Ich weiß, ich habe meinen Lesern eigentlich endlich das erste Kapitel von "Die 9 Leben der Hermine" versprochen, aber ich habe mit meinem Mann gerade noch einmal die Herr-der-Ringe-Trilogie gesehen, und auf einmal war sie da die Geschichte. Schwupp in meinem Kopf.
Dabei bin ich eigentlich gar nicht mal so ein großer Legolas-Fan und noch weniger einer der OC-Pairings schreibt, aber plötzlich hat mich eine ungeahnte Romantik-Welle erfasst und da war mein Legolas/OC-Pairing. Ich gebe mir größte Mühe, es zu keiner Mary-Sue werden zu lassen.
Der Ringkrieg ist längst vorbei, und eigentlich könnte alles so schön sein, wenn nicht Lady Arwén viel zu früh gestorben wäre...
Dieses erste Kapitel beginnt mit Gimli und wenn auch Gimli keine Hauptrolle in dieser Geschichte spielen wird, so wird er eine wichtige Rolle haben.
Lasst mal hören, ob Euch meine neue Geschichte gefällt, vielleicht mögen ja auch ein paar Harry-Potter-Fans den Herrn der Ringe ;)
Ein Brief aus Düsterwald
„Gimli! Wach auf, du schnarchendes Ungetüm!"
Der Zwerg fuhr erschrocken von seinem Lager und griff noch mit geschlossenen Augen nach seiner Axt. Mit einem Satz, den man dem kleinen stämmigen Mann, der nur aus Bart und Bauch zu bestehen schien, nicht zugetraut hätte, sprang er auf die Füße und schwang die glänzenden Blätter der silbrigen Axt bedrohlich umher.
„Potzblitz! Wo sind die Feinde! Schickt sie zu mir! Zu mir!"
Ein amüsiertes Schnauben neben ihm ließ ihn zuerst das eine und dann das andere Auge öffnen. Vor ihm stand eine gedrungene, kräftige Frau mit blitzenden kohleschwarzen Augen, dunklen wilden Zöpfen und einem zarten bärtigen Flaum auf ihrem Kinn. Sie hatte die Hände in ihre Hüfte gestemmt und tappte fordernd mit dem Fuß. Verlegen brummelnd legte Gimli die Axt zur Seite.
„Ah, Du bist es, Gilla, meine Blume."
Die Zwergenfrau zog eine Augenbraue hoch. „Deine Schmeicheleien mögen ja bei Elbenfrauen angekommen sein, mein Bruder, aber hier in unseren Hallen kannst Du Dich nicht vor unliebsamen Arbeiten damit drücken!"
Gimli rümpfte die Nase. „Ich bin ein Krieger, Gilla! Kein Waschweib! Mein Beruf ist es zu kämpfen und nicht den Kehricht vor die Tür zu fegen!"
„Aha. Und das einzige was Krieger in Friedenszeiten tun können ist also schnarchen, sich ihre viel zu dicken Bäuche voll zu schlagen und den hart arbeitenden Frauen die Arbeit möglichst schwer zu machen?"
„Gilla, Täubchen! Lass uns doch nicht schon wieder streiten! Immerhin leben wir unter einem Dach!"
Gimli breitete versöhnlich seine Arme aus und schenkte seiner Schwester ein zähnefletschendes Lächeln, doch diese ließ sich nicht im Geringsten von den süßholzraspelnden Worten ihres älteren Bruders beeindrucken.
Wenn sich Gloins Kinder in etwas ähnelten, dann war es ihre Sturheit. Eine Eigenschaft die bei Zwergen vermehrt anzutreffen war, sich jedoch in dieser Familie besonders bemerkbar machte. Manchem Besucher war bisweilen der Atem stehen geblieben, wenn die beiden Geschwister in ihrem Starrsinn aufeinander losgingen und dies nicht nur mit Worten. Doch Gillas Hackebeil, das sie stets in der Küche verwendete und liebevoll Kräutermesser nannte, war Gimlis Kriegeraxt durchaus gleichwertig. Und auch in Fähigkeit und Stärke waren sich die Geschwister durchaus ein würdiger Gegner. So endete manche Streiterei der beiden in einer zwergischen Rauferei, bei der mal der eine und mal der andere gewann.
Innerhalb der Nachbarschaft war es ein beliebter Sport seit Gimlis Rückkehr geworden darauf zu wetten, wer die Oberhand behalten würde. Erstaunlicher Weise zählte Gilla als Favorit für sichere Wetten und Gimli musste oft genug grummelnd die Schmach über sich ergehen lassen, unter dem Johlen von unerwünschten Zaungästen, mit einem Fußtritt vor die Tür befördert zu werden und einen Besen hinterher geschmissen zu bekommen. Nichts desto trotz wusste jeder, der die beiden Kinder Gloins kennengelernt hatte, dass man ihnen besser nicht übel mitspielen sollte, denn wurde einem der beiden Unrecht getan, so vergaßen sie all ihre Streitigkeiten und standen Schulter an Schulter als Bruder und Schwester und kämpften verbissen für den jeweils anderen.
Doch in diesem Moment war keine dieser Situationen und Gilla, Gloins Tochter, genoss es ihren eingebildeten Bruder noch ein wenig zu ärgern.
„So, und warum wohnen wir unter einem Dach, Gimli? Weil Du allein nicht zurecht gekommen bist, du unfähiger Mann! Deine abenteuerlichen Geschichten über Freundschaften mit Elben und Hobbits helfen Dir leider nicht satt zu werden! Mit Elben! Wer soll das glauben!" Wohl wissend dass der Zwerg vor ihr eine enge Freundschaft mit einem Elb namens Legolas pflegte.
„Abenteuerliche Geschichten!? Oh warte, Gilla, bis du ihn kennenlernst! Tausende von Jahre ist er alt, älter als diese Höhlen! Den Kopf wird er dir verdrehen, so dass Du keinen Zwerg mehr ansiehst!"
Gilla schnaubte. „Was soll ich mit einem Elbenmann! Bartlos sind sie und den schönen Künsten verfallen! Das hilft mir auch nicht, deinen gefräßigen Magen zu stopfen."
Gimlis Ohren begannen zu glühen und gerade wollte er wieder nach seiner Axt greifen, um seiner Schwester einen ordentlichen Schreck einzujagen, als diese herzlich zu lachen anfing, als hätte sie einen köstlichen Scherz gemacht. Sie griff unter ihre Schürze und zog einen länglichen Brief hervor und wedelte damit vor Gimlis Nase herum.
„Ein Bote war eben hier und hat dies für dich abgegeben. Eine Eildepesche."
Gimlis Augen begannen zu funkeln. „Ein Brief für mich? Wer hat den Boten geschickt?"
„Nun, das wusste der Junge nicht mehr genau, denn er hat den Brief erst in Ered Luin übernommen. Aber er sagte, die Boten vor ihm hätten berichtet, er sei aus Düsterwald."
Gimlis Grinsen wurde plötzlich breit. „Aus Düsterwald? Legolas!" Er stürmte auf Gilla zu und hob sie an der Hüfte hoch, um sie einmal im Kreis zu wirbeln. „Oh, du hinterhältiges Weib! Du beste aller Schwestern! Hat sich der arrogante Elb endlich entschlossen sein Versprechen zu halten! Er mag ja die Unendlichkeit zur Verfügung haben, doch mein zwergisches Leben ist deutlich kürzer!"
Gilla lachte und reichte ihrem Bruder den Brief. Sie schüttelte den Kopf.
Gimli starrte auf den Brief wie ein kostbares Geschenk und trug ihn sorgsam zu einem Schemel am Feuer, um ihn besser lesen zu können.
„Ich hoffe, das Spitzohr hat daran gedacht in einer Sprache zu schreiben, die ich verstehen kann." murmelte er vor sich hin, als er das Siegel brach und den Brief entfaltete. Gilla ließ ihren Bruder alleine und beschloss den Hausputz, der sich bei Zwergen auf ein ordentliches Durchfegen und frisches Wasser in den Waschschüsseln beschränkte, heute alleine zu erledigen.
Gerade als sie die letzten Kieselsteinchen aus der Küche fegte, polterte im Zimmer neben ihr ein Stuhl zu Boden und sie hörte die donnernde Stimme ihres Bruders:
„Was hat er gemacht!? Ich kann es nicht glauben!"
Gilla ließ den Besen liegen und eilte zu ihrem Bruder, der scheinbar fassungslos auf den Brief starrte, bebend vor Wut mit einer steilen Zornesfalte auf der Stirn.
„Gimli! Ist alles in Ordnung, Bruder?"
„Nichts ist in Ordnung! Oh, wenn ich dieses Menschenbürschchen zwischen die Finger bekomme!"
„Menschenbürschchen? Ist der Brief nicht von deinem Freund Legolas?"
Gimli aber überflog wortlos die weiteren Zeilen und mit Entsetzen sah Gilla wie ihrem sonst so poltrigen, aber fröhlichen Bruder eine einzelne Träne über die wettergegerbte Wange lief.
Einige stille Momente vergingen, bis Gimli den Brief sinken ließ und seine Schwester aus geröteten Augen trostlos ansah.
„Ist deinen Freunden etwas passiert, Gimli?" Gilla trat an ihren Bruder heran, der inzwischen wieder die Fäuste geballt hatte und grimmig an die Wand starrte.
„Noch nicht, Gilla. Aber wenn ich Aragorn zwischen meine Finger bekomme, dann brech ich ihm das Genick!"
„Aragorn!" Gilla war verwirrt. „Aber ist Aragorn nicht auch einer deiner Freunde, Gimli?"
„Das dachte ich bisher auch, Gilla." Der Zorn des Zwerges war urplötzlich verflogen und er seufzte schwer. Es schien als sei Energie aus seinen Knochen gewichen und ein müder, ausgelaugter Krieger stand vor ihr. „Wieviel schlimmer muss es bloß für Legolas sein. Das Mädchen hat recht, ich muss sofort zu ihm."
„Was ist denn bloß geschehen?"
„Lies selbst." Gilla nahm den Brief an, den Gimli ihr entgegenstreckte und senkte ihre Augen auf eine unruhige Handschrift, die eindeutig keinem Elb gehören konnte, soviel hatte sie von ihrem Bruder über das schöne Volk gelernt. Mit gerunzelter Stirn begann sie zu lesen.
Verehrter Herr Zwerg Gimli,
ich weiß es muss Euch wundern, einen Brief von einem Euch unbekannten Menschen zu erhalten, noch dazu von einem Mädchen niederer Herkunft. Aber mein Anliegen ist dringlich und ihr seid meine letzte Hoffnung, denn ich weiß mir nicht anders zu helfen. Nun, eigentlich nicht mir zu helfen, sondern ihm, dem Herrn Legolas.
Ihr müsst Euch nun gewiss wundern, wie ich in die Bekanntschaft eines so edlen Elben gerate und ich gebe Euch völlig Recht, dass ich seiner Bekanntschaft nicht würdig bin. Aber das Schicksal hat es nicht gut gemeint mit dem Herrn Legolas, denn unser König von Gondor, der Herr Aragorn hat den Herrn Legolas aus seinem Reich verbannt und mich mit ihm.
Ich weiß, ihr könnt mir nicht glauben und auch der Herr Legolas kann das alles noch nicht für möglich halten. Doch leider ist es geschehen und ich fürchte, es ist alles meine Schuld.
Ich habe gehört das Elben an gebrochenem Herzen sterben können, Herr Zwerg, und das Herz des Herrn Legolas ist mit Sicherheit kurz davor. Seit der Herr Aragorn ihn verstoßen hat steht kein Lächeln mehr auf seinem Gesicht, nur wenn er von euren gemeinsamen Reisen berichtet, dann sehe ich etwas in ihm aufleuchten. Bitte, Herr Gimli, vielleicht kann Eure Freundschaft ihn wieder heilen!
Aber ich rede wirres Zeug, Herr Zwerg. Und wenn ich nicht so ängstlich wäre, dass dem Herrn Legolas etwas geschieht, dann würde ich sicher einen neuen Brief schreiben, aber ich weiß nicht wie viel Zeit bleibt. Wie schnell schwinden Elben mit gebrochenem Herzen dahin? Wie lange wird der Brief unterwegs sein und wie lange werdet ihr für Eure Reise nach Grünwald brauchen? Und werdet ihr überhaupt nach Düsterwald kommen? Ich bitte Euch, Herr Zwerg! Ich bitte Euch!
Doch lasst mich erklären, was geschehen ist, damit ihr meinen Worten Glauben schenken könnt.
Mein Name ist Isilda. Ich bin eine Tochter Gondors und Tochter des Apothekers von Minas Tirith. Ich arbeite im Schloss und übernehme Botengänge für meinen Vater.
Wie Ihr vielleicht noch nicht wisst, ist unsere geliebte Königin Frau Arwén vor wenigen Wochen völlig unerwartet aus dem Leben hinausgerissen worden und in die andere Welt hinübergegangen. Unser König ist untröstlich und das ganze Volk Gondors trauert mit ihm. Herr Legolas kam sofort nach Minas Tirith, als er von der schlimmen Kunde hörte. Sicher wisst Ihr, dass er in den Wäldern Gondors eine neue Heimat für sich und viele andere Elben gefunden hat und er ist ein stets gern gesehener Gast des Könighauses.
Dem König ging es besser, als sein treuer Freund an seiner Seite war. Doch Herr Legolas weilte noch nicht lange in den Mauern von Minas Tirith als ein unglückliches Schicksal seinen Weg mit meinem unseligen Leben kreuzte…
Fortsetzung folgt
