Disclaimer: Alle Figuren sind geistiges Eigentum von Joanne K. Rowling. Die Idee und die Story gehören mir. Ich verdiene kein Geld mit dieser Fanfiktion.

Autor: hillie

Titel: Die Lichtung im Wald

Fandom: Harry Potter

Pairing: SS/RL

Genre: Romanze

Rating: P12 Slash

Kapitel: 1/2

Warnung: AU, Fluff, ein bisschen OOC

Inhalt: Als Remus einen Waldspaziergang macht, um sich von seiner unglücklichen Liebe abzulenken, findet er eine versteckte Lichtung und trifft auf Severus. Doch dieser verhält sich sehr seltsam. Was hat das alles zu bedeuten? Was für eine Rolle spielt der Vielsafttrank? Und was hat Narzissa Malfoy damit zu tun?

A/N: Das ist meine erste längere Fanfiktion und vor allem die erste, die ich veröffentliche. Ich hoffe, sie gefällt euch trotzdem. Die Idee (Vielsafttrank) ist ja nun nicht ganz so neu, aber ich habe sie nach meinen eigenen Vorstellungen umgesetzt. Ich hätte sehr gerne Kritik, positive und vor allem auch negative, damit ich mich noch verbessern kann.

Und jetzt… viel Spaß beim Lesen!


Die Lichtung im Wald

eine HP-FanFiktion von hillie

Kapitel 1

Remus liebte Spaziergänge. Am liebsten lief er durch den Verbotenen Wald. Nicht weit hinein, sondern nur am Rand, wo der Wald noch nicht düster und bedrohlich wirkte, sondern wo noch einzelne leuchtende Strahlen des Sonnenlichts das Unterholz erhellten.

Remus liebte die Geräusche der Vögel und der anderen Bewohner des Waldes, er liebte das Spiel der Sonnenstrahlen auf den Blättern und er liebte den Geruch, den frischen, gesunden Duft des Waldes.

Und niemals hätte er gedacht, dass seine Leidenschaft für Waldspaziergänge sein ganzes Leben auf den Kopf stellen könnte.

xxx

Es war Frühling. Die Welt rings um Hogwarts erwachte langsam wieder zum Leben, und der wieder neu eingesetzte Verteidigungslehrer musste und wollte diesen Frühling eigentlich von ganzem Herzen genießen.

Denn dieser Frühling war besonders. Es war der erste Frühling seit Voldemorts Fall. Endlich konnte die Zaubererwelt aufatmen, befreit von der finsteren Herrschaft des Dunklen Lords. Es kehrte wieder Lebensfreude ein, die Zukunft erschien strahlend und schön, und jeder freute sich an der Natur, die diese Zuversicht mit einem besonders schönen Frühling zu feiern schien.

Nur Remus tat sich schwer damit, zu feiern und sich zu freuen. Trotz der Tatsache, dass der Krieg vorbei war und alle seine Freunde überlebt hatten, trotz seiner schönen Arbeit als Verteidigungslehrer, trotz der allgemeinen Fröhlichkeit und Ausgelassenheit war Remus unglücklich.

Unglücklich verliebt.

Er konnte nicht genau sagen, wann sich seine freundschaftlichen Gefühle für Severus geändert hatten.

War es während des Krieges, als er seine Tapferkeit, seinen Mut und seine Opferbereitschaft bewundert hatte und plötzlich die unerklärliche Angst da war, ihn verlieren zu können?

War es nach Ende des Krieges, als er alle bis auf Severus feiern sah und erkannte, dass dieser genauso allein war wie er selbst?

Oder war es schon damals während ihrer gemeinsamen Schulzeit, als er tatenlos zusah, wie seine Freunde Severus quälten, obwohl er verstand, wie Severus sich fühlte, und sich gegen diese unerklärliche Faszination wehrte, die von dem düsteren Teenager ausging?

Fest stand nur, dass Remus' Träume schon lange von dem Tränkemeister beherrscht wurden, und dass er tagsüber litt, wenn er in seiner Nähe war. Severus brachte ihm den gleichen Hass entgegen wie seit jeher. Und Remus wünschte sich nichts sehnlicher, als dass seine Gefühle von ihm erwidert würden.

Es war sehr deprimierend, in Severus verliebt zu sein. Remus, der ein von Natur aus fröhlicher Mensch war, hielt es nicht aus, sich fortwährend seinen düsteren, hoffnungslosen Phantasien und Gedanken hinzugeben.

Also suchte er Abstand.

Und zwar in ausgedehnten Waldspaziergängen.

Er hatte natürlich nicht ahnen können, dass dieser gewöhnliche, nachmittägliche Spaziergang durch den Frühlingswald seinem Leben diese unerwartete Wendung geben würde.

xxx

Remus atmete tief ein und genoss die frische, würzige Luft des erwachenden Waldes, als er in den äußeren Ausläufer des Verbotenen Waldes eintauchte. Es war sehr schön hier an diesem Fleckchen fast unberührter Natur. Alles blühte und grünte, in diesem frischen, saftigen Grün, wie es nur die jungen Triebe der Pflanzen im Frühling haben konnten.

Der Werwolf blieb stehen, um sich eines der zarten Blätter anzusehen. Es war ein Birkenblatt. Noch leicht zerknittert und ein wenig feucht, so jung war es. Remus fuhr leicht den fein gezackten Rand entlang und seufzte.

Frühling. Erwachen. Neubeginn.

Alles was er mit diesem Birkenblättchen assoziierte, bedrückte ihn, da es anscheinend nicht für ihn galt. Er hatte wohl keine Chance, sein Glück zu finden. Es war schon ein außerordentliches Pech, sich ausgerechnet in Severus zu verlieben, einen Menschen, der nicht nur allgemein als Menschenfeind galt, sondern ausgerechnet ihn selbst besonders hasste. Oder verabscheute. Sich vor ihm ekelte, wer weiß.

Remus gab sich keinen Illusionen über Severus hin. Er war nicht nett, und auf keinen Fall zu ihm. Er wusste, dass Severus Menschen wie Dumbledore respektierte und vielleicht sogar mochte. Aber ihn? Den feigen Werwolf, den Mitläufer, der zwar für sein sanftes, gutmütiges und gerechtes Wesen bekannt war, aber in seiner Vergangenheit oft genug Gelegenheit hatte, Severus das Gegenteil zu beweisen...

Wütend riss der Werwolf an dem dünnen Zweig. Er musste endlich aufhören mit dieser Quälerei, mit diesem verdammten, feigen Selbstmitleid. Dafür war er doch hierher gekommen.

Er atmete tief durch und lief entschlossen weiter, den abgerissenen Zweig in der zur Faust geballten Hand.

Sich umblickend versuchte er sich erneut der Schönheit des Waldes bewusst zu werden. Die Sonne schickte schimmernde Lichtstrahlen durchs Geäst, sodass Lichtpunkte auf dem Boden tanzten, auf dem Farn, den Büschen und auf Remus selbst. Wieder inhalierte er die frische Luft und fühlte sich ein wenig getröstet. Er würde es schon schaffen.

Erst nachdem er schon zehn Minuten durch den Wald spaziert war, bemerkte Remus den abgerissenen Birkenzweig in seiner Hand. Er seufzte und holte aus, um den Zweig ins Gebüsch zu werfen, als er ein leises Geräusch vernahm.

Ein Plätschern. Wie von einem kleinen Bach.

„Seltsam…", murmelte Remus.

Er hatte nicht gewusst, dass es hier einen Bach gab. Um genau zu sein, er hatte eigentlich gedacht, dass er diese Gegend gut kannte.

Neugierig folgte er dem munteren Plätschern und Glucksen, das immer lauter wurde. Doch noch immer konnte er kein Gewässer sehen, nur eine große Trauerweide, die inmitten des Gehölzes stand.

Remus strich die herabhängenden Zweige zur Seite und traute seinen Augen nicht.

Er stand am Ufer eines kleinen Baches, der sich murmelnd und glucksend durch eine kleine Lichtung schlängelte. An seinem Rand wuchsen winzige, hübsche, sternförmige Blumen, die Remus nur aus seltenen Kräuterkundebüchern kannte und die sich wie ein Teppich über die saftiggrüne Wiese ausbreiteten.

Die Lichtung wurde begrenzt durch einige Trauerweiden, die den restlichen Wald ausblendeten und die Wiese wie ein kleines Paradies scheinen ließen.

Die Sonne schien heller als außerhalb, in ihrem Licht schimmerten unzählige Tautropfen und die Flügel einiger Schmetterlinge, die sich schaukelnd durch die duftende Frühlingsluft schwangen.

Gebannt von dem Anblick stand Remus einige Minuten wie erstarrt da. Als er sich wieder gefasst hatte, trat er zurück und ließ die Zweige der Trauerweide wie einen Vorhang zurückfallen.

Wieder stand er im schummerigen Licht des dichten Waldes und blickte an der Weide vorbei auf Unterholz und Farne. Um sicherzugehen, umrundete er die Weide einmal, doch die Umgebung änderte sich nicht.

Verwundert hielt Remus inne. Es handelte sich offensichtlich um einen starken und effektiven Verschleierungszauber, soviel stand fest. Doch wozu, um alles in der Welt, sollte jemand eine solche Lichtung verstecken?

Kopfschüttelnd trat er durch den Vorhang wieder auf die Lichtung und stieg die leichte Böschung am Ufer des Baches hinab. Dort legte er den abgerissenen Zweig so ab, dass sein Ende im Wasser war, bevor er zurück auf die Wiese kletterte.

Als er nun langsam weiter über die Lichtung schlenderte, fiel ihm etwas ins Auge, das er vorher noch nicht bemerkt hatte.

Am Rande der Wiese, unter einer gewaltigen Weide, stand eine… Hütte?

Neugierig ging Remus näher heran. Wenn sich hier jemand versteckte, würde das zumindest den Verschleierungszauber erklären, dachte er sich.

Doch die Hütte sah nicht bewohnt aus. Sie war schlicht und einfach, aus morschem, grünlichem Holz gebaut und mit Zweigen gedeckt. Es gab zwei Öffnungen, die wohl Tür und Fenster darstellen sollten.

Remus zögerte kurz, dann betrat er die kleine Hütte.

Drinnen war es kaum dunkler als auf der Lichtung. Durch die Fensteröffnung schien die Sonne hinein und ließ die grünen Wände der Hütte schummerig leuchten. Es gab kaum Möbel, nur ein kleines, altes Sofa an der einen Wand und ein Kommode gegenüber. Das Sofa erinnerte ihn an die Sofas im Gryffindor-Gemeinschaftsraum, nur dass es eben grün war.

Remus ließ sich auf dem Sofa nieder. Es quietschte leise, war aber sehr gemütlich. Dann stand er wieder auf, trat zur Kommode und fuhr mit seinem Finger unentschlossen über eine Seitenkante. Sollte er nachschauen, ob etwas in der Kommode war?

„Ach verdammt, sei doch nicht so ein Feigling!", murmelte er, sich selbst zur Ordnung rufend. Es war ja niemand hier, was sollte schon passieren?

Remus bückte sich, öffnete die Türen den Kommode… und stutzte.

Er wusste nicht genau, was er erwartet hatte, aber das bestimmt nicht: Ein kleines kristallenes Fläschchen.

Vorsichtig nahm der Werwolf die Phiole hinaus und hielt sie ins Licht. Sie glitzerte und brach die Sonnenstrahlen in bunte Blitze, die als Lichtpunkte auf den Wänden tanzten. Doch Remus achtete nicht darauf, sondern nur auf die bernsteinfarbene, zähe Flüssigkeit, die in dem Kristallfläschchen träge hin und her schwappte.

Was für ein Trank konnte das sein?

Remus fuhr zusammen.

Was war das eben für ein Geräusch gewesen?

Wie erstarrt hockte er auf dem Boden und wartete darauf, dass sich das leise Geräusch wiederholte.

Da, ein Rascheln… noch einmal… Schritte!

Und sie kamen näher!

Hastig stellte Remus die Phiole zurück. Sie fiel um und mit zitternder Hand stellte er sie erneut auf, bevor er die Kommodentür zuschlug und fahrig aufsprang.

Er sah gerade noch, wie ein Schatten an der Fensteröffnung vorbeihuschte, dann erschien eine hohe Silhouette in der Tür.

Remus hätte sie selbst im Traum erkannt.

Severus.

Von einer Sekunde auf die andere fing sein Herz an zu rasen, sein Atem stockte. Er verbarg seine zitternden Hände hinterm Rücken und holte tief Luft.

Er hatte Angst vor dem, was jetzt kommen musste. Wieso hatte er auch das verdammte Pech, dass diese versteckte Lichtung ausgerechnet Severus' Zufluchtsort war!

Er wollte die Vorwürfe und Hasstiraden nicht hören. Es war schlimm genug gewesen in letzter Zeit, Severus nahm jede noch so harmlose Bemerkung von ihm zum Anlass, ihn mit gemeinen, verletzenden Sticheleien fertigzumachen. Und was er jetzt zu hören bekommen würde, wo er so dreist in seine Privatsphäre eingedrungen war…

Severus, der ihn die ganze Zeit ausdruckslos angestarrt hatte, setzte zum Sprechen an.

„Wie ich sehe, hast du den Trank bereits eingenommen.", sagte er sanft.

Remus traute seinen Ohren nicht. Was sollte das? Wollte er ihn erst in Sicherheit wiegen, bevor er richtig loslegte? Welcher Trank? Und was meinte er mit „Wie ich sehe"?

Seine Gedanken zuckten zurück zu der Portion Wolfsbanntrank, den Severus ihm diesen Nachmittag wie üblich vorbeigebracht hatte.

„Ja, ich hab ihn schon getrunken", erwiderte er vorsichtig.

„Sehr schön!" Severus drehte sich um, als wollte er die Hütte verlassen. „Kommst du mit hinaus?"

Zögernd folgte Remus ihm hinaus auf die Lichtung. Severus stand auf der Wiese und sah sich ein wenig unschlüssig um, bevor er sich zu Remus umwandte.

„Wir können uns dort hinten hinsetzen.", bot er an und wies mit der Hand zum Ufer des Baches, wo eine breite Wurzel ein Art Bank bildete.

Remus nickte stumm.

Als sich die beiden auf der Wurzel niederließen, bewahrte Remus einigen Abstand zu Severus.

Zu Einen seines eigenen Seelenheils wegen, denn die Nähe des anderen machte ihn wahnsinnig. Vor Sehnsucht. Und wegen seiner mangelnden Selbsbeherrschung. Er lief Gefahr, sich Severus einfach an den Hals zu werfen.

Zum Anderen traute er dem seltsamen Frieden dieser Situation nicht. Er fürchtete, Severus könnte jeden Augenblick ausrasten, und dann war ein wenig Abstand immer ratsam.

Doch noch geschah nichts dergleichen.

Die zwei Zauberer saßen still neben einander auf der Wurzel und sprachen kein Wort. Remus starrte in das leise plätschernde Gewässer und war sich der durchdringenden Blicke von Severus unangenehm bewusst. Bald hielt er es nicht mehr aus, er wollte endlich Klarheit schaffen.

Also sah er auf, darauf gefasst, Severus' hasserfülltem, verächtlichem oder einfach zornigem Blick zu begegnen.

Doch was er sah, ließ ihn zur Salzsäule erstarren.

Severus' Blick war… liebevoll. Zärtlich. Sanft.

Es war, als wäre Remus' geheimster Traum wahr geworden.

Er hätte niemals gedacht, dass Severus zu einem solchen Blick fähig war. Und schon gar nicht, dass Severus jemals ihn so anschauen würde.

Remus saß nur da und sah Severus an. Er war zu keinem logischen Gedanken fähig. Seine Augen glitten über Severus Gesicht, nahmen ungläubig jedes winzige Detail auf. Er liebte den entspannten, liebevollen Zug um seinen Mund. Er liebte die Augenbrauen, nicht erbost zusammengezogen, sondern anmutig geschwungen. Er liebte die entspannte Stirn, nur von kaum sichtbaren Linien durchzogen. Und er liebte seine Augen, intensiv, glühend, warm, zärtlich...

Remus staunte. Und war glücklich. Und verstand nicht.

In seiner Kehle löste sich ein Seufzen und verursachte einen kleinen, seltsamen, wimmernden Laut, für den Remus sich sofort schämte.

Das Seufzen schien auch Severus aus seiner seltsamen Trance zu reißen. Er zuckte leicht zusammen, verzog seinen Mund, verlegen und irgendwie traurig, dann räusperte er sich.

„Remus, ich…" Seine Stimme klang rau.

Remus schauderte. Er liebte auch Severus' Stimme. Und soweit er sich erinnern konnte, hatte Severus ihn noch nie bei seinem Vornamen genannt.

Es klang wundervoll. Als ließe sich Severus den Namen auf der Zunge zergehen.

„Remus. Es ist schön, dass du hier bist.", sagte Severus leise. Er blickte kurz zur Seite, dann fixierte er Remus erneut.

Dieser wusste nicht, wie ihm geschah. Ein Traum, dachte er benommen, es muss ein Traum sein. Anders ließ sich Severus' Verhalten nicht erklären.

„Zuerst muss ich einige Dinge klarstellen." Severus' intensiver und ernster Blick ließ Remus nicht los.

„Ich habe dich in den letzten drei Wochen mehrmals beleidigt, indem ich auf deiner… Erkrankung herumgeritten bin. Ich habe dich sehr oft 'Flohteppich', 'Bettvorleger', 'Monster' und 'Abschaum der Zaubererwelt' genannt…"

Remus starrte ihn empört an. Was hatte das nun zu bedeuten? Gehörte das zu der fiesen Taktik des Tränkemeisters? Ihn erst mit solch einem Wahnsinnsblick einzulullen und dann wieder zu beleidigen? Er wollte gerade verletzt und gekränkt aufspringen, da fuhr Severus leise fort.

„All diese Bemerkungen nehme ich zurück. Ich weiß, dass du es nicht einfach hast, und ich habe es gehasst, dich so zu beleidigen."

Remus traute seinen Ohren nicht. Severus entschuldigte sich? Bei ihm?

Er sah den anderen forschend an. Severus' unlesbarer Blick war starr auf ihn gerichtet, fixierte ihn intensiv. Remus verlor sich in den geheimnisvollen, schwarzen Tiefen.

„Außerdem habe ich oft auf deinem Erscheinungsbild herumgehackt. Ich habe deine… unelegante, ärmliche Kleidung beleidigt, deine grauen Strähnen… dein gesamtes Aussehen, vorallem wenn es dir aufgrund des Vollmonds nicht gut ging."

Der Tränkemeister schluckte hörbar, er sah Remus gequält an. „Du musst wissen, dass ich auch das nicht wirklich denke. Egal, welche Kleidung du trägst oder ob deine Haare grau werden, du bist für mich der schönste Mann dieser Welt…"

Seine Stimme erstarb. Er wandte den Blick ab und starrte abwesend in den kleinen Bach, während der andere ihn noch immer beobachtete.

Remus konnte nicht fassen, was geschah. Sein Inneres war bei Severus' Worten dahingeschmolzen. Er fühlte ein berückendes, berauschendes Glücksgefühl, das durch seinen Körper tobte und ihn erstarren ließ. Nur leicht zitternd saß er da.

Er musste genauer wissen, was Severus meinte, was er im Schilde führte und was er mit seinen verwirrenden Bemerkungen aussagen wollte. Er musste Severus einfach fragen…

„Severus", flüsterte Remus heiser. „Ich… also, was… du…"

Der Tränkemeister wandte sich um und lächelte ihn müde an. Remus verstummte. Hatte Severus ihn jemals angelächelt?

„Du musst jetzt nichts sagen…", raunte der andere. Und er hob seinen Hand und näherte sie Remus' Gesicht.

Remus starrte auf die schlanken, weißen Finger.

„Darf ich?"

Er vernahm kaum Severus' geflüsterte Frage, nickte nur abwesend. Und dann berührten Severus' raue Fingerkuppen seine Wange.

Wann hatte Severus ihn das letzte Mal bewusst berührt? Remus wusste es nicht.

Es war, als wären alle seine Sinne auf die leichte Berührung an seiner Wange ausgerichtet. Remus spürte erschreckend intensiv, wie Severus' Finger über seine Haut strichen und die Linie seines Kinns nachzogen. Er spürte die Berührung auch noch, als die Fingerspitzen weitergewandert waren und über seine Schläfen nach oben strichen. Remus erzitterte.

Severus' Blick folgte seinen Fingern, die das Gesicht des anderen erkundeten, seine Augenbrauen nachfuhren, die Linie seiner Nase und seines Mundes. Er strich mit dem Finger über Remus' Ohr und seinen Hals hinab, dann glitt seine Hand in Remus' Nacken und wühlte sich bedächtig in goldgraues, leicht gelocktes Haar.

Remus hatte die Fähigkeit, klar zu denken, fast vollständig verloren. Seine Augen fielen ihm halb zu, als Severus durch sein Haar strich und die weichen, lockigen Strähnen durch seine Finger gleiten ließ. Sein Herz raste und sein Atem ging flach.

Er registrierte nur noch, wie Severus ihn fasziniert und sehnsüchtig ansah, bevor der Tränkemeister sich ihm entgegen neigte und sich Remus' Verstand endgültig verabschiedete.

Sanft berührte Severus' Lippen seine warme Haut, strichen kurz darüber und hauchten einen leichten Kuss auf die Wange. Dann glitten sei weiter, küssten seine Stirn, seine Nasenspitze und sein Kinn. Severus legte seine Wange an die des Gryffindors und atmete tief ein.

Remus hatte die Augen geschlossen. Er zitterte unter den Berührungen, die er so ersehnt hatte. Er ertrank in Severus' Duft, der ihn einhüllte und den er mit tiefen Atemzügen inhalierte.

Noch nie war er Severus so nah gewesen. Noch nie hatte er ein ähnliches, unwirkliches Glücksgefühl verspürt.

Severus legte nun beide Hände an die Wangen des Werwolfs. „Sieh mich an!", flüsterte er ihm mit erstickter Stimme zu.

Remus öffnete benommen seine Augen, berauscht von der Präsenz des anderen. Als er in Severus weit geöffnete, tiefschwarze Augen sah, fühlte er sich, als würde er entzweigerissen, als würde er von Severus aufgesogen. Die lange versteckte Sehnsucht schmerzte in seiner Brust und schien seine bebende Gestalt zu Severus hinzuziehen.

Mit einem verzweifelten Seufzen neigte er sich Severus weiter entgegen.

Severus sah ihn immer noch an, mit dem gleichen intensiven, brennenden Blick wie vorhin. Seine Stimme klang vorsichtig, fragend und unsicher, als er Remus leise etwas zuflüsterte.

„Ich liebe dich."

Remus starrte ihn nur an. Jede Faser seines Körpers sehnte sich nach Severus, schmerzend und unbarmherzig. Doch er konnte sich nicht bewegen.

„Sag es auch, bitte!", flüsterte Severus tonlos. „Nur ein einziges Mal, sag die drei Worte... sag sie, ich bitte dich..." Seine Stimme klang brüchig.

Remus atmete tief ein. Seine Lunge schmerzte, er keuchte leise. Sein Mund war ausgetrocknet, plötzlich war er sicher, keinen Laut über die Lippen bringen zu können. Wie konnte er jetzt das sagen, was er sich in unzähligen Träumen und Fantasien ausgemalt hatte? Wie konnte das Wirklichkeit sein?

Unsicher öffnete Remus den Mund, voller Angst, die zerbrechliche Realität zu zerstören. Severus hatte die Augen aufgerissen, sein Blick huschte unruhig über Remus' Gesicht, als wolle er dessen Gesichtsausdruck und den Klang seiner Worte in sich aufsaugen. Und Remus setzte zum Sprechen an.

„Ich… ich…"

„Es tut mir Leid, dass ich zu spät bin, Severus!" Eine helle Stimme schnitt wie ein Messer durch die Stille der Lichtung. „Ich wurde aufgehalten, ich hoffe du musstest nicht zu lange… oh…"

Die beiden Zauberer saßen da wie erstarrt.

Remus begriff nichts, verstand nichts, sah nur Severus an, der dich langsam von ihm entfernte und aufstand, das Gesicht zu einer undurchschaubaren Maske erstarrt.

Wie in Zeitlupe drehte sich der Tränkemeister um, mit seltsam steifen und gleichzeitig zittrigen Bewegungen, und gab den Blick frei auf die große Trauerweide am anderen Ende der Lichtung. Dort war jemand. Eine schlanke, helle Gestalt. Blondes, langes Haar.

Nicht nur Remus starrte hinüber, auch Severus hatte den Kopf zu der Frau umgewandt. Dann blickte er wieder zurück zu Remus, in dessen verständnisloses Gesicht. Und Remus sah, wie sich ein Ausdruck entsetzten Verstehens in Severus' dunkle Augen schlich.

Ruckartig wandte sich der Slytherin um, legte den Weg zur Hütte in wenigen Schritten zurück und verschwand. Remus starrte ihm nach, blickte wieder zu der hellen Frauengestalt im Schatten den Weide und sah zurück zur Hütte.

Ein Klappen erklang, wie von der Kommodentür, dann hörte Remus, wie das Kristallfläschchen auf dem Steinboden der Hütte zersprang. Ein kurzer, unterdrückter, verzweifelter Aufschrei.

Severus erschien in der Türöffnung, dunkel, düster, seine schwarze Robe wirbelte um ihn, seine Hände krallten sich in das Holz der Türpfosten, als hinge sein Leben davon ab. Mit verzerrtem Gesicht starrte er einige Augenblicke zu Remus herüber, bevor er sich umwandte, davonstürzte und mit einem verzweifelten, schluchzenden Laut zwischen den Bäumen verschwand.

Remus saß wie erstarrt. Noch immer begriff er nicht, was gerade geschehen war. Er war noch ganz benommen, so abrupt war er aus Severus' Nähe gerissen worden.

Langsam erhob er sich und ging unsicher der Frau entgegen, die ebenfalls aus dem Schatten der Trauerweide heraustrat. Als sie sich näherte, erkannte er sie.

„Mrs. Malfoy?", fragte Remus ungläubig.

to be continued


So, das war der erste Teil… was sagt ihr? Weiter oder lieber aufhören? :D

Nächste Woche werde ich den anderen Teil posten… ich würde mich aber über Kommentare freuen!

Lg hillie =)