Disclaimer: Ich verdiene hiermit kein Geld und auch die Personen der Story gehören nicht mir, sondern J.K. Rowlingund allen, die da noch Rechte dran haben.
Für Maren und Cara, die mir immer neue Ideen gegeben haben.
Du - Meine Tochter
Ich sitze vor dem Kamin. Das Feuer brennt, da die Nächte im März immer noch unter den Gefrierpunkt rutschen.
Ich sehe gebannt zu wie die Hitze einen weiteren Scheit ins verderben reißt und ihn verzehrt. Meine Augen folgen den Schatten die über die Wände huschen und das rot-gold eigentlich gemütlich und geborgen erscheinen lassen sollten, aber für mich ist es das nicht. Die Farben Gryffindors verwandeln sich in die Farben der Schlangen.
Von alten Erinnerungen ergriffen stehe ich auf und krame in meinem Sekretär. Da ist sie. Die Schublade von der niemand weiß. Die Stücke meiner Erinnerung beherbergt, die ich so lange zu verdrängen versucht habe und doch nicht konnte. Ich ziehe eine Mappe hervor. Sie hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Langsam gehe ich zurück zu meinem Sessel und schlage den schwarzen Ordner in meinen Händen auf.
Viele Menschen meinen ich sei stark. Meinen, dass nichts mich erschüttern kann.
Mich, die Hauslehrerin von Gryffindor.
Mich, Minerva McGonagall.
Meine Gedanken wandern in längst vergangene Zeit als ich das Foto sehe, das zuoberst auf vielen Blättern liegt die schon anfangen zu vergilben. Du lächelst mir entgegen. Damals warst du acht Jahre alt. Mein ganzer Stolz!
Ein Mädchen mit langen braunen Haaren und einem schlagfertigen Mund.
Heute lächelst du nicht mehr. Dein Mund ist immer noch schlagfertig, aber nicht in diesem Sinne, nicht wie früher.
Meine Finger legen das Foto zur Seite, greifen ein neues auf. Kurz vor deiner Einschulung in Hogwarts. Dein Vater steht neben dir, legt seinen Arm vertrauensvoll um dich, nicht ahnend was siebeneinhalb Jahre später geschehen wird. Ich war damals schon Hauslehrerin von Gryffindor und lehrte Verwandlung. Ich war stolz auf dich, dachte, dass du auch eine Löwin werden würdest, die ein großes und spannendes Leben vor sich haben wird. Ja, du hast ein spannendes Leben.
Ich hatte es mir anders gewünscht, so gehofft, war davon überzeugt gewesen, dass es so sein wird wie meines.
Aber es war eben nur ein Traum, eine Erwartung.
Du hat sie nicht erfüllt, wolltest sie nicht erfüllen.
Ich erinnere mich noch genau. Die Auswahlzeremonie. Ich setzte dir den Sprechenden Hut auf. Warte. Warte, dass gleich der Tisch mit den Farben Rot und Gold aufspringen und jubeln wird. Stille.
„SLYTHERIN!" Meine Knie geben nach, ich kann mich kaum noch aufrecht halten. Nein! Alles bloß nicht das, nicht zu den Schlangen! Du schreitest zum Slytherintisch und wirfst mir noch ein süffisantes, leicht boshaftes Lächeln zu. In diesem Augenblick habe ich dich verloren. In diesem Augenblick habe ich meine Tochter verloren. Es wird mir heute erst klar.
Nach einigen Tagen bin ich über den ersten Schock hinweg und hoffe, dass du so bleibst wie du bist. Aufrichtig, ehrlich und freundlich. Wie dumm war ich doch. Wollte die Realität nicht wahr sein lassen, wollte nicht sehen was ich sah. Ich lebte in einer Scheinwelt.
Viele Menschen meinen ich sei stark. Meinen, dass nichts mich erschüttern kann.
Mich, die Hauslehrerin von Gryffindor.
Mich, Minerva McGonagall.
Meine Hände legen auch dieses Foto zur Seite und blättern durch die Papiere darunter. Ein Blatt bleibt wie festgeklebt an ihnen hängen. Es ist ein Brief. Ein Brief aus der fünften Klasse. An mich adressiert mit deiner großen, geschwungenen und stark nach rechts gekippten Handschrift.
Sehr geehrte Professor McGonagall,
hiermit möchte ich Sie bitten sich von meinen Privatangelegenheiten zu entfernen, soweit
sie sich nicht in Bezug auf das Brechen von Schulregeln belaufen.
Armanda McGonagall
P.S.
Ich brauche keine Babysitterin!
Spätestens jetzt hätten sich mir die Augen öffnen müssen, aber sie taten es nicht.
So distanziert, so kühl, so abweisend. Das war schon lange nicht mehr meine Tochter. Aber ich Närrin wollte es nicht wahr haben! Wie dumm war ich doch.
Eine Träne bahnt sich ihren Weg meine Wange hinab. Fällt auf den Brief.
Zwei Jahre danach hast du es getan, hast mich verstoßen. Ich war für dich nicht mehr deine Mutter.
Du und deine Freunde gingen einen anderen Weg. Einen Weg in die Dunkelheit.
Und du ließest sogar deinen Namen zurück.
Warum hast du das getan? Warum hast du mich verlassen?
Warum war dir die Dunkelheit lieber als das Licht?
Warum hasst du mich?
Weil du mir beweisen wolltest das du anders bist als ich, das du nicht ich bist?
Oder waren es deine Freunde denen du gefolgt bist?
Ich glaube ich weiß warum du mich nicht mochtest. Ich war immer präsent immer und überall. Du hattest keinen Ort an den du dich zurückziehen konntest, da ich ja deine Lehrerin war.
Ich habe einen der größten Fehler gemacht, die man machen kann. Ich wollte, dass du wirst wie ich. Aber gleichzeitig solltest du auch nicht die Schwächen haben die ich habe. Deshalb magst du mich nicht, deshalb verwandelte sich deine Liebe langsam in Hass. Nicht die pubertäre Ablehnung gegen die Eltern die wohl jeder Jugendliche durchmacht. Es war und ist Hass. Blanker Hass.
Viele Menschen meinen ich sei stark. Meinen, dass nichts mich erschüttern kann.
Mich, die Hauslehrerin von Gryffindor.
Mich, Minerva McGonagall.
Ich erhebe mich. Verlasse meine Gemächer und mache mich auf den Weg nach draußen.
Das Foto auf dem du mich anlächelst nehme ich mit. Während ich laufe denke ich wieder zurück.
Du hattest dich abgekehrt. Nicht nur von mir, auch von deinem Vater. Er hatte dir nichts getan.
Warum musste er leiden?
Du hast ihn umgebracht, warum nicht mich? Dein schlagfertiger Mund war schneller als sein Gegenzauber. Warum musste ich weiterleben?
War das alles kühle Berechnung von dir oder eher von deinem Mann? Ich mochte ihn nie, aber du scheinst ihn zu lieben.
Viele Menschen meinen ich sei stark. Meinen, dass nichts mich erschüttern kann.
Mich, die Hauslehrerin von Gryffindor.
Mich, Minerva McGonagall.
Ich stehe am Ufer des Sees. Mache einen Schritt. Das Wasser ist kühl. Die Kälte der Luft spüre ich schon lange nicht mehr. Ich setzte meinen Weg fort.
Du scheinst deinen Mann wirklich zu lieben, ansonsten wärst du ihm nicht sogar nach Azkaban gefolgt. Genauso wie deine beste Freundin Bellatrix ihrem Mann folgte.
Jetzt bist du wieder frei. Der Dunkle Lord ist wieder neu erstarkt und hat dich zurückgeholt, weil du sein Zeichen so treu auf deinem Arm trägst. Du bist, wie ich gehört habe, eine seiner engsten Vertrauten.
Du bist jetzt frei und wirst wieder Angst und Schrecken unter den Menschen anrichten indem du sie folterst, quälst und danach tötest. Alles unter einem anderen Namen. Ich war und bin immer deine Mutter gewesen.
Viele Menschen meinen ich sei stark. Meinen, dass nichts mich erschüttern kann.
Mich, die Hauslehrerin von Gryffindor.
Mich, Minerva McGonagall.
Das Wasser erreicht meine Schultern. Aber das Foto lasse ich trotzdem nicht los. Allmählich werden meine Füße taub und mein Körper hört auf mir zu gehorchen.
Du hast deinen Vater getötet, hast deine Kindheit ausgelöscht und bist eine der
gefürchtetsten Anhängerinnen des Dunklen Lords geworden. Und jetzt tötest du auch mich.
Unter einem anderen Namen.
Morgen werden sie mich finden. Das gesamte Haus Gryffindor wird geschockt sein und Slytherin wird in Jubel ausbrechen. Viele werden sagen, dass ich zu feige war mich dem Kampf gegen das Böse zu stellen und nur einer wird mich verstehen. Er wird die Mappe finden und verstehen. Aber Albus wird mein Geheimnis nicht verraten. Er wird es für sich behalten, an meinem Grab Blumen niederlegen, eine Grabrede halten und weiterleben. Aber ich kann es nicht.
Ich habe mit dem Leben abgeschlossen.
Du hast es zerstört.
Willentlich.
Denk wenigsten noch einmal daran, dass ich deine Mutter war,
wenn du die Meldung von meinem Tod hörst.
Du.
Armanda McGonagall.
Du.
Maria Dolohov
24.07.04 Rubinonyx
Egal, obeuch die Story gefallen hat oder nicht, ich freue mich über jeden Review. ;-)
