Get it Started
The Pirate Chronicles N°I
(POV Blair)
Eigentlich hatte der Tag ganz wunderbar begonnen. Ja, regelrecht einem Traum gleich. Zuerst war ich von Zagger, meinem heimlichen Schwarm geweckt worden, hatte einen frischen Kaffee bekommen und wir hatten es ohne weitere Schwierigkeiten zurück zu unserem Schiff geschafft. Der Proviant für unsere Weiterfahrt war wieder aufgefüllt und eigentlich hätte uns nichts weiter daran hindern sollen, unseren Weg über die berüchtigte Grand Line fortzuführen, wäre da nicht dieser schwarzhaarige Junge mit seinem verflixten Strohhut gewesen.
Nun saß ich hier, gefesselt, übel zugerichtet und mächtig sauer, während neben mir ein bewusstloser Ruffy lag und keine Regung zeigte. Sein Strohhut lag neben meinen Beinen und ich musste trocken schlucken, als ich erfahren hatte, von wem dieser ganz besondere Schatz stammte.
Seufzend schüttelte ich den Kopf, so würden wir wahrscheinlich auch nicht weiterkommen. Langsam hob ich meinen Schädel, der immer noch furchtbar vom Aufprall auf dem Deck dröhnte und blinzelte, als rote Strahlen meine empfindlichen Augen blendeten. Hatte tatsächlich schon die Dämmerung eingesetzt? Überrascht blinzelnd senkte ich wieder den Blick, schaute mich weiter in der viel zu engen Kammer um, bis ich erfolglos aufgab. Das brachte doch sowieso nichts. Diese Typen waren schließlich nicht umsonst bei der Marine, oder? Seesteinhandschellen hatten sie natürlich parat gehabt, also konnte Ruffy uns schon einmal nicht herausholen. Nicht, dass das mit einem Dutzend bewaffneter Kerle vor der Tür groß möglich gewesen wäre. Ich hatte ja nicht einmal Teufelskräfte.
„Hey. Was ziehst du für ein Gesicht?"
Überrascht blickte ich auf und warf die trüben Gedanken für einen Moment über Bord. Seth war hier? „Wie bist du denn hier her gekommen?"
Nicht, dass ich mich nicht gefreut hätte. Seth war so etwas wie mein großer Bruder. Er passte immer auf mich auf, hatte mich schon seit klein auf vor den bösen Raudies in unserer Schule beschützt und wich seither nicht mehr von meiner Seite. So war es auch, als ich losgezogen war, um meinen Dad zu finden.
„Da fragst du noch? Nachdem dieser komische Admiral Ruffy und dich mitgenommen hatte konnten wir schlecht zulassen, dass die herausfinden, wer du bist, oder? Klang ja nicht so, als ob er wirklich wüsste, warum die dich suchen, ne?"
Zustimmend nickte ich und sah mich weiter im Raum um, konnte aber außer Seth, der sich hinter ein paar Kisten versteckt hatte, niemanden entdecken. „Wo hast du den Rest gelassen?", fragte ich neugierig und plötzlich spürte ich einen Knoten im Magen. Hoffentlich war meinen Freunden und Ruffys Crew nichts passiert. Die Attacken von diesem Eis-Kerl hatten wirklich mies ausgesehen…
„Mach dir keine Sorgen, die sind draussen und kümmern sich um die Marinesoldaten. Kämpfen uns einen Weg frei, während ich euch hier raus hole."
Wie um seinen Worten Ausdruck zu verleihen schlich er sich zu uns, als er sich sicher sein konnte, dass momentan niemand herein kommen würde. Meine Fesseln waren schnell entfernt, Schlösser konnte er gut knacken, aber um Ruffys besondere Handschellen machte ich mir schon etwas mehr Sorgen. „Wie willst du…", begann ich skeptisch, bevor er breit grinsend einen kleinen silbernen Schlüssel hervorzog.
Leise kichernd, um die Wachen nicht aufzuschrecken, schüttelte ich meinen Kopf und rieb mir meine wunden Handgelenke. Trotz all der verwirrenden Versprechungen des Admirals waren seine Soldaten nicht zimperlich mit mir umgegangen.
„Ugn…Was zum…"
„Ruffy!"
„Pscht!"
„'Tschuldige.", wisperte ich betroffen und krabbelte zügig zum Strohhutbesitzer. Während er sich aufsetzte reichte ich ihm seinen Hut, was er mit einem dankbaren Lächeln quittierte. Immer noch leicht benommen ließ er sich nicht davon abhalten, uns mit einem verwirrten Blick zu mustern, als schließlich langsam die Erinnerungen an die letzten Stunden wieder zu kommen schienen. „Was ist passiert, nachdem…?"
„Nachdem du diesen Admiral zu Brei prügeln wolltest?", ergänzte ich sarkastisch, woraufhin er leicht nickte und darauf wartete, dass ich fortfuhr. „Erst hat er mich vereist, du bist abgelenkt worden und dann hat er auch dich erwischt. Als Nami, Seth und die anderen aufkreuzten, haben sie uns wohl gerade auf's Schiff befördert. Wundert mich nur, dass sie uns überhaupt aufgetaut haben. Wäre es nicht einfacher gewesen, uns verrecken zu lassen?". Nachdenklich zuckte Seth mit den Schultern, aber irgendwie wollte ich ihm seine Ratlosigkeit nicht abkaufen. Dafür kannte ich ihn einfach zu lange.
„Na kommt, wir haben wirklich keine Zeit. Ich weiß nicht, wie lange die anderen noch durchhalten.". Seine Sorge teilend, half ich Ruffy auf, der sich schneller zu erholen schien, als mir lieb war und gemeinsam schlugen wir uns durch einen schmalen Gang zum Vorderdeck vor. Wie Seth den gefunden hatte war mir absolut schleierhaft, aber für den Moment war ich dankbar und wunderte mich lieber nicht. Zu viel konnte einem schnell den Tag verderben.
So, wie es heute Morgen der Fall gewesen war. Aber vielleicht…
…vielleicht sollte ich einmal von vorne beginnen.
