Joe Anoai saß gemeinsam mit seinen Freunden Taylor Rotunda und Colby Lopez in der Küche seiner Eltern und nahm bereits zum dritten Mal von dem herrlichen Auflauf seiner Mutter.

"Brock wird dich durch den Ring rollen, wenn du weiter so futterst", feixte seine Schwester Vanessa, die neben ihm saß.

"Wenn ich ihn jetzt anrufe und ihm von Mums Auflauf erzähle, kommt er sicher auch. Dann können wir gemeinsam rollen", antwortete er lachend. "Es schmeckt fantastisch Mum." Joe warf seiner Mutter einen Kussmund zu.

"Lass ihn essen, Vanessa. Bei dem ganzen Stress kriegen die Jungs doch eh nichts Vernünftiges. Nur diesen Kantinenfraß", meinte Lisa und hob erneut die Kelle.

"Für mich nicht mehr. Vielen Dank. Ich bin pappsatt", kam von Taylor, der rechts neben Joe saß. Er lehnte sich zurück und fuhr sich über seinen Bauch.

Als sie ihren Kopf zu Colby drehte, hob er abwehrend die Hand. "Vier Portionen reichen."

"Wann wollte Jon denn eigentlich hier sein?", schmatzte Leati Anoai.

"Um Vier hat er mir gesagt. Er hat noch eine Besprechung mit Vince im Center , antwortete Joe und griff zu der Flasche Lemon, die auf dem Tisch stand .

"Pamela ist auch heute dort. Ich denke, dass er sie jetzt ins Main holt. Wird auch endlich Zeit", sagte Taylor und alle Anwesenden nickten.

"Die Fans verlangen das mittlerweile. Ich habe bei RAW bestimmt fünfzehn Schilder von ihr gezählt", sagte Colby.

Als Joe's Handy vibrierte, sah er auf das Display, runzelte die Stirn und drückte auf die Annahmetaste.

"Hallo Steph, was gibt es?"

"Joe, ihr müsst sofort kommen", hörte er Renee Parquette am Ende der Leitung schluchzen.

"Renee? Was ist los Kleines? Ist etwas mit Steph passiert? "

"Nein, es geht um Jon. Joe, man hat vor dem Performance Center auf ihn geschossen. Joe, er stirbt vielleicht."

"Was sagst du da? Wo seid ihr?"

"Im Medical", wimmerte Renee.

"Wir machen uns sofort auf den Weg, Kleines", stammelte der Samoaner und hatte auch schon aufgelegt.

Völlig aufgelöst sprang er jetzt auf, fasste sich an den Kopf und schüttelte diesen immer wieder. "Das kann nicht sein", schluchzte er plötzlich los.

Die Anwesenden im Raum sahen ihn verwirrt an. Taylor erhob sich und zog den bebenden Körper in seine Arme.

"Was ist los Junge?", wollte sein Vater Leati sofort wissen.

"Das war Renee. Auf Jon ist geschossen worden und... er stirbt vielleicht."

"Was?" Colby wurde auf seinem Stuhl leichenblass.

"Ich fahre euch", kam von Vanessa, die auch schon von der Anrichte ihren Schlüssel nahm.

Die drei Männer nahmen ihre Jacken und folgten ihr aus dem Haus.

"Melde dich sofort, wenn du etwas weißt", rief sein Vater ihm noch zu.

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Nach einer halben Stunde Fahrt betraten sie die Intensivstation des Krankenhauses und sahen schon von weitem Paul, Stephanie, Catherine und Renee. Jon's blonde Freundin hing schluchzend in Catherines Armen, während Paul telefonierte und nervös den Gang auf und ab lief.

"Was ist passiert", fragte Colby völlig außer Atem, als sie bei den Vieren angekommen waren.

"Das wissen wir nicht. Jon hatte mir gesagt, dass er nach dem Gespräch mit meinem Vater zu euch fahren wollte. Ich war mit Miro und Catherine in der Empfangshalle, als wir draußen Schüsse hörten. Und als wir hinausliefen, lag Jon am Boden", erzählte Stephanie.

Joe zog Renee an seine Brust, die jetzt zitternd in seinen Armen lag. "Beruhige dich Kleines."

"Ich habe so Angst um ihn Joe. Da war soviel Blut."

Entsetzt sah der Dunkelhaarige zu seiner Chefin.

"Die Ärzte operieren gerade. Sie vermuten, dass einige Organe betroffen sind und er deshalb soviel Blut verloren hat", antwortete sie leise.

Colby musste sich auf den Stuhl hinter Catherine setzen, da seine Knie unweigerlich anfingen zu zittern. Dem sonst immer ernsten Mann aus Davenport liefen einige Tränen die Wangen hinab und man sah ihm die Angst um seinen Freund an.

"Er darf nicht sterben", flüsterte er immer wieder und Paul legte ihm sanft die Hand auf die Schultern.

"Er schafft das. Jon ist ne harte Nuss", versuchte der sich selbst zu beruhigen. Doch seine Frau sah ihm ins Gesicht und wusste zu genau, wie hilflos sich Paul gerade fühlte.

Nach für sie endlosen Stunden beraten zwei Ärzte den Flur und sofort sprangen alle auf.

"Die Op ist gut verlaufen. Jetzt müssen wir abwarten und sehen was die nächsten 48 Stunden sagen."

"Wie schlimm sind die Verletzungen", fragte Paul.

"Gott sei Dank war es nur eine Kugel, die ihn voll erwischt hat und die ist knapp an den Organen vorbei. Aber er hat viel Blut verloren und das macht uns ein wenig Kopfzerbrechen."

"Tun sie alles, was in ihrer Macht steht."

"Habt ihr seine Familie schon benachrichtigt?", wollte Colby wissen und Paul nickte.

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Jon öffnete langsam die Augen und versucht sich aufzusetzen. Doch dieses Vorhaben bereute er sofort, denn jeder Knochen in seinem Körper schien gebrochen zu sein und er stöhnte auf.

"Bleib liegen mein Schatz", hörte er seine Freundin Renee und langsam öffnete er die Augen.

"Wo bin ich?"

"Im Krankenhaus. Man hat auf dich geschossen." Sie beugte sich zu ihm runter und drückte ihm einen sanften Kuss auf den Mundwinkel.

"Jetzt geht es mir schon besser." Er lächelte sie leicht an.

Als er seine Freunde erblickte, hob er leicht die Hand. "Hi", sagte er leise.

"Wie geht es dir?" wollte Stephanie wissen. Behutsam legte sie ihre Hand auf seine.

"Geht schon."

"Kannst du sagen, was passiert ist?"

"Ich war auf dem Parkplatz, als eine Frau auf mich zu kam. Zuerst habe ich gelacht, denn sie trug die Shieldmaske vor dem Mund. Dann hat sie angefangen zu faseln, dass ich mich von Renee trennen muss, denn nur sie sei für mich bestimmt. Und das ich Seth überreden müsste wieder zum Shield zu kommen. Sie war total komisch, deswegen hatte ich mein Handy aus der Hose gezogen, weil ich die Security anrufen wollte. Und dann weiß ich nichts mehr."

"Diese Verrückte hat mehrmals auf dich geschossen. Du hast unbeschreibliches Glück gehabt Jon. Die Polizei wird sich heute oder morgen bei dir melden. Mein Vater hat angeordnet, dass du in nächster Zeit nur noch mit Security gehst."

"Quatsch. Es war eine Verrückte", antwortete Jon.

"Keine Widerrede. Die Polizei hat sie noch nicht gefunden und solange bleibst du nicht alleine. Genauso wie Renee."

Jon öffnete den Mund, doch als er den stechenden Blick seiner Chefin sah, schloss er ihn wieder.

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Drei Tage später betraten Joe und Colby den Flur der Station und gingen geradewegs auf Jon's Zimmer zu. Colby hatte gerade seine Finger auf die Klinke gelegt, als eine Hand sich auf seine Schulter legte.

"Moment junger Mann. Wohin so schnell?"

Als er sich umdrehte stand eine junge Frau vor ihm und funkelte ihn ernst an.

"Wir wollten zu Mr. Good, Schwester."

"Ich bin keine Schwester. Ich bin seit heute Jon's persönliche Security", antwortete die Schwarzhaarige, die einen Kopf kleiner als die beiden war.

Joe fuhr sich schmunzelnd durch den Bart. "Geht klar. Du siehst eher aus wie ein Fan. Ich glaube, du solltest verschwinden, bevor wir beide den echten Security holen."

Er drehte sich wieder zur Türe, doch ehe er sich versah, packte sie sich seinen linken Arm, verschränkte diesen hinter seinen Rücken und presste ihn gegen die Wand. Mit dem rechten Bein hatte sie seins fixiert und mit dem linken übte sie Druck auf seinen Oberschenkel aus. Colby war so geschockt, dass er nur mit offenem Mund dastand und sich die Szene ansah.

"Hey, hast du nen Knall?", brüllte Joe.

"So, pass mal auf Gorilla. Ehe ich nicht einen Ausweis von euch gesehen habe, geht niemand zu Jon. Kapiert."

Joe fasste es nicht. Er wollte sich aus ihren Armen entziehen, doch sie zog kurz an seinem und er stöhnte auf. Was ging hier nur vor? Diese Frau hatte die Statur eines Models, doch die Kraft eines Berserkers.

"Wenn du jetzt schön brav bist, lasse ich dich los und du zeigst mir deinen Ausweis, ok?"

Joe nickte nur mit dem Kopf und schon spürte er, wie ihr Griff sich löste. Er blickte sie wütend an, griff nach seiner Geldbörse und kramte seinen Ausweis hervor. Sie warf einen Blick drauf und sah nun zu Colby, der ebenfalls brav den Ausweis zeigte.

"Dankeschön", sagte sie nur und öffnete die Türe.

Die beiden Männer schnauften erst einmal durch, nachdem sie den Raum betreten hatten.

"Was war das für eine Irre?" Colby schnappte sich den Stuhl vom Fenster und zog ihn an Jons Bett.

"Was ist los?", hörte er ihn leise sagen.

"Sorry, ich wollte dich nicht wecken. So wie es ausschaut hast du jetzt wohl eine eigene Leibwache. Nette Dame. So wie die drauf ist, packt dich keiner mehr an."

"Wieso?" Jon richtete sich langsam auf und sah die beiden neugierig an.

"Ne Psychoalte ist das. Als ich in dein Zimmer wollte, hat sie mich gegen die Wand gedrückt. Und Gorilla hat sie mich genannt." Joe bewegte seinen Arm hin und her.

Jon's Augen wurden groß und seine Zähne blitzten auf. "Ne, das kann nicht sein." Er brach in ein schallendes Lachen aus.

"Ja, sehr witzig. Die ist echt krank die Tusse"

"Hol sie rein! Bitte, hol sie rein."

Colby stand stirnrunzelnd auf und öffnete die Türe. "Hey Miss, Jon will sie sehen."

Als die Frau den Raum betrat, blieb sie kurz stehen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und dann stürmte sie auf Jon zu, der sofort die Arme hochgerissen hatte.

"Ich wusste sofort, dass du es bist. Keiner würde es sonst wagen, einen meiner besten Freunde zu nötigen", sagte er und nahm ihren Kopf jetzt in seine Hände. Sanft drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn.

"Als deine Mum mich angerufen hatte, habe ich mich sofort bei Paul gemeldet."

"Du kennst die Irre?", zischte Joe.

"Jungs, dass ist meine Cousine Tara. Tara, das sind meine besten Freund Joe und Colby."

"Freut mich."

"Das sah aber eben anders aus", kam von Joe, der sie wütend ansah.

"Ich habe nur meinen Job gemacht. Konnte ja nicht ahnen, dass du gleich anfängst zu heulen, Pussy."

"Tara." Jon zog ihr an den Haaren.

"Was denn?" Sie hob abwehrend die Hände.

Joe schnaubte kurz auf und drehte sich zum Fenster.

"Aber was zum Teufel soll das mit dem Bodyguard?"

"Na, Paul suchte einen und tada... hier bin ich. Trevor rief ihn sofort an und Paul hat sofort zugestimmt", trällerte Tara und grinste ihn an. "Ich gebe mich einfach als Renee's Cousine aus, die euch eine Weile lang begleitet. Die Arme ist im übrigen total fertig. Ich habe die letzte Nacht bei ihr gepennt, sodass sie mal in durchschlafen konnte ohne Angst zu haben."

"Bist du denn so richtig ausgebildet?" Joe stand jetzt mit dem Rücken zur Fensterbank und sah sie an.

"Oh, er redet wieder. Ja, bin ich. Willst du nen Lebenslauf?", antwortete sie trocken und verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper.

"Tara", zischte Jon durch seine Zähne und schüttelte den Kopf.

"Was denn? Der da traut mir doch nicht über den Weg." Sie zeigte mit dem Finger auf Joe.

"Joe, er heißt Joe", antwortete Jon.

"Schön für ihn. Ich glaube, ich habe dir eben schon bewiesen, dass ich ausgebildet bin, oder? Was macht dein Arm?" Tara sah ihn höhnisch an.

"Sorry Bro, aber ich komme wieder, wenn diese Hexe weg ist. Ist ja nicht zum Aushalten." Joe warf ihr erneut einen finsteren Blick zu und verließ den Raum.

Jon warf beide Hände in die Luft und ließ sich in die Kissen sinken. "Tara!"

"Ja, ja ist gut. Ich werde mich brav bei dem Gorilla entschuldigen, sonst fängt er noch zu heulen an", stöhnte sie und lief Joe hinterher.

Colby sah Jon an und beide brachen in schallender Gelächter aus.

"Also das ist Tara. Die ist ja mal drauf", sagte Colby.

"Ich glaube, wir werden in nächster Zeit eine Menge Spass kriegen", antwortete Jon und grinste.

Tara rannte aus dem Haupteingang und sah Joe, der auf einer Bank im Park saß. Als er sie auf sich zukommen sah, schnaubte er laut auf.

"Was willst du? Mir noch ein paar Sprüche drücken", zischte er.

"Würde ich gerne tun, aber ich glaube, dann gibt es Ärger mit meinem Cousin. Was ist dein Problem Gorilla?"

"Mein Problem? Bei dir hakt es wohl."

Er stand auf und ließ sie einfach stehen.

"Dann eben nicht."