Übersetzung der englischen Fanfiction „Hunt or be hunted" von DreamChaos von (.net/u/1632016/DreamChaos). Ich bin ein großer Fan dieser Geschichte und wollte sie unbedingt ins Deutsche übersetzen. Bitte reviewt, ich werde die Reviews für DreamChaos übersetzen und ich hoffe, dass es ihr viel Inspiration geben wird :)
Credits go to: JK Rowling natürlich und Dreamchaos.
„... Ich hasse ihn. Ich hasse ihn für das, was er getan hat. I will ihn tot sehen..." – Ein Auszug aus Olive Westins Tagebuch.
Kapitel 1
Das Mädchen war müde.
Nicht, dass sie für sie ein Mädchen gewesen wäre. Für die Greifer war Olive Westin ein Mann mittleren Alters mit dem Namen Xavier Booke.
Anstelle ihres langen, blonden Haares sahen sie einen kurzen grauen Pferdeschwanz – gehalten durch einen von Olives eigenen Muggel Haargummies. Anstelle ihrer großen smaragdfarbenen Augen sahen sie Xaviers kleine, perlblaue. Anstelle ihrer weichen, makellosen Haut sahen sie seinen zotteligen Bart, eine häßliche, halbmondförmige Narbe auf seiner Lippe und das widerwärtige schwarze Mal auf seinem Arm.
Olive war eine seltsame Person. Als Muggelgeborene hatte es ihrer Mutter vom Tag ihrer Geburt an von ihr gegraut. Mit neon pinken Haaren hatte sie diese Welt betreten. Ihre Mutter war nicht lange geblieben – Olive wurde erzählt, dass sie beinahe unverzüglich gegangen, wieder geheiratet und ein zweites Kind bekommen hatte. Ihre Mutter war eine Religiöse Frau gewesen, oder zumindest gab sie das vor, und ihre Entschuldigung für ihr verschwinden war gewesen, dass sie den Anti-Christ persönlich zur Welt gebracht hatte. „Welches menschliche Wesen,", pflegte ihre Mutter zu sagen. „Kann seine Form verändern? Oder die Farbe? Sie ist unnatürlich Henry und ich will mit sowas nichts zu tun haben."
Olive war Stolz und Freude ihres Vaters gewesen. Sie war so ein seltsames kleines Mädchen, dachte er manchmal. Er war bezaubert von ihrer Fähigkeit ihr Aussehen zu verändern – und gab seinen Job als rundreisender Illusionist auf um sich voll um seine kleine Olive zu kümmern. „Und das kann ich ganz ohne Scham zugeben,", dachte er manchmal für sich, wenn er seine Tochter ansah. „Keine Magie, kein Trick einer menschlichen Hand könnte jemals an sie heranreichen."
Olive sah das nicht immer so. In Jahren, in denen sie unter dem öffentlichen Druck gelitten hatte, war sie bitter geworden. Wieso war niemand so wie sie? Wieso durfte sie sich vor anderen nicht verwandeln?
„Die Leute sind wie Haie.", würde ihr Vater sagen. „Sie riechen Blut und dann schwärmen sie aus. Deine Magie ist wunderbar Olive. Teile sie nur mit denen, denen du vollkommen vertraust.
Olive glaubte nicht, dass es Magie war. Sie glaubte auch nicht, dass es etwas wunderbares war. Sie war ein Freak und nichts mehr.
Sie war elfeinhalb Jahre alt, als sie ihren Brief von Hogwarts bekam. Ein großer, seltsamer Mann in einem lustigen Umhang hatte ihn ihr gebracht, da sie eine Muggelgeborene war, wie er es genannt hatte. Olive war sich sicher, auf einen gemeinen Scherz hereingefallen zu sein, bis er plötzlich, mit einem lauten Knacken verschwand und dann wieder auftauchte. Das nannte man, wie sie später lernte, apparierenund sie würde in ihren späteren Jahren als Hogwartsschülerin ziemlich gut darin sein. Selbst Dumbledore dachte, dass Olive ein seltsames Wesen war. Muggel konnten einen Zauberer oder eine Hexe zur Welt bringen, aber es war sehr selten ein Kind zu bekommen, dass ein Metamorphmagus war. Nicht unmöglich, hatte er Olive versichert, die Angst hatte, sogar in der Zaubererwelt eine Außenseiterin zu bleiben.
Ihr Vater war sogar nich aufgeregter als sie selbst.
„Ich werde nie wieder Muggel Magie benutzen.", sagte er in einem fröhlichen Ton, und versuchte sich in der Zauberersprache auszudrücken, während sie durch die Winkelgasse liefen. „Nichts in meiner Welt, wird jemals hiermit zu vergleichen sein!"
Neunundzwanzig Tage vor ihrem zwölften Geburtstag, wurde Olive nach Ravenclaw sortiert. Ihr vorheriges Leben, in dem sie die meiste Zeit damit verbracht hatte, in ihrem Zimmer zu sitzen und zu lesen, hatte sicherlich zur endgültigen Entscheidung beigetragen.
Der sprechende Hut hatte gesagt, dass sie zu verschlossen anderen gegenüber war, um nach Hufflepuff zu kommen. Sie war nicht mutig genug für Gryffindor. Olive musste einfach nach Ravenclaw, hatte der Hut entschieden, weil es kein anderes Haus gab, in das er sie hätte stecken können. Und obwohl sie kalt und abweisend anderen gegenüber war, hatte der sprechende Hut ihr zugeflüstert, dass eine Muggelgeborene nach Slytherin zu schicken, nichts wäre, was ein dummer Hut wie er ihr wünschen würde.
Eine Mugelgeborene.
Ein Schlammblut, was später zu ihrem Verhängnis werden würde.
Schlammblut, so würde sie ihr Peiniger später ebenfalls nennen, als er ihr Gesicht in den Schlamm drückte, auf ihr lag und sie hart auf den Boden presste – und dabei sicher noch mehr Blutergüsse hinterließ.
Aber das geschiet später in Olives Geschichte. Sogar noch später als jetzt, als sie in ihrem Zelt lag, nach einer langen Nacht der Jagd.
Olive lag dort auf ihren Bett und wunderte sich über so viele Dinge. Sie fragte sich, ob Potter, g
Granger und Weasley zurück nach Hogwarts gegangen waren. Bestimmt waren auch sie auf der Flucht – so wie sie – und sie hoffte, dass sie sie nicht so nah an den Feind herangekommen waren, wie es ihr in den letzten Paar Monaten geschehen war. Sie fragte sich, ob Draco Malfoy sich entschieden hatte ein Todesser zu werden oder ob es lediglich das Erbe seiner Familie war, dass auf ihm lastete. Olive hatte sich eine Zeit lang für ihn interessiert, als sie in Hogwarts gewesen war, aber sie wusste, dass er sich niemals mit ihr hätte treffen dürfen, obwohl sie ihn oft dabei erwischt hatte, wie er sich aus dem Augenwinkel beobachtete, während sie ihre Freunde damit unterhielt ihr Aussehen zu verändern.
Sie fragte sich, ob sie jemals den Tod ihres Vaters rächen würde.
„Booke!", rief er und betrat das Zelt.
Olive hasste ihn mehr als alles auf der Welt.
Sein langes, dunkles Haare war zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden, und zeigte sein müdes und unrasiertes Gesicht.
„Übernimm die Wache, ich muss schlafen."
Olive nickte vorsichtig in ihrer männlichen Erscheinung und stand auf, und versuchte das Zelt so schnell wie möglich zu verlassen, als sie merkte, dass er tief einatmete.
Sie schloss ihre Augen.
„Hey du alter Wichser!", rief er ihr zu und verursachte Olive dazu sich langsam wieder umzudrehen. „Du warst schon wieder in diesem Pub, was? Dasselbe Mädchen, dem Geruch nach zu urteilen."
Olive zuckte ihre Schultern und legte ein dümmliches Grinsen auf, drehte sich wieder weg und verließ das Zelt. Ihr Lächeln verflüchtigte sich.
Es war überhaupt nichts lustiges an der Sache.
Scabior war einer der besten Greifer des Ministeriums, dank seiner hervorragend geschärften Sinne, die er erhalten hatte, indem er Greyback ein wenig an ihm hatte kratzen lassen. Er hatte neben seinem perfkten Gehör, katzengleiche Augen und einen empfindlichen Geruchssinn, der Olive verfolgte wie eine Plage.
Scabior dachte, dass es lustig war, dass ein alter Mann wie Booke nach Geißblatt roch. Manchmal, nach Tagen voller harter Arbeit, verschwand der Geruch. Booke würde für eine Weile verschwinden, vermutlich zu einem Pub gehen, und mit diesem lieblichen Geruch zurück kehren. Scabior hoffte, dass er eines Tages die Frau treffen würde, zu der dieser Geruch gehörte. Es erinnerte ihn an sie. Es erinnerte ihn an die Blamage, die sie ihm zugefügt hatte. Es erinnerte ihn daran, dass sie ihm entkommen war.
Olive war froh, dass die Männer, mit denen sie auf die Jagd ging, ständig Dinge annahmen. „Nimm niemals etwas an.", hatte ihr Vater ihr stets mit einem Lachen gesagt. „Oder du wirst ziemlich schnell in Schwierigkeiten stecken."
Ihre „Pub Affaire" war allerdings lediglich die Möglichkeit, den nähesten Fluss, Bach oder Tümpel zu finden, und sich ein wohlverdientes Bad zu gönnen. Sie konnte nichts dafür, dass sie nach Geißblatt roch, oder dass dieser düstere Mann sich von ihrem Geruch angezogen fühlte.
Als Olive an den Grenzen des Campes auf und ab lief, nahm sie ihren letzten Gedanken wieder auf.
Würde sie sich jemals für den Tod ihres Vater rächen?
Sie hatte eine Menge von Gelegenheiten gehabt das zu tun, aber gleichzeitig war es ihr jedes Mal für zu gefährlich erschienen. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass ihr Vater sie beobachtete und sie dafür verurteilte auch nur darüber nachzudenken, einen anderen Menschen zu töten. Nicht, dass sie Angst gehabt hätte, jemanden zu töten. Sie hatte es bereits vorher getan.
Sie wusste bereits – Wochen bevor irgendein Greifer im Haus ihres Vaters aufgetaucht war – dass sie nicht nach Hogwarts zurückkehren würde in ihrem letzten Schuljahr. Der Wind hatte sich gedreht und sie spürte, das Böse aufkommen. Unsicher, welche Maßnahmen sie treffen sollte, saß sie in ihrem Zimmer am Fenster, Tag für Tag und wartete unwillkommene Besucher ab. Olive und ihr Vater lebten Gegenüber von einem kleinen Park, in dem sich eines Tages plötzlich eine Gruppe von ziemlich heruntergekommenen Männern aufhielt. Fünf Männer, alle in schwarze, abgenutzte Klamotten gekleidet, saßen an dem kleinen Picknick Tisch. Und da war noch ein anderer, der etwas abseits von den anderen war.
Er saß alleine auf einer der Schaukeln, und schubste sich hin und wieder an, sodass die Schaukel stets ein wenig in Bewegung war. Er trug eine karierte Hose, schwarze Schuhe und einen lachsfarbenen Schal, den Olive lustig fand. Während die anderen dort saßen und redeten, sagte er nur das nötigste und seine Augen verließen niemals Olives Schlafzimmerfenster. Zuerst war sie alarmiert, als sie bemerkte, dass dieser zottelige Bohemian sie von der anderen Straßenseite an anstarrte, aber sie beruhigte sich nach einer oder zwei Stunden, und realisierte, dass sie, wenn sie wegen ihr dort waren, sicher bereits etwas getan hätten.
Olive beobachtete sie bis zum Nachmittag, während ihre Gedanken bei ihrem Vater waren, der ihr einschärfte, „niemals aufzugeben und immer im Licht zu bleiben", nachdem sie zusammengebrochen war in Sorge um ihn in diesem Krieg. Er würde stundenlang unten in seinem Schaukelstuhl sitzen, genau wie sie und Hass würde sein Herz erfüllen, Hass für diese Macht, die seiner einst so farbenprächtigen Tochter das angetan hatte.
Olives Aufmerksamkeit wurde auf den seltsamen Mann zurückgelenkt, wenn er alle halbe Stunde oder so, in seine Tasche griff und eine Zigarette hervorzog. „Nichts seltsames daran.", dachte sie, froh darüber, dass er nicht seinen Zauberstab aus der Tasche zog, falls er überhaupt einen hatte. Sie war mal wieder paranoid, sagte sie sich selbst. Sie wusste nicht einmal, ob dieser Mann ein Zauberer war, oder nicht.
Nach einer Weile stellte sie amüsiert fest, dass er seinen Kopf zur Seite legen würde, wenn sie es tat. Es alarmierte sie nicht, wieso auch immer, denn zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits angenommen, dass er ein Muggel war, und seine ihr folgende Bewegung, eine unterbewusste Handlung war.
Angenommen.
Sie nahm ebenfalls an, dass er sie, tief in Gedanken versunken nicht sehen konnte. Oder zumindest nicht wahrnahm, dass sie ihn aufmerksam beobachtete. Olive fragte sich, welchen Gedanken er wohl nachhing, dass er sich bereits den ganzen Nachmittag lang in diesem hypnotischen Zustand befand.
Eine Weile später, fiel Olive auf, dass sie an diesem Tag noch nicht geduscht hatte. Sie warf noch einen Blick auf den seltsamen Mann, als sie sich aufrichtete und sich auf dem Weg ins Badezimmer machte. Er lächelte, aber sie sah es nicht mehr. Er hingegen sah sie perfekt. Sie trug eine blaue Zip-Jacke und sie hatte eine Diamantenkette um ihren Hals. Olive hatte es nicht gesehen – das rote Band, dass im seinen linken Oberarm gewickelt war. Dieser Mann war ein Greifer und er war wegen Olive da.
Sie hörte das Radio ihres Vaters leise ein Lied von Frank Sinatra spielen, bis sie das Wasser aufdrehte, und der Raum sich mit heißem Dampf füllte.
Auf der anderen Straßenseite war der lustige Mann aufgestanden.
„Also, sind wir soweit, Scabior?", fragte einer der Männer, denen er lediglich zunickte. Die fünf Männer folgten ihm über die Straße und standen hinter ihm, als er an die Tür klopfte.
Olive hörte das Klopfen nicht. Sie hörte die Schreie nicht, das „Wo ist sie?" oder das „Crucio!". Sie hörte die leisen Schritte des lustigen Mannes nicht, als er die Treppe hinaufging und seine Hand auf die warme Badezimmetüre legte, oder wie er ihren Geißblattgeruch tief einatmete, der mit dem heißen Dampf aus der Tür hinausströmte.
Sie sah nicht, wie Scabior seine Augen schloss, als sie das Wasser abdrehte, und die letzten warmen Wellen ihres Geruches einatmete.
Olive hatte keine Ahnung, dass sie kurz davor war, in die Falle zu gehen.
Sie wickelte ein Handtuch um ihr langes blondes Haar und ein anderes um ihren Körper und lachte, weil sie ihre Kleider in ihrem Schlafzimmer vergessen hatte. Sie war zu beschäftigt gewesen, über den Mann auf der anderen Straßenseite nachzudenken.
Scabior lächelte über ihr Lachen, die Aufregung über den Höhepunkt seiner Jagd baute sich auf. Er dachte daran, wie er ihr Lachen in schreie verwandeln würde, und wie ihr süßer Duft mit dem von Blut vermischt werden würde.
Er hoffte, dass sie kämpfen würde. Er liebte es, wenn sie kämpften. Sein Magen kribbelte, als er sich vorstellte, wie sie sich in ihren Fesseln winden würde.
Er wartete geduldig vor der Tür darauf, dass sie sich abgetrocknet haben würde und fragte sich, wieso er solche grausamen Sachen mochte, oder wann er genau festgestellte hatte, dass er es mochte, andere zu verletzen. Er sinnierte darüber, wie krank er geworden war.
Das Türschloss klickte, aber sie zögerte und Scabior realisierte seinen Fehler – die Musik war ausgegangen, nachdem der Kampf im Wohnzimmer stattgefunden hatte.
Olive dachte kurz an ihren Zauberstab in ihrem Zimmer und daran, dass die Musik aus war und den Fakt, dass das sicher wieder nur ihre Paranoia war. Sie nahm einen tiefen Atemzug, drückte die Tür auf und rief ängstlich nach ihrem Vater. Sie unterbrach sich abrupt, als sie feststellte, dass der lustige Mann von vorhin vor ihr stand.
„Hallo, Süße.", sagte der seltsame Mann und atmete tief ein, als er seine Augen schloss.
Ihre beiden Körper füllten sich mit Adrenalin – ihrer vor Angst und seiner vor Vorfreude auf die Jagd.
Sie versuchte sich an ihm vorbeizudrücken, um zu ihrem Zauberstab in ihr Zimmer zu kommen und krallte ihr Handtuch fest. Er machte schnell einen Schritt vor sie und schlang seine Arme fest um sie. Olive wehrte sich, als er sie fest gegen die Wand schleuderte. Ein schneller Schluchzer verließ ihren Mund – zur Hälfte durch den Schmerz, zur anderen Hälfte, weil sie realisierte. Sie hatte die Mission ihren Vater zu beschützen, verfehlt. Sie hatte angenommen. Sie hatte gedacht, dass dieser Mann – jetzt nicht mehr so lustig – harmlos war.
„Lass mich los!", verlangte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Sie kämpfte. Sein Magen kribbelte wieder, als er merkte, dass es ihn erregte. Das Geißblatt umwaberte ihn mit jeder Bewegung, die sie machte, verstärkte sich mit jedem Mal, in dem sie nach ihrem Vater schrie, und tanzte in unsichtbaren Vibrationen durch die Luft.
Von dem Moment fasziniert, fasste er eine Handvoll ihres Haares – und senkte sein Gesicht in die feuchten Locken.
Olive nutzte die Möglichkeit um ihr Knie gezielt dorthin zu bringen, wo es wehtat. Er ließ einen Schmerzensschrei verlauten, fühlte aber wie sein Blut mit Luft erfüllt wurde. Wenn er etwas noch mehr mochte, als wenn sie kämpften, dann war es, wenn sie zurückgaben.
Sie sah ihn an, schockiert, dass sie es geschafft hatte, ihrem Angreifer Schmerz zuzufügen, erholte sich von dem Schock und versuchte schnell zu ihrem Zimmer zu gelangen.
Er stieß einen Laut der Frustration aus, griff nach ihrem Knöchel und brachte sie zum Fall, ihr Kopf schlug hart gegen den Flurtisch. Olive lag für einen Moment still, benebelt von dem was gerade passiert war. Sie stieß einen kleinen Schrei aus, als ihr Bewusstsein durch das ihr Gesicht herabströmende Blut wieder klar wurde. Sie versuchte sich am Boden festzukrallen, als er sie zurückzog und ihr Handtuch rutschte nach oben. Scabior kletterte auf sie hinauf, griff eine Handvoll von ihrem Haar und drückte ihren Kopf in einem seltsamen Winkel nach unten.
„Wie kannst du es wagen, mich anzugreifen, du dreckiges, kleines Schlammblut!", zischte er und drückte sein Gesicht in ihren ungeschützten Nacken.
Olive Schuchzer waren unterdrückt und schwach, als sie das Blut in ihren Mund fließen spürte. Er liebte den Geruch davon fast genauso, wie ihren eigenen, und es brachte ihn beinahe zur Extase.
„Wo ist dein Zauberstab?", fragte er, während seine Lippen über ihren Nacken streiften.
Sie konnte nur den schrecklichen Schmerz in ihrem Kopf fühlen, und die Gänsehaut, die sich über ihren ganzen Körper zog, mit jedem Atemzug, den er von ihren Haar nahm.
Lediglich Schluchzer kamen aus ihren Mund.
Er würde sie vergewaltigen. Er würde sie töten.
Sie konnte bereits etwas Hartes an ihrem Oberschenkel spüren, und es brachte sie dazu ihr Gesicht in Ekel zu verziehen.
„Was für eine schreckliche Art zu sterben.", dachte sie, als ein weiterer zittriger Schluchzer ihren Mund verließ.
Sie würde nicht antworten und er würde wütend, schlug ihren Kopf auf den harten Holzboden, bis sie protestierend aufschrie.
„Wo. Ist. Dein. Zauberstab?"
Sie hatte nicht wirklich eine Wahl, oder?
„Zwischen den Kissen auf meiner Fensterbank.", krächzte sie und ließ ihn ein anerkennendes Brummen vernehmen.
„Braves Mädchen.", sprach er in ihr Haar und beugte sich noch näher um in ihren Nacken zu beißen. Der Schmerz ließ ihren ganzen Körper zusammenkrampfen und Olive stieß einen Schrei und einen erneuten Schluchzer des Schmerzes aus und schrie erneut nach ihrem Vater.
Unten lag ihr Vater gefesselt und geknebelt in einer Ecke des Raumes, und die Männer unterhielten sich damit den Muggel abwechselnd mit Crucio zu quälen.
Wieso brauchte Scabior so lange?
Oben hatte Scabior den Zauberstab des Mädchens gefunden, sie lag noch immer im Flur.
Er lächelte, als seine Aufgabe dem Ende entgegen ging – sie hatte aufgegeben. Sie war nun kein Spaß mehr für ihn. Sein Körper beruhigte sich und er fühlte einen kleinen Stich von Enttäuschung dafür, dass es so schnell vorübergegangen war. Er lächelte auf sie herab, roch das Geißblatt und Blut zum letzten Mal. Schade, dass sie ein Schlammblut war – sie war so eine Schönheit.
Er nahm sie auf seinen Arm, das Handtuch war immer noch locker um ihren Körper gewicket, und trug sie nach unten, wo die Männer johlten und gröhlten, als sie das halbnackte Mädchen sahen.
Zu Scabiors Freude, kämpfte ihr niedergerungener Vater gegen seine Fesseln mit Tränen gefüllten Augen, als er seine Tochter sah.
Scabior hatte nicht bemerkt, dass Olive ihren Zauberstab aus seiner Hosentasche gezogen hatte, als er sie nach unten getragen hatte.
Er warf sie unsanft auf die Couch, als sie einen erneuten Schmerzensschrei ausstieß und gut darauf achtete, dass niemand ihren Zauberstab bemerken würde. Ihr Körper schmerzte und ihr Bewusstsein schien zu schwinden.
Scabior sah missbilligend auf die Uhr.
„Verdammt, das Ministerium ist schon geschlossen für heute. Booke und Booke.", sagte er zu zwei gleichaussehenden Männern. „Kümmert euch um den Muggel. Fesselt das Mädchen und bringt sie ins Camp. Sie wird heute Nacht in meinem Zelt sein.", sagte er mit einem schelmischen Lächeln in die Richtung von Olives Vater. „Der Rest von euch kommt mit mir, um das Camp aufzubauen."
Die Männer nickten.
„Epping Forest, im Tal.", sagte er mit einem Nicken, und er und die anderen drei disapparierten.
Die beiden Männer glucksten, als sie auf Olives beinahe nackten Körper heruntersahen, und bemerkten, wie das Blut an ihr herunter rann und Beulen sich formten.
„War was unsanft mit dir, dieser Scabior, was?", fragte der kleinere von ihnen. Olive stellte mit Entsetzen fest, dass die Hälfte seiner Nase fehlte, gab aber weiterhin vor, emotionslos zu sein.
Sie wartete darauf, den Obliviate anwenden zu können, der sie für immer aus dem Gedächtnis ihres Vaters löschen würde.
Der Moment kam nicht.
Der mit der Narbe auf der Lippe hob seinen Zauberstab und sie hoffte, dass ihr Vater bald wieder seine einfache Freude an der Muggelmagie haben könnte.
„Avada Kedavra!"
Sie ließ ein Wimmern vernehmen, als das Licht die Augen ihres Vaters verließ.
Olive zerbrach.
Sie dachte jeden Tag an diesen Abend zurück – und bereute jeden ihrer Schritte.
Sie dachte nun daran, als sie das Camp zum dritten Mal umrundete und auf Muggel oder Muggelgeborene lauschte. Vielleicht sogar Halbblüter. Was würde ihr Vater denken? Es fühlte sich so an, als würde sie seinen Rat missachten – den Rat an den sie gedacht hatte, als sie Scabior über die Straße hin beobachtet hatte, nichtahnend, welche Gefahren er mit sich brachte.
„Bleib immer im Licht.", hatte er gesagt.
War sie im Licht? Sie bezweifelte es.
Sie fühlte sich ständig beschämt durch ihre Handlungen. Sie hatte die Booke Brüder mit ihrem versteckten Zauberstab getötet. Sie hatte Xaviers Kleider und Identität gestohlen. Nachdem sie zu dem exakten Punkt appariert war, den Scabior ihr mittgeteilt hatte, spielte sie ihnen ein inniges Weinen vor, um ihre eigene, mädchenhafte Stimme zu verbergen und erzählte ihnen Lüge über Lüge – Wie das Mädchen auf einmal einen Zauberstab gehabt hatte, wie sie Alexander getötet hatte, nachdem dieser ihren Vater umgebracht hatte, wie sie selber nur mit knapper Not entkommen war. Scabior belegte Xavier mit einem Crucio nach dem anderen, unwissend dass er genau das Mädchen war, dass er suchte. Genau das Mädchen, dass Rache wollte.
Hier war sie, direkt unter seiner Nase, einige Monate nach dem Tod ihres Vaters – und jagte diese unschuldigen Leute in Xaviers Körper um selber sicher zu bleiben. Sie konnte ihren Schmerz fühlen, wenn sie weinten, aber sie machte weiter. Sie brachte sie weiterhin ins Ministerium, wohlwissend, dass sie getötet werden würden. Es war Überleben, würde sie sich dann sagen. Es war jagen, oder gejagt zu werden.
Scabior lag im Zelt, umgeben von diesem Geruch. Er schien ihm überall hin zu folgen – und quälte ihn damit, dass er auf das Mädchen hereingefallen war.
Er würde sie finden, dafür, dass sie ihn so blamiert hatte. Und er schwor sich, dass er sie nach ihrem Vater schreien lassen würde, der nicht mehr da war.
Und so blieben sie beide wach in dieser Nacht – sie umkreiste ihn mit ihrem süßen Duft. Sie war hinter ihm her und er hinter ihr. Und sie waren beide auf eines aus: Rache.
