis er endlich aufwacht?"
„Das kann ich ihnen nicht sagen.
Er müsste aber bald zu sich kommen."
Da öffnete sich die Tür
noch mal. Eine Person trat ein, und mein Vater ging hinaus.
„Und? Gehört er zu ihm?", fragte
der Mann, der gerade hereingekommen war.
„Jepp. Um ehrlich zu sein, ich hätte
ihn verleugnet, wenn es meiner wäre.", meinte der andere.
„Pfft. Drogen! Und das in seinem
Alter."
Drogen??? Plötzlich erinnerte
ich mich wieder. Daran, wie ich mich mit meinen Kumpels traf. Daran, wie
ich ihnen, wie versprochen, die Drogen überreichte, die ich für
sie beschaffen hatte.
Sie hatten mir auch etwas angeboten.
Zu viel, schätze ich.
Mein Tod war so gut wie vorprogrammiert.
Mein Alter würde mich umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken. Er
hatte mir schon mehrmals die schlimmsten Sachen an den Hals gewünscht,
nicht nur als die Polizei mich einmal wegen eines Ladeneinbruchs mitten
in der Nacht nach Hause brachte.
Und jetzt...
Dabei konnte ich ja noch nicht mal
was dafür. Die Leute verstehen manches nicht. Und erklären hilft
da auch nichts... - Hätte ich mich geweigert, hätten sie mich
verprügelt. Und zwar ernsthaft. Ich hatte wirklich keine Lust mit
gebrochenen Beinen und Armen rumzulaufen. Das hätte ich erst mal erklären
müssen.
Es ließ sich jetzt auch nicht
mehr ändern. Ich hatte sie gesehen, und sie unglücklicherweise
auch mich. Schätze, Leute wie die können niemanden brauchen der
weiß wann und wo sie sich treffen um ihren Stoff untereinander aufzuteilen.
Aber schlimm wird es auch noch, wenn jemand weiß wer diese Leute
sind. Und wenn sie wissen wer du bist. Tja, ich hatte meine Nase eben in
anderen Angelegenheiten als meinen eigenen. Und von da an waren diese Angelegenheiten
auch meine. Sie waren sicherlich froh, jemanden gefunden zu haben, der
‚freiwillig' Drogen zu beschaffen. ‚Freiwillig' irgendwelche Einbrüche
und andere Straftaten begeht. ‚Freiwillig' jemandem ein Messer in den Arm
schlägt. Es war sozusagen als Schutzgeld. Nur zum Wohl meiner eigenen
Gesundheit. Und der von anderen Personen. Wie nett...
Was dachte mein Dad von mir? Er hasste
mich, klar. Es hatte keinen Wert mehr, bei ihm zu bleiben, darauf
zu warten dass er mir verzieh. Nicht einmal ich würde so einen Sohn
haben wollen. Sicher, er wusste nicht warum das alles geschehen war. Aber
er durfte es auch nie erfahren. Es stand zu viel auf dem Spiel. Sie wussten
wo ich wohnte, wie ich hieß. Sie wussten, wo Samantha wohnte. Sie
wussten, wer sie war. Und sie wussten, wie wichtig sie mir war. Ich hatte
beschlossen, ihnen besser Glauben zu schenken, als sie mir schworen, sie
umzubringen, wenn ich auch nur ein Wort verraten würde. Das waren
keine gewöhnlichen Vorstadtgangster. Sie meinten es ernst. Wirklich
ernst.
„Aha, er ist aufgewacht, unser kleiner
Suchtbolzen. Du hattest so viel Gift in dir, dass man damit ein Pferd hätte
töten können. Es war nur dein Glück, dass man dich gleich
gefunden hat."
Plötzlich traf es mich wie ein
Blitz. Ich hatte einen Plan. Er würde wahrscheinlich nur vorübergehend
funktionieren, vielleicht auch überhaupt nicht. Aber einen Versuch
war es Wert.
Ich setzte mich langsam aufrecht
hin.
„Gift? Was meinen sie damit? Wo bin
ich denn überhaupt?", fragte ich, wobei ich mich bemühte, möglichst
schlaftrunken auszusehen. Ich rieb mir die Augen und schaute die beiden
mit einem unschuldigen Blick an.
„Im Krankenhaus natürlich, junger
Mann. Dein Dad wird gleich zurückkommen, und dann gibt's wohl erst
mal mächtig Ärger.", meinte der Arzt, oder was auch immer er
war, und grinste schadenfroh.
Wenn ich nicht vorgehabt hätte,
mal eben mein Gedächtnis zu verlieren, wäre ich im an die Gurgel
gesprungen. Das ließ ich dann selbstverständlich lieber bleiben,
denn ich wollte mich nicht zu auffällig benehmen.
„Dad? Welcher Dad?"
Zugegeben, es machte wirklich Spaß,
die beiden zu verarschen und zuzusehen, wie sie fragende Blicke austauschten.
Mr Schadenfroh holte kurz Luft und
fragte: „Sag mal, dein Name ist doch Marco, nicht wahr?"
Anscheinend dachten sie nun, sie
hätten den falschen Vater erwischt.
„Nun ja, ehrlich gesagt, mir fällt
mein Name gerade selbst nicht ein. Das klingt jetzt vielleicht bescheuert.
Aber ich glaube aber nicht, dass ich Marco heiße. Wer würde
seinem Kind schon so einen Namen geben?" Ich machte eine wegwerfende Handbewegung.
Die Augen der beiden Herren wurden
größer. Ich schätze, ich hatte sie davon überzeugt,
meine Gedanken verloren zu haben. Sie waren wirklich sehr naiv. Ich war
mir nun auch sicher, dass sie noch keine richtigen Ärzte waren, sondern
so zu sagen Azubis. Ob der Chefarzt mir diese Lüge wohl abkaufen würde?
Panik hatte ich allerdings vor meinem Dad, der ja auch gleich zurück
sein musste.
Wie auf Kommando ging die Tür
ein drittes mal auf.
„Ah, sie müssen wohl der
Chefarzt sein! Gut dass sie da sind, uns dreien ist nämlich gerade
aufgefallen, dass ich meinen Namen vergessen habe. Sie können mir
nicht zufällig auf die Sprünge helfen? Ach, und noch was: der
Herr, der sich als mein Vater ausgibt, ist ein Betrüger. Es wäre
mir ja selbstverständlich bewusst, wenn ich einen Vater hätte,
nicht wahr?" Ich gab ein seltsames Lachen von mir.
Klar, das ganze mochte sich
ziemlich geschwollen angehört haben, aber genau das brauchte es, um
meinen Vater zu verwirren. Ich will mich nun wirklich nicht selbst loben,
aber nicht einmal ich wusste, was für ein schauspielerisches Talent
in mir steckte. Ich tat so, als hätte ich das normalste der Welt von
mir gegeben, legte mich wieder hin und streckte mich genüsslich.
„Und, Herr Oberarzt, könnten
sie mich vielleicht informieren, in was für einem gesundheitlichen
Zustand ich mich befinde? Wenn ich im Krankenhaus bin, gehe ich einfach
mal davon aus, dass etwas schwerwiegendes vorgefallen ist."
Oh Mann, das machte nun echt
Spaß. Mein Dad stand einfach nur da und ich konnte beobachten, wie
seine Kinnlade immer weiter nach unten klappte.
„Marco?", fragte er misstrauisch,
so als ob er schon ahnte, dass das alles nur gespielt war.
„Sie wollen doch nicht allen Ernstes
behaupten, ich heiße Marco? Das kann doch nicht ihr Ernst sein!"
Ich machte ein Gesicht wie sieben
Tage Regenwetter und hoffte dabei nur, dass mein Dad keinen Verdacht geschöpft
hatte.
„Hat er sein Gedächtnis verloren
oder was? Das kann doch nicht wahr sein!"
„Sir, wir sind zwar noch keine zugelassenen
Ärzte, aber es ist ziemlich naheliegend, dass so etwas in dieser Art
geschehen ist. Es wird schwierig sein, herauszufinden, was genau passiert
ist, aber im Normalfall kommen die Erinnerungen nach einiger Zeit von allein
zurück.", sagte der Arzt, der bis jetzt noch nicht so viel gesagt
hatte, unsicher.
„Na gut. Und sobald er die wieder
hat, stecke ich ihn in ein Heim. Ich werde jetzt mit dem Chefarzt reden,
ob ich ihn gleich mit nach Hause nehmen kann.", sagte er gereizt. Man merkte
ganz genau, dass ihm das überhaupt nicht in den Kragen passte.
„Ach, sie sind gar nicht der Chefarzt?",
rief ich ihm noch hinterher, glücklich, dass mein Plan so gut funktioniert
hatte.
Adieu, du dummes Heim! Bevor jemand
überhaupt merkte, dass ich alles nur gespielt hatte, würde ich
nämlich schon längst weg sein. Innerlich schon Pläne schmiedend,
lehnte ich mich zurück in das weiche, weiße Kissen und machte
es mir es mir bequem.
* * *
Nach einer halben Stunde ungefähr,
kam mein Dad wieder zurück. Er befahl mir, meine Sachen zu packen,
um mich wieder nach Hause zu bringen. Ich stand widerspenstig auf und wollte
gerade beginnen, einzupacken, als mir auffiel, dass ich ja gar nicht wusste,
was denn meine Sachen waren. Also ging ich zum Fenstersims und fing mit
den dort stehenden Blumen an.
„Soll ich die einfach so mitnehmen
oder soll ich das Wasser erst ausschütten?" fragte ich so unwissend
es ging.
Nachdem meinem Dad klargeworden
war, dass ich keine Ahnung hatte, was alles meine Sachen waren, packte
er sie zusammen und nahm mich stocksauer mit runter zum Auto.
Um glaubhaft zu wirken fragte ich
ihn während der Fahrt die verschiedensten Dinge, wo ich wohnte oder
ob ich viele Freunde hatte oder was meine Hobbys waren.
Plötzlich fuhr er an den Straßenrand
und schaute mich durchdringend an: „Ich schwöre es dir, wenn ich heraus
finde dass du hier vielleicht nur eine riesige Show abziehst, bist du dran.
Du bist schneller in diesem Heim wie du ‚Amen' sagen kannst!"
Dann fuhr er mit einem zufriedenem
Gesicht weiter.
* * *
TOBIAS:
Ich flog. Ja genau, fliegen. Ich
schwebte über endlose Felder und Wiesen, die aussahen wie lauter Handtücher,
die man nebeneinander ausgebreitet hatte. Die Sonne schien und es war nicht
eine einzige Wolke am Himmel.
Ich war frei. Ich konnte tun und
lassen was ich wollte. Ich würde nie wieder zurück fliegen. Nie
wieder. Ich sah eine Maus zwischen den Grashalmen rennen. Sie sah sich
verängstigt um und versuchte sich vor ihren Feinden zu verstecken.
Aber meinem Blick konnte sie nicht entrinnen. Ich schlug noch zwei mal
kräftig mit den Flügeln und stieß dann atemberaubend schnell
vom Himmel. Ich näherte mich ihr in einem Tempo, mit dem viele andere
Vögel nicht mithalten konnten. Kurz bevor ich auf dem Boden
aufgeprallt wäre spreizte ich meine Schwanzfedern und stellte die
Flügel aufrecht. Zumindest versuchte ich es. Ich merkte etwa eine
Zehntel Sekunde vor dem Aufprall dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
Ich hatte keine Kontrolle mehr über mich und meine Flügel.
„UAAAaaaaaaaaah!!!"
Mit dem Kopf voraus rammte ich buchstäblich
den Boden. Was danach geschah kann ich nicht sagen denn plötzlich
verfärbte sich die Welt um mich schwarz.
„Tobias! Um Gottes Willen, was machst
du denn hier draußen?", hörte ich die Stimme meiner Tante, die
sich in meinem schmerzenden Kopf anhörte wie ein Presslufthammer.
Ich schlug die Augen auf und stellte fest, dass ich im freien lag statt,
wie gewöhnlich, in meinem Bett. Ich lag direkt unter meinem seltsamerweise
offenen Fenster. Aus eben diesem schaute gerade meine Tante, die mich schätzungsweise
wecken wollte.
„Was ist los?", fragte ich verwirrt.
Geschockt starrte sie mich an, sagte
dann aber schnell: „Nichts, komm schnell rein. Es ist zu kalt hier draußen.
Du wirst dich noch erkälten."
Ich stand mühevoll auf und
trottete langsam in das Haus. Was war das noch für ein seltsamer Traum
den ich da gehabt hatte? Kam nicht ein Vogel darin vor?
Als ich durch den Flur in Richtung
Küche lief, schaute ich im vorbeilaufen in den großen, runden
Spiegel an der Wand – und bekam fast einen Herzstillstand. Eine riesige,
mindestens drei Zentimeter große Beule trohnte auf meiner Stirn.
Es war schon mehr eine Platzwunde als eine Beule. Jetzt begriff ich auch
weshalb ich solche schlimmen Kopfschmerzen hatte.
„Was ist da mit meinem Kopf passiert?",
fragte ich meine Tante, die darauf aber nur mit einem Schulterzucken antworten
konnte.
„Seltsam", sagte ich zu mir selbst.
Meine Tante, ihr Name war Carol, machte mir einen heißen Kakao und
brachte mir eine Decke. Dann setzte sie sich mir gegenüber und schaute
mich kopfschüttelnd an.
„Tobias. Es passiert immer öfter
dass du nachts schlafwandelst oder andere Dinge tust. So kann das nicht
weitergehen. Ich habe gesehen dass dein Fenster offen war. Scheinbar bist
du mitten in der Nacht aus dem Fenster gesprungen.", sagte sie besorgt.
Dann holte sie nochmals Luft. „Stell
dir vor wir würden im siebten Stock leben. Nicht auszumalen was dir
passiert wäre." Sie seufzte.
Mir war noch gar nicht der Gedanke
gekommen dass ich wieder schlafgewandelt haben könnte. Ich hatte ehrlich
gesagt noch nicht mal darüber nachgedacht. Aber es war wohl wahr:
in letzter Zeit tat ich das wirklich oft. Ich habe mir aber nie großartig
darüber Gedanken gemacht. Immerhin schlafwandeln viele Kids, oder
etwa nicht?
„Du hast ja recht", sagte ich, weil
ich das Gefühl hatte etwas sagen zu müssen, „aber ich kann auch
nichts dafür. Man kann mich wohl schlecht am Bett fesseln."
„Nein", grinste sie, „ich hatte
auch eher an etwas professionelleres gedacht."
* * *
Wir liefen in ein großes, weißes
Gebäude das aussah wie ein Krankenhaus. In diesem Kasten hatte sich
viele Ärzte niedergelassen. Hier waren auch mein Zahnarzt und sogar
das Altersheim einquartiert.
„Es ist einfach nicht zu fassen dass
du mich hier her schleppst.", maulte ich immer wieder.
Schon von weitem sah ich das Schild
mit der Aufschrift Psychiatrie>.
„Ich mein, ich bin kein Psycho oder
so. Ich bin nur ein Kind das schlafwandelt. Nichts schlimmes also."
Ich kam mir vor wie ein Irrer der
gerade ins Irrenhaus eingeliefert werden sollte. Klar, meine Tante machte
sich Sorgen, aber war es nicht übertrieben mich deswegen gleich zum
Psychiater zu schicken? Ich stellte mir eine große, braune Lederliege
vor, auf die ich mich legen musste und dem Doc meinen Lebenslauf erzählen
sollte.
„Der Arzt wird wissen wie man dir
das Schlafwandeln abgewöhnt. Ich habe früher selbst schlafgewandelt
und es herausgestellt dass ich einfach nur Angst vor dem Dunkeln hatte.
Es muss also irgendwelche Hintergründe geben. Außerdem ist nichts
schlimmes dabei, zum Psychiater zu gehen."
Toll. Angst vorm Dunkeln. Glaubte
sie etwa dass es mir helfen würde wenn ich einfach nur ein kleines
Stecklicht in der Steckdose hatte? Erwachsene...
Wir betraten also die Praxis und
die Assistentin des Arztes sagte uns wir sollten im Wartezimmer warten.
Was wir auch taten.
Aus irgendeinem Grund mochte ich
dieses Wartezimmer nicht. Vielleicht lag es an der etwas zu niederen Decke.
Vielleicht an dem grellen Neonlicht das es beleuchtete. Oder aber vielleicht
auch an der Tatsache, dass es keine Fenster gab.
Ich setzte mich auf einen der Stühle
die an den Wänden entlang standen und verspürte den Drang, mich
andauernd umzusehen und umherzulaufen. Es überkam mich das Gefühl,
als könnte ich einfach nur meine Flügel aufschlagen und davon
fliegen.
Nach etwa eineinhalb Stunden
Wartezeit durfte ich mich aus diesem schrecklichen Zimmer begeben und dem
Onkel Doc die Hand schütteln. Ich musste mich in einen riesigen blauen
Sessel setzen, genau das was ich so in etwa vermutet hatte. Die Praxis
war irgendwie cool. Ich weiß auch nicht genau warum, aber ich hätte
hier vom Fleck weg einziehen können. Eine Wand war wie mit einem riesigen
Poster tapeziert, das einen schönen, kleinen Wald im Frühjahr
zeigte. Die gegenüberliegende Wand hatte ein unglaublich großes
Fenster , so dass man von der Wand eigentlich fast nichts mehr sehen konnte.
Nur der Ausblick war nicht sehr faszinierend. Wer wollte schon jeden Tag
freie Sicht auf eine verdreckte Großstadt haben? Aber immerhin war
der Raum hell, das gefiel mir sehr. Dunkle Räume waren echt nicht
mein Ding.
„Na, gefällt es dir hier?",
fragte die freundliche Männerstimme.
Ich drehte mich um und bemerkte
leicht beschämt dass mich meine Tante und der Psychiater schon einen
Weile beobachtet hatten, während ich die Wände und Fenster betrachtet
hatte.
„Ja, ein sehr schönes Zimmer
ist das hier", meinte ich freundlich.
Vor Erwachsenen hatte ich einfach
immer einen ziemlichen Respekt, aber das hatte nichts mit einschleimen
oder so zu tun.
Ich schüttelte ihm die Hand
und er fragte gleich, was los sei. Von nun an war mein Typ nicht mehr sehr
gefragt. Während meine Carol mit Händen und Füßen
erklärte weshalb wir hier waren, schaltete ich auf den Ausschalt-Knopf.
Zwischendurch fragte mich der Mann einige Fragen, zum Beispiel ob ich Stress
in der Schule hatte. Das war aber nicht der Fall.
Als ich dann wirklich schon beinahe
eingeschlafen war, knallte man mir einen Fragebogen auf den Tisch um herauszufinden...-
gut, ich geb's zu, ich hatte nicht mitgekriegt zu was, aber zu irgendwas
würde er schon gut sein.
Ich musste schreiben, was ich schon
immer mal machen wollte, was mein größter Wunsch war, mein seltsamster
Traum, als ich schlafgewandelt hatte und lauter solche Sachen. Totaler
Schwachsinn also.
Ich versuchte mich möglichst
kurz zu fassen um so schnell wie möglich wieder nach Hause gehen zu
können.
Danach verschrieb man mir
noch Tabletten für einen ruhigeren Schlaf, und schließlich konnten
wir endlich gehen.
Im Auto setzte ich mich neben Carol,
die großen Wert darauf legte dass ich sie nicht mit „Tante" oder
Ähnlichem ansprach. Sofort öffnete ich das Fenster wie
ich es immer tat. Lässig ließ ich den Arm hinaushängen
und lehnte mich zurück in den Sitz.
Das Wetter meinte es nicht allzu
gut mit uns. Kaum waren wir eine Minute gefahren, fing es an wie aus Eimern
zu schütten. Die Tropfen auf der Windschutzscheibe hatten einen Durchmesser
von ungefähr zehn Zentimetern. Die Leute in der City standen alle
dichtgedrängt unter den Sonnenschirmen der Cafés und die Straße
sah aus wie der reinste See.
„Mach das Fenster zu!", brüllte
Carol während sie sich darauf konzentrierte, den anderen Autofahrern
nicht die hintere Stoßstange wegzufahren. Ihre Stimme übertönte
kaum das Hämmern der Regentropfen. Anstatt der Musik ertönte
aus dem Radio nur noch ein schrilles Pfeifen, sodass man meinen konnte,
das Trommelfell würde platzen. Wahrscheinlich hatte es uns den Sender
rausgehauen. Ich tastete nach dem Knopf um die Fensterscheibe runterzulassen.
Als das Fenster zu war, kam mir das schrille Gepfeife noch unangenehmer
vor. Genervt schaltete ich das Radio aus.
„Carol, darf ich nachher noch ins
Internet? Ich muss noch dringend eine Email schreiben.", bettelte ich,
da mir gerade eingefallen war, dass ich schon lange nicht mehr geschaut
hatte, ob ich eine Nachricht von meiner Email-Freundin Rachel erhalten
hatte.
„Klar. Wenn's soo wichtig ist."