Disclaimer: Alles JKR – mir nix und ich mache auch keinerlei Profit damit.
Ja, ihr Lieben, es ist tatsächlich soweit. Es gibt hier und heute die versprochene Fortsetzung meiner „Wahrheit oder Wagnis"-Reihe. Ich muss zugeben, als ich Band 6 (im englischen Original) ausgelesen hatte, war mein zweiter Gedanke: Das war's jetzt mit Teil 4 – da kriegst du nichts mehr hin.
Und dabei waren die Anzeichen über das ganze Buch hinweg so vielversprechend! Aber dann hatte ich bereits zwei Tage später völlig aus dem Nichts die erste Idee. Ich war richtig glücklich. Zumindest eine Ausgangsposition war gefunden. Zugegeben, für den Rest habe ich dann ziemlich lange gebraucht, aber ich wollte (wenn möglich) keinen Pfusch abliefern. Und es war ja auch wirklich nicht ganz einfach, die Historie „meiner" Teile 1 bis 3 immer noch halbwegs in Einklang mit Band 3 bis 6 zu bringen. Ich hoffe, ihr mögt auch diesen 4. Teil.
Und jetzt genug gelabert! Fangen wir an!
Wahrheit oder Wagnis - Teil 4
Fanfiction von Lorelei Lee
Kapitel 1
Remus Lupin apparierte erschöpft in einer Seitengasse in der Nähe seiner Londoner Wohnung. Er war schon einige Zeit nicht mehr dort gewesen, doch heute Nacht freute er sich auf die Stille und Einsamkeit seiner zwei winzigen Zimmer.
So sehr er diese Stille in den letzten Tagen gemieden hatte, so sehr sehnte er sich nun danach. Wie viel Zeit war vergangen seit Dumbledores Beerdigung? Zwei Tage? Zwei Wochen?
Remus schüttelte den Kopf. Machte es einen Unterschied, wie lange etwas zurück lag? Nicht wirklich… Etwas in ihm sagte ihm, dass jetzt die Zeit gekommen war.
Es war Zeit – es war an der Zeit über alles nachzudenken. Die Verdrängungsphase war abgeschlossen und zuviel war währenddessen passiert – mit ihm passiert – hatte er mit sich geschehen lassen…
Jetzt musste er aufhören zu trauern – in mehr als einer Hinsicht – und sein Leben neu ordnen.
Gut, vielleicht würde es fürs Erste genügen, wenn er versuchte, alles auf die Reihe zu kriegen und zu verstehen, in was er sich da alles hineinmanövrieren hatte lassen. Nicht, dass er wirklich eine Wahl gehabt hätte. Nicht, nachdem…
Er hatte mittlerweile das Haus erreicht und hatte angefangen die Treppenstufen zu erklimmen, doch jetzt blieb er unvermittelt stehen und holte einmal tief Luft, bevor er diesen Gedanken zu Ende denken konnte.
Nicht, nachdem Severus Albus Dumbledore getötet hatte.
Als er davon erfahren hatte, hatte er für einen Moment geglaubt, er selbst würde auch sterben. Er hatte sich anfangs geweigert, diese Tatsache zu begreifen, doch schließlich hatte er einsehen müssen, dass Severus sie alle betrogen und verraten hatte.
Mit einem leisen Seufzen schloss er seine Tür auf und wollte seine Wohnung betreten. Doch mitten in der Bewegung nahm er den reglosen, schwarzen Schatten wahr, der dort in dem dunklen Zimmer auf ihn wartet und definitiv nicht zur Einrichtung gehörte. Einen Wimpernschlag später hatte er auch erkannt, wer dieser Schatten war.
Er zückte seinen Zauberstab, doch das Erkennen seines Gegners hatte ihn zögern lassen. Nicht viel – nicht lange – doch lange genug, um dem anderen einen Vorteil einzuräumen.
Einen Vorteil, den der andere gar nicht benötigte – hatte Remus seine Ankunft doch durch seine Schritte auf der Treppe zur Genüge angekündigt und hatte darüber hinaus die Dummheit begangen, sich mit dem Licht des Treppenhauses im Rücken als leichtes Ziel zu präsentieren.
Ein leises „Expelliarmus" erklang, Remus' Zauberstab flog aus seinen Fingern, er selbst wurde von den Füssen gerissen und wie mit unsichtbaren Händen über den Fußboden tiefer in den Raum hineingezogen, die Wohnungstür fiel von selbst ins Schloss und dünne Seile schnürten sich unbarmherzig um Remus' Körper, bis er keinen Finger mehr rühren konnte.
Einige Kerzen flammten auf und erhellten mit ihrem flackernden, gedämpften Licht nicht nur den Raum, sondern auch das Gesicht von Severus Snape, der sich mit ausdrucksloser Miene über ihn beugte.
Remus zog eine grimmige Befriedigung daraus, dass er den Schatten ganz richtig erkannt und als seinen ehemaligen Liebsten identifiziert hatte und er fragte sich überrascht, warum er immer noch lebte.
„Du kannst schreien, soviel du willst – ich habe diese Räume schalldicht gehext", sagte Severus tonlos und in völliger Ignoranz der Tatsache, dass Remus bislang noch keinen einzigen Laut von sich gegeben hatte.
Remus hatte so etwas erwartet. Severus ging also davon aus, dass er schreien würde? Das bedeutete dann wohl, dass er vor seinem Tod gefoltert werden sollte. Er fragte sich, warum ihm das nicht mehr Angst einflösste – musste wohl am Adrenalin liegen. Er schob es auch auf diese Substanz, dass er sich die nächste Bemerkung nicht verkneifen konnte – entweder das, oder er war mehr Masochist, als er bisher geglaubt hatte.
„Guten Abend, Severus", erwiderte Remus mit leicht belehrendem Unterton.
Eine schwarze Augenbraue hob sich in Zeitlupentempo.
„Ich hatte angenommen, wir wären über diese Förmlichkeiten mittlerweile hinaus", antwortete Severus mit kaltem Spott. „Aber bitte…" Er verbeugte sich korrekt vor Remus, der immer noch sehr würdelos gefesselt auf dem Boden lag und sich mittlerweile fragte, ob er halluzinierte. „Guten Abend, Lupin." Dann hob er Remus' Zauberstab auf, legte ihn auf den wackligen Esszimmertisch und nahm selbst auf einem der Stühle Platz.
Wie viele Jahre war es her, dass sie beide genau an diesem Tisch gesessen, Weißwein getrunken hatten und zum ersten Mal… Remus wollte auch diesen Gedanken nicht zu Ende denken.
Es entging ihm nicht, dass Severus die ganze Zeit über seinen Zauberstab auf ihn gerichtet hielt. Nicht auffällig, aber doch als eine leise, unterschwellige, ständige Bedrohung.
Das Schweigen dehnte sich aus und lastete schwer auf Remus. Worauf wartete Severus nur? Auf Verstärkung?
„Wartest du auf etwas Bestimmtes?" sagte Remus mit soviel eisiger Verachtung wie er in seiner momentanen Lage nur aufbringen konnte. „Oder hast du nicht genug Mumm um einen wehrlosen Mann umzubringen? Dabei mache ich es dir leichter als Dumbledore! Ich werde dir nicht die Genugtuung bieten, mich um deine Loyalität betteln zu hören!"
Ein Muskel zuckte in Severus' Gesicht, doch das war schon die einzige Gemütsregung, die Remus auf seine verbale Attacke erkennen konnte.
„Wenn ich dich umbringen wollte, hätte ich es schon lange getan", sagte Severus bevor er wieder in Schweigen verfiel.
Mit Remus Selbstbeherrschung war es vorbei.
„Ja – das wissen wir mittlerweile alle!" stieß er aufgebracht hervor. „Kein Zögern – keinerlei Zugeständnisse an die unzähligen Male, da Albus dir vertraut hat! Du elender Verräter!" Er spie das letzte Wort förmlich aus.
Ein kaltes Lächeln huschte über Severus' Lippen.
„So wie es aussieht, hättet ihr alle besser daran getan auf Alastor Moody und Sirius Black zu hören." Die schwarzen Augen verengten sich. „Einmal ein Todesser, immer ein Todesser – ist es nicht so?"
„Du gibst es auch noch zu!" Remus war fassungslos. Irgendwie hatte er vermutet – wenn nicht gar gehofft – dass Severus es abstreiten – erklären würde… irgendwas…
Severus zuckte nachlässig mit den Schultern.
„Warum nicht? Wie du mir gerade zu verstehen gegeben hast, hat der ehrenwerte Mister Potter die Geschehnisse auf dem Astronomieturm bereits überall publik gemacht. Wozu dann noch leugnen?"
Remus starrte in das Gesicht, das er einmal so sehr geliebt hatte. Ein Gesicht, das die harten Linien verlor, wenn es geküsst würde. Ein Gesicht, das sich entspannte, wenn man es liebkoste. Ein Gesicht, das lächelte und dadurch wie von innen zu leuchten schien. Ein Gesicht, von dem Remus immer gewusst hatte, das es ihm allein vorbehalten gewesen war.
Nichts davon war mehr da.
Das Gesicht, das Severus ihm jetzt zeigte, war dasselbe Gesicht, das er die ganzen Jahre über zur Schau gestellt hatte, bevor… ja, bevor sie vor drei Jahren an diesem Tisch gesessen hatten.
„Wie kannst du nur so sein? So eiskalt – so skrupellos…" sagte Remus widerwillig fasziniert.
„Ah… allmählich kommen wir voran…", erwiderte Severus mit einem ironisch anmutenden Nicken. Er lehnte sich ein wenig in dem Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander. Dann fuhr er fort: „Es ist eigentlich interessant – wir spielen dieses dämliche Frage-und-Antwort-Spiel schon wie lange? Drei Jahre? Und du hast mir noch nicht einmal eine wirklich wichtige Frage gestellt." Severus musterte ihn mit einem Blick, den Remus im flackernden Licht der Kerzen nicht zu deuten vermochte.
Völlig unerwartet für Remus stand Severus dann so plötzlich auf, dass der Stuhl, auf dem er eben noch gesehen hatte, leicht hin- und herkippelte, bevor er wieder ruhig stehen blieb. Er fuhr mit leicht veränderter Stimme fort: „Warum hast du dich damals den Todessern angeschlossen? Warum warst du bereit für Dumbledore zu spionieren? Hast du dem dunklen Lord tatsächlich abgeschworen?" Er hielt wieder einen Moment inne und Remus lief es eiskalt über den Rücken. „Das wären die Fragen gewesen, die du mir hättest stellen sollen!"
Remus begriff nicht, warum Severus ihm das alles sagte – es ihm gewissermaßen vorwarf – aber er begriff mit erschreckender Klarheit, dass Severus Recht hatte. Das wären die wirklich wichtigen Fragen gewesen. Vielleicht nicht zu Anfang, aber später dann, nach Voldemorts Wiederkehr, doch da hatte er bereits nicht mehr an dem Slytherin gezweifelt. Da hatte er sich bereits rettungslos in ihn verliebt gehabt. Er hatte ihm damals bereits bedingungslos vertraut und keine Notwendigkeit mehr für kritische Fragen gesehen. Aber war denn alles nur Fassade gewesen? Hatte er sich wirklich so sehr in dem anderen Mann getäuscht? Konnte man sich überhaupt so sehr in einem Menschen täuschen? Ja – denn er war dumm und verliebt gewesen… und hatte mal wieder seine eigenen Annahmen für bare Münze genommen, ohne sich und den anderen Mann zu fragen, ob hinter dem schönen Schein nicht noch mehr steckte. Severus musste sich hinter seinem Rücken über diese Naivität förmlich kaputt gelacht haben.
Remus wandte den Blick ab von den dunklen Roben, die sich sachte vor ihm bewegten.
„Ich habe geglaubt, ich würde dich kennen…", entgegnete er bitter. „Ich habe angenommen…"
„Das hat Dumbledore auch", unterbrach Severus ihn schroff und mit noch mehr Bitterkeit – oder war es Verachtung? – in seiner Stimme.
OoooOoooO
Fortsetzung folgt…
Nur zur Info… es wird keine festen Update-Daten geben und diese Story hat nur 4 Kapitel. Es war mir leider nicht möglich, die Tradition zu wahren und (wie bei den drei Teilen vorher) 8 Kapitel zu schreiben. Sorry.
