Diese wunderbare Geschichte ist von Star of the North und ich habe keinerlei Recht auf ihren Besitz! Glücklicherweise habe ich die Erlaubnis bekommen, sie zu übersetzen.

Alles andere, Personen und Orte gehören natürlich Joanne K. Rowling. Ich verdiene kein Geld hiermit.

Ich hätte niemals gedacht, dass es meine Pflicht sein würde. Ich hätte niemals gedacht, dass ich derjenige sein würde, der unsere Geschichte erzählt. Damals schien es mir unnötig. Ich denke, ich habe immer damit gerechnet, dass sie alle hier sein würden. Für immer. Für ihn … und für mich.

In meinen Gedanken habe ich immer uns alle gesehen, wie wir auf dem schwarzen Balkon ihres kleinen, wunderschönen Hauses in Gothrics Hallow sitzen und ihm die Geschichte unserer sieben Hogwartsjahre erzählen. Die geheimen Gänge, und die versteckten Räume. Wir hätten ihn davor gewarnt, immer ein Auge auf Filch und seine niederträchtige Katze zu haben. Und wir hätten ihm beigebracht, wie man Streiche spielt.

Dann, in meiner wunderbaren Fantasiewelt, hätten wir alle gelacht und uns an die gute, alte Zeit erinnert, in der wir vor Vertrauensschülern und Schulsprechern flüchteten, immer ja darauf bedacht niemals auf frischer Tat ertappt zu werden. Unsere leicht verrückten, fantasievollen Ausreden …
Dann hätten wir ihm von der Karte erzählt und dass es seine Pflicht sei, sie aus dem verschlossenen Büro des Hausmeisters zu retten.

Aber am Ende ist es doch alles anders gelaufen, oder?
Es geschieht mir Recht, dafür, dass ich gedacht habe, ich könnte vielleicht ein gutes Leben leben. Es geschieht mir Recht, dafür dass ich dachte, ich könnte Freunde haben. Denn sie sind fort. Gegangen für immer.
Gegangen, bevor er überhaupt die Chance hatte, sie kennen zu lernen.
Gegangen, bevor sie ihm sagen konnten, wie sehr sie ihn liebten.
Gegangen, bevor ich ihnen sagen konnte, das sie die Welt für mich bedeuteten.

Und nun, da auch Sirius gegangen ist …

Gegangen. Wie kann das sein? Wie kann ich, ausgerechnet ich, der letzte Rumtreiber sein?

Es hört sich falsch an, in meinen Ohren. Ich war niemals der Rumtreiber. Dieses Wort hat keine Einzahl. Wir waren immer zusammen. Beinahe von Anfang an, war keiner von uns je allein. Wir waren immer die Rumtreiber. Alle vier. Immer.

Als ich ihn das erste Mal traf. Ihn, ihren einzigen Sohn, das Einzige, was mir von meinen zwei besten Freunden noch geblieben war, zum ersten Mal traf, war der Junge gerade einmal dreizehn. Gerade erst dreizehn und doch hatte er Voldemort schon dreimal die Stirn geboten.
Und er hatte überlebt.
Was haben wir gewusst, als wir so alt waren wie er?
Alles, worüber wir damals nachgedacht haben, war, die besten Streiche zu planen und die Mädchen zu ärgern.

Auch wenn ich es vielleicht hätte tun sollen, habe ich ihm damals die Geschichte nicht erzählt. Ich konnte es nicht. Es fehlten mir die Worte.
Seit jenem Halloween waren zwölf Jahre vergangen. Zwölf Jahre seit dem grausamen Verrat.

Fünfzehn war er, als ich ihn das nächste Mal wieder sehen sollte. Der Schmerz war zu tief, auch nach all der Zeit. Wunden, von denen ich gedacht hätte, sie wären längst verheilt begannen zu bluten, als ich erfuhr dass es Wurmschwanz war, der sie verraten hatte. Der, der uns alle verraten hat.

Aber dann … Sirius. Nein. Das Wort will mir nicht über die Lippen kommen. Nicht in Verbindung mit Sirius Black. Dem direktesten, temperamentvollsten Menschen von uns allen, der immer voller Elan war … und immer Unfug im Sinn hatte. Auch wenn ich weiß, dass ich ihn nie wieder sehen werde. Ich kann es nicht sagen.

Alles, was ich sagen kann ist, dass ich endlich begriffen habe, dass ich der letzte bin, der ihm diese Geschichte erzählen kann. Die ganze Geschichte. Die Geschichte, die nur vier Leute auf der Welt wohl voll und ganz gekannt haben.

Der Erste …
verraten vom Zweiten.
Der Dritte ist gegangen. Und der Vierte …

Der Vierte bin ich.
Diese Geschichte beginnt mit mir - und - so unfassbar das auch ist - endet mit mir.

Manchmal denke ich, dass wenn ich nicht gewesen wäre, hätte es vielleicht ein gutes Ende genommen. Auch wenn ich weiß, dass es nicht wahr ist, kann ich nicht aufhören mir selbst die Schuld zuzuschieben. Wäre da nicht diese Geschichte mit dem Biss gewesen …
Wahrscheinlich wäre ich ein Kind wie jedes andere gewesen. Höchst wahrscheinlich hätte mich der sprechende Hut nach Ravenclaw gesteckt.

Wenn Dumbledore nicht Mitleid mit mir gehabt hätte und mich nicht, trotz allem, nach Hogwarts geholt hätte, dann hätte ich sie niemals kennen gelernt. Und wenn ich sie niemals kennen gelernt hätte, wären sie niemals hinter mein Geheimnis gekommen, und wenn sie niemals hinter mein Geheimnis gekommen wären, wären sie niemals für mich zu Animagi geworden.

Und wäre ich niemals ihr Freund gewesen, wäre auch er, der Verräter, niemals in ihre Nähe gekommen. Aber das sind zu viele „Und wenn's" und Geschichten, die niemals erzählt werden. Diese eine, so traurig sie auch ist, ist geschehen. Und es gibt nichts, was daran etwas ändern könnte.

Dies ist die Geschichte von Harrys Eltern. Es ist eine Geschichte über Loyalität, Liebe und Freundschaft. Und eine Geschichte über Schmerz, Tränen und die zwei niederträchtigsten Gefühle dieser Welt :

Vertrauensbruch und Verrat.

Teile dieser Geschichte habe ich nicht erlebt - sie wurden mir später erzählt. Einige habe ich mit Harrys Hilfe erst viel später verstehen können.

Dies ist die Geschichte meines Lebens.

Wer ich bin?

Ich bin Remus Lupin. Ein Werwolf.

Kapitel Eins - Wo alles begann

Alles Gute oder alles Schlechte, egal, es begann alles am Morgen des elften Septembers 1971 - um genau zu sein um fünfzehn Minuten nach zehn auf dem Bahnhof Kings Cross am Gleis Neun ¾.

Sie waren extra früher gekommen. Um dem Strom der lärmenden Zuspätkommer zu entkommen. Eine Frau und ein Junge durchschritten die Barriere, sie schienen genauso normal, wie jede auch jede andere Mutter und ihr Sohn. Die Frau hielt die Hand des Jungen fest umklammert, als die durch die scheinbar solide Wand schritten.

Normal waren sie allerdings ganz und gar nicht. Es waren Sarah Lupin und ihr Sohn Remus. Und Remus hatte aufgehört ein „normaler" Junge zu sein, exakt sieben Jahre vorher war sein „normales" Leben beendet worden. In einem, alles entscheidenden Augenblick.

„Es wird schon alles gut werden, Remus." versuchte Sarah ihren aufmunternd zuzureden und unterstrich den Satz noch, indem sie ihn auf die Schulter klopfte. Sie war eine große, hübsche und ziemlich junge Frau, auch wenn die tiefen Sorgenfalten auf ihrem Gesicht genau das Gegenteil erscheinen ließen.

Sie lächelte um Remus Willen, aber er wusste, dass sie Bedenken hatte. „Niemand wird es erfahren." fuhr sie hastig fort. „Professor Dumbledore hat mir versichert, dass es ein Geheimnis bleiben wird. Nur die Belegschaft wird von deiner Verfassung erfahren, Liebling, und auch nur, damit sie dir helfen können, ist das in Ordnung?"

Der elfjährige Junge nickte ohne ein Wort zu sagen. Er war da allerdings nicht so überzeugt. Im ersten Moment der Euphorie hatte seine Freude, den Brief von Hogwarts trotz aller Umstände in den Händen zu halten überwiegt. Dann war langsam und schleichend die Furcht gekommen, die anderen Kinder könnten sein Geheimnis herausfinden und ihn wegen seiner Lykanthropie meiden.

Es war immer so gewesen und Remus sah keinen Sinn darin zu hoffen, dieses Mal könnte es anders werden. Die Leute waren überall gleich. Menschen änderten sich nicht, nur weil man den Ort wechselte. Diese bittere Lektion hatte er früh lernen müssen. Aber das war es nicht, was ihm Angst machte. Der Gedanke, er könnte trotz aller Sicherheitsvorkehrungen die Dumbledore getroffen hatte ausbrechen und jemand anderen beißen, beunruhigte ihn viel mehr.
Dieses schreckliche Szenario schwirrte ihm nun schon seit Monaten im Kopf herum.

Remus Gedanken drehten sich und wurden zu Zweifeln. Und je heftiger er versuchte, an etwas anderes zu denken, desto schlimmer wurden die Gedanken.

Seit er als ganz kleines Kind gebissen worden war, war er als Monster abgestempelt worden. Sicher, einmal im Monat verwandelte er sich in ein Monster. Aber das hieß doch nicht, dass er für den Rest der Zeit nicht auch ein ganz normaler Mensch war, oder?
Niemand hätte ihn auf den ersten Blick für ein gefährliches Monster gehalten. Er sah aus wie jeder andere Junge auch, vielleicht ein bisschen zu blass. Er sah aus wie der Junge, der er gewesen war, bevor Fenrir Greyback in ihre Nachbarschaft gekommen war und ihn ins Visier genommen hatte.

Aber seit jenem Tag musste er, Monat für Monat, die Vollmondnächte in dem, speziell für ihn hergerichteten Keller verbringen. Und Monat für Monat konnten seine Eltern nur hoffen, dass ihn die 15 cm dicke Stahlwand in seiner Zelle halten würde.

Mit elf Jahren war Remus ein hübscher Junge und vielleicht, wenn es das Schicksal so wollte, würde aus ihm irgendwann einmal ein hübscher junger Mann werden. Auch wenn er ziemlich groß für sein Alter war, ging er oft gebückt, um sich vor jenen zu verstecken, die es sich zur Gewohnheit gemacht hatten, ihn zu triezen.

Er hatte hellbraunes Haar, dass im leicht gewellt ins Gesicht viel und so einen Vorhang aus Haaren zwischen ihm und dem Rest der Welt bildete.
Hinter diesen Haaren verbargen sich zwei strahlend blaue Augen und ein sehr blasses, schmales Gesicht - gerade jetzt, da der Tag des Vollmondes näher rückte.

Seine penibel gebügelten Umhänge hingen ihm lose um die knochigen Schultern. Ein weiteres Zeichen, von dem was bevor stand. Remus kam sich vor wie ein Gerippe.

Sarah Lupin warf einen Blick auf ihre Uhr, seufzte dann traurig und bückte sich um ihren Sohn, nicht ohne ihn vorher ein letztes Mal ein gründlichen Inspektion zu unterwerfen, fest in die Arme zu schließen.

Remus fühlte, wie eine einzelne Träne seine Wange hinunter kroch und er wusste, dass es nicht seine war. Er hatte seit Jahren nicht mehr geweint. Nicht seit dem ersten Vollmond.
Seine Mutter schniefte laut und sagte dann sanft :„Remus, Liebling, ich denke ich muss dir nicht noch einmal sagen, wie wichtig es ist, dass du, wenn du in diesem Zug sitzt, aufpassen musst, was du zu den Leuten sagst ?"

Er schüttelte heftig mit dem Kopf. Er wusste es. Seine Zukunft in Hogwarts hing davon ab, dass er sein Geheimnis hüten würde. Und er betete dass es ihm gelänge.

„Auf Wiedersehen, Remus." wisperte sie und selbst Remus mit seinem sensiblen Gehörsinn, musste sich anstrengen, um sie zu verstehen.
Dann richtete sie sich auf und sagte laut: „Versprich mir, immer genug zu essen. Und lerne endlich, mit Leuten zu reden. Du wirst niemals Freunde finden, wenn du deinen Mund nicht aufmachst. Wenn es irgendein Problem gibt, was auch immer es ist, schick sofort Zephyr und schreib es deinem Vater und mir. Wenn dich irgendetwas stört - rede mit Dumbledore. Er ist immer bereit, dir zuzuhören und hat mir versichert, dass seine Tür immer für dich offen steht."

Danach küsste sie ihn und half ihm, sein Gepäck in den Zug zu heben. Dann küsste sie ihn ein weiteres Mal. Dann ging sie. Remus wusste, dass sie mit sich kämpfen musste, um die Tränen zurück zu halten, die in ihren Augen brannten.

Als er erst einmal alleine im scharlachroten Hogwarts Express stand, begab er sich auf die Suche nach einem freien Abteil.
Da er schon ziemlich früh gekommen war, hatte er gedacht, es würde kein großes Problem werden, einen Sitzplatz zu finden.

Aber während seine Mutter und er sich verabschiedet hatten, hatte der Zug sich gefüllt und jeder hielt einen Platz für ihre oder seine Freunde frei.
Da Remus von sich aus eher ein Einzelgänger war (aus verständlichen Gründen) wollte er niemanden seine Gegenwart aufdrängen. Und so wanderte er durch die Gänge und versuchte, so schnell es eben möglich war, einen Blick in jedes Abteil zu werfen. Wenn dort schon jemand saß, hastete er schnell zurück und setzte seine Suche fort.

Nur einmal wurde er davon abgehalten. Denn gerade als er die Tür eines Abteils aufzog, zischte eine der Insassen: „Schlammblut !" in seine Richtung. Zwei Gedanken schossen durch Remus verwirrten Verstand.
Die erste Frage, die er sich stellte, war, warum jemand einen anderen mit so einem scheußlichen Wort anreden sollte. Und der Zweite : Warum gerade ihn ?

Natürlich, er war kein Reinblüter. Sein Vater war immerhin ein Muggel. Aber seine Mutter stammte aus einer langen Linie reiner Magier ab.

Er war gerade dabei, zu einer Antwort anzusetzen, als diejenige die gesprochen hatte, ein Mädchen mit langem blondem Haar, ein paar Jahre älter als er und einem arroganten Gesichtsausdruck sich zu ihrem Begleiter umdrehte, einem Jungen, ungefähr in seinem Alter mit sorgfältig gepflegtem schwarzem Haar und grauen Augen und sagte :

„Von diesen Leuten halte dich bloß fern, Sirius. Der kommt bestimmt nach Huffelpuff. Nieten wie er tun das meistens. Was willst du hier Schlammblut?"
Dann drehte sie sich wieder zu Remus um, ihre Augen waren kalt wie Eis.
„Hau ab und hör auf unser Abteil zu verpesten. Sirius - mach die Tür zu!"

Der Junge namens Sirius nickte knapp und stand auf. In seinem Gesicht spiegelten sich pure Verachtung und Arroganz. Seine Augen spiegelte sich jedoch der reine Zynismus über den Befehl des Mädchens.
Mit einem letzten, leicht höhnischen Blick schlug er Remus die Tür vor der Nase zu. Remus war verwirrt. Er wusste sofort, mit diesem Jungen sollte man sich besser nicht anlegen. Aber er wusste auch, dass dieser Junge irgendwie anders war, als das Mädchen.

Remus schüttelte sich, als versuchte er, das unangenehme Erfahren abzuschütteln und machte sich wieder auf den Weg. Endlich, als er fast am Ende des Zuges angekommen war, fand er ein leeres Abteil und lies sich auf einen der Fenstersitze fallen. Er holte ein Buch aus seiner Tasche, schlug es auf und begann zu lesen.

Lykanthropie - oder - wie komme ich am besten mit der Verwandlung klar? War eines der Bücher die seine Mutter ihm extra für Hogwarts gekauft hatte. Sie hatte es getan, damit er an diesem fremden Ort, wo vieles vielleicht beängstigend und neu war, etwas hatte, das ihm helfen konnte, mit der Situation klar zu kommen. Sie hatte sogar den Einband verhext.

Für jeden anderen sah das Buch nun aus wie eine Ausgabe von Einfache Zaubersprüche für jede Gelegenheit.

Es war eine interessante Lektüre, das musste Remus zugeben. Was ihn störte war der ständige Zusatz des Autors.

Auch wenn es keine Heilung gibt …

Er war gerade bei Kapitel 3.2 Wie widerstehe ich dem Drang jemanden zu beißen als von irgendwo her eine schrille Mädchenstimme schallte:

„James Potter ! Ich hasse dich! Es war ein Fehler sich Lily Evans zum Feind zu machen - und das werde ich immer bleiben - dein Feind!"

Remus zuckte zusammen. Aber viel Zeit zum Nachdenken blieb ihm nicht, denn plötzlich wurde seine Abteiltür mit einem Ruck aufgerissen und ein Junge schlug sie laut lachend wieder hinter sich zu.

Er war nicht besonders groß aber sein Körper war hager, so dass er größer erschien, als er war. Sein Kopf war bedeckt mit so sturmzerzausten Haaren, dass er auch, anstatt über einen Bahnhof, durch einen Hurrikane gelaufen sein könnte. Seine großen, haselnussbraunen Augen waren eingerahmt von einer kreisrunden Brille die ihm unbemerkt auf die Spitze seiner langen Nase gerutscht war. Er trug einen Umhang. Allerdings keinen Schulumhang sondern einen von der Art, wie sie die traditionellen Zaubererfamilien Zuhause trugen.

Der seltsame Junge brauchte einige Augenblicke um zu bemerken, dass er nicht allein war. Als er Remus bemerkte, richtete er sich auf und rückte seine Brille zurück auf sein Nasenbein. Dann machte er eine übertriebene Begrüßung in Remus Richtung.

Er grinste Breit und sein freundlicher Gesichtsausdruck war genau das Gegenteil des Jungen von vorhin.
Remus fragte sich, wie lange dieses Grinsen wohl halten würde, wenn der Junge herausfinden würde, was er wirklich war.

„Hallo", sagte der Junge, ohne irgendetwas von Remus dunklen Gedankengängen mit zu bekommen. In seinen Augen funkelten fröhlich.
„Ich bin James Potter. Es tut mir sehr leid, dass ich hier so reingeplatzt bin aber ich war auf der Flucht vor einer ziemlich Angst einflößenden Rothaarigen die es leider Gottes auf mich abgesehen hat." Er zwinkerte Remus zu und schien den Drang zu unterdrücken, wieder laut loslachen zu müssen. „Was hast du gesagt, wie war dein Name?"

Remus starrte ihn an. „Ähm, ich hab gar nichts gesagt. Aber ich heiße Remus. Remus Lupin.

Falls das überhaupt möglich war, wurde James Grinsen noch breiter als es ohne hin schon war.
„Es ist mir eine Ehre. Du bist auch Erstklässler, oder? Gut. Ich hatte schon Angst, ich würde hier allein sein, in diesem Haufen von humorlosen reinblütigen Trotteln, die ich zu meinem Leitwesen schon auf den Partys meines Vater kennen lernen musste. Ich sage dir, ein Haufen Idioten an denen jede Müh vergeblich ist. Es tut gut mal ein neues Gesicht zu treffen - eines das nicht darauf aus ist dich bis zur Besinnungslosigkeit zu verfluchen - wenn du verstehst was ich meine. Du erlaubst doch?"

James machte es sich auf dem Sitz gegenüber von Remus bequem.

„Ähm, ich verstehe nicht …?" Remus fühlte sich völlig überrannt von diesem Jungen, der wie am Laufband zu reden schien. Zum ersten Mal dachte er, jemanden getroffen zu haben, der ein bisschen übergeschnappt war. Und das, obwohl der ihn erst zwei Minuten kannte. Und er wusste, in dem Redenschwall, der auf seine Worte folgen würde, würde jedes seiner Worte untergehen.

„Na ja, eigentlich ist es meine Schuld. Übernimm immer die Verantwortung für das was du tust - sagt mein Dad immer." begann James - nicht ganz so ernsthaft wie seine Worte vielleicht schienen. - Und das tue ich! Ich habe mir nur einen kleinen Scherz mit dieser angriffslustigen Rothaarigen erlaubt. Wer konnte denn ahnen, dass sie gleich so in die Luft geht, wenn man einen Ballon über ihrem Kopf zerplatzen lässt? Dabei war das Wasser in dem Ballon nicht mal kalt. Sie wird in null-komma-nichts wieder trocken sein. Gerade jetzt, da Kelly sich eingemischt hat."

James machte einen angeekelten Gesichtsausdruck. Wer auch immer diese Kelly war, James war nicht besonders warm mit ihr.

„Kelly?" fragte Remus. Wie sollte das denn weitergehen? Sollte er ab nun nur noch in Ein-Wort-Sätzen kommunizieren, wenn er mit diesem Jungen zusammen war?

„Meine Cousine. Sie ist schon in der siebten Klasse und jetzt sie auch noch Schulsprecherin. Pfft. Sie wird ab heute wie ein Schatten an mir kleben. Und das, bis ich Hogwarts verlasse. Da kannst du dir sicher sein.
Du hättest ihr Gesicht sehen sollen, als die Rothaarige sich auf dem Gang wegen mir fast heiser geschrien hat. Darum bin ich auch so schnell abgehauen, versteh'ste? Sie hatte diesen Gesichtsausdruck, als hätte sie das dringende Bedürfnis mich an irgendwen zu verpetzen."

James sah nicht besonders verängstigt aus bei dieser Aussicht. Um die Wahrheit zu sagen, er sah eher noch fröhlicher aus, bei dem Gedanken an das Kommende.

„Du siehst nicht aus, als ob dich das stören würde."

„Oh, ich liebe es, Kelly zu ärgern. Sie ist perfekt. Verstehst du was ich meine? Sie braucht einfach mal ab und zu ein bisschen Abwechslung, sonst staubt sie noch ein. Aber genug von mir. Was tust du so, wenn du dazu verdammt bist, in einem langweiligen Zug fest zu sitzen?"

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Die Fahrt nach Hogwarts wurde so ganz anders, als Remus es sich vorgestellt hatte. James, so stellte sich heraus, kam aus einer Familie mit langer Tradition. Er schien alles über die magische Welt zu wissen und war durchaus bereit, sein Wissen mit dem einsamen Jungen zu teilen, den er gerade erst kennen gelernt hatte.

Er war um ehrlich zu sein ziemlich naiv und das war es, was Remus Sorgen bereitete. Allerdings nicht für lange, denn schon bald hatte James' mitreißende Art auch ihn erfasst. Es war nicht schwer, sich mitreißen zu lassen, denn der schwarzhaarige Junge hatte ein auffälliges Interesse daran, Remus als Freund zu gewinnen.
Schnell fand sich Remus mit James in einem hitzigen Einer-Gegen-Einen Explodierendes Kartenspiel wieder. Während dessen redete James und redete und redete. Es ist wohl nicht nötig zu erwähnen, dass James einen ziemlichen Rededrang an den Tag legte. Er redete einfach über alles was ihm in den Sinn kam, sprang von einem Thema zum nächsten, ohne dass es einen besonderen Zusammenhang gegeben hätte. Es grenzte an ein Wunder dass er sich noch nicht an seiner eigenen Zunge verschluckt hatte.

Remus war total verwirrt von diesem seltsamen Jungen, aber James hatte einen Charme, den niemand so einfach ignorieren konnte und so kam es, dass Remus selbst zögerlich Anekdoten zum Besten gab, Witze austauschte und über James verrückte Geschichten lachte. Und, auch wenn es nur für einen kleinen Moment war, war er ein ganz normaler Junge.

Während der Zugfahrt wurde glitt ab und zu die Abteiltür auf und Leute die James offensichtlich von irgendwo kannte, streckten ihre Köpfe hinein um ihn zu grüßen oder ab und zu auch um ihn zu beleidigen.

James nahm alles ziemlich locker, aber Remus konnte sehen, dass James die meisten Leute gar nicht sehen wollte, besonders diejenigen, die ihn beleidigten. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, dass das wohl die „humorlosen reinblütigen Trottel" waren, von denen James vorher gesprochen hatte.

So schlecht schienen sie Remus gar nicht, aber während der Zeit, die Remus mit James verbracht hatte, hatte er gemerkt, dass der andere Junge zwar hoch in der Sozialen Ordnung der magischen Welt stehen musste, seine Interessen jedoch ganz und gar nicht auf diesem Gebiet lagen. Wahrscheinlich war das der Grund, warum er seinesgleichen nicht leiden konnte.

Irgendwann während der Fahrt kam eine alte Frau mit einem, mit Süßigkeiten beladenen Wagen an ihrem Abteil Halt machte. Freundlich fragte sie, ob die beiden Jungen etwas von dem Wagen haben wollten.
Sofort war James Feuer und Flamme. Und obwohl Remus protestierte, er könne sich selbst etwas kaufen, ignorierte James ihn und drückte der Frau einen Batzen Münzen in die Hand und fing an, Süßigkeiten und Essen in ihr Abteil zu laden.

Die Menge an Süßigkeiten, die sich nun auf dem Sitz neben James stapelte, hätte gereicht um ihnen beiden genug Süßigkeiten für ihr gesamtes Jahr zu liefern. So jedenfalls dachte Remus. In Wahrheit war der Berg in einer überraschend kurzen Zeit aufgebraucht. Obwohl man dazu sagen muss, dass James fast alles alleine aufaß.

Remus zögerliche Frage, wie er denn so viele Süßigkeiten auf einmal in sich hineinstopfen konnte, erwiderte James, in dem kürzesten Satz, den Remus bis jetzt von ihm zu hören bekommen hatte, dass er Zuhause wenig Süßes aß und deshalb hier drin die Möglichkeit sah, verlorene Zeit aufzuholen.

Er erklärte nicht, warum er Zuhause nur wenige Süßigkeiten aß und Remus, in der Angst, er könnte sich irgendwie unbeliebt machen und ausgeschlossen werden, fragte nicht weiter nach.

Eine Weile später, sie hatten ungefähr die Hälfte der Zugfahrt hinter sich und James hatte eine frische Hand Spielkarten auf der Hand, öffnete sich die Tür zu ihrem Abteil und ein großes Mädchen mit braunem, zu einem Zopf geflochtenem Haar betrat das Abteil. Sie hatten einen ziemlich strengen Gesichtsausdruck, der sich schlagartig verfinsterte, als sie James erblickte. Und auch James guckte, als hätte er soeben eine Bertie Bott's Bohne mit äußerst bitterem Geschmack erwischt.

Aber schon einen Augenblick später und ein Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus.

„Na wen haben wir denn da, einen guten Nachmittag wünsche ich, meine liebe Cousine."
Begrüßte er sie vergnügt.
„Wie kann ich dir weiterhelfen?"

Das Mädchen, Remus nahm stark an dass es sich hierbei um Kelly handelte, starrte den immer noch grinsenden James finster an.
„Irgendwann wird dich deine große Klappe noch in große Schwierigkeiten bringen, James" knurrte sie. „Ich habe überall nach dir gesucht, Cousin, und ich denke du weißt warum."

„Auch wenn es mich betrübt, Kelly, aber ich habe leider keine Ahnung warum ich plötzlich auf deiner Prioritätenliste auf Platz 1 gelandet bin, klär mich bitte auf."

Remus beobachtete den Wortwechsel mit wachsendem Interesse. James war ein guter Schauspieler, das war ihm sofort klar. Es war absolut klar, dass er wusste, was er getan hatte um seine Cousine so wütend zu machen.
Das amüsierte Funkeln in seinen Augen war das Einzige, was ihn verriet.

Wie er gesagt hatte, er liebte es, seine Cousine auf die Palme zu bringen. Und genau dort befand sie sich jetzt.

„Du kleiner Quälgeist." zischte sie. „Tante Laura und Onkel Gavin mögen dir das durchgehen lassen, aber ich werde das garantiert nicht tun. Ich bin die Schulsprecherin in diesem Jahr und ich werde dich genau im Auge behalten!
Mach nur einen klitzekleinen Fehltritt und ich verpass dir Nachsitzen bis zum Ende deiner Schulzeit! Hast du das verstanden, Cousin?"

„Oh, ich denke ich habe es ziemlich gut verstanden." antwortete James, nun mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme.

„Und versprechen kann ich dir das, Kelly. Ich mich nie von deinen Drohungen einschüchtern lassen und ich habe nicht vor, das jetzt zu tun. Du magst durch Hogwarts stolzieren so viel du willst und mit deinem dämlichen Abzeichen kannst du vielleicht die anderen Schüler und Lehrer beeindrucken. Aber ich bin nach Hogwarts gekommen um Spaß zu haben und das werde ich auch. Wenn du versuchst mich aufzuhalten, bedeutet das Krieg. Willst du das, Kelly? Du weißt, wozu ich fähig bin."

Kelly schoss die Zornesröte ins Gesicht. Sie ragte über ihrem im Gegensatz zu ihr eher kleineres Cousin wie eine Rachegöttin. „Das bedeutet dann wohl Krieg, du kleiner Quälgeist. Ich werde dich verfolgen, du wirst keinen Schritt machen, ohne dass ich es weiß. Du wirst soviel Nachsitzen müssen, dass es wie ein Ausrufezeichen über deinem Kopf schweben wird. Der Verdacht wird immer auf dich fallen. Und erwarte nicht, dass Tante Laura nicht von jeder deiner Eskapaden erfährt."

„Fein." antwortete James ohne zu zögern.

„Fein!"

„Fein!"

„FEIN!" schrie Kelly und verlies schließlich das Abteil. Die Tür fiel geräuschvoll hinter ihr zu.
Remus, den besonders der letzte Teil der Unterhaltung ziemlich verwirrt hatte, hätte erwartet einen niedergeschlagenen oder ängstlichen James zu sehen, aber James Gesichtsausdruck war eher nachdenklich und grübelnd.
Aber als er Remus Blick auf sich spürte, sah er schnell auf, grinst und wedelte mit dem Kartendeck.

„Spielchen ?"

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Am Bahnhof Hogsmeade angekommen und in ihren Schulumhängen (obwohl James nur widerwillig seine häusliche Robe gegen den Schulumhang getauscht hatte) verließen sie den Zug voll Vorfreude auf das Kommende.

Aber mit der kalten Nachtluft, die über Remus Wangen strich kamen auch die dunklen Gedanken zurück. Was, wenn er und James nicht zusammen in ein Haus kommen würden? Remus spürte, wie sein Lächeln langsam schwand. Die Fröhlichkeit wich den Zweifeln. Was würde jetzt aus ihm werden?

James dagegen schien von Remus Angst gar nichts mit zu bekommen. Er blickte sich eifrig auf dem Bahnhof um. Er plauderte fröhlich mit Remus und schien die ängstliche Stimmung, die alle anderen Erstklässler erfasst hatte (es ging das Gerücht um, dass man in der Auswahlprüfung gegen fiese dunkle Geschöpfe kämpfen musste - und wenn man nicht bestand würde man nach Hause geschickt) ganz und gar zu ignorieren.
Er malte sich in den tollsten Fantasien aus, wie er und Remus auch die schlimmsten Prüfungen gemeinsam einfach bestehen konnten.

Auf der schwach beleuchteten Plattform herrschte ein reges Treiben. Der Strom von Schülern schien in eine bestimmte Richtung zu führen und James und Remus waren gerade dabei, sich den anderen anzuschließen, als eine mächtige Stimme über den Bahnhof schallte und alle Köpfe sich schlagartig zum Urheber umdrehten.

„Ers'klässler, Ers'klässler zu mir!" polterte die gewaltige Stimme vom anderen Ende des Bahnsteiges. Sie war deutlich zu hören auch weit über dem eifrigen Geschnatter der älteren Schüler hinweg.

Remus traute seinen Augen kaum als er versuchte, die Person ausfindig zu machen und eine riesige Gestalt erblickte, die sich gegen die Masse von Schülern auf die zu bewegte. Es war ein Riese - ein wilder, grobschlächtiger Riese, dessen Gesicht fast vollständig von wild wucherndem Haar und Bart verdeckt wurde. Seine Kleidung hätte, allein vom Stoff, für drei ausgewachsene Menschen gereicht und die Erde schien unter jedem seiner Schritte zu beben und zu stöhnen.

„Heilige Scheiße." murmelte James neben ihm, offensichtlich vor Erfurcht erstarrt. Bei dem Gedanken daran, dass es viel brauchte um einen James Potter zu beeindrucken, war Remus schon um einiges wohler. Bis er merkte, dass James nicht mehr neben ihm stand. Ohne lange zu zögern, war er einfach so auf den Riesen zu gerannt. Etwas zögerlich folgte Remus. Er kam gerade rechtzeitig um zu hören, wie James etwas taktlos „Sind sie ein Riese?" fragte. Um ihn herum war hörbares Einatmen vor Erfurcht und vielleicht auch ein bisschen vor Furcht, von den anderen Erstklässern die ebenfalls dem Ruf des gigantischen Mannes gefolgt waren, zu hören.

Der Mann gluckste, allerdings mit einem komischen Funkeln in seinen Augen. „Nö, das bin ich nich. Mein Name 's Hagrid. - Ich bin der Wildhüter hier in Hogwarts. Nu' - sin' alle Ers'klässler hier ?"

Ein zustimmendes Murmeln war die Antwort. Hagrid deutete auf eine dunkle glitzernde Fläche, die wie sich herausstellte, ein großer See war. „Freut mich euch kennen zu lernen. Aber jetzt ab in die Boote !"

„Boote?" hörte Remus jemanden schwach murmeln, als wäre jemanden auf einmal sehr schlecht.

„Imma vier in ein Boot!" rief Hagrid „Kommt schon! Beeilt euch!"

Es war keine große Überraschung, dass James einer der Ersten war, der sich in eines der Boote fallen lies, dicht gefolgt von Remus, der auf keinen Fall mit jemanden zusammen sitzen wollte, den er nicht kannte. Die zwei anderen in ihrem Boot waren ein kleines mausgraues Mädchen mit gelocktem schwarzem Haar die in ihrem Sitz zusammenzusinken schien und ein blonder Junge, offensichtlich ein Muggelgeborener, nach dem ungläubigen Gesichtsausdruck zu schließen mit dem er alles um sich herum bestaunte.

Schnell waren alle Kinder auf die Boote verteilt und Schloss Hogwarts erschien über einem der Felsen, hell erleuchtet. Die Bote fuhren wie von selbst auf das geöffnete Eingangsportal zu.

Eine strenge Hexe mit Namen Professor McGonagall, ihr Name hatte auch auf dem Hogwarts Brief gestanden, den Remus immer wieder voll ungläubigem Staunen durchgelesen hatte, brachte sie in die Große Halle in der vier lange Tische standen, die sich bis zum Podest mit dem Lehrertisch erstreckten. Als sie die Erstklässler knapp begrüßte, entschied Remus dass das hier wohl nicht unbedingt eine Frau war, mit der man sich anlegte und beschloss für sich ihr keinen Grund zu geben, ihn zu bestrafen.

Remus Ängste fuhren derweilen zu Höchstformen auf. Die Möglichkeit, er könnte nicht mir James in einem Haus sein, vergiftete seinen Verstand und füllte ihn völlig aus. Jemanden zu treffen wie James, der einen mit offenen Armen empfing und nett zu einem war, war eine Chance von eins zu einer Millionen. Und trotzdem war es passiert und Remus hatte keinen Grund zur Annahme, dass er noch mal so ein unverschämtes Glück haben würde.

Es hatte sich so gut angefühlt, mit James im Zug zu sitzen. Er hatte sich normal gefühlt und er konnte und wollte diese sieben Jahre jetzt nicht alleine verbringen, nun da er den ersten flüchtigen Geschmack von Freundschaft geschmeckt hatte.

Sein Magen schlug einen Purzelbaum als er am anderen Ende der Halle einen alten, zerfetzten Hut auf einem Stuhl liegen sah.

James dagegen war sich anscheinend immer noch nicht bewusst, dass die meisten der Erstklässler um sie herum in Furcht verstummt waren und dass Remus am Rande eines Nervenzusammenbruchs stand. Im Gegenteil, er flüsterte Remus munter weiter Details über die Schule und ihre Schülerschaft zu während sie die Halle durchquerten, vorbei an vielen starrenden Gesichtern.

Es schien in nicht zu kümmern, dass dieses Ereignis ihr gesamtes späteres Leben an Hogwarts bestimmen würde. Alles was er tat, war sich laut zu wundern, was sie denn nun als Test erwarten würde.

Erleichterung machte sich breit (außer bei James, der, so sagte er Remus, auf einen Kampf mit einem dreiköpfigen Drachen gehofft hatte) als klar wurde, dass alles was sie tun mussten, einen alten Hut aufzusetzen und zu warten in welches der vier Häuser er sie einteilte. (Das jedenfalls hatte Remus aus dem zugegeben etwas wirren Lied herausgehört, das der Hut nun zum Besten gab)

Als das Lied geendet hatte, stellte sich Professor McGonagall wieder vor der verängstigten Schar der Erstklässler auf sagte ihnen, dass sie warten mussten, bis ihr Name aufgerufen würde.
Sie entrollte eine lange Rolle Pergament und begann vorzulesen.

„Angleforth, Dana."

„Huffelpuff!"

„Aster, David!"

„Ravenclaw!"

„Armsworth, Tessa."

„Ravenclaw!"

Die erste Gryffindor, war das Mädchen, dass in ihrem Boot mitgefahren war und auf den Namen „Banks, Haley" hörte.
Nervös setzte sie den Hut ab und machte sich auf den Weg zum laut klatschenden Tisch unter dem rot-goldenen Banner des Löwen.
Sie nahmen sie beigeistert in ihre Mitte auf.

Da Remus schon so einiges aus James Geschichten wusste und die Gryffindors ihre neuen Mitglieder sehr herzlich willkommen hießen, kreuzte Remus die Finger und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass der Hut „Gryffindor!" rufen würde, wenn er an die Reihe kommen würde.

Wie auch immer, er wusste, dass er wahrscheinlich, wie auch seine Mutter vor ihm in Ravenclaw landen würde. Er war eher der fleißige und stille Schüler und seiner Meinung nach, was Ravenclaw das wahrscheinlichste Haus. Er war sich ziemlich sicher, dass das nicht auf James zutraf und das hellte seine Stimmung nicht gerade auf.

Nach weiteren B's rief McGonagall nach „Black, Sirius."

Remus hatte von seinem Platz in der Reihe einen guten Ausblick auf den Jungen, den er als den Jungen aus dem Zug wieder erkannte nach vorne trat und sein Umhang sich fast schon majestätisch bauschte während er mit großen Schritten auf den Hut zuschritt.

Immer noch mit einem ziemlich arroganten Gesichtsausdruck auf dem hübschen Gesicht setzte er sich den alten, geflickten Hut auf den Kopf. So saß er da, mit einem etwas bitteren Lächeln auf den blassen Lippen und wartete auf den Urteilsspruch. Er sah aus, als wüsste er schon genau, was der Hut sagen würde.

Der Hut brauchte so lange wie bei keinem anderen vorher. Er schien hin und her abzuwägen, wohin er den Jungen schicken sollte. Und als sich schließlich die Krempe öffnete, schallte laut und deutlich „Gryffindor!" in die Halle hinaus.

In der Halle herrschte Totenstille. Und dann langsam begannen einige zu flüstern und einige hatten einen verwirrten bis entsetzten Gesichtsausdruck auf dem Gesicht. Irgendetwas war faul. Remus musste nur zum Slytherintisch blicken um zu wissen, dass irgendetwas ganz und gar nicht so gelaufen war, wie es sollte. Die Gesichtszüge des blonden Mädchens waren wie erstarrt.
Für sie war Gryffindor keine Option gewesen und es war definitiv nicht das, was sie erwartet hatte.

Aber als Remus Blick den Ravenclawtisch streifte erblickte er unter der Masse der schockierten Gesichter eines, das fröhlich, ein bisschen stolz aber auch mit ein bisschen Zweifel zu ihnen aufblickte. Ein älteres Mädchen, wahrscheinlich schon siebte Klasse mit langen braunen Locken und scharfen Gesichtszügen. Ihre grauen Augen waren auf Sirius Black fixiert, der den Hut immer noch nicht abgenommen hatte.

Neben ihm hörte er, wie James einen leisen Pfiff ausstieß. Er hob fragend eine Augenbraue, denn James als ein Reinblüter wusste sicher mehr über diese Angelegenheit als er.
„Blacks kommen immer nach Slytherin." sagte er und zögerte dann, als wollte er sich selbst korrigieren, wurde jedoch von einem strengen Blick von Professor McGonagall zum Schweigen gebracht.

Wie Fassade schien nun der Gesichtsausdruck von Sirius Blacks Gesichts zu bröckeln. Er sah verängstigt aus, aufgeregt und ein bisschen verwirrt.
Seine Schritte waren nicht länger weit und schreitend, als er sich auf den Weg zum Gryffindortisch machte.

Ein paar Namen später wurde „Evans, Lily" aufgerufen. Sie war ein kleines rothaariges Mädchen, das war alles war er erkennen konnte, dann lies sie sich auf den Stuhl fallen und setzte den Hut auf. Neben ihm konnte er spüren wie James sich verkrampfte. Als der Hut sie nach Gryffindor schickte, sah Remus wie James einen Flunsch zog frustriert murmelte „Was hab ich bloß falsch gemacht?"

Schneller als ihm lieb war, hörte Remus, wie sein Name aufgerufen wurde.
Seine Füße fühlten sie wie Blei an. Er schluckte schwer, aber er konnte sich einfach nicht bewegen. Was, wenn der Hut ihn vor allen als Werwolf darstellen würde? Was wenn er von allen ausgelacht werden würde und dann von der Schule fliegen würde? Er könnte es nicht ertragen, zu sehen, wie James Gesicht vor Abscheu verziehen würde.

Wenn James in nicht mit einem kräftigen Stoß in die Rippen in die Wirklichkeit zurück geholt hätte, wäre er wohl für immer da stehen geblieben, gefangen in seiner eigenen Welt. Nun gab es kein Zurück.
Er atmete schwer, als er alle Augen in der Halle auf ihn gerichtet fühlte. Er setzte den Hut auf.

Nun, du bist ziemlich außergewöhnlich, nicht?" murmelte eine Stimme in seinem Kopf. Er zuckte unwillkürlich zusammen. Er blickte sich um, aber um ihn war nichts außer der Dunkelheit des Hutes. „Jemanden wie dich hab ich noch nie hier gesehen. Verliert Dumbledore jetzt den Verstand - oder weiß er nicht, auf was er sich da einlässt? Oh ja, er weiß es! Ich kann deinen Verstand sehen, Junge - was ein bemerkenswert helles Köpfchen du bist. Du würdest wirklich gut nach Ravenclaw passen. Aber ich sehe eine Bestimmung die größer ist als das und diese Bestimmung kannst du nur in einem Haus erfüllen …

GRYFFINDOR!

Vom lautstarken Monolog des Hutes und dem Begeisterungssturm der Gryffindors fast taub bewegte Remus sich wie in Trance zu eben jenem Tisch und setzte sich neben Sirius Black, der allerdings mit einem kalten und angewiderten Gesichtsausdruck von ihm abrückte.
Das schwache Lächeln, dass Remus ihm schenkte, wurde einfach ignorierte und Remus entschied dass es keine Möglichkeit gab, diesen Jungen zum reden zu bewegen und wandte sich wieder der Auswahl zu und zu James, der jetzt ungeduldiger denn je aussah.

Es war sehr unterhaltsam ihm zuzusehen und auf seinem Gesicht abzulesen, was er von den Personen dachte, die den Häusern zugeteilt wurden.
Besonders lustig wurde es als „Palmer, Keira" eine Gryffindor wurde und James in sich zusammenzusinken schien und sein Gesicht einer schmerzverzehrten Maske glich.

Endlich wurde „Potter, James" aufgerufen und Remus kreuzte unter dem Tisch seine Finger. James schritt aus der Masse der Erstklässer, grinsend und in seinen Augen funkelte es gefährlich.

Er ging extra langsam die steinernen Stufen hoch, sich wohl darin bewusst, dass ihn alle in der Halle beobachteten. Dann drehte er sich plötzlich um und warf seiner Cousine, die am Ravenclawtisch sitze einen Luftkuss zu. McGonagall blaffte ihn an, er solle endlich weitergehen und Kellys Gesicht verdunkelte sich vor Zorn.

James setzte sich auf den Stuhl und stülpte sich den Hut über den Kopf. Der Hut schien gerade erst seinen Kopf berührt zu haben, als er auch schon mit lauter Stimme verkündete: „Gryffindor!"

James, davon total unbeeindruckt und setzte sich mit einem stolzen Grinsen an den Gryffindortisch genau zwischen Remus und den kleinen, etwas pummeligen Jungen der auf den Namen „Pettigrew, Peter" geantwortet hatte.

Als das Auswahlverfahren beendet war und auch das Fensteressen von den hunderten hungrigen Jungen und Mädchen verschlungen worden war, erhob sich der Schulleiter und erhob die Hände und sofort wurde es in der Halle still. Und Remus sah zum ersten Mal den Mann, der wahrscheinlich unbewusst, sein ganzes Leben verändert hatte, indem er einen einzelnen Brief gesendet hatte.

„Ein neues Jahr hat begonnen - mag es nun gut werden, oder schlecht," begann er. „Und wie in jedem Jahr möchte ich einige wichtige Ankündigungen machen. Zuerst einmal möchte ich unseren Erstklässern mitteilen und die älteren Schüler daran erinnern," seine Augen funkelten vergnügt, „dass der Walt auf unseren Ländereinen von keinem Schüler betreten werden darf. Zwischen den Stunden ist auf den Korridoren keine Zauberei erlaubt. Unsere Liste der verbotenen Gegenstände enthält außerdem ab heute Fangzähnige Frisbees. Die komplette Liste ist bei Bedarf an der Tür unseren Hausmeisters, Mr. Filch zu finden."

„Des Weiteren werden die Schüler der zweiten bis siebten Jahrgänge, die dem Quidditchteam beirr-"

Remus, der gespannt den Ankündigungen des Schulleiters gelauscht hatte, wurde von James lautstarken Bekundungen, wie unfair diese Regelung doch sei, in seiner Konzentration gestört.
Er schüttelte seinen Kopf über den Jungen und wisperte ihm zu dass er für einen Jäger, seiner Position, noch zu klein war, denn niemand würde einen Jäger wollen, der von jedem vorbeigehenden Spieler zertrampelt werden würde.

Bevor er überhaupt realisierte, was er gerade getan hatte und sich Sorgen darüber machen konnte, James Freundschaft wegen dieser Äußerung zu verlieren, hatte James sich unter den Tisch gebückt um sein Lachen zu verbergen. Er erntete einen weiteren konsternierten Blick von Black und einige weitere von den älteren Schülern.

Dumbledore hatte gerade geendet und allen Schülern eine gute Nacht gewünscht als er noch eine letzte Anmerkung machte.
„Ich möchte euch darüber informieren, dass Prof. Sprout unsere Lehrerin für Kräuterkunde ein weiteres gefährliches Gewächs in ihre Sammlung aufgenommen hat. Bei diesem Gewächs handelt es sich um eine seltene Art der Weide. Und, lasst es euch eine Warnung sein, eine ziemlich gewalttätige Weide dazu. Bitte, setzt euer Leben nicht unnötig aufs Spiel und ignoriert meine Warnung. Ich habe euch gewarnt."

Die Schüler standen auf und machten sich auf den Weg zu ihren Schlafsälen, gähnend oder eifrig über den neuen Baum diskutierend.
Eine Schülerin mit einem silbernen Abzeichen rief alle Gryffindor - Erstklässler zu sich und führte sie in den Gryffindorturm und zu ihren Schlafsälen.

Remus und James sahen sich noch eine Weile in dem großen, kreisrunden Raum um und überlegten, wo sie die nächste sieben Jahre zum lernen oder faulenzen am besten verbringen sollten.
Der Raum war voll gestopft mit plüschigen roten Armsesseln und im Kamin prasselte ein lustiges Feuer und Remus fühlte sich sofort wie Zuhause.

Als sie endlich ihren Schlafsaal betraten, bestaunte Remus immer noch alles mit demselben Ausdruck, der ihm seit dem Morgen nicht mehr vom Gesicht weichen wollte.

Vier weiche Betten mit scharlachroten Vorhängen standen ihn dem achteckigen Raum, der für die nächsten sieben Jahre ihr Schlafsaal sein würde. Bei einem Bett waren bereits die Vorhänge fest zugezogen und in dem anderen konnte man den schon tief schlafenden Peter Pettigrew entdecken.

„Dann muss das Black sein." James deutete auf das erste Bett. „Er scheint nicht besonders glücklich darüber zu sein, mit uns einen Schlafsaal zu teilen."

„Nun, so glücklich bin ich auch nicht darüber." gab Remus zu und seufzte. Auch wenn Black ziemlich unfreundlich zu ihnen war, musste er sich nicht auch noch unnötigerweise abgrenzen. Aber er entschied sich, dass er im Moment sowieso nichts tun konnte.

Und er so zog er sich um und schloss die Vorhänge um sein Bett.

Und so endete unser erster Tag in Hogwarts.

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